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Gold als sicherer Hafen wieder stärker gefragt

07.08.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind weiterhin auf der Suche nach einem Boden. Auf Schlusskursbasis handelt der WTI-Ölpreis aktuell auf einem 6-Monatstief, Brentöl sogar auf einem 9-Monatstief. Der stärkere US-Dollar sowie die schwachen Aktienmärkte sind dafür genauso mitverantwortlich wie die aktuell ausreichende Versorgung und die entspannte Stimmung unter den Marktteilnehmern in Bezug auf die zahlreichen Produktionsrisiken. Auch die Nachricht über ein mögliches "Öl-für-Lebensmittel" Tausch-Abkommen zwischen Russland und dem Iran, was Letzterem ermöglichen könnte, die westlichen Sanktionen teilweise zu umgehen, trägt zur allgemeinen Beruhigung des Marktes bei.

Wir glauben, dass diese Gespräche nicht mehr als eine psychologische Waffe sind, die den Westen zum Einlenken in Bezug auf die Sanktionen bewegen soll. Rein technisch ist der Transport von Rohöl zwischen den Ländern oder dessen Verarbeitung schwer zu realisieren, während ein Weiterverkauf unter Sanktionen stünde. Laut Reuters-Angaben hat der Iran im Juli zwar erneut mehr Rohöl exportiert als laut Sanktionen möglich. Jedoch sind diese bereits zum zweiten Mal in Folge gefallen.

Laut dem US-Energieministerium sind die Bestände für Rohöl und Destillate in der Vorwoche um jeweils 1,8 Mio. Barrel zurückgegangen, die für Benzin sogar um 4,4 Mio. Barrel. Typischerweise werden die Destillatevorräte im Sommer aufgebaut, bevor sie im Herbst und Winter zurückgehen. Auch bei Benzin ist die implizierte Benzinnachfrage mit rund 9,85 Mio. Barrel täglich auf den höchsten Stand seit August 2007 gestiegen. Wir sind der Meinung, dass die Marktteilnehmer die aktuelle Überversorgung des Marktes überschätzen und gleichzeitig die Gefahren künftiger Produktionsasufälle unterschätzen und gehen von steigenden Ölpreisen aus.


Edelmetalle

Gold war gestern als sicherer Hafen wieder stärker gefragt und stieg zwischenzeitlich um über 1,5% auf 1.310 USD je Feinunze. Auslöser waren die verschärften Spannungen im Ukraine-Russland-Konflikt. Vertreter der polnischen und der US-amerikanischen Regierung sowie der NATO zeigten sich besorgt, dass Russland unter dem Vorwand friedenssichernder Maßnahmen in das Nachbarland einmarschieren könnte, nachdem es seine Militärpräsenz im Grenzgebiet zur Ukraine merklich erhöht hat. Auch die gestern auf den tiefsten Stand seit Ende Mai gefallenen Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen trugen zum Preisanstieg bei.

Im Fahrwasser von Gold wurde auch Silber mit nach oben gezogen, das wieder die Marke von 20 USD je Feinunze überwand. Kurzfristig sollte vor allem Gold durch die geopolitischen Risiken gut unterstützt bleiben. Als Belastungsfaktor dürfte sich aber die weiterhin schwache physische Nachfrage erweisen. Nach der zuletzt nur verhaltenen Goldnachfrage in China und Indien hat gestern auch die Türkei schwache Importzahlen berichtet. So sind die Goldeinfuhren im Juli auf nur noch 1,5 Tonnen gefallen, den niedrigsten Wert seit Februar. Im Vormonat wurden noch 24,3 Tonnen Gold importiert.

Heute richtet sich der Blick auf die EZB-Sitzung, wenngleich wir von dieser keine Überraschungen erwarten. Weitere Stimulierungsmaßnahmen erscheinen kurzfristig eher unwahrscheinlich, EZB-Präsident Draghi wird in der Pressekonferenz wohl eher Stellung zur niedrigen Inflationsrate beziehen.


Industriemetalle

Laut Aussagen des Verbands der chinesischen Eisen- und Stahlhersteller (CISA) ist die augenscheinliche Stahlnachfrage in China im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 0,4% auf 376 Mio. Tonnen gestiegen. Damit blieb sie klar hinter der Ausweitung der Produktion zurück, die um 3% auf 412 Mio. Tonnen gesteigert wurde. Das heißt, der chinesische Stahlmarkt bleibt weiter klar überversorgt, worauf auch die hohen Produktionskapazitäten hindeuten. Der Verband schätzt, dass per Ende letzten Jahres Kapazitäten von 1,106 Mrd. Tonnen p.a. bestanden, die lediglich zu 74,3% ausgelastet waren (entspricht einer Stahlherstellung von 822 Mio. Tonnen).

Die Kapazitäten dürften seitdem weiter auf 1,14 Mrd. Tonnen p.a. ausgebaut worden sein. Zwar hat die Regierung Anstrengungen unternommen und Maßnahmen ergriffen, um gegen die Überkapazitäten vorzugehen. Die Schließung veralteter Produktionsanlagen sei jedoch ein schwieriger Prozess, so die CISA. Solange hier jedoch keine Fortschritte erzielt werden, haben die chinesischen Stahlhersteller weiter mit niedrigen Preisen, hohem Wettbewerbsdruck und geringen Margen sowie hohen Schulden zu kämpfen.

An dieser Situation dürfte sich laut Einschätzung der CISA auch so schnell nichts ändern. Exporte würden keine Linderung bringen, da zahlreiche Anti-Dumping-Klagen gegen die chinesische Stahlindustrie anhängig seien. Die hohe Stahlproduktion trägt allerdings zu einer robusten Nachfrage nach Eisenerz bei.


Agrarrohstoffe

Die Militärregierung in Thailand will mit weiteren Maßnahmen dem Verfall der Naturkautschukpreise ein Ende setzen. So sollen den Produzenten stärkere finanzielle Anreize gegeben werden, Gummibäume abzuholzen. Die Regierung will demnach für jeden Rai (entspricht 1.600 m2 oder 0,16 ha) abgeholzter Fläche 21 Tsd. Baht statt bislang 16 Tsd. Baht an Kompensation zahlen. Dadurch soll die Zahl der abgeholzten Bäume von 250 Tsd. auf 350 Tsd. pro Jahr steigen. Stattdessen soll die für Palmöl vorgesehene Fläche von derzeit 4 Mio. Rai um 25% steigen.

Der Naturkautschukmarkt ist vor allem aufgrund einer rekordhohen Produktion in Thailand von einem Überangebot gekennzeichnet. Thailand stellt gut ein Drittel der weltweiten Produktion von Naturkautschuk und ist damit der weltgrößte Produzent. In den letzten drei Jahren ist die Kautschukproduktion in Thailand um knapp 30% gestiegen, da die zu Hochpreiszeiten angelegten Gummibaumplantagen nach und nach erntereif geworden sind. In diesem Jahr zeichnet sich aufgrund der niedrigen Preise zwar ein deutlicher Produktionsrückgang ab. Dieser wird aber durch ein steigendes Angebot außerhalb Thailands mehr als ausgeglichen.

Trotz einer steigenden Nachfrage wird auch in den kommenden beiden Jahren mit Angebotsüberschüssen gerechnet. Diese sollen aber erheblich geringer ausfallen als 2013 und 2014. Die angekündigten Maßnahmen könnten den globalen Kautschukmarkt daher wieder ins Gleichgewicht bringen und damit die erhoffte Wirkung auf die Preise haben.

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