Zunehmendes Angebotsdefizit am Kupfermarkt
22.07.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Die Krisen in der Ukraine und im Gazastreifen sowie die Gefahr verschärfter Wirtschaftssanktionen gegen Russland sorgten über Nacht für steigende Ölpreise. Brent nähert sich wieder der Marke von 108 USD je Barrel an. WTI stieg sogar auf 105 USD je Barrel, wobei sich dies auf den heute auslaufenden August-Kontrakt bezieht. Der ab morgen maßgebliche September-Kontrakt stieg dagegen weitaus weniger und handelt aktuell bei etwas mehr als 103 USD je Barrel. Die Preisdifferenz zwischen den beiden nächstfälligen WTI-Terminkontrakten beträgt somit 2 USD je Barrel, was zuletzt vor knapp sechs Jahren der Fall war.
Die ungewöhnlich starke Backwardation in der WTI-Terminkurve ist auf eine robuste Nachfrage nach unmittelbar verfügbarem Rohöl in den USA zurückzuführen. Dies zeigt sich auch daran, dass Light Louisiana Sweet als Referenz für leichtes Öl an der US-Golfküste derzeit mit einem Aufschlag von 3 USD je Barrel gegenüber Brent gehandelt wird. Die Rohölverarbeitung der US-Raffinerien ist zu dieser Jahreszeit außerordentlich hoch. Aktuell liegt sie sogar auf einem Rekordniveau, was die US-Rohöllagerbestände weiter fallen lassen dürfte.
Der WTI-Preis bleibt damit auch nach dem Kontraktwechsel und dem damit einhergehenden "Preisrückgang" in der kommenden Nacht gut unterstützt. Bei Brent kam es in der Woche zum 15. Juli zu einem regelrechten Exodus der spekulativen Finanzanleger. Diese reduzierten ihre Netto-Long-Positionen um 48,2 Tsd. Kontrakte, was dem stärksten Wochenrückgang seit Beginn der Datenreihe im Januar 2011 entsprach, und zum zwischenzeitlichen Preisrückgang unter 105 USD je Barrel beitrug.
Edelmetalle
Die Edelmetallpreise stehen heute Morgen angesichts freundlicher asiatischer Aktienmärkte unter Druck. Gold gibt rund 0,5% nach und hält sich nur noch knapp über der Marke von 1.300 USD je Feinunze. Silber handelt unter 21 USD je Feinunze. Wie die Schweizer Zollbehörde heute Morgen bekannt gab, hat das Land im Juni 156,6 Tonnen Gold importiert und 101,5 Tonnen wieder exportiert. Ein großer Teil davon dürfte nach Indien verschifft worden sein, da das indische Handelsministerium schon letzte Woche von einem deutlichen Anstieg der indischen Goldimporte berichtete.
Mit 6 Tonnen wurde dagegen nur ein sehr kleiner Teil des Goldes aus der Schweiz nach China bzw. Hongkong ausgeführt. Im Vormonat waren es immerhin über 12 Tonnen. Dies deutet auf eine anhaltend schwache chinesische Goldnachfrage hin. Daten zu den chinesischen Goldimporten aus Hongkong werden voraussichtlich noch diese Woche veröffentlicht.
Mittlerweile werden die Folgen des fünfmonatigen Streiks in der südafrikanischen Platinminenindustrie immer deutlicher. Der weltgrößte Platinproduzent, Anglo American Platinum, hat angekündigt, sich von mehreren Minen und Joint Ventures trennen zu wollen, nachdem der Gewinn im ersten Halbjahr 2014 Unternehmensangaben zufolge um fast 90% eingebrochen war. Sollte dies mit einem umfangreichen Abbau von Arbeitsplätzen einhergehen, birgt dies neuerliches Konfliktpotenzial mit den Gewerkschaften.
Industriemetalle
Unterstützt durch freundliche asiatische Aktienmärkte setzen die Metallpreise heute Morgen ihre Erholungsbewegung fort. Schon gestern kam es zwischenzeitlich zu einem merklichen Preisanstieg, nachdem im Markt Gerüchte aufkamen, dass ein großes Handelshaus Kredite an chinesische Kunden gekündigt hat (die mit Metallen als Sicherheit hinterlegt waren), woraufhin sich diese mit Metallen eindecken mussten. Aluminium übersprang in diesem Zuge erstmals seit März 2013 wieder die Marke von 2.000 USD je Tonne, Zink stieg um knapp 2% auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren.
Wie die International Copper Study Group (ICSG) gestern berichtete, zeigte sich der globale Kupfermarkt in den ersten vier Monaten des Jahres höchst angespannt. Denn dieser wies im Beobachtungszeitraum ein saisonbereinigtes Angebotsdefizit von 381 Tsd. Tonnen auf. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum bestand demnach noch ein Überschuss von 258 Tsd. Tonnen. Zwar wurde die Produktion von Kupferraffinade im Vergleich zum Vorjahr um 5,5% ausgeweitet, die weltweite Nachfrage ist gemäß ICSG aber deutlich stärker um rund 15% gestiegen.
