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OPEC-Sitzung von Entwicklung im Irak überschattet

12.06.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis steigt am Morgen aufgrund der Zuspitzung der Lage im Irak auf 111 USD je Barrel. Die OPEC hat wie allgemein erwartet auf ihrer gestrigen Sitzung das offizielle Produktionsziel von 30 Mio. Barrel pro Tag bestätigt. Der saudi-arabische Ölminister al-Naimi brachte die Sitzung wie folgt auf den Punkt: "Die Kunden sind glücklich, die Produzenten sind glücklich, die Verbraucher sind glücklich, jeder ist glücklich." Die OPEC-Sitzung wurde aber von der jüngsten Entwicklung im Irak überschattet. Gestern haben sunnitische Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien (ISIS) nach der zweitgrößten irakischen Stadt Mossul weitere Städte und Regionen im Norden und im Zentrum des Irak unter ihre Kontrolle gebraucht, darunter auch die größte Ölraffinerie des Landes in Baiji sowie Tikrit, welches nur 160 km nördlich von Bagdad liegt. Mittlerweile soll ISIS bis zu 15% des irakischen Staatsterritoriums kontrollieren.

Der Zentralregierung in Bagdad scheint mehr und mehr die Kontrolle über weite Landesteile zu entgleiten. Von daher mutet die Aussage des irakischen Ölministers am Rande des gestrigen OPEC-Treffens, dass im Norden des Irak derzeit ohnehin kein Öl produziert wird und die Ölproduktion im Süden des Landes "sehr, sehr sicher" sei, fast schon skurril an. Der Ölmarkt scheint sich aktuell noch keine größeren Sorgen zu machen. Das kann sich aber schnell ändern, sollte der Vormarsch der Rebellen anhalten und auch die Ölproduktion im Süden des Landes bedrohen. Dort wird mehr als doppelt so viel Öl produziert wie zu Normalzeiten in Libyen. Derart große Angebotsausfälle könnten kaum kompensiert werden. Die Frage ist auch, wie die Nachbarländer, insbesondere der Iran und die Türkei, auf die neue Situation im Irak reagieren.


Edelmetalle

Palladium hat seinen Höhenflug der letzten Monate fortgesetzt und gestern in der Spitze einen Preis von 864 USD je Feinunze erreicht. Damit notierte das Edelmetall auf dem höchsten Stand seit Februar 2001. Bis zum wenige Wochen davor verzeichneten Allzeithoch von 1.125 USD ist aber noch ein weiter Weg. Zum jüngsten Preisanstieg haben sowohl nachfrageseitige als angebotsseitige Faktoren beigetragen. So zeigten sich in den letzten Monaten die Autoabsätze in den USA und China äußerst robust, was die Nachfrage ankurbelte. Daneben sorgte der Streik in der südafrikanischen Platinminenindustrie - Palladium wird für gewöhnlich gemeinsam mit Platin gefördert - für Auftrieb. Der Preisanstieg setzt sich heute Morgen zunächst nicht weiter fort, was neuen Meldungen aus Südafrika geschuldet sein dürfte. Dort will die radikale Gewerkschaft AMCU überraschend ein letzte Woche unter Vermittlung des Bergbauministers erarbeitetes Lohnangebot den Arbeitern präsentieren.

Der World Gold Council (WGC) rechnet in diesem Jahr mit einer rückläufigen Goldnachfrage der Zentralbanken. Gegenüber dem Vorjahr soll diese um gut ein Viertel auf netto "nur noch" 300 Tonnen zurückgehen. Dies würde gegenüber den Netto-Käufen von 122 Tonnen im ersten Quartal eine erhebliche Verlangsamung bedeuten. Auch in den kommenden Jahren dürften die Goldkäufe der Zentralbanken laut Einschätzung des WGC weiter sinken. Die Zentralbanken verlieren damit in Bezug auf die gesamte Goldnachfrage an Gewicht.

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Industriemetalle

Der Nickelpreis war gestern unter den Industriemetallen der größte Verlierer und gab um 2,5% nach. Mit rund 18.100 USD je Tonne handelt er heute Morgen auf einem 4-Wochentief. Wir hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass der zwischenzeitliche Preisanstieg auf gut 21.600 USD Mitte Mai übertrieben und zum Teil spekulativ getrieben war. Offenbar nehmen die kurzfristig orientierten Finanzinvestoren seit nunmehr einigen Wochen Gewinne mit. Dies wird an der Anzahl der ausstehenden Kontrakte, dem sog. open interest, deutlich, welche von ihrem Rekordhoch im Mai mittlerweile um 8,5% auf 228 Tsd. Kontrakte gesunken sind. Das aktuelle Momentum spricht unseres Erachtens dafür, dass sich die Korrektur kurzfristig weiter fortsetzt. Wegen der Verknappung des Angebots vor allem durch das Exportverbot von unbehandelten Erzen in Indonesien erwarten wir aber keinen Preiseinbruch.

Bei Kupfer sind die sog. cancelled warrants an der LME gestern erstmals seit 15 Monaten wieder unter das Niveau von 50 Tsd. Tonnen gefallen. Das heißt, dass derzeit relativ wenig Kupfer aus den Lagerhäusern der LME zur Auslieferung angefordert wird. Damit könnte der seit rund einem Jahr zu beobachtende Lagerabbau dem Ende entgegengehen. In diesem Zeitraum wurden die LME-Kupfervorräte um 75% auf aktuell 166 Tsd. Tonnen und somit den niedrigsten Stand seit August 2008 reduziert. Der Kupferpreis könnte dadurch an Unterstützung verlieren.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT ist erstmals seit Ende Februar unter die Marke von 600 US-Cents je Scheffel gerutscht. Weizen an der Liffe in Paris ist mit 189 EUR je Tonne so preiswert wie zuletzt Ende Januar. Auslöser für den erneuten Preisrutsch waren die neuen Ernteschätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums USDA. Dieses revidierte seine Prognose für die weltweite Weizenernte in der Saison 2014/15 um 4,6 Mio. auf 701,6 Mio. Tonnen nach oben. Zwar schätzt das USDA die Ernte in den USA etwas niedriger ein. Dies wurde aber durch Aufwärtsrevisionen u.a. in der EU, China, Indien und Russland mehr als ausgeglichen. Allerdings wurde auch der weltweite Verbrauch ca. 3 Mio. Tonnen höher angesetzt, so dass der globale Weizenmarkt annähernd ausgeglichen ist und die weltweiten Lagerbestände nur geringfügig steigen. Wir erachten die gestrige Preisreaktion daher als übertrieben und das gegenwärtig niedrige Preisniveau als nicht dauerhaft.

Die Welt blickt ab heute nach Brasilien, wo mit dem Eröffnungsspiel zwischen dem Gastgeberland und Kroatien die Fußball-WM beginnt. An den Märkten für Kaffee und Zucker spielt Brasilien schon seit Monaten eine herausragende Rolle. Aktuell sind wieder die Sorgen vor Ernteausfällen in den Vordergrund getreten, welche den Preis für Kaffee Arabica gestern um knapp 4% steigen ließen. Dagegen kommt die Zuckerrohrernte in der Hauptanbauregion Center-South gut voran, was den Preis für Rohzucker unter Druck setzt.



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