Freundlicher Wochenauftakt
23.06.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis handelt in der Nähe des am Donnerstag bei knapp 116 USD je Barrel verzeichneten 9½-Monatshochs. Der aktuelle Preisanstieg erinnert stark an jenen im Spätsommer 2013. Damals war es die Gefahr eines Militärschlags gegen Syrien, welche zu Sorgen vor einer Eskalation der Krise und vor Angebotsausfällen führte. Heute ist es der Vormarsch der sunnitischen ISIS-Extremisten im Irak, welcher ebenfalls zu Sorgen vor einer Unterbrechung des Ölangebots führt.
Bislang finden die Kämpfe im Irak allerdings in Gebieten statt, welche für die Ölproduktion und die Öllieferungen unerheblich sind. Tatsächliche Unterbrechungen des Ölangebots aus dem Irak sind weiterhin sehr unwahrscheinlich. Denn 90% der irakischen Öllieferungen werden aus Exportterminals im Süden des Landes ausgeführt, welche weit weg von den ISIS-Extremisten liegen und von diesen auch nicht erreicht werden dürften.
Im Norden des Irak kontrollieren die Kurden das wichtige Kirkuk-Ölfeld. Von dort könnte demnächst sogar Öl an die türkische Mittelmeerküste geliefert werden, nachdem eine Pipeline-Verbindung zu einer bereits bestehenden Pipeline fertiggestellt wurde.
Es ist also in erster Linie die Angst vor Angebotsunterbrechungen im Irak, welche die Risikoprämie auf den Ölpreis steigen lässt. Solange diese Angst die Oberhand hat, dürfte der Ölpreis weiter steigen. Das nächste Ziel ist das Hoch von Ende August 2013 bei 117,34 USD je Barrel. Kommt es - wie wir erwarten - nicht zu diesen Unterbrechungen, dürfte der Ölpreis ähnlich wie im Spätsommer 2013 seine angstbedingten Gewinne wieder abgeben und unter 110 USD je Barrel zurückfallen.
Edelmetalle
Der Goldpreis notiert zu Beginn der neuen Handelswoche weiter klar über der Marke von 1.300 USD je Feinunze und dürfte dabei wohl durch die anhaltenden geopolitischen Risiken unterstützt sein. Silber handelt weitgehend unverändert bei knapp 21 USD je Feinunze. Die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 17. Juni bei Gold ihre Netto-Long-Positionen erstmals seit sechs Wochen wieder aufgestockt. Diese stiegen um über 40% auf 53,6 Tsd. Kontrakte, was allerdings nahezu ausschließlich durch eine Eindeckung von Short-Positionen zustande kam.
Bei Silber ergibt sich dasselbe Bild. Auch hier wurden im großen Umfang Short-Positionen eingedeckt, was dazu führte, dass erstmals seit vier Wochen wieder Netto-Long-Positionen bestanden. In dieser Statistik sind jedoch noch nicht die starken Preisanstiege von Gold und Silber gegen Ende letzter Woche enthalten, die überwiegend über den Futures-Markt erfolgten, so dass die Netto-Long-Positionen mittlerweile deutlich höher sein dürften.
Wie die chinesische Zollbehörde heute Morgen berichtete, hat China im Mai knapp 196 Tonnen Silber importiert. Die Einfuhren lagen sowohl über dem Niveau des Vormonats als auch über dem Vorjahreswert. Seit Jahresbeginn summieren sich die Silberimporte auf 1.154 Tonnen, gut 16% mehr als im Vorjahr. Die Daten zu den chinesischen Goldimporten, die diese Woche ebenfalls veröffentlicht werden, werden zeigen, ob der schwache Vormonatswert ein Ausrutscher war oder sich die chinesische Goldnachfrage nachhaltig abgekühlt hat.
Industriemetalle
Der von HSBC erhobene vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China ist im Juni überraschend deutlich auf 50,8 gestiegen. Erstmals seit sechs Monaten befindet er sich damit wieder über der Marke von 50, die Expansion anzeigt und liegt zugleich auf dem höchsten Stand seit November. Dies dürfte zumindest vorerst Sorgen über eine merkliche Abkühlung der chinesischen Konjunktur zerstreuen.
Die Metallpreise starten daher freundlich in die neue Handelswoche und legen allesamt zu. Kupfer steigt im Zuge dessen auf ein 3-Wochenhoch von knapp 6.900 USD je Tonne. Die spekulativen Finanzinvestoren haben dagegen ihre Netto-Long- Positionen bei Kupfer in der Woche zum 17. Juni bereits die dritte Woche in Folge reduziert. Zum ersten Mal seit acht Wochen gab es hier sogar wieder Netto-Short-Positionen.
