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Zunehmende Abwärtsrisiken für die Ölpreise

03.06.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis fällt am Morgen auf ein 3-Wochentief von 108,6 USD je Barrel. WTI handelt nur knapp über dem gestern verzeichneten 2-Wochentief von 102,1 USD. Freundliche Konjunkturdaten aus den USA und China (siehe auch Industriemetalle auf Seite 2) sorgten nur kurzzeitig für Unterstützung. Ansonsten nehmen aber die Abwärtsrisiken zu. Laut Daten des irakischen Ölministeriums sind die Ölexporte des Irak im Mai auf 2,582 Mio. Barrel pro Tag gestiegen. Damit lagen die Ausfuhren 8% über dem Niveau des Vormonats.

Durch die Eröffnung eines neuen Terminals werden die Exportkapazitäten zudem um 800 Tsd. Barrel pro Tag steigen. Die Erreichung des für 2014 ausgegebenen Ziels von 3,4 Mio. Barrel pro Tag scheint daher realistisch, obwohl Exportkapazitäten von 400 Tsd. Barrel pro Tag im Norden aufgrund der Beschädigung einer Pipeline und des Streits zwischen der Zentralregierung in Bagdad und der Provinzregierung in Kurdistan über Vermarktungsrechte fehlen.

Auch seitens der Marktpositionierung mehren sich die Warnsignale. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent stiegen in der Woche zum 27. Mai um weitere 11,4 Tsd. Kontrakte und liegen mit 216 Tsd. Kontrakten nur noch 4% unter dem im vergangenen August verzeichneten Rekordniveau. Bei WTI fehlen sogar nur noch 1% zum bisherigen Rekordniveau.

Extreme Positionierungen stellen oft Wendepunkte bei der Preisentwicklung dar. Der Konflikt in der Ostukraine, die Spannungen des Westens mit Russland, welche durch den heutigen Besuch von US-Präsident Obama in Polen nochmals zutage treten dürften, und die Lieferausfälle in Libyen stehen einem Preisrückgang derzeit noch entgegen.

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Edelmetalle

Im Vorfeld der EZB-Sitzung am Donnerstag zeigt sich der Goldpreis heute Morgen nahezu unverändert bei rund 1.245 USD je Feinunze. Eine Erholung dürfte bislang unter anderem durch die jüngst berichteten niedrigen Inflationszahlen aus verschiedenen Euro-Ländern verhindert worden sein. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Lockerung der EZB-Geldpolitik, was den Euro belastet.

Die Privatinvestoren sehen das aktuelle Preisniveau offenbar nicht als günstige Einstiegsgelegenheit an. Darauf deuten zumindest die Absatzzahlen für US-Goldmünzen hin. Gemäß Daten der US-Münzanstalt wurden im Mai lediglich 35,5 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft, was dem niedrigsten Mai-Wert seit dem Jahr 2008 entspricht.

Die Nachfrage hat sich dabei anscheinend etwas hin zu Silbermünzen verschoben. Denn im Mai wurden 3,99 Mio. Unzen Silbermünzen abgesetzt. Dies waren nochmals gut 15% mehr als im Vorjahresmonat und stellt zugleich das höchste Verkaufsvolumen für den Monat Mai überhaupt dar.

In Südafrika scheint der neue Bergbauminister intensiv zwischen der radikalen Gewerkschaft AMCU und den Platinproduzenten zu vermitteln. Aussagen des Ministers zufolge sei eine Einigung im seit mittlerweile fast 19 Wochen andauernden Streik in greifbare Nähe gerückt. Gut informierten Kreisen zufolge haben die Produzenten ihr Angebot vor allem für die geringfügig bezahlten Arbeiter nachgebessert. Aber selbst wenn der Streik bald beendet sein sollte, dürften noch Monate vergehen, bis die Platinproduktion das vorherige Niveau wieder erreicht.


Industriemetalle

Die Industriemetallpreise wurden gestern durch positive Konjunkturdaten unterstützt. Nach dem offiziellen chinesischen Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe am Wochenende ist gestern auch das US-Pendant, der ISM-Index, im Mai im Monatsvergleich gestiegen. Mit einem Wert von 55,4 wurde dabei ein 5-Monatshoch verzeichnet. Dies deutet daraufhin, dass die US-Wirtschaft nach dem Rückschlag im ersten Quartal im Frühjahr recht kräftig wachsen dürfte. Mittelfristig sprechen sowohl die Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft als auch das Anziehen der US-Konjunktur für höhere Metallpreise.

Die japanischen Aluminiumkäufer haben sich offenbar überraschend schnell in den Verhandlungen mit ihren Lieferanten auf neue Quartalsprämien geeinigt. Industriekreisen zufolge steigen in Japan, dem größten asiatischen Importeur, die Aufschläge auf den LME-Preis für die drei Monate ab Juli auf 400 USD je Tonne. Dies sind 9% mehr als die aktuellen Quartalsprämien und stellt einen Rekordwert dar. Damit haben sich in den Verhandlungen klar die Aluminiumproduzenten durchgesetzt.

Wegen der stark gestiegenen Prämien in den USA und Europa blieb den Konsumenten in Japan aber auch kaum eine andere Wahl. Die anhaltend hohe Zahl von Finanztransaktionen spricht dafür, dass die physischen Prämien in den kommenden Monaten hoch bleiben bzw. weiter steigen werden.


Agrarrohstoffe

Bereits seit Anfang 2013 befinden sich die Kautschukpreise in Singapur auf einer Talfahrt, und es bleibt abzuwarten, ob die Seitwärtsbewegung des letzten Monats eine Bodenbildung bedeutet. Der Preis bewegt sich aktuell nur unweit des im April erreichten tiefsten Standes seit Sommer 2009. Der Kautschukmarkt ist seit Jahren von Überproduktion gekennzeichnet. Umso stärker drückt jede Nachricht über eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums im größten Abnehmerland China auf die Preise.

Nun sollen zudem im größten Produzentenland Thailand 200 Tsd. Tonnen Kautschuk aus staatlichen Lagern verkauft werden. Produzentenverbände protestieren, weil sie davon weiteren Druck auf die Preise erwarten. Der Preisrückgang macht die Ernte, d.h. die Gewinnung von Kautschuksaft aus den Gummibäumen (tapping), und die Neuanlage von Plantagen unattraktiv und veranlasst Arbeitskräfte, in andere Wirtschaftsbereiche abzuwandern. Dies wird sich aber erst mittelfristig im Angebot bemerkbar machen.

Derzeit steigt die Produktion noch immer, weil weitere in der Hochpreisphase 2010/11 angelegte Plantagen erntereif werden. Allerdings soll der Produktionsanstieg Thailands 2014 nur noch maximal halb so hoch sein wie die 10% im Vorjahr. Nach Ansicht der International Rubber Study Group dürfte der globale Überschuss von 384 Tsd. Tonnen 2013 über 241 Tsd. Tonnen 2014 auf 183 Tsd. Tonnen 2015 fallen. Von El Niño wird zwar eine Produktionseinbuße, aber keine umfassende Änderung der Marktlage erwartet.




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