US-Ölimporte fallen auf 17-Jahrestief
22.05.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise setzen ihren Aufwärtstrend fort. Brent steigt auf ein 2½-Monatshoch von knapp 111 USD je Barrel. WTI notiert mit 104 USD je Barrel so hoch wie seit mehr als einen Monat nicht mehr. Der im Mai überraschend auf ein 5-Monatshoch gestiegene vorläufige Einkaufsmanagerindex von HSBC in China dürfte den Ölpreisen heute weiteren Auftrieb geben.
Die US-Rohöllagerbestände fielen in der letzten Woche laut US-Energieministerium um 7,2 Mio. Barrel. Der Lagerabbau war zum größten Teil auf Entwicklungen an der US-Golfküste zurückzuführen, wo die Rohölbestände von einem Rekordniveau um 5,7 Mio. Barrel fielen. Hauptverantwortlich für den Rückgang der Ölvorräte waren die auf ein 17-Jahrestief gesunkenen Importe. Die US-Rohölproduktion stieg dagegen auf den höchsten Stand seit 28 Jahren.
Nach zehn Verhandlungsjahren haben die russische Gazprom und die chinesische CNPC gestern in Anwesenheit der Präsidenten beider Länder einen Gasliefervertrag im Wert von 400 Mrd. USD unterzeichnet. Über 30 Jahre sollen jährlich 38 Mrd. Kubikmeter Erdgas von Russland nach China fließen. Zwar wurden bislang keine Details, insbesondere zu Preisen und Preisformel, veröffentlicht; rein rechnerisch kommt man aber auf rund 350 USD je Tausend Kubikmeter, was am unteren Rand der im Vorfeld diskutierten Preisspanne von 350 bis 380 USD läge.
Ob Russland dadurch dem Westen Stärke zeigen kann, ist fraglich. Zum einen liefert Russland jährlich rund 150 Mrd. Kubikmeter Erdgas nach Europa und kann daher mit den Lieferungen an China mögliche Ausfälle nicht kompensieren. Zum anderen liegt der ausgehandelte Preis vermutlich deutlich unter den Preisen für langjährige europäische Kunden, was die Verhandlungsposition Gazproms nicht unbedingt stärkt.
Edelmetalle
Gold notiert am Morgen wenig verändert bei rund 1.295 USD je Feinunze. Die Lockerung der indischen Importrestriktionen für Gold nimmt konkrete Formen an: Gestern erteilte die Zentralbank des weltweit zweitgrößten Goldnachfragelandes Importlizenzen an sieben weitere private Institutionen. Damit ist es jetzt 20 staatlichen und privaten Banken sowie anderen Stellen erlaubt, Gold zu importieren. Zudem wurde die Kreditvergabe der Banken an Juweliere zur Finanzierung der Goldimporte gelockert. Diese Maßnahmen dürften das Angebot in Indien erhöhen und die Prämien senken.
Der Verband der indischen Schmuckhändler geht davon aus, dass die monatlichen Goldimporte um 10-15 Tonnen steigen werden. Mit weiteren Erleichterungen - v.a. einer Aufhebung der sog. 80/20-Regel - wird gerechnet, nachdem die neugewählte Regierung unter dem designierten Premierminister Modi am Montag offiziell ins Amt eingeführt ist. Zudem ist eine Senkung der aktuell bei 10% liegenden Importsteuer denkbar.
Eine höhere Nachfrage aus Indien dürfte helfen, die Abflüsse aus den Gold-ETFs auszugleichen. Gestern verzeichnete der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, Abflüsse von 3,3 Tonnen. Seit Quartalsbeginn sind 36 Tonnen aus dem SPDR Gold Trust abgeflossen. Die Bestände des SPDR Gold Trust liegen mit rund 777 Tonnen inzwischen auf dem tiefsten Stand seit Dezember 2008.
Industriemetalle
Der von HSBC ermittelte vorläufige chinesische Einkaufsmanagerindex ist von 48,1 im April auf 49,7 im Mai gestiegen. Zwar bleibt er damit weiter unter der Marke, welche die Grenze zwischen Ab- und Aufschwung bildet. Dennoch zeigt er eine Verbesserung, vor allem wohl wegen der ausländischen Nachfrage nach chinesischen Gütern. Die Metallnachfrage in China bleibt gleichfalls robust. Die chinesischen Importe an Kupferraffinade und -konzentrat sind im April um 86,5% bzw. 18,7% ggü. Vorjahr gestiegen. Insgesamt hat China seit Jahresbeginn mit 1,34 Mio. Tonnen 56% mehr Kupferraffinade als im Vorjahr importiert.
Nichtsdestotrotz sind die Lagerbestände an der SHFE allein in den vergangenen zwei Monaten um mehr als die Hälfte auf unter 100 Tsd. Tonnen geschrumpft. Auch die LME-Lagerbestände für Kupfer sind mit weniger als 180 Tsd. Tonnen auf den niedrigsten Stand seit September 2008 gefallen. Damit haben sich die Lagerbestände vom Hoch im letzten Juni bei rund 678 Tsd. Tonnen um fast drei Viertel reduziert.