Der Preisanstieg von Kupfer in der Beobachtungsperiode erfolgte also ohne "Unterstützung" dieser Investorengruppe, was auf eine robuste reale Nachfrage hindeutet. Mittlerweile dürften die spekulativen Finanzinvestoren aber auf den fahrenden Zug aufgesprungen sein. Wie die chinesische Zollbehörde heute Morgen veröffentlichte, hat China im Mai 283 Tsd. Tonnen Kupferraffinade importiert.
Die Zahl ist aber nur auf den ersten Blick niedrig, denn die Einfuhren lagen 22% über dem Niveau des Vorjahres. Seit Jahresbeginn hat China auf Brutto-Basis nunmehr 1,63 Mio. Tonnen Kupfer importiert, fast 50% mehr als im Vorjahr.
Agrarrohstoffe
Über die letzten fünf Handelstage konnten die Maispreise um 3,5% zulegen. Übermäßige Regenfälle lassen in einigen Gebieten des Mittleren Westens der USA Sorgen wegen Ertragseinbußen bei Mais aufkommen. Die Belastungen dürften aber recht gering sein. Die Maispreise, die möglicherweise seit Mai infolge des euphorischen Ausblicks zu stark nachgegeben hatten, dürften daher auch nur begrenztes Potenzial nach oben haben. Größere Gefahren würden von einer Hitzewelle während der noch bevorstehenden Bestäubungsphase (pollination) ausgehen, die für die Ausbildung der Körner sehr wichtig ist.
Auch der Weizenpreis profitiert derzeit von starkem Regen in wichtigen Anbaugebieten der USA, der die Qualität des Weizens und den Fortgang der Erntearbeiten beeinträchtigen kann. In der EU werden dagegen bei guten Wachstumsbedingungen die Ernteerwartungen angehoben: Die europäische Interessenvertretung Coceral schätzt die Weichweizenernte mit 141,9 Mio. Tonnen nun 6 Mio. Tonnen höher als im März.
Auch die europäische Bauernvertretung Copa-Cogeca erhöht ihre Prognose, liegt aber mit 140 Mio. Tonnen leicht niedriger als Coceral. Die aktuelle Schätzung der EU-Kommission beläuft sich noch auf 137,5 Mio. Tonnen. Besonders Rumänien und Bulgarien dürften 2014/15 bei sehr guten Ernten ihren Anteil am Exportgeschäft ausbauen.
Der Brentölpreis handelt in der Nähe des am Donnerstag bei knapp 116 USD je Barrel verzeichneten 9½-Monatshochs. Der aktuelle Preisanstieg erinnert stark an jenen im Spätsommer 2013. Damals war es die Gefahr eines Militärschlags gegen Syrien, welche zu Sorgen vor einer Eskalation der Krise und vor Angebotsausfällen führte. Heute ist es der Vormarsch der sunnitischen ISIS-Extremisten im Irak, welcher ebenfalls zu Sorgen vor einer Unterbrechung des Ölangebots führt.
Bislang finden die Kämpfe im Irak allerdings in Gebieten statt, welche für die Ölproduktion und die Öllieferungen unerheblich sind. Tatsächliche Unterbrechungen des Ölangebots aus dem Irak sind weiterhin sehr unwahrscheinlich. Denn 90% der irakischen Öllieferungen werden aus Exportterminals im Süden des Landes ausgeführt, welche weit weg von den ISIS-Extremisten liegen und von diesen auch nicht erreicht werden dürften.
Im Norden des Irak kontrollieren die Kurden das wichtige Kirkuk-Ölfeld. Von dort könnte demnächst sogar Öl an die türkische Mittelmeerküste geliefert werden, nachdem eine Pipeline-Verbindung zu einer bereits bestehenden Pipeline fertiggestellt wurde.
Es ist also in erster Linie die Angst vor Angebotsunterbrechungen im Irak, welche die Risikoprämie auf den Ölpreis steigen lässt. Solange diese Angst die Oberhand hat, dürfte der Ölpreis weiter steigen. Das nächste Ziel ist das Hoch von Ende August 2013 bei 117,34 USD je Barrel. Kommt es - wie wir erwarten - nicht zu diesen Unterbrechungen, dürfte der Ölpreis ähnlich wie im Spätsommer 2013 seine angstbedingten Gewinne wieder abgeben und unter 110 USD je Barrel zurückfallen.
Edelmetalle
Der Goldpreis notiert zu Beginn der neuen Handelswoche weiter klar über der Marke von 1.300 USD je Feinunze und dürfte dabei wohl durch die anhaltenden geopolitischen Risiken unterstützt sein. Silber handelt weitgehend unverändert bei knapp 21 USD je Feinunze. Die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 17. Juni bei Gold ihre Netto-Long-Positionen erstmals seit sechs Wochen wieder aufgestockt. Diese stiegen um über 40% auf 53,6 Tsd. Kontrakte, was allerdings nahezu ausschließlich durch eine Eindeckung von Short-Positionen zustande kam.