Dies ist vor allem auf China zurückzuführen, wo die augenscheinliche Kupfernachfrage vom niedrigen Vorjahresniveau um 31% zulegte und sich in deutlich höheren Importen widerspiegelte. Außerhalb Chinas wurden nennenswerte Nachfragezuwächse in der EU (+11%) und in Japan (+15%) verzeichnet. Setzt sich der Trend im Jahresverlauf fort, wird sich dies wohl in höheren Kupferpreisen niederschlagen.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Rohzucker in New York stieg gestern gemessen am Oktober-Kontrakt wieder über die Marke von 17 US-Cents je Pfund. Mit 17,3 US-Cents je Pfund liegt er nun wieder innerhalb des Korridors, in dem der Rohzuckerpreis im jeweils meistgehandelten Kontrakt seit Mitte Februar größtenteils schwankte. Der Markt hatte sich in den letzten Wochen darauf eingestellt, dass die Zuckerrohrernte im brasilianischen Hauptanbaugebiet Center-South um die 560 Mio. Tonnen betragen dürfte, nach 597 Mio. Tonnen im Vorjahr.
Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer reduzierten daraufhin ihre Netto-Long-Positionen in den ersten beiden Juli-Wochen um mehr als die Hälfte auf das niedrigste Niveau seit Ende Februar. Dass nun am letzten Freitag der nach eigenen Angaben größte brasilianische Zuckerexporteur Copersucar eine Ernte von 565 Mio. Tonnen als das bestmögliche Szenario bezeichnete, gab den Preisen am Montag Auftrieb. Hinzu kam, dass in der laufenden Woche Regen die Erntearbeiten in Brasilien unterbrechen soll.
In Kontrakten mit Fälligkeit 2015 liegen die aktuellen Preise bei über 18,5 US-Cents je Pfund. Darin spiegelt sich wider, dass die Marktbeobachter, die wie der Zuckerhändler Kingsman für 2014/15 erstmals seit 2009/10 ein Marktdefizit erwarten, immer zahlreicher werden. Da die Lager aber gut gefüllt sind, dürfte selbst dann der Preisanstieg gemäßigt ausfallen.
Die Krisen in der Ukraine und im Gazastreifen sowie die Gefahr verschärfter Wirtschaftssanktionen gegen Russland sorgten über Nacht für steigende Ölpreise. Brent nähert sich wieder der Marke von 108 USD je Barrel an. WTI stieg sogar auf 105 USD je Barrel, wobei sich dies auf den heute auslaufenden August-Kontrakt bezieht. Der ab morgen maßgebliche September-Kontrakt stieg dagegen weitaus weniger und handelt aktuell bei etwas mehr als 103 USD je Barrel. Die Preisdifferenz zwischen den beiden nächstfälligen WTI-Terminkontrakten beträgt somit 2 USD je Barrel, was zuletzt vor knapp sechs Jahren der Fall war.
Die ungewöhnlich starke Backwardation in der WTI-Terminkurve ist auf eine robuste Nachfrage nach unmittelbar verfügbarem Rohöl in den USA zurückzuführen. Dies zeigt sich auch daran, dass Light Louisiana Sweet als Referenz für leichtes Öl an der US-Golfküste derzeit mit einem Aufschlag von 3 USD je Barrel gegenüber Brent gehandelt wird. Die Rohölverarbeitung der US-Raffinerien ist zu dieser Jahreszeit außerordentlich hoch. Aktuell liegt sie sogar auf einem Rekordniveau, was die US-Rohöllagerbestände weiter fallen lassen dürfte.
Der WTI-Preis bleibt damit auch nach dem Kontraktwechsel und dem damit einhergehenden "Preisrückgang" in der kommenden Nacht gut unterstützt. Bei Brent kam es in der Woche zum 15. Juli zu einem regelrechten Exodus der spekulativen Finanzanleger. Diese reduzierten ihre Netto-Long-Positionen um 48,2 Tsd. Kontrakte, was dem stärksten Wochenrückgang seit Beginn der Datenreihe im Januar 2011 entsprach, und zum zwischenzeitlichen Preisrückgang unter 105 USD je Barrel beitrug.
Edelmetalle
Die Edelmetallpreise stehen heute Morgen angesichts freundlicher asiatischer Aktienmärkte unter Druck. Gold gibt rund 0,5% nach und hält sich nur noch knapp über der Marke von 1.300 USD je Feinunze. Silber handelt unter 21 USD je Feinunze. Wie die Schweizer Zollbehörde heute Morgen bekannt gab, hat das Land im Juni 156,6 Tonnen Gold importiert und 101,5 Tonnen wieder exportiert. Ein großer Teil davon dürfte nach Indien verschifft worden sein, da das indische Handelsministerium schon letzte Woche von einem deutlichen Anstieg der indischen Goldimporte berichtete.
