OPEC-Sitzung dürfte keine Überraschung bringen
11.06.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Heute trifft sich die OPEC zu ihrer turnusmäßigen halbjährlichen Sitzung in Wien. Der OPEC-Korbpreis bewegt sich seit Monaten in einer komfortablen Spanne zwischen 100 und 110 USD je Barrel. Für die OPEC-Mitglieder besteht kein Anlass, dieses von allen Seiten bevorzugte Gleichgewicht durch eine überraschende Entscheidung aus dem Lot zu bringen. Alle Anzeichen deuten daher darauf hin, dass das offizielle Produktionsziel von 30 Mio. Barrel pro Tag bestätigt wird. Zwar hat der Iran angekündigt, seine Ölexporte im Falle einer Aufhebung der Sanktionen bereits kurzfristig um 500 Tsd. Barrel pro Tag erhöhen zu können. Dieses zusätzliche Ölangebot wäre aber sogar willkommen, da weiterhin beträchtliche Mengen Rohöl aus Libyen und dem Irak fehlen und der Bedarf an OPEC-Öl im zweiten Halbjahr voraussichtlich steigen wird.
Neue Hiobsbotschaften für das Angebot kommen aus dem Norden des Irak. Dort haben sunnitische Islamisten gestern die Kontrolle über die zweitgrößte Stadt des Landes, Mossul, übernommen. Der irakische Ministerpräsident al-Maliki will daraufhin den Ausnahmezustand verhängen lassen. Zwar sieht der irakische Ölminister deswegen keine Auswirkungen auf die Ölexporte des Landes. Allerdings wird aus dem Nordirak seit Wochen ohnehin kein Rohöl exportiert, da die dafür benötigte Pipeline seit Anfang März nach einem Anschlag beschädigt ist. Die aktuelle Entwicklung macht zudem deutlich, dass das Ölangebot aus dem Nordirak nach wie vor mit großen Unsicherheiten behaftet ist und eine Rückkehr weiter auf sich warten lassen dürfte. Dort werden ca. 400 Tsd. Barrel pro Tag oder gut 10% der irakischen Ölproduktion gefördert.
Edelmetalle
Getrieben durch die Nachrichten aus Südafrika (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern) haben sich Platin und Palladium gestern spürbar verteuert. Am Ende des Tages standen Preiszuwächse von 1,9% bzw. 1,4% zu Buche. Beide Edelmetalle verteidigen heute Morgen weitgehend ihre Preisniveaus. Hierzu tragen auch positive Daten zu den chinesischen Autoabsätzen im Mai bei. Gemäß Angaben des chinesischen Verbands der Automobilproduzenten stiegen diese im Vergleich zum Vorjahr um 13,8% auf 1,59 Mio. Einheiten. Zum Teil dürften die hohen Verkaufszahlen aber auch auf Vorzieheffekte zurückzuführen sein, da immer mehr Großstädte erwägen, die Zulassung von neuen Fahrzeugen zu beschränken, um der zunehmenden Luftverschmutzung und dem stark steigenden Verkehr Herr zu werden.
Gold und Silber legten gestern ebenfalls zu – trotz eines aufwertenden US-Dollars. Gold handelt erstmals seit knapp zwei Wochen wieder oberhalb von 1.260 USD je Feinunze. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, wurden im ersten Quartal nahezu 150 Tonnen Gold über die Freihandelszone Shanghai nach China importiert. Damit gewinnt diese offenbar gegenüber Hongkong als bislang führendem Goldumschlagsplatz an Bedeutung. Da China selbst keine Daten zu Goldimporten veröffentlicht, würde diese Entwicklung künftig zu mehr Intransparenz bei den chinesischen Goldeinfuhren führen.
Industriemetalle
Der Kupferpreis erholt sich am Morgen etwas und handelt bei über 6.700 USD je Tonne, nachdem er gestern zwischenzeitlich rund 100 USD niedriger auf einem 5-Wochentief notierte. Wie die CFTC-Statistik von letztem Freitag zeigte, haben die spekulativen Finanzinvestoren bei Kupfer in der Woche zum 3. Juni ihre Netto-Long-Positionen erstmals seit vier Wochen wieder reduziert. Diese wurden um 24% auf 16,1 Tsd. Kontrakte abgebaut. Sie haben damit offenbar Gewinne mitgenommen, nachdem der Kupferpreis Ende Mai den höchsten Stand seit fast drei Monaten erreichte. Die Untersuchungen der Lagerhaltungspraktiken im chinesischen Hafen von Qingdao wurden erst nach dem Datenstichtag bekannt und sind noch nicht in den Daten enthalten. Sie könnten in der Zwischenzeit zu einem weiteren Abbau der Netto-Long-Positionen beigetragen haben. Dafür spricht auch der Preisrückgang nach dem Stichtag der letzten Erhebung.
