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Russland-Sanktionen im Fokus

29.07.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt scheint die zahlreichen geopolitischen Spannungsherde weiterhin beflissentlich zu ignorieren. Der Brentölpreis handelt unterhalb von 108 USD je Barrel. WTI fiel gestern kurzzeitig sogar unter 101 USD je Barrel. Eine Erklärung für die rätselhafte Schwäche der Ölpreise könnten Sorgen über negative wirtschaftliche Auswirkungen von Sanktionen gegen Russland sein. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juli den dritten Monat in Folge gefallen, was auch mit den drohenden Wirtschaftssanktionen gegen Russland zu tun haben dürfte. Die EU und die USA haben sich gestern über schärfere Sanktionen verständigt, welche auch den Finanz-, Verteidigungs- und Energiesektor betreffen.

Wie die gestern veröffentlichte ICE-Statistik zeigte, reduzierten die spekulativen Finanzanleger in der Woche zum 22. Juli ihre Netto-Long-Positionen bei Brent um weitere 35,1 Tsd. auf 128,6 Tsd. Kontrakte. Dies war der dritte kräftige Abbau in Folge. Die spekulativen Netto-Long-Positionen haben sich vom vor einem Monat verzeichneten Rekordwert nahezu halbiert und liegen inzwischen auf dem niedrigsten Niveau seit fünf Monaten. Der Preisrückgang von Brent in den letzten Wochen dürfte somit maßgeblich durch den Rückzug der spekulativen Finanzanleger getrieben worden sein.

Dabei haben die geopolitischen Risiken zuletzt eher zu- als abgenommen. So fiel in die letzte Berichtswoche der Flugzeugabschuss über der Ostukraine und der Beginn des Krieges im Gazastreifen. Seither kam noch die dramatische Verschlechterung der Lage in Libyen hinzu. Der Rückzug der Finanzanleger könnte sich angesichts dieser Nachrichtenlage als verfrüht erweisen. Es besteht daher u.E. Aufwärtsrisiko für den Brentölpreis.

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Edelmetalle

Während Gold und Silber den Handel am Montag mehr oder weniger unverändert bei knapp über 1.300 bzw 20,5 USD je Feinunze beendeten, legte einzig Platin nennenswert um knapp 1% auf rund 1.490 USD je Feinunze zu. Gold, Silber und Co. sollten jedoch angesichts der weiter angestiegenen geopolitischen Spannungen - erneute Zuspitzung der Lage im Ukraine-Russland-Konflikt und weitere militärische Aktionen Israels im Gazastreifen - erst einmal gut unterstützt bleiben: Heute treffen sich Vertreter der EU in Brüssel, um eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland zu beschließen, die unter anderem auch den russischen Finanzsektor betreffen dürften. Zudem hat die israelische Armee in der Nacht Gaza wieder unter Beschuss genommen.

All dies dürfte die Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen unterstützen. Mit größeren Preisausschlägen nach oben ist angesichts der heute beginnenden zweitägigen Sitzung der US-Notenbank Fed allerdings nicht zu rechnen, da die Marktteilnehmer erst einmal deren Ergebnisse abwarten dürften. Zwar befindet sich die Fed eigentlich auf "Autopilot", im Falle von Überraschungen im Wortlaut der Pressemitteilung könnte es jedoch durchaus zu größeren Preisbewegungen im Anschluss an die Sitzung kommen.


Industriemetalle

Nachdem der Aluminiumpreis Ende letzter Woche vorübergehend unter die Marke von 2.000 USD je Tonne gefallen war, handelt er mittlerweile wieder oberhalb dieses Niveaus und damit nur unwesentlich unter dem letzte Woche verzeichneten 17-Monatshoch. Rusal, der weltweit größte Aluminiumproduzent aus Russland, hatte jüngst ein äußerst angespanntes Bild für den globalen Aluminiummarkt gezeichnet. So soll 2014 außerhalb Chinas die Nachfrage das Angebot um 1,5 Mio. Tonnen übersteigen. 2015 soll sich das Angebotsdefizit noch ausweiten.

Gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) bestand am globalen Aluminiummarkt ohne China in den ersten fünf Monaten den Jahres aber "nur" ein Defizit von rund 90 Tsd. Tonnen. Der Markt bleibt dabei in erster Linie künstlich verknappt. So sind laut Angaben von Rusal rund 60% der Aluminiumvorräte in den LME-Lagerhäusern in Finanztransaktionen gebunden und stehen dem Markt somit nicht zur Verfügung. Dies macht sich wiederum in hohen physischen Prämien bemerkbar, die Schätzungen von Rusal zufolge noch in diesem Jahr auf 600 USD je Tonne steigen könnten.

Aktuell muss ein Aufschlag von mindestens 400 USD auf den LME-Preis gezahlt werden. Der Anstieg der Prämien würde demnach erst dann gestoppt werden, wenn der Großteil der Konsumenten seinen Aluminiumbedarf nicht mehr am Kassa-Markt, sondern durch Kontraktkäufe eindeckt. Unseres Erachtens ist ein Aluminiumpreis über 2.000 USD je Tonne fundamental nicht zu rechtfertigen und wir sehen Korrekturbedarf.


Agrarrohstoffe

In der vergangenen Woche haben sich die Qualitätsbewertungen in den USA für den heranwachsenden Mais ebenso wie für Sojabohnen leicht verschlechtert. Mit 75% bzw. 71% lag der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Pflanzen um 1 bzw. 2 Prozentpunkte unter der Vorwoche. Im langjährigen Vergleich sind die Bewertungen aber noch immer sehr gut. Der zuletzt nur geringe Niederschlag in Teilen des Mittleren Westens hat die Feuchtigkeit in den oberen Bodenlagen verringert. Zwar sind die Böden in der Tiefe noch gut mit Feuchtigkeit versorgt, doch sollte bald Regen fallen, damit die Ertragserwartungen nicht nach unten korrigiert werden müssen. Derzeit werden rekordhohe Erträge für Mais und Sojabohnen prognostiziert.

Gemeinsam mit einer robusten internationalen Nachfrage - für die Woche zum 17. Juli wurden dreimal so hohe US-Exporte gemeldet wie in der Vorjahreswoche - führte dies dazu, dass sich der Preis für Sojabohnen in den letzten Tagen etwas erholte. Im November-Kontrakt nahm er die Marke von 1100 US-Cents je Scheffel. Zuvor war der Sojabohnenpreis wegen der Aussicht auf ein sehr reichliches Angebot auf den tiefsten Stand seit Oktober 2010 gefallen. Obwohl die Maispflanzen bereits weiter entwickelt und somit weniger anfällig sind, stiegen auch die Maispreise leicht. Mit 367 US-Cents je Scheffel im September-Kontrakt liegen sie aber noch immer nur unweit ihres letzte Woche verzeichneten 4-Jahrestiefs.




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