Brentölpreis fällt auf 3½-Monatstief
16.07.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Nach der kurzen Verschnaufpause zum Wochenauftakt geriet der Brentölpreis im gestrigen Handel erneut unter Druck und fiel kurzzeitig auf ein 3½-Monatstief von weniger als 105 USD je Barrel. Das steigende libysche Ölangebot setzt vor allem das vordere Ende der Terminkurve unter Druck: erstmals seit vier Jahren notierte am Nachmittag der nächstfällige Terminkontrakt 1½ USD niedriger als der darauffolgende Terminkontrakt.
Trotz spürbarer Preiserholung im weiteren Handelsverlauf, die nicht zuletzt dem vom API gemeldeten deutlichen Abbau der US-Rohölvorräte geschuldet war, ist das vordere Ende der Brent-Terminkurve am Morgen noch immer deutlich im Contango. Wir denken, dass der Markt die Risikoprämie aufgrund der Kämpfe im Irak und der Unsicherheiten des libyschen Ölangebots etwas zu vorschnell ausgepreist hat. Denn diese Risiken sind keineswegs verschwunden.
Zwar wird in Libyen momentan mit 600 Tsd. Barrel pro Tag soviel Rohöl gefördert wie zuletzt vor fast einem Jahr, aber die Gewalt im Land hat seit dem Wochenende wieder zugenommen, was gegen eine schnelle Rückkehr zum normalen Produktionsniveau von mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag spricht. Zudem sinkt üblicherweise im Spätsommer aufgrund von Wartungsarbeiten das Nordseeangebot. Die Versorgungslage könnte sich also schnell anspannen und wieder höhere Preise rechtfertigen. Aufgrund des in der kommenden Nacht anstehenden Kontraktwechsels dürfte Brentöl schon morgen optisch teurer werden, wobei die am Nachmittag anstehenden offiziellen US-Lagerbestandsdaten zusätzlichen Rückenwind geben könnten.
Edelmetalle
Die Edelmetalle standen gestern den zweiten Tag in Folge unter deutlichem Abgabedruck. Der Goldpreis fiel dabei erstmals seit knapp vier Wochen wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 1.300 USD je Feinunze. Das Unterschreiten dieses Niveau könnte zu technischen Anschlussverkäufen führen. Verglichen mit seinem letzte Woche Donnerstag verzeichneten 4-Monatshoch hat der Preis somit bereits fast 4% bzw. mehr als 50 USD je Feinunze nachgegeben.
Die Preise der anderen Edelmetalle folgten gestern dem Goldpreis nach unten; Silber fiel um 1% und notiert weiter unter der Marke von 21 USD je Feinunze. Auslöser des Preisrutsches bei Gold, Silber & Co. waren die Äußerungen der Vorsitzenden der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, während ihrer Anhörung vor dem US-Kongress. Sie zeigte sich dort unseres Erachtens zwar wenig überraschend sehr taubenhaft und verwies auf eine anhaltende Schwäche der Konjunktur und des Arbeitsmarktes, die weiterer geldpolitischer Unterstützung bedürften.
Als Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung blieb sie mit "irgendwann in 2015" auch weiterhin sehr vage. Offenbar hatten aber einige Marktteilnehmer auf eine noch taubenhaftere Notenbankchefin spekuliert. Der US-Dollar wertete daher während der Anhörung von Yellen gegenüber dem Euro merklich auf, was sich belastend auf die Preise auswirkte. Auch dürften sich die spekulativen Finanzanleger den zweiten Tag in Folge aus Gold und Silber zurückgezogen haben. Aufschluss hierüber können die CFTC-Daten zur Marktpositionierung am Freitag geben.
Industriemetalle
In China ist die Wirtschaft im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 7,5% gewachsen und damit etwas mehr als von den Marktteilnehmern erwartet. Die anderen Konjunkturdaten, wie zum Beispiel die Industrieproduktion und Investitionen in Sachanlagen - hierbei handelt es sich um Daten für Juni -, fielen ebenfalls positiv aus. Im Juni hatte sich der chinesische Premierminister Li Keqiang ungewöhnlich deutlich dahingehend geäußert, in diesem Jahr kein Wachstum unter 7,5% zu akzeptieren.
Da die durchschnittliche annualisierte Wachstumsrate im ersten Halbjahr bei 7% lag, müsste in der zweiten Jahreshälfte ein Wachstum von 8% erzielt werden, um dieses Ziel zu erreichen. In Anbetracht der geringen Staatsverschuldung, der moderaten Inflationsrate und der Investitionspläne besteht für die Regierung und Zentralbank auch Spielraum hierfür. Allerdings könnte ein merklicher Abschwung am Immobilienmarkt unseren Volkswirten zufolge die Pläne der Regierung torpedieren. Sollte dieser aber vermieden und die Wachstumspläne realisiert werden, wird sich dies wohl in einer robusten Nachfrage nach Metallen niederschlagen und schlussendlich deren Preise im Jahresverlauf unterstützen.
