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Geopolitische Spannungen schüren neue Angebotssorgen

18.07.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Verschärfung der Sanktionen gegen Russland am Vortag, der Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs über der Ostukraine, die Bodenoffensive Israels gegen die Hamas im Gaza-Streifen und nicht zuletzt die instabile Lage im Norden Iraks und in Libyen - trotz der Vielzahl an Krisenmeldungen lässt sich der Markt nicht wirklich aus dem Gleichgewicht bringen. Mit gut 108 USD je Barrel ist Brentöl am Morgen zwar fast vier Dollar teurer als zwei Tage zuvor. Doch damit notiert der Preis in der Mitte seiner angestammten Handelsspanne.

Ob diese Ruhe trügerisch ist, dürfte nicht zuletzt von den weiteren Ermittlungen über den Urheber des Flugzeugabschusses abhängen. Die eher geringe Preisreaktion dürfte sich unter anderem damit erklären, dass die Netto-Long-Positionen der spekulativen Anleger am Brentölmarkt noch Ende Juni auf ein Rekordniveau geklettert waren. Die starke Preiskorrektur binnen drei Wochen dürfte einige Investoren auf dem falschen Fuß erwischt haben. Entsprechend vorsichtiger dürfte sie jetzt agieren. Heute abend veröffentlicht die CFTC die Positionierung am WTI-Markt.


Edelmetalle

Die Nachrichten aus der Ostukraine ließen den sicheren Hafen Gold zwischenzeitlich merklich steigen. In der Spitze verteuerte sich Gold um über 20 USD je Feinunze, gab diese Preisgewinne über Nacht aber bereits teilweise wieder ab. Aktuell notiert Gold bei gut 1.310 USD je Feinunze. Die ETF-Anleger zeigen sich zurückhaltend: Der weltgrößte Gold-Fonds, der SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern bereits den zweiten Tag in Folge Abflüsse von fast 3 Tonnen. Dies ist der größte Rückgang innerhalb von zwei Tagen seit Anfang Mai, nachdem es in den ersten beiden Juliwochen noch beträchtliche Zuflüsse gab.

Im Fahrwasser von Gold legte auch der Silberpreis zwischenzeitlich deutlich zu, notiert nach Verlusten am Morgen aber nur knapp über der Marke von 21 USD je Feinunze. Nachdem bereits am Vortag von den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union neue Sanktionen gegen eine Reihe russischer Unternehmen beschlossen wurden, wächst nach dem Flugzeugabschuss das Risiko neuer weitergehender Maßnahmen. Da Russland wichtiger Produzent von Platin und Palladium ist, bleibt somit das Angebot dieser beiden Edelmetalle mit Unsicherheit behaftet, was die Preise neben der robusten Nachfrage (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern) weiter unterstützen sollte.


Industriemetalle

Wie das Nationale Statistikbüro Chinas jüngst bekannt gab, ist die chinesische Stahlproduktion im Juni auf Tagesbasis auf ein Rekordhoch von 2,31 Mio. Tonnen gestiegen. Insgesamt wurden im Juni in China 69,3 Mio. Tonnen Stahl hergestellt, 4,5% mehr als im Vorjahresmonat und nur geringfügig weniger als beim Rekordhoch im Mai. Annualisiert würde China damit 2014 rund 830 Mio. Tonnen Stahl produzieren. Die Stahlhersteller haben offenbar bislang nicht auf den saisonalen Abschwung der Nachfrage reagiert. Der Verband der chinesischen Eisen- und Stahlhersteller warnte jedoch kürzlich davor, dass die augenscheinliche Nachfrage in China deutlich langsamer wachsen würde als die Produktion.

Zur höheren Produktionsrate hat wohl auch der Anstieg der Exportaufträge beigetragen. Denn im ersten Halbjahr hat China 41 Mio. Tonnen Stahlprodukte ins Ausland verschifft, ein Drittel mehr als im Vorjahr. In den heimischen Stahlpreisen hat sich dies aber bislang nicht widergespiegelt. Der Preis für warmgewalzten Stahl dümpelt vielmehr bei rund 3.360 CNY je Tonne (entspricht rund 540 USD je Tonne) auf relativ niedrigem Niveau herum. Dagegen hat sich der Eisenerzpreis von seinem Tief Mitte Juni um fast 10% erholt und nähert sich langsam wieder der Marke von 100 USD je Tonne. Hier dürfte sich die höhere Stahlproduktion in China positiv ausgewirkt haben. Auch hatten chinesische Händler das niedrige Eisenerzpreisnivau genutzt und opportunistisch Eisenerz gekauft.


Agrarrohstoffe

Der Abschuss eines Passagierflugzugs über der Ostukraine hat auch die Weizenpreise deutlich steigen lassen. Weizen an der CBOT verteuerte sich gestern um 2,4% auf 551 US-Cents je Scheffel, Weizen an der LIFFE in Paris um gut 2% auf 183 EUR je Tonne. Denn durch die Eskalation des Ukraine-Konflikts könnten auch die Weizenlieferungen aus der Schwarzmeerregion beeinträchtigt werden. Da die dortige Weizenernte gerade eingebracht wird, rechnete der Markt bislang fest damit, dass das Angebot in den kommenden Wochen verfügbar wird.

Die Ukraine und Russland stellen zusammen knapp ein Fünftel der weltweiten Weizenexporte. Zudem sind aufgrund eines Streiks in Argentinien derzeit 80% der Getreideexportkapazitäten des südamerikanischen Landes lahmgelegt. In der kommenden Woche wollen auch die argentinischen LKW-Fahrer in einen Streik treten, was zu weiteren Beeinträchtigungen des Angebots führen dürfte. Denn die erst kürzlich eingebrachte Ernte wird derzeit an die Exporthäfen transportiert. Argentinien zählt zu den weltweit führenden Mais- und Sojabohnenexporteuren.

Die Kakaoverarbeitung in Nordamerika verzeichnete im zweiten Quartal einen stärker als erwarteten Anstieg um 4,5% gegenüber dem Vorjahr auf 131,7 Tsd. Tonnen. Die globale Kakaoverarbeitung dürfte dennoch enttäuschen. Denn zuvor vermeldete Europa lediglich einen marginalen Anstieg um 0,7%, Malaysia sogar einen Rückgang um 10%.

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