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Reale Gold-Hochs?

20.01.2006  |  Adam Hamilton
Das einstige Metall der Könige glänzte auch diese Woche und peilte die 550 US$ Marke an. Die Schlagzeilen der Finanzmedien verkündeten infolgedessen das 25-Jahreshoch bei Gold. Obwohl dies technisch gesehen auch stimmt, Gold schloss also tatsächlich vor einem Viertel-Jahrhundert zum letzten Mal über 550 US$, ist die Fixierung der Medien auf die heutigen Goldhochs eher irreführend.

Schlaue Investoren werden zu Recht vorsichtig wenn sie von Preisen nahe einem 25-Jahreshochs hören, der Grundsatz von erfolgreichem Investment heißt schließlich billig kaufen und teuer verkaufen. Wenn nun eine Aktie bei der Höchstmarke eines Vierteljahrhunderts gehandelt wird ist ihr Preis wohl ziemlich hoch und die Aktie wahrscheinlich ein schlechter Kauf, nicht wahr?

Wenn ich die Märkte nicht genau studieren würde und Gold nicht jahrelang beobachtet hätte, wäre ich sicher davon abgeneigt, in irgendetwas zu investieren, das in der Nähe eines 25-Jahreshochs gehandelt wird. Teuer zu kaufen widerspricht der kompletten Investment-Philosophie von billig kaufen und teurer verkaufen. Gold aber, ob Sie es nun glauben oder nicht, ist noch immer eine großartige konträre Investition, sogar angesichts des derzeitigen nominellen Vierteljahrhundertshochs.

Wie kann man diese absurd scheinende Annahme begründen? Die Antwort ist, dass sich die Messlatte für die Preisbildung aller Investments, der US-Dollar, in den letzten Jahrzehnten radikal verändert hat. Ein Dollar ist heute bei weitem weniger wert als vor 25 Jahren, als Gold zum letzten Mal bei 550 US$ schloss. Die nominellen Dollarpreise von heute mit jenen von vor 25 Jahren zu vergleichen, ist als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen.

Erinnern Sie sich an die Preise Anfang der 80er Jahre? Verglichen mit heutigen Preisen waren sie mehr oder weniger minimal. Der durchschnittliche Preis für ein Haus in den USA lag bei 76.000 US$, dafür bekommt man heute nicht einmal eine leere Bauparzelle am Stadtrand, geschweige denn ein Haus. Das durchschnittliche Einkommen in Amerika betrug damals unter 18.000 US$, das liegt heute sogar unter der offiziellen Armutsgrenze für eine Vierpersonen-Familie in den USA. Eine Briefmarke kostete 15 Cent, ein Mittelklassewagen ungefähr 7.000 US$.

Vor einem Vierteljahrhundert bekam man also weit mehr für die 550 US$, die eine Unze Gold kostete, als heutzutage. Dies kommt natürlich von der Inflation der großen Menge an Dollars die zurzeit im Umlauf sind. Die US-Regierung druckt über die Federal Reserve Bank ununterbrochen Geld, und dieses Geld, das aus dem Nichts erzeugt, wird fließt in die amerikanische Wirtschaft und geht direkt in den Wettbewerb um knappe Güter und Dienstleistungen und treibt deren Preise.

Ich habe viel über reale Beispiele für Inflation in der Vergangenheit geschrieben, falls Sie ein paar Hintergrundinformationen suchen. Darunter sind unter anderem die berühmte Inflation in Frankreich im 18. Jahrhundert von John Law, der North Slope Öl Boom in Alaska, und sogar die virtuelle Inflation in den heute so beliebten Computerspielen. Jedes Mal, wenn in einer bestimmten Ära oder in einer bestimmten Region die Geldmenge schneller ansteigt, als das Angebot an Gütern und Dienstleistungen für die dieses Geld ausgegeben wird, führt dies zu einem unvermeidlichen Anstieg der Preise. Dieses wirtschaftliche Gesetz ist so unumgänglich wie die Schwerkraft.

Da der Dollar von 1981, bezogen auf seine Kaufkraft, sich vom heutigen Dollar so stark unterscheidet, macht es absolut keinen Sinn, diese direkt miteinander zu vergleichen. Je mehr ich mich mit den Finanzmärkten beschäftige, desto mehr bin ich bin überzeugt, dass es extrem irreführend ist und zu falschen Entscheidungen führt, wenn man Preise über mehr als zehn Jahre vergleicht und dabei den Einfluss der Inflation außer Acht lässt. Dies gilt übrigens auch für die allgemeinen Aktienmärkte.

Während ich seit Juni 2000 über inflationsbereinigtes bzw. reales Gold und Öl geschrieben habe, ergaben diese Vergleiche monatliche Daten. Das am besten akzeptierte Maß für die US-Inflation, der Verbraucherpreisindex, wird einmal im Monat veröffentlicht, und daher werden auch für die meisten Inflationsanalysen monatliche Daten verwendet. Das Problem mit monatlichen Daten ist aber, dass sie die meisten der wichtigen Schlusshochs ausklammern, die die Medien verwenden um Meilensteine von Jahrzehnten zu verkünden.

In dieser neuen Serie von Abhandlungen, die immer wichtiger werden wenn sich Gold an sein nicht inflationsbereinigtes, nominelles 1980-Hoch von 850 US$ annähert, verwende ich tägliche Daten über Gold um zu einem noch klareren Bild zu kommen. Die Finanzmedien und die Wall Street werden Überstunden machen um die Anleger fälschlicherweise davon zu überzeugen, dass Gold heutzutage teuer ist, um sie davon abzuhalten dass sie ihr Kapital in diesem Bullenmarkt vervielfachen. Diese Institutionen sehen es nicht gerne wenn Kapital von Aktien in Rohstoffe fließt.

Ich erstellte ein fast 10.000-zeiliges Analyse-Programm, das die monatlichen VPI-Inflationsdaten und die täglichen Golddaten zusammenführt, um eine echte, VPI-bereinigte Datenreihe für Gold bis zurück vor die 70er Jahre zu erhalten. Obwohl ich immer schon ein Gegner des extrem manipulierten VPI war, der die Inflation herunterspielt, habe ich ihn hier verwendet weil er konservativ und weitgehend als vertrauenswürdiger Index akzeptiert ist. Obwohl der reale Goldpreis bei Verwendung der Geldmenge MZM oder M3 als Inflationsindikator bedeutend höher wäre, wäre diese Abhandlung für die Masse nicht so glaubwürdig wenn ich diesen Weg ginge.

Ist Gold nun auf einem atemberaubenden 25-Jahreshoch, wenn man den US-Dollar als sich radikal verändernde Messlatte beachtet? Nicht annähernd! In realen Werten betrachtet ist Gold gerade einmal dort, wo es sich Mitte der 90er jahrelang festgefahren hatte. Die Goldpreise der letzen Zeit sind immer noch spottbillig, verglichen mit den durchschnittlichen Preisen der letzten 35 Jahre. Investoren können immer noch billig kaufen!

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