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EZB liefert Munition - Nur kurze Reaktion der Märkte - DAX knackt 10.000 Marke

06.06.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3660 (07.48 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3503 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.30. In der Folge notiert EUR-JPY bei 139.78. EUR-CHF oszilliert bei 1.2178.

Vorbei die Zeit, in der man sagen konnte die EZB führt Regie mit ruhiger Hand. Im Gegensatz zur federal reserve (FED), Bank of England (BoE) und Bank of Japan (BoJ) hat sie bisher tatsächlich nur in vergleichsweise geringem Umfang Staatstitel angekauft. Seit langer Zeit schrumpft dieser Bilanzposten aber, da die EZB ihr OMT genanntes Kaufprogramm längst beendet hat. Per April liegt der Wert der Staatstitel in der EZB Bilanz bei 172,6 Milliarden Euro.

Die Bank of England verfügt über einen Bestand von 375 Milliarden Englischen Pfund, was ca. 461.000 Milliarden Euro entspricht. Die FED hat inzwischen für über 4.000 Milliarden US-Dollar Anleihen angekauft.

Mit ihrem Schwenk von gestern pendelt die EZB zwar nicht direkt in Richtung von den ausländischen Pendants, dieser Schluss wäre verfrüht. Außerdem hat sie durch ihre Ankündigung zum Kauf von so genannten ABS - kreditbesicherten Wertpapieren - die Erwartungen auf den Erwerb von Staatstiteln vorerst zerstört. Trotzdem erscheinen uns die angekündigten Maßnahmen sehr von den aggressiven Aprilaussagen getrieben. Wer ankündigt, der muss auch liefern, möchte er nicht seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen.

Die kosmetischen Zinsänderungen finden in der Presse ein großes Echo. De Facto ändern werden sie wenig bis gar nichts. Die Liquiditätsausstattung war und ist für die Banken kommod, die Ankündigung, dass im September und Dezember weitere Langfristtender ausgegeben werden sollen, die eine mehrjährige Laufzeit haben, deckt diese Sichtweise. Dieses mal möchte die EZB aber verhindern, dass die aufgenommenen Mittel in Staatstitel investiert werden und möchte die Tenderegschäfte an Bedinungen binden. Die Kreditvergabe solle so angeregt werden. Wir sind ebenfalls, wie auch viele unserer Kollegen, skeptisch was diese Vorgehensweise angeht. Sowohl die niedrigen Zinsen als auch die gute Liquiditätslage ändern nichts an der Zwickmühle in der sich die Banken befinden. Die Bilanzen schrumpfen, die Risiken werden reduziert, der EBA (europäische Bankenaufsicht) steht kurz bevor. Die strengeren Eigenkapitalregeln der Aufsicht werden durch nationale Aufsichten teilweise noch verschärft. In diesem Umfeld fühlen sich die wenigsten Banken berufen neue Kredite auszureichen.

Spürbare Entlastung könnten die geplanten ABS-Käufe bringen. Dieser Markt ist jedoch seit der Finanzmarktkrise in 2008 „verbrannt“ und muss erst wieder kultiviert werden. Die Effekte würden aber direkt wirken (im Gegensatz zu den kosmetischen Maßnahmen) und Druck von den Bankbilanzen nehmen. Die Wahrscheinlichkeit so neue Freiräume für Kredite zu schaffen ist hier am größten. Freilich ist aber auch dieses Vorgehen, so es denn tatsächlich umgesetzt wird, ebenfalls kein Selbstläufer.

Die Wechselkurse reagierten auch prompt auf die Ankündigungen der EZB. Kurz nach Verkündigung der niedrigeren Zinssätze gab es einen EUR/USD-Rücksetzer von 1,3620 auf 1,3580 zu beobachten. Bei der Pressekonferenz im Anschluss sackte der Kurs dann weiter ab auf ein 4-Wochen-Tief, das bei 1,3503 lag.

So schnell wie es runter ging, so schnell erholten die Kurse dann ca. eine Stunde nach der Pressekonferenz. Nach diesem „Durchatmen“ ging es dann in die entgegengesetzte Richtung, wo sich der Euro dann auch im US und asiatischen Handel deutlich über 1,3630 behaupten konnte. Ein Angriff zurück in Regionen in Richtung von 1,4000 ist dann denkbar wenn der US Arbeitsmarkt heute eine schwache Entwicklung zeigt.

Man kann schon sagen, dass die EZB Ankündigungen erst einmal im Devisenmarkt verpufft sind. So schnell eine Gegenreaktion, die auch hält, lässt erahnen, dass die Erwartungen (fehlende Staatsanleiheläufe) dann eben doch nicht ganz erfüllt wurden….

Dankbar nahmen die Aktienmärkte die Nachrichten auf. Der DAX knackte erstmals die magische 10.000 Punkte-Schwelle. Auch Dow Jones und S&P500 für die USA erreichten neue Höchststände. Mein Kollege Folker Hellmeyer hat diese Entwicklung im DAX übrigens schon im März 2012 prognostiziert….

Zur Erinnerung: Der DAX stand zu diesem Zeitpunkt noch unter 7.000 Punkten und diese ambitionierte Prognose schien vielen utopisch. Umso mehr möchte ich an dieser Stelle Danke sagen! Wir versprechen, dass wir auch in Zukunft nicht dem Mainstream folgen werden und hoffen dass Sie als unsere Leser gerade diesen Umstand zu schätzen wissen.

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(Quelle: www.focus.de)


Die USA lieferten dagegen Vertrauensbildende Maßnahmen auf regulatorischer Ebene und Daten von gewohnter Qualität: Weiter auf niedrigem Niveau lagen die Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe mit 312.000 Anträgen. Die Vorwoche wurde um 4.000 auf 304.000 Anträge nach oben revidiert. Der 4-Wochen-Durchschnitt liegt aktuell bei 310.000 Anträgen.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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