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Stimmung weiterhin angeschlagen

04.08.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist am Freitag auf dem niedrigsten Stand seit vier Monaten aus dem Handel gegangen. Eine nennenswerte Erholung bleibt auch zu Beginn der neuen Handelswoche aus. Nach wie vor werden die geopolitischen Risiken von den Marktteilnehmern beflissentlich ignoriert. Der Ölmarkt hat sich stattdessen in einer gefährlichen Tiefenentspanntheit eingerichtet, wie auch der ausgeprägte Contango in der Brent-Terminkurve suggeriert. Damit wächst auch das Risiko eines merklichen Preisanstiegs, wenn es aufgrund der Nachrichtenlage zu einem Umdenken kommt.

Im kurdischen Norden des Irak haben die Extremisten der sunnitischen Terrorgruppe Islamischer Staat (vormals ISIS) zwei kleinere Ölfelder, einige Städte und einen wichtigen Stausee erobert. Auch in Libyen gehen die Kämpfe zwischen rivalisierenden Gruppen um den Flughafen der Hauptstadt Tripolis weiter.

Die Preisschwäche konzentriert sich aber nicht nur auf Brent. Der WTI-Preis hat in der letzten Woche den stärksten prozentualen Wochenverlust seit sieben Monaten verzeichnet, obwohl die Rohölvorräte in Cushing, dem Handels- und Lieferort für WTI, Ende Juli auf das niedrigste Niveau seit November 2008 abgesunken sind.

Der Ausfall einer kleineren Raffinerie im Mittleren Westen wird bestenfalls dazu führen, dass die Vorräte nicht weiter absinken, sofern die anderen Parameter unverändert bleiben. Der Preisrückgang ist vermutlich auf den Ausstieg der Finanzanleger zurückzuführen. Diese haben in der Woche zum 29. Juli und damit kurz vor dem Preiseinbruch ihre Netto-Long-Positionen bei WTI um 4,2 Tsd. Kontrakte erhöht und wurden damit auf dem falschen Fuß erwischt.


Edelmetalle

Nach den Preiseinbußen letzte Woche handeln Gold und Silber zu Wochenbeginn wenig verändert. Trotz einer leichten Erholung am Freitagnachmittag bleibt der Goldpreis nach wie vor unterhalb der Marke von 1.300 USD je Feinunze, während Silber weiterhin deutlich unterhalb von 21 USD je Feinunze und damit nur unweit eines 6-Wochentiefs notiert. Die am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten haben gezeigt, dass im Juli bereits den sechsten Monat in Folge mehr als 200 Tsd. neue Stellen geschaffen wurden. Allerdings verzeichnete die Arbeitslosenquote einen überraschenden Anstieg.

Die US-Notenbank Fed zeigt sich weiterhin zurückhaltend, was eine zeitnahe Normalisierung des Zinsniveaus angeht, und spricht von "erheblichen Unterauslastungen" auf dem Arbeitsmarkt. Allerdings werden wohl anhaltend gute Konjunkturdaten in den kommenden Monaten das Thema Zinserhöhungen auf die Agenda der Fed rücken lassen, was die relative Attraktivität von Gold und Silber reduzieren und stark steigenden Preisen entgegenstehen dürfte.

Wie aus der CFTC-Statistik ersichtlich ist, haben die spekulativen Finanzanleger zu den jüngst gefallenen Preisen beigetragen. In der Woche zum 29. Juli reduzierten sie bei Gold ihre Netto-Long-Positionen um knapp 14% auf 108,6 Tsd. Kontrakte und damit den niedrigsten Stand seit Ende Juni. Bei Silber wurden die Netto-Long-Positionen auf 40,5 Tsd. Kontrakte abgebaut. Der Positionsabbau dürfte sich nach dem Datenstichtag fortgesetzt haben, worauf die weiter gesunkenen Preise hindeuten.


Industriemetalle

Die Metallpreise holen zwar heute Morgen unterstützt durch feste asiatische Aktienmärkte einen kleinen Teil ihrer jüngsten Verluste wieder auf, haben aber bislang noch nicht wieder in ihren Aufwärtstrend zurückgefunden. Zinsängste, durchwachsene Konjunkturdaten und geopolitische Krisen führten letzte Woche zu einer höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer, die auch die Metallpreise unter Druck setzte. In den USA überraschte zwar der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe positiv - dieser stieg auf 57,1 und damit den höchsten Wert seit April 2011 -, allerdings blieb der Arbeitsmarktbericht hinter den Erwartungen zurück.

Die spekulativen Finanzinvestoren haben sich im Falle von Kupfer schon vor dem Preisrückgang, der überwiegend in der zweiten Wochenhälfte erfolgte, zurückgezogen. Sie haben in der Woche zum 29. Juli die zweite Woche in Folge ihre Netto-Long-Positionen auf nun 38,7 Tsd. Kontrakte reduziert. Diese liegen mittlerweile wieder 21% unter dem Rekordhoch. Der Abbau hat sich wohl nach dem Datenstichtag fortgesetzt, worauf der weitere Preisrückgang hindeutet.

Sollte die Risikoaversion hoch bleiben, dürfte dies zunächst steigenden Preisen entgegenstehen, zumal die Netto-Long-Positionen nach wie vor relativ hoch sind und somit weiteres Abbaupotenzial besteht. Fundamentaldaten zu den Metallen werden erst Ende der Woche mit der chinesischen Handelsstatistik wieder veröffentlicht. Bis dahin bleiben die Preise wohl Spielball der Stimmung der Investoren.


Agrarrohstoffe

Der Internationale Getreiderat IGC hat seine Schätzungen für die weltweite Weizen-, Mais- und Sojabohnenernte angehoben. Ausschlaggebend war bei Mais vor allem eine Anhebung der US-Ernte um über 5 Mio. Tonnen auf 385,5 Mio. Tonnen und bei Weizen eine Anhebung der Weizenernte in Russland und der Ukraine. Mit 55 Mio. Tonnen ist der IGC für Russland damit deutlich optimistischer als das US-Landwirtschaftsministerium USDA, dessen Auslandsdienst zuletzt sogar nur 52 Mio. Tonnen schätzte. Die offizielle USDA-Schätzung lautet noch auf 53 Mio. Tonnen.

Die Perspektive eines reichlichen Angebots lässt die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer weiter fallende Weizenpreise erwarten, wie die Ende Juli auf ein Rekordniveau gestiegenen Netto-Short-Positionen zeigen. Nach dem rasanten Anstieg in den Vortagen gab der Arabica-Preis am Freitag leicht nach. Mit gut 192 US-Cents je Pfund im Kontrakt mit Fälligkeit September liegt er aber immer noch so hoch wie zuletzt Mitte Mai.

Die Internationale Kaffeeorganisation ICO befürchtet, dass nach einem Überschuss von 5 Mio. Sack 2013/14 in der Saison 2014/15 ein Defizit von 8-10 Mio. Sack auflaufen könnte. Dabei bezieht sich die ICO zwar auf unabhängige Schätzungen anderer Marktteilnehmer. Dass sie diese zitiert, zeigt aber, dass aus ihrer Sicht diese Größenordnung nicht unrealistisch sein dürfte.

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