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Sanktionen gegen Russland ohne Auswirkungen auf Preise

30.07.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis hat kaum auf die von der EU verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland reagiert und handelt weiterhin unterhalb von 108 USD je Barrel. Von den Sanktionen betroffen sind auch Exporte von Technologien für den Ölsektor. Kurzfristig dürfte die russische Ölproduktion davon nicht betroffen sein. Dass Russland auf die Sanktionen mit einer Einschränkung seiner Öllieferungen reagiert, ist sehr unwahrscheinlich, da man zu sehr auf die Einnahmen aus dem Ölexportgeschäft angewiesen ist.

Mittel- bis langfristig könnte das Ölangebot aus Russland aufgrund fehlender Investitionen aber niedriger ausfallen, was zu steigenden Ölpreisen führen dürfte. Kurzfristig wichtiger für Ölangebot und Ölpreise ist die Lage in Libyen. Die libysche Ölproduktion beläuft sich eines Offiziellen aus dem Ölministerium zufolge aktuell auf 500 Tsd. Barrel pro Tag. Das ist zwar etwas höher als Anfang der Woche. Ein neuerlicher Rückgang der Produktion wäre angesichts der dramatisch verschlechterten Sicherheitslage aber nicht überraschend. Laut dem Offiziellen sollen die libyschen Ölfelder zwar sicher sein. Die Nachrichten von durch Artilleriebeschuss in Brand gesetzten Öltanks und heftigen Kämpfen in Tripolis und Benghasi lassen daran aber erhebliche Zweifel aufkommen. Der derzeitige Ölpreis reflektiert die Risiken für das Ölangebot u.E. weiterhin nur unzureichend.

In den USA sind die Rohöllagerbestände in der letzten Woche laut API um 4,4 Mio. Barrel gesunken. Somit bestehen für die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag Abwärtsrisiken. Der Markt rechnet nur mit einem Lagerabbau um 800 Tsd. Barrel. Auch dies spricht tendenziell für höhere Preise.


Edelmetalle

Ähnlich wie die Ölpreise zeigt sich auch Gold von den weltweiten Krisenherden weitgehend unbeeindruckt und handelt am Morgen weiter um die Marke von 1.300 USD je Feinunze. Viele Marktteilnehmer warten offenbar das Ergebnis der heute zu Ende gehenden zweitägigen Sitzung der US-Notenbank Fed sowie die Veröffentlichung von US-Arbeitsmarkt- und BIP-Zahlen ab. Nachdem das US-Verbrauchervertrauen im Juli auf den höchsten Stand seit fast sieben Jahren gestiegen ist, könnten positive Konjunkturdaten zum einen die Nachfrage nach Gold als "sicheren Hafen" dämpfen und zum anderen Spekulationen über eine schnellere und stärkere Anhebung der US-Zinsen durch die Fed schüren. Dies steht steigenden Goldpreisen entgegen.

Die Planungen für eine Reform des knapp ein Jahrhundert alten Londoner Goldfixings nehmen immer mehr Konturen an: Gestern gaben die am Fixing beteiligten Finanzinstitute bekannt, ab August die Durchführung des Fixings neu auszuschreiben. Bis Ende des Jahres soll das neue Fixingsystem eingeführt werden. In einem ähnlichen Schritt wird bereits im kommenden Monat das über 100 Jahre alte Silberfixing durch einen elektronischen, auktionsbasierten Mechanismus ersetzt. In den vergangenen Monaten waren sowohl das Gold- als auch Silberfixing wegen Manipulationsvorwürfen in den Fokus der Regulierungsbehörden gerückt.


Industriemetalle

Die Metallpreise traten gestern schon im Vorfeld der Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland den Rückzug an. Dieser setzt sich bis heute Morgen fort. Besonders stark geben Zink, Blei und Aluminium nach - die Metalle, die sich zuletzt auch merklich verteuerten. Kurzfristig orientierte Finanzanleger dürften im Zuge von Gewinnmitnahmen zum Preisrückgang beigetragen haben. Auch der feste US-Dollar spielt hier wohl eine Rolle. Die Stimmung könnte allerdings bereits kurzfristig wieder drehen, sollte das US-BIP für das zweite Quartal, das heute Nachmittag veröffentlicht wird, positiv überraschen.
Mit rund 18.600 USD je Tonne hält sich Nickel noch auf hohem Niveau.

Der weltweit größte Nickelproduzent, Norilsk Nickel aus Russland, sieht den globalen Nickelmarkt in den nächsten beiden Jahren wegen des Exportverbots von unbehandelten Erzen in Indonesien im Angebotsdefizit. Es würde demnach Jahre dauern, bis dort die benötigten Kapazitäten gebaut seien, um das Angebot wieder aufzustocken. Zudem würde in vielen Regionen die Infrastruktur fehlen. Daneben erwartet Norilsk Nickel auf globaler Ebene eine robuste Nickelnachfrage, da sich die US-Wirtschaft gut entwickeln und Europa vor einer Erholung stehen würde.

Wir sehen beim Nickelpreis eher weiteren Korrekturbedarf - vor allem dann, wenn Indonesien das Exportverbot lockern sollte. Nach dem Wahlsieg Widodos sind die Chancen hierfür u.E. gestiegen.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis findet noch immer keinen Boden. Im meistgehandelten Kontrakt mit Fälligkeit Dezember kostet Baumwolle nur noch knapp 65 US-Cents je Pfund. Das ist 18% weniger als zu Jahresbeginn und liegt nur noch knapp über einem 5-Jahrestief. Die Aussicht auf einen weiteren Angebotsüberschuss 2014/15 drückt die Notierungen. Angebotsseitig sticht vor allem der erwartete dramatische Anstieg der US-Produktion gegenüber der Vorsaison hervor. In seinen Juli-Prognosen hatte das US-Landwirtschaftsministerium USDA seine Erwartung an die Ernte 2014 von 15 auf 16,5 Mio. Ballen angehoben. Gestern nun äußerte ein Baumwollexperte der Texas A&M Universität, dass sogar eine US-Produktion von 17 Mio. Ballen möglich sei. Denn im größten US-Anbaustaat Texas soll die Produktion gegenüber 2013 um stolze 81% auf 7,6 Mio. Ballen steigen.

Zuletzt war die Produktion 2010 höher gewesen. Dürrebedingt kam die texanische Ernte in den letzten drei Jahren nie über 5 Mio. Ballen hinaus. Dennoch ist der Preis u.E. inzwischen auf ein zu niedriges Niveau gefallen.
Der Auslandsdienst des USDA schätzt die russische Weizenernte mit 52 Mio. Tonnen eine Mio. Tonnen niedriger ein als die offiziellen USDA-Daten bisher zeigen. Dagegen bestätigte die ukrainische Beratungs- und Prognosefirma UkrAgroConsult gestern die USDA-Ernteschätzungen für die Ukraine von 21 Mio. Tonnen Weizen und 27 Mio. Tonnen Mais. Dies wären trotz der Auseinandersetzungen im Land nur 1% bzw. 2% weniger als 2013.

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