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Importrestriktionen bei Gold in Indien vor der Lockerung?

19.05.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis startet mit Gewinnen in die neue Handelswoche. Brent verteuert sich am Morgen auf 110 USD je Barrel und nähert sich damit wieder dem in der vergangenen Woche verzeichneten 3-Wochenhoch. Preistreibend sind vor allem Nachrichten aus Libyen, welches ins Chaos zu stürzen droht. Dort kam es am Wochenende landesweit zu schweren Auseinandersetzungen. Bewaffnete stürmten das Parlament in Tripolis, im Osten des Landes kam es zu Kämpfen zwischen Milizen und Islamisten und im Westen zu neuerlichen Protesten, welche zur erneuten Schließung eines gerade wieder geöffneten Ölfeldes geführt haben.

In der letzten Woche hatte die Einigung mit den Protestierenden im Westen des Landes noch Hoffnungen auf eine steigende Ölproduktion geweckt. Diese Hoffnungen sind ein weiteres Mal enttäuscht worden. Die libysche Ölproduktion ist inzwischen wieder auf 200 Tsd. Barrel pro Tag gefallen, nachdem sie Ende letzter Woche laut der staatlichen libyschen Ölgesellschaft NOC noch bei 300 Tsd. Barrel pro Tag lag und eigentlich weiter auf 500 Tsd. Barrel pro Tag steigen sollte.

Ein nennenswerter und dauerhafter Anstieg des Produktionsniveaus erscheint nach den jüngsten Meldungen illusorisch. Damit gewinnt auch die Warnung der Internationalen Energieagentur von Ende letzter Woche mehr Gewicht, welche eine Einengung des Ölmarktes im zweiten Halbjahr sieht, falls die OPEC ihr Angebot nicht deutlich erhöht. Der Brentölpreis dürfte zusätzlich unterstützt durch den Ukraine-Konflikt auf dem gegenwärtig hohen Niveau verharren und möglicherweise sogar noch weiter steigen.


Edelmetalle

Die von der BJP angeführte Nationale Demokratische Allianz (NDA) hat bei den Parlamentswahlen in Indien einen Erdrutschsieg erzielt und 337 der insgesamt 543 Sitze errungen. Die BJP allein hat dabei mit 283 Sitzen die absolute Mehrheit erreicht. Die BJP wird als reformorientiert, liberal und wirtschaftsfreundlich angesehen. Schon im Vorfeld der Wahlen seit Mitte Februar hatte der indische Aktienmarktindex Sensex 30 über 20% auf ein neues Allzeithoch zugelegt und die Indische Rupie von 62 auf nun 58,4 und damit ein 11-Monatshoch gegenüber dem USD aufgewertet.

Die jüngste Stärke der INR und eine Verbesserung der Leistungsbilanz - hier stehen die Zahlen für Q1 zwar noch aus, im 3. und 4. Quartal 2013 hat sie sich aber deutlich verbessert - gibt der neuen Regierung Raum, um die strengen Goldimportbestimmungen zu lockern.

Die Einführung der Importrestriktionen vor knapp einem Jahr hatte die indische Goldnachfrage im zweiten Halbjahr 2013 einbrechen lassen. Entsprechend würde eine Lockerung der Beschränkungen - neben einer Senkung der Importsteuer von derzeit 10% ist hier inbesondere die Aufhebung der 80/20-Regel zu nennen - den Goldpreis unterstützen. Zwar sinkt mit der steigenden wirtschaftlichen Zuversicht der Bedarf an Gold als sicheren Hafen.

Die treibenden Faktoren für eine höhere Goldnachfrage Indiens dürfte jedoch nicht mehr die Angst vor Kaufkraftverlust durch Inflation oder Währungsabwertung, sondern vielmehr die günstige Ausgangslage - der Goldpreis in INR ist auf ein 4-Monatstief gefallen - und ein langfristig steigender Wohlstand sein.

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Industriemetalle

Der Stahlpreis (IODEX 62%, CFR Nordchina) ist erstmals seit 20 Monaten unter die psychologisch wichtige Marke von 100 USD je Tonne gefallen. Vor allem der massive Angebotsanstieg hat die Preise von knapp 140 USD noch im Dezember 2013 um fast 30% fallen lassen. Die Stahlnachfrage in China war zuletzt zwar robust. So hat China im April 2,295 Mio. Tonnen täglich produziert und damit 1,3% mehr als im März. In den ersten zehn Mai-Tagen ist die Produktion wohl sogar rekordhoch gewesen. Damit steigt aber am Stahlmarkt die Gefahr einer Überproduktion und einer schwächeren Nachfrage und fallenden Produktpreisen in der Zukunft.

Einen ähnlichen Effekt auf die Wirtschaftslage wie der BJP-Sieg in Indien könnte ein möglicher Wahlsieg von Joko Widowo in Indonesien bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen haben, der als Reformer angesehen wird. Zwar gehen die meisten Beobachter aktuell davon aus, dass das seit dem Jahresbeginn geltende Exportverbot für unbehandelte Erze bestehen bleibt.

Wir sehen allerdings Chancen dafür, dass diese zumindest gelockert werden, zum Beispiel für die Unternehmen, die bereits mit dem Bau der Nickelschmelzen begonnen haben. Der jüngste Preisanstieg, der auf das Exportverbot zurückzuführen ist, war aus unserer Sicht auch stark spekulativ getrieben, wobei die Anzahl ausstehender Kontrakte weiterhin sehr hoch bleibt. Die LME-Lagerbestände haben sich nach dem Rückgang Ende März nun wieder erholt und liegen mit rund 280 Tsd. Tonnen auf einem historisch gesehen sehr hohen Niveau.


Agrarrohstoffe

Seit der Weizenpreis in Chicago am 6. Mai bei 744 US-Cents je Scheffel ein 14-Monatshoch erreichte, hat er um 10% nachgegeben und notiert mittlerweile nur noch bei 670 US-Cents. Zum einen sind Gründe dafür am Weizenmarkt selbst zu finden: Niederschläge in wichtigen US-Anbaugebieten bringen nach der langen Trockenheit Entlastung, was sich in einem verbesserten Zustand der US-Winterweizenpflanzen zeigen dürfte.

Das US-Landwirtschaftsministerium USDA veröffentlicht aktuelle Daten dazu heute Abend. Auch die Schätzung des USDA, dass die weltweite Weizenproduktion 2014/15 die Nachfrage wird decken können, hat zum Preisrückgang beigetragen. Zum anderen drückt der zügige Fortgang der Maisaussaat in den USA auf den Preis des Konkurrenzprodukts Weizen. In der vorletzten Woche konnten die US-Landwirte den Rückstand bei der Aussaat bereits vollständig aufholen.

Der Exekutivdirektor der Internationalen Kakaoorganisation ICCO hat angesichts der besser als erwarteten Zwischenernte in Westafrika die Prognose für die weltweite Kakaoproduktion 2013/14 um 60 Tsd. Tonnen auf 4,16 Mio. angehoben. Da er auch die Schätzung für die Verarbeitung etwas erhöhte, dürfte die ICCO vorerst bei der Erwartung eines weiteren Angebotsdefizits bleiben. Der weltgrößte Schokoladenproduzent Barry Callebaut erwartet dagegen bereits einen ausgeglichenen Markt.




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