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Preise im Korrekturmodus

01.08.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis hat es bislang nicht geschafft, sich von seinem Preisrutsch Mitte der Woche zu erholen und schwankt seither um die Marke von 106 USD je Barrel. Trotz aller geopolitischen Krisenherde besteht derzeit am europäischen Ölmarkt ein reichliches physisches Angebot, welches die Brent-Terminkontrakte mit kurzfristiger Fälligkeit belastet und damit für einen ausgeprägten Contango am vorderen Ende der Terminkurve sorgt.

Wesentlich dazu bei trägt das Ölangebot aus Westafrika, welches eine vergleichbare Qualität hat wie das in den USA geförderte Schieferöl und daher von den USA nicht mehr nachgefragt wird. Stattdessen drängt dieses Öl verstärkt auf den europäischen Markt. Solange es aufgrund der geopolitischen Krisen nicht zu tatsächlichen Angebotsausfällen kommt, dürfte Brent unter Druck bleiben.

Noch stärker als Brent ist zuletzt WTI unter Druck geraten, welches mit weniger als 98 USD je Barrel zwischenzeitlich so billig war wie zuletzt vor 4½ Monaten. Die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten hat sich im Zuge dessen auf acht USD ausgeweitet, was zuletzt im Juni der Fall war. Die Preisschwäche bei WTI erklärt sich teilweise mit dem Ausfall einer Raffinerie im Mittleren Westen der USA. Diese hat eine tägliche Verarbeitungskapazität von 115 Tsd. Barrel Rohöl und könnte dem Betreiber zufolge für vier Wochen geschlossen bleiben. Dadurch könnte es in den kommenden Wochen zu einem Anstieg der Ölvorräte in Cushing kommen. Zudem dürfte die zuletzt rekordhohe Rohölverarbeitung in den USA in den kommenden Wochen zurückgehen, was ebenfalls für steigende US-Lagerbestände spricht.


Edelmetalle

Der Goldpreis profitiert nicht von der höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer, die sich u.a. in fallenden Aktienmärkten widerspiegelt, und ist heute Morgen vorübergehend unter 1.280 USD je Feinunze gefallen. Er handelt damit auch unter der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie. Der Preisrückgang war zum einen auf die sehr niedrige Inflationsrate in der Eurozone zurückzuführen, welche im Juli im Vergleich zum Vorjahr auf nur noch 0,4% und damit den niedrigsten Wert seit Oktober 2009 gesunken ist und damit dem US-Dollar weiteren Vorschub leistete. Zum anderen trugen US-Konjunkturdaten zur Preiskorrektur bei, da diese auf eine frühere Straffung der US-Geldpolitik hindeuteten.

Sollte es im Zuge der US-Arbeitsmarktdaten heute zu einer weiteren Aufwertung des US-Dollar kommen, dürfte sich der Druck auf den Goldpreis erhöhen. Gold erfährt derzeit auch kaum Unterstützung von der physischen Nachfrage. So wurden z.B. in den USA im Juli lediglich 30 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft, gut 60% weniger als im Durchschnitt der vorangegangenen fünf Jahre für den Monat Juli. Und die zuletzt schwache Nachfrage in China dürfte Thomson Reuters GFMS zufolge auch in den kommenden Monaten auf niedrigem Niveau verharren.

Nach dem ersten Rückgang der Schmucknachfrage im zweiten Quartal seit acht Jahren könnte die Nachfrage auf Gesamtjahresbasis laut GFMS um bis zu 20% zurückgehen und dürfte erst zum Ende des Jahres im Vorfeld des chinesischen Neujahrsfestes wieder etwas anziehen.


Industriemetalle

Die Metallpreise standen gestern im Zuge schwacher globaler Aktienmärkte stark unter Druck. Dies ist wohl auf die deutlich höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer im Zuge der zahlreichen geopolitischen Risiken und des Zahlungsausfalls in Argentinien zurückzuführen, wobei es zu Gewinnmitnahmen nach den teilweise starken Preisanstiegen zuvor kam. Mit einem Minus von 2,4% war Nickel gestern der größte Verlierer. Aber auch Aluminium, Blei und Zink verloren kräftig. Die Korrektur wird heute Morgen durch positive Konjunkturdaten aus China zunächst gestoppt.

Der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) ist im Juli stärker als erwartet auf 51,7 gestiegen. Dies war bereits der fünfte Monatsanstieg in Folge und der Index liegt damit auf dem höchsten Stand seit April 2012. Der von HSBC erhobene Einkaufsmanagerindex wurde dagegen leicht nach unten revidiert und liegt jetzt mit dem offiziellen PMI gleichauf. Die chinesische Wirtschaft zeigt sich also zu Beginn des zweiten Halbjahres im Aufwind, was sich in einer robusten Nachfrage nach Metallen widerspiegeln sollte. Die Regierung und die Zentralbank werden wohl durch Stimulierungsmaßnahmen ihren Teil dazu beitragen. Heute Nachmittag wird das US-Pendant, der ISM-Index, veröffentlicht.

Je nach Stimmung der Marktteilnehmer könnte eine positive Überraschung zu höheren Metallpreisen führen. Daneben steht heute eine Reihe weiterer US-Konjunkturdaten im Fokus der Marktteilnehmer.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Weizen an der LIFFE in Paris ist gestern auf ein 4-Jahrestief von 170 EUR je Tonne gefallen. Neben der allgemeinen negativen Markttendenz bei den Getreidepreisen sorgen auch spezifische Gründe für Druck auf den Preis. So ist der Weizen aus Frankreich aufgrund der kräftigen Regenfälle von Anfang Juli anscheinend so stark beschädigt, dass er laut ADM Germany (vorher bekannt unter dem Namen Toepfer) die Qualitätsanforderungen seines wichtigsten Abnehmers Algerien nicht mehr erfüllt. Auch in Deutschland drohen qualitätsbedingte Ernteeinbußen. Somit scheinen sich Sorgen zu bestätigen, dass größere Teile der eigentlich sehr guten europäischen Weizenernte nur noch als Futterweizen zu gebrauchen sind.

Der Kaffee Arabica-Preis verzeichnete gestern einen Anstieg um knapp 7%, was dem stärksten Tagesanstieg seit Mai entspricht. Mit 195 US-Cents je Pfund handelt Arabica auf dem höchsten Niveau seit 2½ Monaten. Innerhalb der letzten zwei Wochen verteuerte sich Kaffee Arabica damit um mehr als 20%. Mehr als die Hälfte des Preisrückgangs zwischen Ende April und Mitte Juli wurde damit wieder rückgängig gemacht. Auslöser hierfür waren neuerliche Abwärtsrevisionen der Schätzungen für die diesjährige brasilianische Kaffeeernte. In den letzten Monaten gab es zwischenzeitlich Hoffnungen, dass die dürrebedingten Ernteschäden doch nicht so groß ausfallen würden wie zunächst befürchtet. Diese scheinen sich nicht zu erfüllen.

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