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Preise vor EZB-Sitzung unter Druck

05.06.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist nach einem kurzzeitigen Anstieg auf 109,5 USD je Barrel gestern Abend unter Druck geraten und handelt am Morgen nur noch bei 108 USD. Ähnliches gilt für WTI, welches aktuell bei gut 102 USD handelt, nachdem gestern noch 103,6 USD erreicht wurden. Angesichts nahezu rekordhoher spekulativer Netto-Long-Positionen bei Brent und WTI nahmen einige Marktteilnehmer offensichtlich Gewinne mit, nachdem die G7 bei ihrem gestrigen Treffen keine weiteren Sanktionen gegen Russland verhängten. Die US-Lagerdaten gaben nur kurzzeitig Unterstützung.

Die US-Rohöllagerbestände sind laut US-Energieministerium in der letzten Woche um 3,4 Mio. Barrel gesunken. Damit fiel der Lagerabbau deutlich stärker aus als erwartet und war auch ausgeprägter als beim API-Bericht vom Vortag. Ausschlaggebend waren niedrigere Rohölimporte. Zudem haben die Raffinerien mehr Rohöl verarbeitet. Der Lagerabbau in Cushing setzte sich die achte Woche in Folge fort. Mit knapp 21,4 Mio. Barrel befinden sich die Cushing-Bestände auf dem niedrigsten Niveau seit November 2008.

Innerhalb der letzten vier Monate haben sie sich nahezu halbiert. Als Ergebnis der höheren Rohölverarbeitung stiegen die Lagerbestände von Ölprodukten. Der Lageraufbau bei Benzin lag mit 210 Tsd. Barrel zwar nur knapp über den Erwartungen. Dafür stiegen die Destillatebestände mit gut 2 Mio. Barrel unerwartet kräftig. In der Folge gerieten die Preise für Heizöl und Gasöl unter Druck. Der Gasöl/Brent-Crackspread fiel erstmals seit einem Jahr zwischenzeitlich unter 10 USD je Barrel. Gasöl ist mit 880 USD je Tonne inzwischen so billig wie zuletzt Anfang April, als der Brentölpreis bei weniger als 105 USD je Barrel sein niedrigstes Niveau in diesem Jahr verzeichnete.


Edelmetalle

China steht offenbar vor einem weiteren Schritt zur Liberalisierung des Goldhandels: In der neu errichteten Freihandelszone in Shanghai soll es zukünftig Inhabern von Offshore-Yuan-Konten erlaubt werden, drei Goldkontrakte an der Shanghaier Goldbörse, des größten Goldumschlagplatzes des Landes, zu handeln. Zudem soll die physische Einlieferung von Gold in Lagerhäuser in der Freihandelszone gestattet werden. Zumindest Shanghai wäre dann nicht mehr ausschließlich auf Goldimporte aus Hongkong angewiesen.

Noch ist unklar, ob das Gold auch aus der Freihandelszone nach Festlandchina eingeführt werden darf. Sollte dies zukünftig der Fall sein, könnte Shanghai bei den chinesischen Goldimporten in Konkurrenz zu Hongkong treten, worüber bislang fast die gesamten Goldeinfuhren Chinas abgewickelt werden. Dies würde wohl zu mehr Intransparenz der chinesischen Goldhandelsstatistik beitragen.

Heute Nachmittag findet die mit Spannung erwartete EZB-Sitzung statt, die von vielen Marktteilnehmern als die wichtigste seit Jahren bezeichnet wird. Von besonderem Interesse ist die Pressekonferenz mit EZB-Präsident Mario Draghi, von der sich Aufschluss über die weitere Geldpolitik der EZB erhofft wird. Wir werden morgen an dieser Stelle die wichtigsten Ergebnisse zusammenfassen. Im Vorfeld der EZB-Sitzung zeigt sich der Goldpreis nahezu unverändert bei gut 1.240 USD je Feinunze.


Industriemetalle

Der Nickelpreis handelt am Morgen weiter rund um die Marke von 19.000 USD je Tonne, obwohl die Nickelproduktion in Neukaledonien nach vierwöchiger Unterbrechung wieder aufgenommen wird. Nachdem das brasilianische Unternehmen Vale, der Betreiber der Mine, von der Regierung die Genehmigung erhalten hat, wird die Produktion innerhalb von zehn Tagen schrittweise wieder hochgefahren.

Unterstützt wird der Nickelpreis wohl durch Nachrichten aus Indonesien. Dort hat sich der in den Umfragen zur Anfang Juli stattfindenden Präsidentenwahl führende Politiker Joko Widodo für eine Beibehaltung des Exportverbots von unbehandelten Erzen ausgesprochen.

Die Londoner Metallbörse (LME) hat gestern mitgeteilt, gegen das Gerichtsurteil in der Angelegenheit um die Lagerhaltungspraktiken in Berufung zu gehen. Ende März hatte die LME vor Gericht gegen Rusal, den weltgrößten Aluminiumproduzenten, eine Niederlage einstecken müssen und war dadurch in ihren Bemühungen, vor allem die Wartezeiten zur Auslieferung von Metallen aus LME-Lagerhäusern zu reduzieren, zurückgeworfen worden.

Die Anhörung vor dem obersten Berufungsgericht in Großbritannien ist für Ende Juli angesetzt. Sollten beide Parteien den Gerichtsweg weiter beschreiten, dürfte es unseres Erachtens wohl noch viele Monate dauern, bis es zu spürbaren Änderungen bei den derzeitigen Lagerhaltungspraktiken kommt.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT ist zwischen Ende Mai und Anfang Juni an zehn aufeinanderfolgenden Handelstagen gefallen und hat damit die längste Verluststrecke seit 16 Jahren hinter sich. Gestern stieg der Preis zwar geringfügig, aber schon heute gibt er wieder nach. Mit 610 US-Cents je Pfund ist US-Weizen derzeit so preiswert wie zuletzt vor drei Monaten. Die Gründe hierfür sind nicht unbedingt in den USA zu suchen.

Die Qualität der US-Winterweizenpflanzen hat sich laut letzter Einschätzung des US-Landwirtschaftsministeriums nicht verbessert, sondern lag bei unverändert niedrigen 30% gut bis sehr gut bewerteter Pflanzen. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass sich dies bis zur in Kürze beginnenden Ernte noch nennenswert ändern wird. Für Abgabedruck sorgt vor allem das reichliche Angebot außerhalb der USA. Dort dürften optimale Wachstumsbedingungen für sehr gute Ernten sorgen. Dies gilt sowohl für die EU als auch für Russland und die Ukraine.

Die EU-Kommission hat ihre Schätzung für die diesjährige EU-Weizenernte auf 145 Mio. Tonnen erhöht, was einem Anstieg um knapp 3 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr entspricht. Russland rechnet mit einer 5% höheren Getreideernte als im Vorjahr. Die Ukraine könnte sogar eine rekordhohe Getreideernte erzielen. Unterstützung für die Preise könnte dagegen von der Nachfrageseite kommen. Gestern hat der weltgrößte Weizenimporteur Ägypten eine im Januar eingeführte Qualitätsbeschränkung für den Import von Weizen gelockert, wovon insbesondere Frankreich profitieren dürfte.

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