Der Abbau seit Jahresbeginn ging mit der Auslieferung aufgrund sog. "gekündigter Lagerscheine" einher, wobei ein Großteil des Abbaus in asiatischen Lagerhäusern stattfand. Die massiven Lagerabflüsse und eine starke Nachfrage Chinas erklären auch eine Versteilerung der Termin-Kurve am vorderen Ende. Die Spot-Prämie über den 3-Monatskontrakt war kürzlich auf über 60 USD je Tonne gestiegen. Wir gehen von steigenden Kupferpreisen in diesem Jahr aus.
Agrarrohstoffe
Das russische Landwirtschaftsministerium hat seine Prognose für die diesjährige russische Getreideernte auf 100 Mio. Tonnen nach oben korrigiert. Dies wäre die beste Ernte seit sechs Jahren. Bislang ging man von 95-98 Mio. Tonnen aus. Da etwa 60% der Getreideernte in Russland auf Weizen entfallen, würde die Weizenernte voraussichtlich bei ca. 60 Mio. Tonnen liegen. Die russische Regierung ist damit deutlich optimistischer als das Analysehaus Sovecon, welches wie gestern berichtet eine leicht rückläufige russische Weizenernte von 50 Mio. Tonnen erwartet.
Die Weizenernte in der EU dürfte laut einer Reuters-Umfrage auf ein 6-Jahreshoch steigen. Die befragten Teilnehmer rechnen im Median mit einer Weichweizenernte von 137,5 Mio. Tonnen, nach 134,3 Mio. Tonnen im Vorjahr. Der Anstieg ist vor allem auf Großbritannien zurückzuführen, wo es aufgrund besserer Witterungsbedingungen als im Vorjahr zu einer deutlichen Ausweitung der Anbaufläche kam.
Die Ernten in den beiden wichtigsten Produzentenländern Frankreich und Deutschland werden ähnlich hoch eingeschätzt wie im Vorjahr. Das hohe Angebot an Weizen in der EU und Russland spricht für nachgebende Weizennotierungen an der Liffe in Paris. Dort ist der Preis zuletzt wieder unter die Marke von 200 EUR je Tonne gefallen. Wir rechnen mit einem Preisniveau von 185 EUR je Tonne am Jahresende.
Die Ölpreise setzen ihren Aufwärtstrend fort. Brent steigt auf ein 2½-Monatshoch von knapp 111 USD je Barrel. WTI notiert mit 104 USD je Barrel so hoch wie seit mehr als einen Monat nicht mehr. Der im Mai überraschend auf ein 5-Monatshoch gestiegene vorläufige Einkaufsmanagerindex von HSBC in China dürfte den Ölpreisen heute weiteren Auftrieb geben.
Die US-Rohöllagerbestände fielen in der letzten Woche laut US-Energieministerium um 7,2 Mio. Barrel. Der Lagerabbau war zum größten Teil auf Entwicklungen an der US-Golfküste zurückzuführen, wo die Rohölbestände von einem Rekordniveau um 5,7 Mio. Barrel fielen. Hauptverantwortlich für den Rückgang der Ölvorräte waren die auf ein 17-Jahrestief gesunkenen Importe. Die US-Rohölproduktion stieg dagegen auf den höchsten Stand seit 28 Jahren.
Nach zehn Verhandlungsjahren haben die russische Gazprom und die chinesische CNPC gestern in Anwesenheit der Präsidenten beider Länder einen Gasliefervertrag im Wert von 400 Mrd. USD unterzeichnet. Über 30 Jahre sollen jährlich 38 Mrd. Kubikmeter Erdgas von Russland nach China fließen. Zwar wurden bislang keine Details, insbesondere zu Preisen und Preisformel, veröffentlicht; rein rechnerisch kommt man aber auf rund 350 USD je Tausend Kubikmeter, was am unteren Rand der im Vorfeld diskutierten Preisspanne von 350 bis 380 USD läge.
Ob Russland dadurch dem Westen Stärke zeigen kann, ist fraglich. Zum einen liefert Russland jährlich rund 150 Mrd. Kubikmeter Erdgas nach Europa und kann daher mit den Lieferungen an China mögliche Ausfälle nicht kompensieren. Zum anderen liegt der ausgehandelte Preis vermutlich deutlich unter den Preisen für langjährige europäische Kunden, was die Verhandlungsposition Gazproms nicht unbedingt stärkt.