Der Zinnpreis notiert heute Morgen bei 22.900 USD je Tonne und droht aus seiner viermonatigen seitwärtsgerichteten Handelsspanne herauszufallen. Wie das indonesische Handelsministerium bereits Ende letzter Woche veröffentlichte, hat das Land im Mai 12.779 Tonnen Zinn exportiert. Dies waren mehr als doppelt so viel wie im Vormonat und auch deutlich mehr als im Vorjahr. Unter den Exporteuren hatte sich im April Unsicherheit breit gemacht, nachdem die indonesische Marine im März vorübergehend ein Schiff mit mutmaßlich illegalen Zinnlieferungen festgesetzt hatte. Dadurch hatte sich zur Verschiffung anstehendes Material in Indonesien aufgestaut.
Agrarrohstoffe
Das australische Prognoseinstitut Abares hat seine Ernteschätzung für Weizen 2014/15 leicht auf 24,6 Mio. Tonnen gesenkt, obwohl die Fläche höher als bisher angesetzt wird. Damit passt Abares seine Prognosen an die hohe Wahrscheinlichkeit eines El Niño-Ereignisses an. Dieses geht meist mit Trockenheit insbesondere im Süden und Osten Australiens einher. Abares weist aber darauf hin, dass in der Vergangenenheit nicht alle El Niño-Ereignisse signifikant negativen Einfluss auf die Weizenproduktion hatten. Die letzte australische Weizenernte war mit 27 Mio. Tonnen die drittgrößte in der Geschichte des Landes gewesen.
Auch an anderen Märkten ist El-Niño ein großes Thema: Die mit El Niño verbundenen Ängste um Produktionseinbußen tragen zur Erwartung eines weiteren Marktdefizits bei Kakao in der Saison 2014/15 bei, was die Kakaopeise zuletzt auf mehrjährige Höchststände steigen ließ. Am Markt für Robusta-Kaffee wird eine in der nächsten Saison sinkende Produktion im größten Anbauland Vietnam erwartet. Zu der Ermüdung der Bäume nach zwei sehr starken Jahren könnten noch verzögerte und zu geringe Regenfälle im Zusammenhang mit El Niño kommen. Die Teilnehmer einer Bloomberg-Umfrage schätzen das Ernteminus gegenüber der Vorsaison auf 4%. Das US-Landwirtschaftsministerium dagegen bleibt optimistisch und prognostiziert eine weitere geringfügige Erhöhung über die zuletzt erzielten rekordhohen 29 Mio. Sack hinaus.
Heute trifft sich die OPEC zu ihrer turnusmäßigen halbjährlichen Sitzung in Wien. Der OPEC-Korbpreis bewegt sich seit Monaten in einer komfortablen Spanne zwischen 100 und 110 USD je Barrel. Für die OPEC-Mitglieder besteht kein Anlass, dieses von allen Seiten bevorzugte Gleichgewicht durch eine überraschende Entscheidung aus dem Lot zu bringen. Alle Anzeichen deuten daher darauf hin, dass das offizielle Produktionsziel von 30 Mio. Barrel pro Tag bestätigt wird. Zwar hat der Iran angekündigt, seine Ölexporte im Falle einer Aufhebung der Sanktionen bereits kurzfristig um 500 Tsd. Barrel pro Tag erhöhen zu können. Dieses zusätzliche Ölangebot wäre aber sogar willkommen, da weiterhin beträchtliche Mengen Rohöl aus Libyen und dem Irak fehlen und der Bedarf an OPEC-Öl im zweiten Halbjahr voraussichtlich steigen wird.
Neue Hiobsbotschaften für das Angebot kommen aus dem Norden des Irak. Dort haben sunnitische Islamisten gestern die Kontrolle über die zweitgrößte Stadt des Landes, Mossul, übernommen. Der irakische Ministerpräsident al-Maliki will daraufhin den Ausnahmezustand verhängen lassen. Zwar sieht der irakische Ölminister deswegen keine Auswirkungen auf die Ölexporte des Landes. Allerdings wird aus dem Nordirak seit Wochen ohnehin kein Rohöl exportiert, da die dafür benötigte Pipeline seit Anfang März nach einem Anschlag beschädigt ist. Die aktuelle Entwicklung macht zudem deutlich, dass das Ölangebot aus dem Nordirak nach wie vor mit großen Unsicherheiten behaftet ist und eine Rückkehr weiter auf sich warten lassen dürfte. Dort werden ca. 400 Tsd. Barrel pro Tag oder gut 10% der irakischen Ölproduktion gefördert.
