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Streik in Südafrika nach 153 Tagen beendet

24.06.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis hat von der Spitze gestern knapp 2 USD verloren und handelte am Morgen zeitweise bei weniger als 114 USD je Barrel. Die Angst, dass der Vormarsch der sunnitischen Terrorgruppe ISIS im Irak zu Unterbrechungen des irakischen Ölangebots führen könnte, scheint etwas nachzulassen. Gestern veröffentlichten Verladedaten von Reuters zufolge liegen die Ölexporte aus dem Süden des Irak in den ersten drei Juni-Wochen bei durchschnittlich 2,53 Mio. Barrel pro Tag. Das ist nur geringfügig weniger als im Mai, als mit 2,58 Mio. Barrel pro Tag das höchste Niveau seit dem Jahr 2003 erreicht wurde.

Spekulative Finanzanleger dürften vor diesem Hintergrund Gewinne mitnehmen. Diese hatten zuvor maßgeblich zum Preisanstieg beigetragen, wie aktuelle Daten der ICE zur spekulativen Marktpositionierung zeigten. Die Netto-Long-Positionen bei Brent stiegen in der Woche zum 17. Juni um 19,4 Tsd. auf 223 Tsd. Kontrakte. Sie lagen zum Stichtag der Erhebung damit nur noch knapp unter dem Ende August 2013 verzeichneten Rekordniveau. Da der Brentölpreis in den darauffolgenden Tagen weiter gestiegen ist, dürfte dieses Niveau mittlerweile überschritten worden sein.

Auch weiterhin dürfte die Nachrichtenlage im Irak die Preisentwicklung bestimmen. Die größte Ölraffinerie des Irak in Baidschi ist nach heftigen Kämpfen angeblich wieder unter der Kontrolle der irakischen Streitkräfte. Sollte sich bestätigen, dass es den ISIS-Extremisten nicht gelingen wird, das Ölangebot zu beeinträchtigen, dürften die Preise weiter nachgeben. Ein deutliches Abrutschen der Preise ist aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten nicht zu erwarten. Wir erwarten in den nächsten Wochen einen Brentölpreis oberhalb von 110 USD je Barrel.


Edelmetalle

Ziemlich genau fünf Monate nach dessen Beginn kommt der Streik in der südafrikanischen Platinminenindustrie dieser Tage offenbar zu einem Ende. Eigenen Angaben zufolge wird die radikale Gewerkschaft AMCU den neuen Tarifvertrag heute unterzeichnen, und die Arbeiter werden morgen wieder in die Minen zurückkehren. Der neue Tarifvertrag, der eine Laufzeit bis zum Sommer 2016 hat, sieht unter anderem Lohn¬steigerungen von bis zu 8% p.a. oder 1.000 ZAR/Monat für die am schlechtesten bezahlten Arbeiter vor.

Den Produzenten, die durch den Streik bereits Umsatzeinbußen von rund 24 Mrd. ZAR hinnehmen mussten, stehen in der Folge des Tarifabschlusses weitere massive Kostensteigerungen ins Haus. Sie dürften daher wohl versuchen, die zusätzlichen Kosten über höhere Preise für Platin und Palladium weiterzugeben. Denn die (Teil-)Schließung von Minen und ein Abbau von Arbeitsplätzen werden bei AMCU wohl auf erheblichen Widerstand stoßen und könnten gleich wieder zu Streiks führen. Auch nach Beendigung des Streiks wird es mehrere Monate dauern, die Produktion wieder auf die vorherigen Niveaus hochzufahren, so dass das Angebot zunächst knapp bleiben sollte.

Die Reaktion der Platin- und Palladiumpreise fiel gestern verhalten aus, da sich eine Einigung bereits in der letzten Woche abgezeichnet hat. Platin handelt daher am Morgen weitgehend unverändert bei rund 1.460 USD je Feinunze, Palladium notiert bei etwa 825 USD je Feinunze.

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Industriemetalle

Gemäß gestern veröffentlichten Daten der International Copper Study Group (ICSG) wies der globale Kupfermarkt im ersten Quartal ein saisonbereinigtes Angebotsdefizit von 233 Tsd. Tonnen auf. Ein Jahr zuvor bestand noch ein Überschuss von 183 Tsd. Tonnen. Zwar wurde das Angebot im Beobachtungszeitraum im Vergleich zum Vorjahr um 5,4% ausgeweitet, die globale Nachfrage legte aber noch deutlich stärker um 14,1% zu. Dies ist vor allem auf China zurückzuführen, wo nach dem schwachen ersten Quartal 2013 wieder deutlich mehr Kupfer nachgefragt wurde.

Das hat sich auch in der Importstatistik Chinas widergespiegelt. In den ersten drei Monaten des Jahres wurden gemäß Daten der Zollbehörde netto fast 946 Tsd. Tonnen Kupfer eingeführt, gut 71% mehr als im Vorjahr. Aber auch außerhalb Chinas hat die Nachfrage merklich angezogen - zu nennen sind hier vor allem die EU (+12%) und Japan (+16%). Damit steht die globale Kupfernachfrage wieder auf einer breiteren Basis, was u.E. für höhere Kupferpreise im Jahresverlauf spricht.

Daneben bleibt die geplante Angebotsausweitung risikobehaftet, wie jüngste Nachrichten aus der Mongolei zeigen. Dort gibt es neue Spannungen zwischen dem Betreiber der neuen "Oyu Tolgoi"-Mine und der Regierung, nachdem die Steuerbehörde umfangreiche Nachzahlungen fordert. Dies könnte die Erweiterung der erst seit einigen Monaten in Betrieb befindlichen Mine spürbar bremsen, womit dem Markt mittel- bis langfristig Angebot fehlen würde.


Agrarrohstoffe

In der vergangenen Woche legte der Rohzuckerpreis in New York um über 5% zu. Er liegt im Juli-Kontrakt nun wieder nahe der Marke von 18 US-Cents je Pfund, die er in diesem Jahr bereits zweimal kurzzeitig nehmen konnte. Im Februar und März hatten die Notierungen mit einem Anstieg um 25% auf die schlimmste Dürre in Brasilien seit Jahrzehnten reagiert. Die Erwartungen an die Zuckerrohrernte 2014/15 mussten daraufhin deutlich nach unten korrigiert werden.

Nachdem sich die Situation zwischenzeitlich stabilisierte, schwankte der Preis in den letzten Monaten um 17,5 US-Cents je Pfund. Einen kleinen Dämpfer versetzte zuletzt die Nachricht, dass Indien den Zoll auf Zuckerimporte erhöhen wird. Trotz zeitweiser Regenfälle ist es in vielen Gebieten in Brasilien weiterhin zu trocken. Dies dürfte die Erträge aus der voranschreitenden Ernte nochmals reduzieren. Die Analysten des Handelshauses Kingsman erwarten nur noch eine Zuckerrohrernte von 575 Mio. Tonnen in der Hauptanbauregion Center-South. Zuvor waren sie von 585 Mio. Tonnen ausgegangen, lagen dabei aber am oberen Ende der Prognosen.

Auch mit ihrer von 34 Mio. Tonnen auf 33,2 Mio. Tonnen reduzierten Schätzung für die Zuckerproduktion liegen sie noch immer im oberen Bereich. Dennoch wurde von Kingsman bereits im Mai für 2014/15 ein Angebotsdefizit - das erste nach vier Überschussjahren - in Höhe von 239 Tsd. Tonnen geschätzt. Dieses dürfte nun noch etwas höher ausfallen.




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