Edelmetalle
Gold notiert am Morgen wenig verändert bei rund 1.295 USD je Feinunze. Die Lockerung der indischen Importrestriktionen für Gold nimmt konkrete Formen an: Gestern erteilte die Zentralbank des weltweit zweitgrößten Goldnachfragelandes Importlizenzen an sieben weitere private Institutionen. Damit ist es jetzt 20 staatlichen und privaten Banken sowie anderen Stellen erlaubt, Gold zu importieren. Zudem wurde die Kreditvergabe der Banken an Juweliere zur Finanzierung der Goldimporte gelockert. Diese Maßnahmen dürften das Angebot in Indien erhöhen und die Prämien senken.
Der Verband der indischen Schmuckhändler geht davon aus, dass die monatlichen Goldimporte um 10-15 Tonnen steigen werden. Mit weiteren Erleichterungen - v.a. einer Aufhebung der sog. 80/20-Regel - wird gerechnet, nachdem die neugewählte Regierung unter dem designierten Premierminister Modi am Montag offiziell ins Amt eingeführt ist. Zudem ist eine Senkung der aktuell bei 10% liegenden Importsteuer denkbar.
Eine höhere Nachfrage aus Indien dürfte helfen, die Abflüsse aus den Gold-ETFs auszugleichen. Gestern verzeichnete der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, Abflüsse von 3,3 Tonnen. Seit Quartalsbeginn sind 36 Tonnen aus dem SPDR Gold Trust abgeflossen. Die Bestände des SPDR Gold Trust liegen mit rund 777 Tonnen inzwischen auf dem tiefsten Stand seit Dezember 2008.
Industriemetalle
Der von HSBC ermittelte vorläufige chinesische Einkaufsmanagerindex ist von 48,1 im April auf 49,7 im Mai gestiegen. Zwar bleibt er damit weiter unter der Marke, welche die Grenze zwischen Ab- und Aufschwung bildet. Dennoch zeigt er eine Verbesserung, vor allem wohl wegen der ausländischen Nachfrage nach chinesischen Gütern. Die Metallnachfrage in China bleibt gleichfalls robust. Die chinesischen Importe an Kupferraffinade und -konzentrat sind im April um 86,5% bzw. 18,7% ggü. Vorjahr gestiegen. Insgesamt hat China seit Jahresbeginn mit 1,34 Mio. Tonnen 56% mehr Kupferraffinade als im Vorjahr importiert.
Nichtsdestotrotz sind die Lagerbestände an der SHFE allein in den vergangenen zwei Monaten um mehr als die Hälfte auf unter 100 Tsd. Tonnen geschrumpft. Auch die LME-Lagerbestände für Kupfer sind mit weniger als 180 Tsd. Tonnen auf den niedrigsten Stand seit September 2008 gefallen. Damit haben sich die Lagerbestände vom Hoch im letzten Juni bei rund 678 Tsd. Tonnen um fast drei Viertel reduziert.
Der Abbau seit Jahresbeginn ging mit der Auslieferung aufgrund sog. "gekündigter Lagerscheine" einher, wobei ein Großteil des Abbaus in asiatischen Lagerhäusern stattfand. Die massiven Lagerabflüsse und eine starke Nachfrage Chinas erklären auch eine Versteilerung der Termin-Kurve am vorderen Ende. Die Spot-Prämie über den 3-Monatskontrakt war kürzlich auf über 60 USD je Tonne gestiegen. Wir gehen von steigenden Kupferpreisen in diesem Jahr aus.
Agrarrohstoffe
Das russische Landwirtschaftsministerium hat seine Prognose für die diesjährige russische Getreideernte auf 100 Mio. Tonnen nach oben korrigiert. Dies wäre die beste Ernte seit sechs Jahren. Bislang ging man von 95-98 Mio. Tonnen aus. Da etwa 60% der Getreideernte in Russland auf Weizen entfallen, würde die Weizenernte voraussichtlich bei ca. 60 Mio. Tonnen liegen. Die russische Regierung ist damit deutlich optimistischer als das Analysehaus Sovecon, welches wie gestern berichtet eine leicht rückläufige russische Weizenernte von 50 Mio. Tonnen erwartet.
Die Weizenernte in der EU dürfte laut einer Reuters-Umfrage auf ein 6-Jahreshoch steigen. Die befragten Teilnehmer rechnen im Median mit einer Weichweizenernte von 137,5 Mio. Tonnen, nach 134,3 Mio. Tonnen im Vorjahr. Der Anstieg ist vor allem auf Großbritannien zurückzuführen, wo es aufgrund besserer Witterungsbedingungen als im Vorjahr zu einer deutlichen Ausweitung der Anbaufläche kam.
Die Ernten in den beiden wichtigsten Produzentenländern Frankreich und Deutschland werden ähnlich hoch eingeschätzt wie im Vorjahr. Das hohe Angebot an Weizen in der EU und Russland spricht für nachgebende Weizennotierungen an der Liffe in Paris. Dort ist der Preis zuletzt wieder unter die Marke von 200 EUR je Tonne gefallen. Wir rechnen mit einem Preisniveau von 185 EUR je Tonne am Jahresende.