Bei Silber ergibt sich dasselbe Bild. Auch hier wurden im großen Umfang Short-Positionen eingedeckt, was dazu führte, dass erstmals seit vier Wochen wieder Netto-Long-Positionen bestanden. In dieser Statistik sind jedoch noch nicht die starken Preisanstiege von Gold und Silber gegen Ende letzter Woche enthalten, die überwiegend über den Futures-Markt erfolgten, so dass die Netto-Long-Positionen mittlerweile deutlich höher sein dürften.
Wie die chinesische Zollbehörde heute Morgen berichtete, hat China im Mai knapp 196 Tonnen Silber importiert. Die Einfuhren lagen sowohl über dem Niveau des Vormonats als auch über dem Vorjahreswert. Seit Jahresbeginn summieren sich die Silberimporte auf 1.154 Tonnen, gut 16% mehr als im Vorjahr. Die Daten zu den chinesischen Goldimporten, die diese Woche ebenfalls veröffentlicht werden, werden zeigen, ob der schwache Vormonatswert ein Ausrutscher war oder sich die chinesische Goldnachfrage nachhaltig abgekühlt hat.
Industriemetalle
Der von HSBC erhobene vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China ist im Juni überraschend deutlich auf 50,8 gestiegen. Erstmals seit sechs Monaten befindet er sich damit wieder über der Marke von 50, die Expansion anzeigt und liegt zugleich auf dem höchsten Stand seit November. Dies dürfte zumindest vorerst Sorgen über eine merkliche Abkühlung der chinesischen Konjunktur zerstreuen.
Die Metallpreise starten daher freundlich in die neue Handelswoche und legen allesamt zu. Kupfer steigt im Zuge dessen auf ein 3-Wochenhoch von knapp 6.900 USD je Tonne. Die spekulativen Finanzinvestoren haben dagegen ihre Netto-Long- Positionen bei Kupfer in der Woche zum 17. Juni bereits die dritte Woche in Folge reduziert. Zum ersten Mal seit acht Wochen gab es hier sogar wieder Netto-Short-Positionen.
Der Preisanstieg von Kupfer in der Beobachtungsperiode erfolgte also ohne "Unterstützung" dieser Investorengruppe, was auf eine robuste reale Nachfrage hindeutet. Mittlerweile dürften die spekulativen Finanzinvestoren aber auf den fahrenden Zug aufgesprungen sein. Wie die chinesische Zollbehörde heute Morgen veröffentlichte, hat China im Mai 283 Tsd. Tonnen Kupferraffinade importiert.
Die Zahl ist aber nur auf den ersten Blick niedrig, denn die Einfuhren lagen 22% über dem Niveau des Vorjahres. Seit Jahresbeginn hat China auf Brutto-Basis nunmehr 1,63 Mio. Tonnen Kupfer importiert, fast 50% mehr als im Vorjahr.
Agrarrohstoffe
Über die letzten fünf Handelstage konnten die Maispreise um 3,5% zulegen. Übermäßige Regenfälle lassen in einigen Gebieten des Mittleren Westens der USA Sorgen wegen Ertragseinbußen bei Mais aufkommen. Die Belastungen dürften aber recht gering sein. Die Maispreise, die möglicherweise seit Mai infolge des euphorischen Ausblicks zu stark nachgegeben hatten, dürften daher auch nur begrenztes Potenzial nach oben haben. Größere Gefahren würden von einer Hitzewelle während der noch bevorstehenden Bestäubungsphase (pollination) ausgehen, die für die Ausbildung der Körner sehr wichtig ist.
Auch der Weizenpreis profitiert derzeit von starkem Regen in wichtigen Anbaugebieten der USA, der die Qualität des Weizens und den Fortgang der Erntearbeiten beeinträchtigen kann. In der EU werden dagegen bei guten Wachstumsbedingungen die Ernteerwartungen angehoben: Die europäische Interessenvertretung Coceral schätzt die Weichweizenernte mit 141,9 Mio. Tonnen nun 6 Mio. Tonnen höher als im März.
Auch die europäische Bauernvertretung Copa-Cogeca erhöht ihre Prognose, liegt aber mit 140 Mio. Tonnen leicht niedriger als Coceral. Die aktuelle Schätzung der EU-Kommission beläuft sich noch auf 137,5 Mio. Tonnen. Besonders Rumänien und Bulgarien dürften 2014/15 bei sehr guten Ernten ihren Anteil am Exportgeschäft ausbauen.