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Preisrutsch bei Gold und Silber

15.07.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise scheinen nach dem kräftigen Rückgang der letzten Wochen einen Boden zu finden. Brent handelt wenig verändert unterhalb von 107 USD je Barrel, WTI knapp oberhalb von 100 USD je Barrel. Bei Brent läuft morgen nach Handelsschluss der August-Kontrakt aus. Da sich das vordere Ende der Brent-Terminkurve nach dem jüngsten Preisrutsch in Contango befindet, dürfte der Brentölpreis nach dem Wechsel auf den Septemberkontrakt optisch steigen. Auch bei Brent haben sich die spekulativen Finanzanleger Anfang Juli im großen Stil zurückgezogen und damit zum Preisrückgang beigetragen.

Laut gestern veröffentlichter Daten der ICE sanken die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 8. Juli um 28 Tsd. auf ein 4-Wochentief von 212 Tsd. Kontrakten. Auslöser hierfür dürfte die Freigabe der beiden größten Ölhäfen und die Wiederaufnahme der Produktion im zweitgrößten Ölfeld in Libyen gewesen sein. Die Aussicht auf eine deutliche Steigerung des Ölangebots aus Libyen verringert die Knappheitsprämie auf den Brentölpreis, selbst wenn das Nordseeangebot im August merklich zurückgehen soll.

Aktuell liegt die libysche Ölproduktion bereits bei knapp 500 Tsd. Barrel pro Tag, nach 200-300 Tsd. Barrel pro Tag in den letzten Monaten. Die aktuellen Nachrichten lassen allerdings Zweifel daran aufkommen, ob es zu einer schnellen Normalisierung des libyschen Ölangebots kommt. So ist der Ölhafen von Brega aufgrund von Protesten geschlossen. Um den Flughafen der Hauptstadt Tripolis sind zwischen rivalisierenden Milizen Kämpfe ausgebrochen, was die weiterhin angespannte Sicherheitslage in Libyen verdeutlicht.


Edelmetalle

Eine allgemein zurückgehende Risikoaversion, die sich unter anderem in steigenden Aktienmärkten widerspiegelte, sorgte gestern für Abgabedruck bei den Edelmetallen. Gold fiel im Zuge dessen um 2,4% bzw. gut 30 USD und hielt sich nur noch knapp über der Marke von 1.300 USD je Feinunze. Silber gab um 2,5% nach und rutschte unter die Marke von 21 USD je Feinunze. Auch Gewinnmitnahmen der spekulativen Finanzanleger haben zu den starken Preisrückgängen wohl beigetragen.

Wie wir gestern berichteten, hatte diese Investorengruppe gemäß der jüngsten CFTC-Daten in der Woche zum 8. Juli bei Gold und Silber die höchsten Netto-Long-Positionen seit 1½ bzw. sogar knapp 4 Jahren aufgebaut, so dass Korrekturpotenzial bestand. Im Gegensatz zu diesen kurzfristig orientierten Investoren haben jedoch offenbar die ETF-Anleger das gefallene Preisniveau bei Gold als attraktive Einstiegsgelegenheit genutzt. Denn die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern mit 9,7 Tonnen den höchsten Tageszufluss seit Oktober 2012, was fast ausschließlich auf den SPDR Gold Trust zurückzuführen war.

Sollte sich dieser Zufluss als nachhaltig erweisen, wäre dies u.E. ein positives Zeichen für den Goldpreis, denn in der Vergangenheit hatten sich die ETF-Investoren bei Preisrückgängen oftmals ebenfalls aus Gold zurückgezogen. Heute richtet sich das Interesse der Goldanleger auf die halbjährliche Anhörung der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen vor dem US-Kongress.

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Industriemetalle

In China wurden im Juni neue Kredite im Volumen von 1.080 Mrd. CNY (entspricht rund 173 Mrd. USD) vergeben. Dies waren 24% mehr als im Vormonat und auch klar mehr als erwartet. Die gesamte Kreditvergabe, die Teile des Schattenbankensektors mit umfasst, fiel mit knapp 2.000 Mrd. CNY ebenfalls deutlich höher aus als erwartet. Die vorgelegten Daten sprechen grundsätzlich gegen eine Anspannung der Kreditvergabe, was die Metallpreise unterstützen sollte. Morgen werden weitere Konjunkturdaten aus China veröffentlicht.

Die LME-Aluminiumvorräte sind gestern erstmals seit September 2012 wieder unter die Marke von 5 Mio. Tonnen gefallen. Seit Jahresbeginn wurden die Bestände um 8,5% abgebaut, womit ein Teil der gekündigten Lagerscheine bedient wurde. Diese befinden sich mit 2,93 Mio. Tonnen aber noch immer fast auf Rekordniveau. Das heißt, ein Großteil der Lagerbestände steht dem Markt nach wie vor nicht zur Verfügung.

Die künstliche Verknappung des Marktes wegen der Finanztransaktionen spiegelt sich in weiterhin steigenden physischen Prämien wider. Diese haben gemäß Daten von Platts zum Beispiel in Europa mittlerweile ein Allzeithoch von 360-380 USD je Tonne (exklusive Zölle) erreicht. Wir sehen aktuell keine Trendumkehr bei der Entwicklung der Prämien oder Katalysatoren für eine solche Veränderung. Dieser stehen das niedrige Zinsumfeld, die Steilheit der Terminkurve und die zumindest vorläufige Beibehaltung der aktuellen Lagerhaltungspraktiken entgegen.


Agrarrohstoffe

Im Dezember-Kontrakt kostet Baumwolle derzeit nur noch gut 68 US-Cents je Pfund. So günstig war Baumwolle in einem meistgehandelten Kontrakt zuletzt vor gut zwei Jahren. In Reaktion auf die Regenfälle im Südwesten der USA, v.a. im Hauptanbaustaat Texas, hob das US-Landwirtschaftsministerium seine Prognose für die US-Erntefläche stark an. Die erwartete US-Baumwollproduktion 2014 wird dadurch 10% höher als zuvor angesetzt.

Das Plus gegenüber 2013 soll sogar 28% betragen. Die US-Lagerbestände zum Ende der Saison 2014/15 sollen sich daher gegenüber 2013/14 fast verdoppeln und auf ein 6-Jahreshoch steigen. Auch die rückläufige Nachfrage aus China drückt auf die Notierungen. Chinas Baumwollimporte lagen im Juni 19,1% unter dem Vorjahr. Dies ist zwar ein deutlicher Rückgang, aber dennoch ein moderaterer als vielfach erwartet. Im Vormonatsvergleich ergibt sich sogar ein Plus von 13,9%.

Daten der brasilianischen Zuckerindustrievereinigung Unica zeigen für die zweite Juni-Hälfte ein Plus bei der Verarbeitung von Zuckerrohr von fast 50% gegenüber der Vorjahresperiode. Dies ist aber dadurch verzerrt, dass im Vorjahr heftiger Regen viele Mühlen die Arbeit unterbrechen ließ. Dennoch ist der Anstieg in der Verarbeitung seit Saisonstart um 11% und der Zuckerproduktion um 15,6% deutlich höher als nach der Dürre im ersten Quartal erwartet worden war. Der Preis für Rohzucker im Oktober-Kontrakt ist daher in den letzten Tagen erstmals seit Februar unter 17,5 US-Cents je Pfund gefallen.




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