Mit 6 Tonnen wurde dagegen nur ein sehr kleiner Teil des Goldes aus der Schweiz nach China bzw. Hongkong ausgeführt. Im Vormonat waren es immerhin über 12 Tonnen. Dies deutet auf eine anhaltend schwache chinesische Goldnachfrage hin. Daten zu den chinesischen Goldimporten aus Hongkong werden voraussichtlich noch diese Woche veröffentlicht.
Mittlerweile werden die Folgen des fünfmonatigen Streiks in der südafrikanischen Platinminenindustrie immer deutlicher. Der weltgrößte Platinproduzent, Anglo American Platinum, hat angekündigt, sich von mehreren Minen und Joint Ventures trennen zu wollen, nachdem der Gewinn im ersten Halbjahr 2014 Unternehmensangaben zufolge um fast 90% eingebrochen war. Sollte dies mit einem umfangreichen Abbau von Arbeitsplätzen einhergehen, birgt dies neuerliches Konfliktpotenzial mit den Gewerkschaften.
Industriemetalle
Unterstützt durch freundliche asiatische Aktienmärkte setzen die Metallpreise heute Morgen ihre Erholungsbewegung fort. Schon gestern kam es zwischenzeitlich zu einem merklichen Preisanstieg, nachdem im Markt Gerüchte aufkamen, dass ein großes Handelshaus Kredite an chinesische Kunden gekündigt hat (die mit Metallen als Sicherheit hinterlegt waren), woraufhin sich diese mit Metallen eindecken mussten. Aluminium übersprang in diesem Zuge erstmals seit März 2013 wieder die Marke von 2.000 USD je Tonne, Zink stieg um knapp 2% auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren.
Wie die International Copper Study Group (ICSG) gestern berichtete, zeigte sich der globale Kupfermarkt in den ersten vier Monaten des Jahres höchst angespannt. Denn dieser wies im Beobachtungszeitraum ein saisonbereinigtes Angebotsdefizit von 381 Tsd. Tonnen auf. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum bestand demnach noch ein Überschuss von 258 Tsd. Tonnen. Zwar wurde die Produktion von Kupferraffinade im Vergleich zum Vorjahr um 5,5% ausgeweitet, die weltweite Nachfrage ist gemäß ICSG aber deutlich stärker um rund 15% gestiegen.
Dies ist vor allem auf China zurückzuführen, wo die augenscheinliche Kupfernachfrage vom niedrigen Vorjahresniveau um 31% zulegte und sich in deutlich höheren Importen widerspiegelte. Außerhalb Chinas wurden nennenswerte Nachfragezuwächse in der EU (+11%) und in Japan (+15%) verzeichnet. Setzt sich der Trend im Jahresverlauf fort, wird sich dies wohl in höheren Kupferpreisen niederschlagen.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Rohzucker in New York stieg gestern gemessen am Oktober-Kontrakt wieder über die Marke von 17 US-Cents je Pfund. Mit 17,3 US-Cents je Pfund liegt er nun wieder innerhalb des Korridors, in dem der Rohzuckerpreis im jeweils meistgehandelten Kontrakt seit Mitte Februar größtenteils schwankte. Der Markt hatte sich in den letzten Wochen darauf eingestellt, dass die Zuckerrohrernte im brasilianischen Hauptanbaugebiet Center-South um die 560 Mio. Tonnen betragen dürfte, nach 597 Mio. Tonnen im Vorjahr.
Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer reduzierten daraufhin ihre Netto-Long-Positionen in den ersten beiden Juli-Wochen um mehr als die Hälfte auf das niedrigste Niveau seit Ende Februar. Dass nun am letzten Freitag der nach eigenen Angaben größte brasilianische Zuckerexporteur Copersucar eine Ernte von 565 Mio. Tonnen als das bestmögliche Szenario bezeichnete, gab den Preisen am Montag Auftrieb. Hinzu kam, dass in der laufenden Woche Regen die Erntearbeiten in Brasilien unterbrechen soll.
In Kontrakten mit Fälligkeit 2015 liegen die aktuellen Preise bei über 18,5 US-Cents je Pfund. Darin spiegelt sich wider, dass die Marktbeobachter, die wie der Zuckerhändler Kingsman für 2014/15 erstmals seit 2009/10 ein Marktdefizit erwarten, immer zahlreicher werden. Da die Lager aber gut gefüllt sind, dürfte selbst dann der Preisanstieg gemäßigt ausfallen.