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ETF-Zuflüsse bremsen Goldpreisrückgang

05.08.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis scheint sich bei 105 USD je Barrel stabilisiert zu haben und startet eine moderate Erholung. Gleiches gilt für WTI, welches am Morgen auf 98,5 USD je Barrel steigt. Verglichen mit den heftigen Verlusten der Vorwoche nehmen sich die morgendlichen Anstiege aber bescheiden aus. Nachdem der Markt über mehrere Tage ausschließlich auf das reichliche physische Angebot fokussiert war, scheint nun der Blick wieder stärker auf die Angebotsrisiken gerichtet.

Die Lage im Irak bleibt unübersichtlich. Angeblich haben kurdische Kämpfer mit Unterstützung der irakischen Luftwaffe einige Gebiete von den Extremisten der sunnitischen Terrorgruppe Islamischer Staat zurückerobert. Diese hatten am Wochenende zwei kleinere Ölfelder und den größten irakischen Staudamm unter ihre Kontrolle gebracht. Angesichts dieser Nachrichtenlage überrascht es nicht, dass die Ölexporte aus dem Nordirak weiterhin lahmgelegt sind.

Die Ölexporte aus dem Süden des Irak beliefen sich im Juli laut irakischem Ölministerium auf 2,44 Mio. Barrel pro Tag. Das ist zwar etwas mehr als im Juni. Bis zum 23. Juli lagen die Ölexporte Verladedaten zufolge aber noch bei durchschnittlich 2,52 Mio. Barrel pro Tag, was auf einen deutlichen Rückgang in der letzten Juliwoche hindeutet. Mitte Juli war der Irak noch von Ölexporten in Höhe von 2,6 Mio. Barrel pro Tag ausgegangen. In Libyen liegt die Ölproduktion derzeit bei 450 Tsd. Barrel pro Tag, verglichen mit 500 Tsd. Barrel pro Tag vor einer Woche. In Anbetracht der anhaltenden Kämpfe ist ein weiterer Rückgang des libyschen Ölangebots wahrscheinlich, auch wenn die Ölfelder laut der staatlichen Ölgesellschaft NOC sicher sein sollen.


Edelmetalle

Gold wird weiter unter der Marke von 1.300 USD je Feinunze gehandelt. Unterstützt wurde der Preis zuletzt offenbar von ETF-Zuflüssen: Im Juli verzeichneten die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs auf Monatsbasis erstmals seit März wieder Netto-Zuflüsse. Die registrierten 15,7 Tonnen waren die höchsten in einem Monat seit November 2012. Allerdings macht eine Schwalbe noch keinen Sommer. Im bisherigen Jahresverlauf sind per Saldo noch immer ca. 30 Tonnen Gold aus den ETFs abgeflossen. Angesichts des Gegenwinds seitens weiterer Nachfragekomponenten dürften die ETF-Zuflüsse den Preisrückgang der letzten Wochen lediglich gebremst haben.

Solange die aktuellen Belastungsfaktoren - fester US-Dollar, schwache physische Nachfrage in Asien und schwache Münzabsätze in westlichen Ländern - weiter bestehen, rechnen wir nicht mit einer deutlichen Preiserholung. Nach den verhaltenen Münzabsätzen in den USA sind z.B. auch die australischen Münzverkäufe im Juli gegenüber Vormonat merklich auf 25,1 Tsd. Unzen zurückgegangen.

Die Nachfrage nach Platin und Palladium seitens der Automobilindustrie zeigt sich weiter robust: In den USA wurden im Juli auf saisonbereinigter annualisierter Basis 16,4 Mio. Fahrzeuge verkauft. Dies war zwar etwas weniger als im Vormonat, der den höchsten Wert seit fast acht Jahren darstellte, aber 4,5% mehr als im Vorjahr.


Industriemetalle

In Indonesien hat sich das Handelsbilanzdefizit im Juni wieder auf rund 305 Mio. USD ausgeweitet, was vor allem den geringeren Exporten von Rohstoffen geschuldet war. Im ersten Halbjahr summierte sich das Defizit wegen der Mitte Januar neu eingeführten Rohstoffpolitik des Landes auf 1,15 Mrd. USD. Wohl auch deshalb hat die Regierung gestern bekannt gegeben, die Exportsteuer für Erzkonzentrate auf 0-7,5% zu senken. Die verringerte Steuer - ursprünglich musste eine progressive Steuer bezahlt werden, die bei 20% begann - gilt für die Minenunternehmen, die sich zum Bau von Schmelzen im Land verpflichtet haben und ist abhängig vom Baufortschritt.

Einer Regierungsbehörde zufolge haben das Exportverbot von unbehandelten Erzen und die Ausfuhrsteuer dazu geführt, dass mindestens 50 Projekte zum Bau von Schmelzen in Indonesien mit einem Gesamtwert von über 31 Mrd. USD angestoßen wurden. Diese sollen in den nächsten Jahren realisiert werden. Daher könnte schon kurzfristig wieder mehr Material aus Indonesien an den Weltmarkt gelangen und die Lage an den Nickel-, Bauxit- und Kupfermärkten entspannen.

Der Kupferproduzent Freeport-McMoRan, der sich vor gut einer Woche mit der indonesischen Regierung geeinigt hatte, wird eigenen Angaben zufolge ab morgen die Kupferkonzentratexporte wieder aufnehmen. Da vor allem der Preisanstieg von Nickel in diesem Jahr auf das Ausfuhrverbot in Indonesien zurückzuführen war, sehen wir im Falle von höheren Exporten hier Korrekturpotenzial.


Agrarrohstoffe

Während Mais in Chicago auf einem 4-Jahrestief notiert, steigen die Preise in China kräftig. Am Spotmarkt in Dalian kostet Mais nach einem Preisanstieg um 10% im bisherigen Jahresverlauf soviel wie nie. An der Warenterminbörse handelt Mais im Kontrakt mit Fälligkeit September auf einem Mehrjahreshoch. Einige wichtige Anbaugebiete Chinas mit einer Fläche 4 Mio. Hektar sind von einer Dürre betroffen, die die Ertragsaussichten schmälert, vor allem in den zentralchinesischen Provinzen Henan, Shaanxi und Hubei.

Noch allerdings lauten die Prognosen auf eine Rekordernte an Mais in China. So hat etwa das US-Landwirtschafts¬ministerium USDA im Juli seine Prognose um 2 Mio. Tonnen auf 222 Mio. Tonnen angehoben und sieht dies gleichauf mit dem Verbrauch. Der Internationale Getreiderat ließ gerade seine Schätzung von 220 Mio. Tonnen unverändert. Auch staatliche chinesische Prognosen lauten auf 223 Mio. Tonnen, da im Nordwesten des Landes eine höhere Produktion erwartet wird.

Selbst bei einer niedrigeren Ernte dürfte China daher nur wenig mehr importieren, zumal das Land die Lagerbestände in den letzten Jahren deutlich aufgestockt hat und gleichzeitig beim Import von genmodifizierten Sorten sehr restriktiv agiert. In den letzten Jahren waren die Importe im historischen Vergleich zwar hoch, absolut gesehen aber mit maximal 5,2 Mio. Tonnen in 2011/12 recht niedrig, da das Land noch immer an seiner Politik der weitgehenden Selbstversorgung festhält. Für 2014/15 schätzt das USDA die Importe auf 3 Mio. Tonnen.

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