Ab heute veröffentlichen die International Study Groups ihre Monatsdaten zur Angebots- und Nachfragelage an den verschiedenen Metallmärkten. Sie dürften zumeist die Knappheit an den Märkten, die schon in den Monaten zuvor bestand, bestätigen, wovon die Metallpreise kurzfristig profitieren könnten.
Agrarrohstoffe
Der Kakaopreis in London hält sich seit Ende Mai über 1.900 GBP je Tonne (September-Kontrakt). Höhen wie während der Preisspitzen 2010 bei 2.600 und 2011 bei 2.400 GBP je Tonne liegen zwar noch fern, doch hat sich Kakao innerhalb eines Jahres um ein Drittel verteuert. In New York war der Preisanstieg sogar noch etwas stärker. Dabei läuft die Produktion besser als erwartet. Im größten Anbauland Elfenbeinküste sollen inoffiziellen Daten zufolge die Kakaoanlieferungen gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel gestiegen sein.
Nicht zuletzt deshalb hatte die Internationale Kakaoorganisation bereits Ende Mai ihre Schätzung für die weltweite Kakaoproduktion 2013/14 angehoben und die Defizitprognose von 115 auf 75 Tsd. Tonnen reduziert. Dennoch: Dies wäre bereits das zweite Defizit in Folge. Der Ausblick auf 2014/15 lässt viele Marktbeobachter ebenfalls ein Defizit erwarten. Es wird nun darauf ankommen, ob sich die Preissteigerungen an den internationalen Märkten auch in höheren Preisen für die Anbauer vor Ort niederschlagen. Denn dies bestimmt den Anreiz zu einer weiteren Angebotsausdehnung in Form (er)neuer(ter) Plantagen und Maßnahmen zur Erzielung höherer Erträge.
In der Elfenbeinküste etwa müssen die Bauern nun mindestens 60% des internationalen Preises ausbezahlt bekommen. Auf der Nachfrageseite kommt der Zuwachs vor allem aus den Emerging Markets, insbesondere in Asien. Dagegen enttäuschten die europäischen Vermahlungszahlen im 2. Quartal zuletzt. Daten für Nordamerika werden für morgen erwartet.
Nach der kurzen Verschnaufpause zum Wochenauftakt geriet der Brentölpreis im gestrigen Handel erneut unter Druck und fiel kurzzeitig auf ein 3½-Monatstief von weniger als 105 USD je Barrel. Das steigende libysche Ölangebot setzt vor allem das vordere Ende der Terminkurve unter Druck: erstmals seit vier Jahren notierte am Nachmittag der nächstfällige Terminkontrakt 1½ USD niedriger als der darauffolgende Terminkontrakt.
Trotz spürbarer Preiserholung im weiteren Handelsverlauf, die nicht zuletzt dem vom API gemeldeten deutlichen Abbau der US-Rohölvorräte geschuldet war, ist das vordere Ende der Brent-Terminkurve am Morgen noch immer deutlich im Contango. Wir denken, dass der Markt die Risikoprämie aufgrund der Kämpfe im Irak und der Unsicherheiten des libyschen Ölangebots etwas zu vorschnell ausgepreist hat. Denn diese Risiken sind keineswegs verschwunden.
Zwar wird in Libyen momentan mit 600 Tsd. Barrel pro Tag soviel Rohöl gefördert wie zuletzt vor fast einem Jahr, aber die Gewalt im Land hat seit dem Wochenende wieder zugenommen, was gegen eine schnelle Rückkehr zum normalen Produktionsniveau von mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag spricht. Zudem sinkt üblicherweise im Spätsommer aufgrund von Wartungsarbeiten das Nordseeangebot. Die Versorgungslage könnte sich also schnell anspannen und wieder höhere Preise rechtfertigen. Aufgrund des in der kommenden Nacht anstehenden Kontraktwechsels dürfte Brentöl schon morgen optisch teurer werden, wobei die am Nachmittag anstehenden offiziellen US-Lagerbestandsdaten zusätzlichen Rückenwind geben könnten.
Edelmetalle
Die Edelmetalle standen gestern den zweiten Tag in Folge unter deutlichem Abgabedruck. Der Goldpreis fiel dabei erstmals seit knapp vier Wochen wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 1.300 USD je Feinunze. Das Unterschreiten dieses Niveau könnte zu technischen Anschlussverkäufen führen. Verglichen mit seinem letzte Woche Donnerstag verzeichneten 4-Monatshoch hat der Preis somit bereits fast 4% bzw. mehr als 50 USD je Feinunze nachgegeben.
