Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Angstprämie auf den Ölpreis geht zurück

27.06.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt scheint die Angstprämie wegen des Irak nach und nach wieder auszupreisen. Brent handelt am Morgen bei 113 USD je Barrel und hat damit vom in der Vorwoche verzeichneten 9½-Monatshoch knapp drei US-Dollar abgegeben. Es setzt sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass die Kämpfe im Norden des Irak keine Auswirkungen auf das Ölangebot im Süden haben werden. Auch aus dem Norden kommen Signale, welche auf eine baldige Rückkehr des dortigen Ölangebots hoffen lassen.

So will die Regionalregierung Kurdistans die Ölexporte bereits kurzfristig auf 250 Tsd. Barrel pro Tag verdoppeln. Bis zum Jahresende wird ein Exportvolumen von 400 Tsd. Barrel pro Tag angestrebt. Auch in Libyen erholt sich die Ölproduktion langsam. Nach der Wiederinbetriebnahme eines kleineren Ölfeldes im Westen und der Öffnung eines kleineren Hafens im Osten ist die libysche Ölproduktion auf 300 Tsd. Barrel pro Tag gestiegen. All dies spricht für eine Fortsetzung des moderaten Abwärtstrends beim Brentölpreis. Die weiterhin bestehenden Restrisiken von Angebotsunterbrechungen im Irak sprechen allerdings gegen einen stärkeren Preisrückgang und für ein Verharren oberhalb von 110 USD je Barrel.

Der WTI-Preis ist gestern auf ein 2-Wochentief von 105 USD je Barrel gefallen. Die Spekulationen auf eine Lockerung des Exportverbots von Rohöl in den USA, welche in dieser Woche zwischenzeitlich den WTI-Preis steigen ließen, scheinen bereits wieder nachzulassen. Wir gehen auch nicht davon aus, dass es vor den Kongresswahlen im November zu einer Entscheidung in dieser Angelegenheit kommen wird.


Edelmetalle

Gemäß Daten der Statistikbehörde Hongkongs sind die Goldimporte Chinas aus der ehemaligen britischen Kronkolonie im vergangenen Monat auf Nettobasis das dritte Mal in Folge auf inzwischen nur noch 52,6 Tonnen zurückgegangen. Obwohl dies der niedrigste Stand seit Januar 2013 war, reagierten die Preise, anders als noch nach der Bekanntgabe der ebenfalls schwachen April-Daten vor vier Wochen, kaum: Vor einem Monat fiel der Goldpreis im Anschluss an die Datenveröffentlichung noch um rund 30 USD, aktuell notiert er nach leichten Verlusten gestern und Zugewinnen heute Morgen wieder nahezu unverändert bei rund 1.320 USD je Feinunze.

Seit Jahresbeginn wurden netto 407 Tonnen Gold aus Hongkong nach China eingeführt, was hochgerechnet auf das Gesamtjahr Nettoimporte von deutlich unter 1.000 Tonnen und damit einen merklichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr implizieren würde.

Sowohl der World Gold Council als auch die Goldbörse Shanghai hatten jüngst noch die Erwartung geäußert, dass die chinesische Goldnachfrage in etwa das Niveau des letzten Jahres erreichen dürfte. Allerdings könnte Gold zunehmend auch über die Freihandelszone Shanghai eingeführt worden sein, weshalb die Daten aus Hongkong kein vollständiges Bild mehr über die chinesische Goldnachfrage liefern.

Dies kann die gestrige Preisreaktion bei Gold möglicherweise erklären. Aber auch Aussagen des regionalen Fed-Präsidenten Bullard, wonach die US-Leitzinsen schon im ersten Quartal 2015 angehoben werden könnten, wurden vom Markt ignoriert.

Open in new window


Industriemetalle

Der Eisenerzpreis hat sich von seinem Mitte des Monats verzeichneten 21-Monatstief etwas erholt und wurde gestern bei 95,3 USD je Tonne gehandelt. Der starke Preisverfall kam durch die massive Ausweitung des Angebots zustande. Die staatliche australische Rohstoffbehörde BREE hat deswegen kürzlich ihre Preisprognosen für dieses und nächstes Jahr auf durchschnittlich 105 USD bzw. 97 USD je Tonne nach unten revidiert.

Deren Einschätzung zufolge haben die aktuell niedrigen Preise keine Auswirkungen auf die Produktionsraten der Eisenerzunternehmen in Australien, da diese mit die geringsten Produktionskosten der Welt haben. Dagegen wird in China besonders teuer produziert. Gemäß Angaben der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission liegen die Produktionskosten in China zwischen 75 USD und 145 USD je Tonne.

Sollte die chinesische Regierung im Eisenerzsektor ähnliche Reformen durchführen wie in der Stahlindustrie, würden Erwartungen von BREE zufolge einige Eisenerzminen in China noch dieses Jahr schließen. Australien würde in diesem Fall die Lücke schließen, was sich in hohen Exporten niederschlagen sollte. Diese werden laut BREE 2014 um 17% auf 680 Mio. Tonnen und 2015 weiter auf 764 Mio. Tonnen steigen.

Die chinesischen Importe dürften in den kommenden zwei Jahren Niveaus von 869 Mio. bzw. 927 Mio. Tonnen erreichen. Die von uns erwartete Erholung der Weltwirtschaft wird sich wohl in einer robusten Eisenerznachfrage widerspiegeln und sollte den Preis im Jahresverlauf unterstützen.


Agrarrohstoffe

Der Internationale Getreiderat IGC lieferte gestern Argumente, welche die jüngste Preisschwäche bei Weizen und Mais nachträglich erklären können. So revidierte der IGC seine Schätzung für die weltweite Weizenernte 2014/15 aufgrund besserer Ernten in der EU, China und Indien um 5 Mio. auf 699 Mio. Tonnen nach oben. Gleichzeitig soll der globale Verbrauch um 1 Mio. Tonnen niedriger ausfallen als bislang erwartet.

In der Folge weist der globale Weizenmarkt einen Angebotsüberschuss von 2 Mio. Tonnen auf. In der vorherigen Schätzung wurde noch ein Defizit von 4 Mio. Tonnen erwartet. Der IGC weist aber auch darauf hin, dass die Lagerbestände in den Exportländern weiterhin unterdurchschnittlich niedrig sind.

Bei Mais revidierte der IGC seine Schätzung für die globale Ernte aufgrund verbesserter Aussichten in China um 8 Mio. auf 963 Mio. Tonnen nach oben. Der weltweite Verbrauch soll dagegen "nur" 3 Mio. Tonnen höher liegen als bislang erwartet. Dadurch steigt der globale Angebotsüberschuss auf 13 Mio. Tonnen. Die globalen Maisvorräte sollen damit das vierte Jahr in Folge steigen und mit 180 Mio. Tonnen auf einem komfortablen Niveau liegen. Knapp die Hälfte davon lagert allerdings in China und steht damit dem Weltmarkt nicht zur Verfügung.

Erstmals gab der IGC auch Schätzungen für 2014/15 bei Sojabohnen bekannt. Die weltweite Ernte soll 300 Mio. Tonnen betragen und die globale Nachfrage damit um 7 Mio. Tonnen übertreffen.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"