Nur begrenzte Auswirkungen der EZB-Maßnahmen
06.06.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpeis fiel gestern zunächst auf ein 4-Wochentief von weniger als 108 USD je Barrel, ehe am Nachmittag eine Erholung einsetzte, welche den Preis bis auf 109 USD steigen ließ. Offensichtlich besteht bei einigen Marktteilnehmern die Hoffnung, dass die gestern bekanntgegebenen Stimulierungsmaßnahmen der EZB (siehe Edelmetalle unten) die Ölnachfrage beflügeln. Wir können uns bestenfalls eine steigende Nachfrage der Investoren vorstellen, welche auf der Jagd nach Rendite die zusätzliche Liquidität auch zu Käufen von Öl-Terminkontrakten nutzen könnten. Allerdings bestehen bei Brent und WTI bereits sehr hohe spekulative Netto-Long-Positionen, was das Aufwärtspotenzial begrenzen sollte.
Nennenswerte Auswirkungen auf die physische Ölnachfrage sind durch die gestrigen EZB-Maßnahmen dagegen nicht zu erwarten. Die Ölnachfrage zeigt sich derzeit eher verhalten, was gegen höhere Preise spricht. Zahlen des Beratungsunternehmens Oil Movements zufolge werden die Öllieferungen der OPEC in den vier Wochen zum 21. Juni aufgrund einer saisonal schwächeren Nachfrage in Asien um 110 Tsd. auf 23,34 Mio. Barrel pro Tag fallen. Sie liegen damit weiterhin nur knapp über einem 3-Jahrestief. Für eine schwache Nachfrage in Europa spricht der deutliche Anstieg der ARA-Gasölvorräte, welche in der Woche bis gestern laut PJK International um 14% auf 2,1 Mio. Tonnen stiegen. Dies entspricht dem höchsten Niveau seit Oktober 2013. Die bis vor kurzem noch angespannte Marktlage bei Gasöl in Westeuropa hat sich somit merklich entspannt, was gegen eine deutliche Erholung des Gasöl/Brent-Spreads spricht.
Edelmetalle
Die EZB hat gestern ihre Geldpolitik massiv gelockert. Sie hat nicht nur einen negativen Einlagensatz von -0,1% und eine Senkung des Hauptrefinanzierungssatz auf 0,15% beschlossen, sondern auch spezielle Refinanzierungsgeschäfte für Banken, damit diese vor allem in den Krisenländern mehr Kredite an Unternehmen vergeben. Insgesamt stellt die EZB dafür am Anfang rund 400 Mrd. Euro zur Verfügung. Das Maßnahmenpaket spricht aber erst einmal dagegen, dass die EZB bald breit angelegte Anleihekäufe beschließt. Diese sind laut EZB-Präsident Draghi jedoch weiter möglich, wenn die Inflation zu lange zu niedrig bleibt. Während es im Zuge dessen beim EUR-USD-Wechselkurs zu deutlichen Ausschlägen kam, beendete Gold den Handel gestern mit einem Plus von 0,8% und erreichte zwischenzeitlich ein Wochenhoch von knapp 1.260 USD je Feinunze.
Im Fahrwasser von Gold legte Silber überproportional zu und stieg wieder über die Marke von 19 USD je Feinunze. Grundsätzlich spricht die weitere Lockerung der EZB-Geldpolitik für höhere Gold- und Silbernotierungen. Platin und Palladium verteuerten sich moderat, was wir aber eher Meldungen aus Südafrika zuschreiben. Nach Entspannungsanzeichen im Minenstreik zu Wochenbeginn beharrt die radikale Gewerkschaft AMCU jetzt offensichtlich doch auf ihren hohen Forderungen und scheint nicht zu Zugeständnissen bereit.
Industriemetalle
Diese Woche haben die Verhandlungen zwischen dem weltweit größten Minenunternehmen, BHP Billiton, und chinesischen Kupferschmelzen über die Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) für das zweite Halbjahr begonnen. Unternehmensangaben zufolge bietet BHP Billiton im Vergleich zum ersten Halbjahr rund 10% niedrigere Gebühren an, während die Schmelzen leicht höhere Gebühren verlangen. Offensichtlich gehen die Meinungen über die Angebotsentwicklung im zweiten Halbjahr weit auseinander. Für gewöhnlich steigen die TC/RCs mit einer höheren Verfügbarkeit an Kupferkonzentrat und fallen entsprechend, wenn das Angebot sinkt.