Die Preise der anderen Edelmetalle folgten gestern dem Goldpreis nach unten; Silber fiel um 1% und notiert weiter unter der Marke von 21 USD je Feinunze. Auslöser des Preisrutsches bei Gold, Silber & Co. waren die Äußerungen der Vorsitzenden der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, während ihrer Anhörung vor dem US-Kongress. Sie zeigte sich dort unseres Erachtens zwar wenig überraschend sehr taubenhaft und verwies auf eine anhaltende Schwäche der Konjunktur und des Arbeitsmarktes, die weiterer geldpolitischer Unterstützung bedürften.
Als Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung blieb sie mit "irgendwann in 2015" auch weiterhin sehr vage. Offenbar hatten aber einige Marktteilnehmer auf eine noch taubenhaftere Notenbankchefin spekuliert. Der US-Dollar wertete daher während der Anhörung von Yellen gegenüber dem Euro merklich auf, was sich belastend auf die Preise auswirkte. Auch dürften sich die spekulativen Finanzanleger den zweiten Tag in Folge aus Gold und Silber zurückgezogen haben. Aufschluss hierüber können die CFTC-Daten zur Marktpositionierung am Freitag geben.
Industriemetalle
In China ist die Wirtschaft im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 7,5% gewachsen und damit etwas mehr als von den Marktteilnehmern erwartet. Die anderen Konjunkturdaten, wie zum Beispiel die Industrieproduktion und Investitionen in Sachanlagen - hierbei handelt es sich um Daten für Juni -, fielen ebenfalls positiv aus. Im Juni hatte sich der chinesische Premierminister Li Keqiang ungewöhnlich deutlich dahingehend geäußert, in diesem Jahr kein Wachstum unter 7,5% zu akzeptieren.
Da die durchschnittliche annualisierte Wachstumsrate im ersten Halbjahr bei 7% lag, müsste in der zweiten Jahreshälfte ein Wachstum von 8% erzielt werden, um dieses Ziel zu erreichen. In Anbetracht der geringen Staatsverschuldung, der moderaten Inflationsrate und der Investitionspläne besteht für die Regierung und Zentralbank auch Spielraum hierfür. Allerdings könnte ein merklicher Abschwung am Immobilienmarkt unseren Volkswirten zufolge die Pläne der Regierung torpedieren. Sollte dieser aber vermieden und die Wachstumspläne realisiert werden, wird sich dies wohl in einer robusten Nachfrage nach Metallen niederschlagen und schlussendlich deren Preise im Jahresverlauf unterstützen.
Ab heute veröffentlichen die International Study Groups ihre Monatsdaten zur Angebots- und Nachfragelage an den verschiedenen Metallmärkten. Sie dürften zumeist die Knappheit an den Märkten, die schon in den Monaten zuvor bestand, bestätigen, wovon die Metallpreise kurzfristig profitieren könnten.
Agrarrohstoffe
Der Kakaopreis in London hält sich seit Ende Mai über 1.900 GBP je Tonne (September-Kontrakt). Höhen wie während der Preisspitzen 2010 bei 2.600 und 2011 bei 2.400 GBP je Tonne liegen zwar noch fern, doch hat sich Kakao innerhalb eines Jahres um ein Drittel verteuert. In New York war der Preisanstieg sogar noch etwas stärker. Dabei läuft die Produktion besser als erwartet. Im größten Anbauland Elfenbeinküste sollen inoffiziellen Daten zufolge die Kakaoanlieferungen gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel gestiegen sein.
Nicht zuletzt deshalb hatte die Internationale Kakaoorganisation bereits Ende Mai ihre Schätzung für die weltweite Kakaoproduktion 2013/14 angehoben und die Defizitprognose von 115 auf 75 Tsd. Tonnen reduziert. Dennoch: Dies wäre bereits das zweite Defizit in Folge. Der Ausblick auf 2014/15 lässt viele Marktbeobachter ebenfalls ein Defizit erwarten. Es wird nun darauf ankommen, ob sich die Preissteigerungen an den internationalen Märkten auch in höheren Preisen für die Anbauer vor Ort niederschlagen. Denn dies bestimmt den Anreiz zu einer weiteren Angebotsausdehnung in Form (er)neuer(ter) Plantagen und Maßnahmen zur Erzielung höherer Erträge.
In der Elfenbeinküste etwa müssen die Bauern nun mindestens 60% des internationalen Preises ausbezahlt bekommen. Auf der Nachfrageseite kommt der Zuwachs vor allem aus den Emerging Markets, insbesondere in Asien. Dagegen enttäuschten die europäischen Vermahlungszahlen im 2. Quartal zuletzt. Daten für Nordamerika werden für morgen erwartet.