Edelmetalle
Getrieben durch die Nachrichten aus Südafrika (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern) haben sich Platin und Palladium gestern spürbar verteuert. Am Ende des Tages standen Preiszuwächse von 1,9% bzw. 1,4% zu Buche. Beide Edelmetalle verteidigen heute Morgen weitgehend ihre Preisniveaus. Hierzu tragen auch positive Daten zu den chinesischen Autoabsätzen im Mai bei. Gemäß Angaben des chinesischen Verbands der Automobilproduzenten stiegen diese im Vergleich zum Vorjahr um 13,8% auf 1,59 Mio. Einheiten. Zum Teil dürften die hohen Verkaufszahlen aber auch auf Vorzieheffekte zurückzuführen sein, da immer mehr Großstädte erwägen, die Zulassung von neuen Fahrzeugen zu beschränken, um der zunehmenden Luftverschmutzung und dem stark steigenden Verkehr Herr zu werden.
Gold und Silber legten gestern ebenfalls zu – trotz eines aufwertenden US-Dollars. Gold handelt erstmals seit knapp zwei Wochen wieder oberhalb von 1.260 USD je Feinunze. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, wurden im ersten Quartal nahezu 150 Tonnen Gold über die Freihandelszone Shanghai nach China importiert. Damit gewinnt diese offenbar gegenüber Hongkong als bislang führendem Goldumschlagsplatz an Bedeutung. Da China selbst keine Daten zu Goldimporten veröffentlicht, würde diese Entwicklung künftig zu mehr Intransparenz bei den chinesischen Goldeinfuhren führen.
Industriemetalle
Der Kupferpreis erholt sich am Morgen etwas und handelt bei über 6.700 USD je Tonne, nachdem er gestern zwischenzeitlich rund 100 USD niedriger auf einem 5-Wochentief notierte. Wie die CFTC-Statistik von letztem Freitag zeigte, haben die spekulativen Finanzinvestoren bei Kupfer in der Woche zum 3. Juni ihre Netto-Long-Positionen erstmals seit vier Wochen wieder reduziert. Diese wurden um 24% auf 16,1 Tsd. Kontrakte abgebaut. Sie haben damit offenbar Gewinne mitgenommen, nachdem der Kupferpreis Ende Mai den höchsten Stand seit fast drei Monaten erreichte. Die Untersuchungen der Lagerhaltungspraktiken im chinesischen Hafen von Qingdao wurden erst nach dem Datenstichtag bekannt und sind noch nicht in den Daten enthalten. Sie könnten in der Zwischenzeit zu einem weiteren Abbau der Netto-Long-Positionen beigetragen haben. Dafür spricht auch der Preisrückgang nach dem Stichtag der letzten Erhebung.
Der Zinnpreis notiert heute Morgen bei 22.900 USD je Tonne und droht aus seiner viermonatigen seitwärtsgerichteten Handelsspanne herauszufallen. Wie das indonesische Handelsministerium bereits Ende letzter Woche veröffentlichte, hat das Land im Mai 12.779 Tonnen Zinn exportiert. Dies waren mehr als doppelt so viel wie im Vormonat und auch deutlich mehr als im Vorjahr. Unter den Exporteuren hatte sich im April Unsicherheit breit gemacht, nachdem die indonesische Marine im März vorübergehend ein Schiff mit mutmaßlich illegalen Zinnlieferungen festgesetzt hatte. Dadurch hatte sich zur Verschiffung anstehendes Material in Indonesien aufgestaut.
Agrarrohstoffe
Das australische Prognoseinstitut Abares hat seine Ernteschätzung für Weizen 2014/15 leicht auf 24,6 Mio. Tonnen gesenkt, obwohl die Fläche höher als bisher angesetzt wird. Damit passt Abares seine Prognosen an die hohe Wahrscheinlichkeit eines El Niño-Ereignisses an. Dieses geht meist mit Trockenheit insbesondere im Süden und Osten Australiens einher. Abares weist aber darauf hin, dass in der Vergangenenheit nicht alle El Niño-Ereignisse signifikant negativen Einfluss auf die Weizenproduktion hatten. Die letzte australische Weizenernte war mit 27 Mio. Tonnen die drittgrößte in der Geschichte des Landes gewesen.
Auch an anderen Märkten ist El-Niño ein großes Thema: Die mit El Niño verbundenen Ängste um Produktionseinbußen tragen zur Erwartung eines weiteren Marktdefizits bei Kakao in der Saison 2014/15 bei, was die Kakaopeise zuletzt auf mehrjährige Höchststände steigen ließ. Am Markt für Robusta-Kaffee wird eine in der nächsten Saison sinkende Produktion im größten Anbauland Vietnam erwartet. Zu der Ermüdung der Bäume nach zwei sehr starken Jahren könnten noch verzögerte und zu geringe Regenfälle im Zusammenhang mit El Niño kommen. Die Teilnehmer einer Bloomberg-Umfrage schätzen das Ernteminus gegenüber der Vorsaison auf 4%. Das US-Landwirtschaftsministerium dagegen bleibt optimistisch und prognostiziert eine weitere geringfügige Erhöhung über die zuletzt erzielten rekordhohen 29 Mio. Sack hinaus.