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Angespannte Märkte bei Platin, Palladium und Zink

21.05.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt weiter nahe 110 USD je Barrel. Der WTI-Preis stieg nach dem Kontraktwechsel in der Nacht auf 103 USD je Barrel. Mit dazu beigetragen haben die gestern nach Handelsschluss veröffentlichten Lagerdaten des American Petroleum Institut. Die US-Rohöllagerbestände sind demnach in der letzten Woche überraschend kräftig um 10,3 Mio. Barrel zurückgegangen. Das war der stärkste Lagerabbau in einer Woche seit Ende November 2013.

Ausschlaggebend hierfür war eine höhere Rohölverarbeitung der Raffinerien. Zudem kam es zu einem deutlichen Rückgang der Rohölimporte. Das US-Energieministerium gibt die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag bekannt. Nach den API-Daten bestehen für die bereits recht hohe Markterwartung eines Lagerabbaus um 5,6 Mio. Barrel Aufwärtsrisiken. Die Ölpreise dürften daher gut unterstützt bleiben.

China hat im April nach Angaben der Zollbehörde knapp 800 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag aus dem Iran importiert. Das waren mehr als doppelt soviel wie im Vorjahresmonat und stellte zugleich ein Rekordniveau dar. Der Iran hat laut IEA auch im April mehr Rohöl exportiert als die erlaubten 1 Mio. Barrel täglich. Um diese Grenze noch einzuhalten, müssten die Exporte in den verbleibenden beiden Monaten des im November vereinbarten 6-Monatszeitraumes auf deutlich unter 1 Mio. Barrel pro Tag sinken.

Derzeit laufen Gespräche zwischen den sechs Weltmächten und Iran. Bis zum 20. Juli soll eine endgültige Lösung des Atomstreits erzielt werden und eine Aufhebung der Sanktionen stehen. Das zusätzliche Angebot aus dem Iran würde helfen, das weiterhin fehlende Angebot aus Libyen auszugleichen.


Edelmetalle

Eine starke Nachfrage aus der Automobilindustrie und seitens der Investoren gepaart mit Angebotsrisiken in Südafrika und Russland führen zu zunehmenden Anspannungen am Platin- und Palladiummarkt: Johnson Matthey, der weltgrößte Verarbeiter dieser Metalle, rechnet laut einem gestern veröffentlichten Bericht mit einem deutlichen Anstieg der Angebotsdefizite.

Bei Palladium soll dieses mit 1,6 Mio. Unzen auf den höchsten Stand seit mindestens 34 Jahren steigen. Auf der Angebotsseite von Palladium rechnet Johnson Matthey mit starken Rückgängen der Minenproduktion in den größten Produzentenländern Südafrika und Russland um 7% bzw. 5%. Zeitgleich wird ein Zuwachs der Bruttonachfrage um fast 11% erwartet.

Das Angebotsdefizit bei Platin soll in diesem Jahr um rund 30% gegenüber dem Vorjahr auf 1,2 Mio. Unzen steigen, wobei das letztjährige Defizit nochmals um mehr als 300 Tsd. Unzen nach oben revidiert wurde. Die Platinminenproduktion in Südafrika soll laut Johnson Matthey in diesem Jahr auf weniger als 4 Mio. Unzen und damit das niedrigste Niveau seit mindestens 15 Jahren fallen, was auf die anhaltenden Streiks zurückzuführen sein dürfte.

Platin kostet in der Folge mit 1.480 USD je Feinunze inzwischen fast 190 USD je Feinunze mehr als Gold, was zuletzt beim Beginn des Streiks in Südafrika vor vier Monaten der Fall war. Palladium verteuert sich auf 830 USD je Feinunze und somit den höchsten Stand seit August 2011. Angesichts des angespannten Marktes, ist weiterhin mit gut unterstützten Preisen zu rechnen.

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Industriemetalle

Die Konjunkturschwäche in China - dazu dürfte der morgen zur Veröffentlichung anstehende vorläufige Einkaufsmanagerindex von HSBC für Mai Hinweise liefern – konnte der Metallnachfrage noch nichts anhaben. Laut der chinesichen Zollbehörde sind die Importe von nahezu allen Metallen im April wieder gestiegen. Seit Jahresbeginn hat China 262,3 Tsd. Tonnen Zinkraffinade und 675,6 Tsd. Tonnen Zinkkonzentrat importiert und damit 39% bzw. 17,5% mehr als im Vorjahr.

Nichtsdestotrotz sind die Zinkbestände in Shanghai, Tianjin und Guangdong laut SMM vom Hoch im Februar bereits um rund ein Drittel gefallen. Auch die LME-Lagerbestände sind seit Anfang 2013 um rund 40% auf weniger als 740 Tsd. Tonnen gefallen und liegen damit nur noch knapp über dem Niveau von März 2011. Der Rückgang der Bestände ist auf eine deutliche Angebotsverknappung zurückzuführen. So hat laut der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) der Weltzinkmarkt im 1. Quartal ein Defizit von 17 Tsd. Tonnen ausgewiesen.

Die dafür verantwortlichen Faktoren waren eine robuste Nachfrage gepaart mit einem unzureichenden Anstieg der Metallproduktion. Der LME-Zinkpreis hat sich seit dem Jahresbeginn dennoch kaum verändert und bewegt sich schon seit Monaten in einem relativen engen Band zwischen 1.950 und 2.100 USD je Tonne. Wir rechnen jedoch damit, dass der Zinkpreis beflügelt von einer Konjunkturerholung in China in diesem Jahr auf 2.200 USD je Tonne im 4. Quartal steigen wird. Für das Jahr 2015 erwarten wir sogar einen Durchschnittspreis von 2.300 USD je Tonne.


Agrarrohstoffe

Das russische Analysehaus Sovecon schätzt die russische Weizenernte 2014 und die Exporte der Saison 2014/15 mit 50 Mio. und 17,5 Mio. Tonnen leicht niedriger ein als das US-Landwirtschaftsministerium mit 52 Mio. bzw. 19 Mio. Tonnen. Die USDA-Schätzung bewegt sich auf Vorjahresniveau, Sovecon prognostiziert bei beiden Größen eine leichte Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr. Vor allem im Süden des Landes ist es derzeit sehr heiß und trocken. Noch sind die Böden feucht genug. Dies kann sich aber ändern, wenn die Hitzewelle anhält. Der Erntebeginn wird für Ende Juni erwartet.

Die Aussicht auf weitere Angebotsüberschüsse in den kommenden Jahren dürfte es den Kautschukpreisen schwer machen, sich nachhaltig zu erholen. Das Analysehaus The Rubber Economist erwartet auch für die Jahre 2015 und 2016 Überschüsse, die sich aus einem schwächeren Wirtschaftswachstum Chinas und der Erntereife vieler neuer Plantagen ergeben sollen. Auch ein El Niño-Phänomen in der zweiten Jahreshälfte mit erhöhter Trockenheit im asiatisch-pazifischen Raum dürfte dies nicht verhindern.

Der Kautschukmarkt weist bereits seit 2011 Überschüsse auf, und die Lagerbestände im größten Verbrauchsland China sind sehr hoch. Seit Jahresbeginn ist der Preis in Singapur nochmals um 25% auf 170 US-Cents je Kilogramm gesunken und hat damit seit der Preisspitze Anfang 2011 fast 70% verloren.




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