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Ölpreis gibt weiter nach

30.06.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die im Ölpreis enthaltene Angstprämie geht weiter zurück. Brent gibt nach dem stärksten Wochenrückgang seit drei Monaten zum Auftakt in die neue Handelswoche weiter nach und notiert mit 112,7 USD je Barrel auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Juni. Heute werden von den Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg aller Voraussicht nach die Umfragen zur OPEC-Produktion im Juni veröffentlicht. Diese dürften bestätigen, dass das Kartell den Markt im heute zu Ende gehenden Monat weiterhin ausreichend mit Öl versorgt hat.

Auch dürfte sich zeigen, dass die Kämpfe im Norden des Irak bislang keinen nennenswerten Einfluss auf die Ölproduktion des zweitgrößten OPEC-Produzentenlandes hatten. Dies spricht für eine Fortsetzung des negativen Preistrends. Zwar haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei WTI in der Woche zum 24. Juni um 9,2 Tsd. Kontrakte reduziert. Mit 323 Tsd. Kontrakten liegen diese aber noch immer auf einem sehr hohen Niveau, so dass weiteres Abbaupotenzial besteht.

Die ICE veröffentlicht die entsprechenden Daten für Brent heute Mittag. Dort lagen die Netto-Long-Positionen in der vorherigen Woche nur ganz knapp unter ihrem Rekordniveau. Auch bei Brent besteht somit Korrekturpotenzial. Die weiterhin bestehenden Angebotsrisiken sprechen aber gegen einen deutlichen Preisrückgang. So warnt der Chefvolkswirt der IEA, Birol, vor einem schweren Rückschlag für den Ölmarkt, sollte es im Irak zu einer Unterbrechung bei den geplanten Investitionen kommen. Dort hat die radikalislamische ISIS-Miliz ein Kalifat ausgerufen. Der Irak soll zwei Drittel des Produktionsanstiegs der OPEC bis zum Jahr 2020 stellen.


Edelmetalle

Die am Freitagabend veröffentlichten CFTC-Daten zur Marktpositionierung spekulativer Finanzanleger an der COMEX zeigten eine massive Ausweitung der Netto-Long-Positionen bei Silber und Gold in der Woche zum 24. Juni: Im Falle von Silber - wo vor kurzem noch die Short- die Long-Positionen überwogen - haben sich die Netto-Long-Positionen gegenüber der Vorwoche auf über 24 Tsd. Kontrakte fast vervierfacht.

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Bei Gold verdoppelten sich die Netto-Long-Positionen auf knapp 100 Tsd. Kontrakte und liegen damit auf dem höchsten Niveau seit Ende März. Dies war sowohl auf die Eindeckung von Short-Positionen als auch den Aufbau von Long-Positionen zurückzuführen. Insofern spricht einiges dafür, dass die Preiserholung der letzten Wochen zu einem großen Teil spekulativ getrieben war und sich dadurch Korrekturpotenzial aufgebaut hat.

In Indien wurden laut Einschätzung des Verbands der indischen Schmuckhändler im ersten Halbjahr nur 150 Tonnen Gold importiert, nach außergewöhnlich hohen 650 Tonnen im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Goldeinfuhren im zweiten Halbjahr werden demnach maßgeblich von der Politik abhängen. Im Juli wird der neue Bundeshaushalt für das laufende Fiskaljahr verabschiedet, was Auswirkungen auf die Importe haben dürfte. Denn dann wird sich zeigen, ob unter dem neuen Ministerpräsidenten Modi die Importrestriktionen für Gold reduziert oder gar vollständig aufgehoben werden.


Industriemetalle

Im Vorfeld wichtiger Konjunkturdaten - morgen werden in China und den USA die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht - zeigen sich die Metallpreise zum Wochenauftakt nahezu unverändert. Kupfer handelt beispielsweise bei gut 6.900 USD je Tonne, Aluminium bei knapp 1.900 USD je Tonne. Generell werden die Preise der Industriemetalle in dieser Woche wohl wesentlich durch eine Reihe von Wirtschaftsdaten wie zum Beispiel dem US-Arbeitsmarktbericht sowie der EZB-Sitzung beeinflusst.

Anfang letzter Woche hatte der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang überraschend deutlich verkündet, dass die Regierung in Peking ein BIP-Wachstum unter 7,5% in diesem Jahr nicht akzeptieren würde. Gegen Ende der Woche hat er nun die einzelnen Lokalregierungen dazu aufgerufen, größere Infrastrukturprojekte anzustoßen, um das Wachstum zu unterstützen. Dies sollte sich in einer robusten Nachfrage nach Metallen niederschlagen und zu höheren Preise beitragen.

Wie die am Freitagabend veröffentlichte CFTC-Statistik zeigt, ist der jüngste Preisanstieg von Kupfer ähnlich wie bei Gold und Silber zu einem guten Teil auf spekulative Finanzinvestoren zurückzuführen. So wurden in der Woche zum 24. Juni Netto-Long-Positionen in Höhe von 14,2 Tsd. Kontrakten aufgebaut. In der Woche zuvor bestanden noch leichte Netto-Short-Positionen. Der Preisanstieg könnte sich daher als nicht nachhaltig erweisen und es besteht zunächst Korrekturpotenzial.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Rohzucker im Kontrakt mit Fälligkeit Oktober fiel am Freitag um 2,2% auf 18,3 US-Cents je Pfund. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer hatten zuvor ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 24. Juni verdoppelt und damit den vorherigen Preisanstieg auf knapp 19 US-Cents maßgeblich unterstützt.

Es ist daher gut möglich, dass auch der jüngste Preisrückgang von dieser Gruppe von Marktteilnehmern ausgelöst wurde. Einen Dämpfer erhielt der Preis in den letzten Tagen auch durch die jüngsten Daten der brasilianischen Zuckerindustrievereinigung Unica. Diese zeigen weiterhin einen zügigen Fortschritt bei der Verarbeitung des angelieferten Zuckerrohrs. Seit Saisonbeginn im April wurde 3,7% mehr Zuckerrohr verarbeitet als im Vorjahr, obwohl wegen der Dürre im ersten Quartal für die laufende Saison 2014/15 eigentlich mit einer deutlich geringeren Erntemenge gerechnet wird.

Entsprechend warnt Unica auch, dass die Verarbeitung bald langsamer vonstatten gehen könnte. Bisher ist die Zuckerproduktion sogar überproportional gestiegen. Dies könnte sich ebenfalls bald ändern, falls die brasilianische Regierung die Beimischungspflicht von Ethanol zu Benzin von bisher 25% anhebt. Hierzu werden laut Regierungsangaben derzeit Versuche durchgeführt, auf deren Basis eine Entscheidung gefällt werden soll.




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