Nach Angaben von gut informierten Kreisen wird China im nächsten Jahr die Exportzölle und -quoten bei Seltenen Erden aufheben. Das Land würde damit ein Urteil der Welthandelsorganisation WTO von März umsetzen, welche die Regelungen als diskriminierend erachtete. Somit könnte mehr Angebot an Seltenen Erden aus China – das Land stand 2013 gemäß Daten der US-Geologiebehörde für 91% der globalen Produktion – an den Weltmarkt gelangen, was wohl auf die Preise drücken dürfte. Chinesischen Zeitungen zufolge könnte China statt der Zölle und Quoten allerdings auch die Steuern auf den Abbau von Seltenen Erden deutlich erhöhen, so dass der Effekt auf das Angebot und die Preise begrenzt bliebe.
Agrarrohstoffe
Die Preise für Weizen und Mais setzen ihre Talfahrt fort. CBOT-Weizen fällt heute den 12. der letzten 13 Handelstage und handelt nur noch knapp über 6 USD je Scheffel auf einem 3-Monatstief. CBOT-Mais liegt den 7. Handelstag in Folge im Minus und steht damit vor der längsten Verluststrecke seit November 2013. Mit weniger als 4,5 USD je Scheffel ist Mais momentan so preiswert wie zuletzt Mitte Februar. Selbst preisunterstützende Nachrichten scheinen den Preisverfall nicht stoppen zu können. So hat das Analysehaus Informa Economics seine Schätzung für die US-Winterweizenernte um 100 Mio. auf 1,396 Mrd. Scheffel reduziert.
Heftige Regenfälle im Mittleren Westen der USA könnten zudem Meteorologen zufolge vereinzelt Neuanpflanzungen bei Mais erforderlich machen. Die Marktteilnehmer schauen derzeit aber eher auf die positiven Auswirkungen der Niederschläge für die allgemeine Pflanzenentwicklung. Ein Ende der Talfahrt bei den US-Getreidepreisen ist daher zunächst nicht zu erwarten. Ein Preisrückgang unter 6 USD je Scheffel bei Weizen ist daher nur noch eine Frage der Zeit. Der Preis für Weizen an der Liffe in Paris scheint sich dagegen nach dem ebenfalls kräftigen Rückgang der vergangenen Wochen bei 190 EUR je Tonne zu stabilisieren. Dazu tragen auch Nachrichten aus Ägypten bei (siehe auch TagesInfo von gestern), welche auf eine stärkere Nachfrage des weltgrößten Weizenimporteurs nach EU-Weizen hoffen lassen.
Der Brentölpeis fiel gestern zunächst auf ein 4-Wochentief von weniger als 108 USD je Barrel, ehe am Nachmittag eine Erholung einsetzte, welche den Preis bis auf 109 USD steigen ließ. Offensichtlich besteht bei einigen Marktteilnehmern die Hoffnung, dass die gestern bekanntgegebenen Stimulierungsmaßnahmen der EZB (siehe Edelmetalle unten) die Ölnachfrage beflügeln. Wir können uns bestenfalls eine steigende Nachfrage der Investoren vorstellen, welche auf der Jagd nach Rendite die zusätzliche Liquidität auch zu Käufen von Öl-Terminkontrakten nutzen könnten. Allerdings bestehen bei Brent und WTI bereits sehr hohe spekulative Netto-Long-Positionen, was das Aufwärtspotenzial begrenzen sollte.
Nennenswerte Auswirkungen auf die physische Ölnachfrage sind durch die gestrigen EZB-Maßnahmen dagegen nicht zu erwarten. Die Ölnachfrage zeigt sich derzeit eher verhalten, was gegen höhere Preise spricht. Zahlen des Beratungsunternehmens Oil Movements zufolge werden die Öllieferungen der OPEC in den vier Wochen zum 21. Juni aufgrund einer saisonal schwächeren Nachfrage in Asien um 110 Tsd. auf 23,34 Mio. Barrel pro Tag fallen. Sie liegen damit weiterhin nur knapp über einem 3-Jahrestief. Für eine schwache Nachfrage in Europa spricht der deutliche Anstieg der ARA-Gasölvorräte, welche in der Woche bis gestern laut PJK International um 14% auf 2,1 Mio. Tonnen stiegen. Dies entspricht dem höchsten Niveau seit Oktober 2013. Die bis vor kurzem noch angespannte Marktlage bei Gasöl in Westeuropa hat sich somit merklich entspannt, was gegen eine deutliche Erholung des Gasöl/Brent-Spreads spricht.
Edelmetalle
Die EZB hat gestern ihre Geldpolitik massiv gelockert. Sie hat nicht nur einen negativen Einlagensatz von -0,1% und eine Senkung des Hauptrefinanzierungssatz auf 0,15% beschlossen, sondern auch spezielle Refinanzierungsgeschäfte für Banken, damit diese vor allem in den Krisenländern mehr Kredite an Unternehmen vergeben. Insgesamt stellt die EZB dafür am Anfang rund 400 Mrd. Euro zur Verfügung. Das Maßnahmenpaket spricht aber erst einmal dagegen, dass die EZB bald breit angelegte Anleihekäufe beschließt. Diese sind laut EZB-Präsident Draghi jedoch weiter möglich, wenn die Inflation zu lange zu niedrig bleibt. Während es im Zuge dessen beim EUR-USD-Wechselkurs zu deutlichen Ausschlägen kam, beendete Gold den Handel gestern mit einem Plus von 0,8% und erreichte zwischenzeitlich ein Wochenhoch von knapp 1.260 USD je Feinunze.
Im Fahrwasser von Gold legte Silber überproportional zu und stieg wieder über die Marke von 19 USD je Feinunze. Grundsätzlich spricht die weitere Lockerung der EZB-Geldpolitik für höhere Gold- und Silbernotierungen. Platin und Palladium verteuerten sich moderat, was wir aber eher Meldungen aus Südafrika zuschreiben. Nach Entspannungsanzeichen im Minenstreik zu Wochenbeginn beharrt die radikale Gewerkschaft AMCU jetzt offensichtlich doch auf ihren hohen Forderungen und scheint nicht zu Zugeständnissen bereit.
Industriemetalle
Diese Woche haben die Verhandlungen zwischen dem weltweit größten Minenunternehmen, BHP Billiton, und chinesischen Kupferschmelzen über die Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) für das zweite Halbjahr begonnen. Unternehmensangaben zufolge bietet BHP Billiton im Vergleich zum ersten Halbjahr rund 10% niedrigere Gebühren an, während die Schmelzen leicht höhere Gebühren verlangen. Offensichtlich gehen die Meinungen über die Angebotsentwicklung im zweiten Halbjahr weit auseinander. Für gewöhnlich steigen die TC/RCs mit einer höheren Verfügbarkeit an Kupferkonzentrat und fallen entsprechend, wenn das Angebot sinkt.
Nach Angaben von gut informierten Kreisen wird China im nächsten Jahr die Exportzölle und -quoten bei Seltenen Erden aufheben. Das Land würde damit ein Urteil der Welthandelsorganisation WTO von März umsetzen, welche die Regelungen als diskriminierend erachtete. Somit könnte mehr Angebot an Seltenen Erden aus China – das Land stand 2013 gemäß Daten der US-Geologiebehörde für 91% der globalen Produktion – an den Weltmarkt gelangen, was wohl auf die Preise drücken dürfte. Chinesischen Zeitungen zufolge könnte China statt der Zölle und Quoten allerdings auch die Steuern auf den Abbau von Seltenen Erden deutlich erhöhen, so dass der Effekt auf das Angebot und die Preise begrenzt bliebe.
Agrarrohstoffe
Die Preise für Weizen und Mais setzen ihre Talfahrt fort. CBOT-Weizen fällt heute den 12. der letzten 13 Handelstage und handelt nur noch knapp über 6 USD je Scheffel auf einem 3-Monatstief. CBOT-Mais liegt den 7. Handelstag in Folge im Minus und steht damit vor der längsten Verluststrecke seit November 2013. Mit weniger als 4,5 USD je Scheffel ist Mais momentan so preiswert wie zuletzt Mitte Februar. Selbst preisunterstützende Nachrichten scheinen den Preisverfall nicht stoppen zu können. So hat das Analysehaus Informa Economics seine Schätzung für die US-Winterweizenernte um 100 Mio. auf 1,396 Mrd. Scheffel reduziert.
Heftige Regenfälle im Mittleren Westen der USA könnten zudem Meteorologen zufolge vereinzelt Neuanpflanzungen bei Mais erforderlich machen. Die Marktteilnehmer schauen derzeit aber eher auf die positiven Auswirkungen der Niederschläge für die allgemeine Pflanzenentwicklung. Ein Ende der Talfahrt bei den US-Getreidepreisen ist daher zunächst nicht zu erwarten. Ein Preisrückgang unter 6 USD je Scheffel bei Weizen ist daher nur noch eine Frage der Zeit. Der Preis für Weizen an der Liffe in Paris scheint sich dagegen nach dem ebenfalls kräftigen Rückgang der vergangenen Wochen bei 190 EUR je Tonne zu stabilisieren. Dazu tragen auch Nachrichten aus Ägypten bei (siehe auch TagesInfo von gestern), welche auf eine stärkere Nachfrage des weltgrößten Weizenimporteurs nach EU-Weizen hoffen lassen.