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Brentölpreis fällt auf 9-Monatstief

12.08.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis gibt weiter nach und fällt am Morgen auf ein 9-Monatstief von weniger als 104 USD je Barrel. Offensichtlich werden die anhaltenden Kämpfe zwischen kurdischen Kräften und der sunnitischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Norden des Irak ebenso wenig als Bedrohung für die Ölproduktion angesehen wie der offen ausgebrochene Machtkampf in der Hauptstadt Bagdad. Dort wurde der Schiite al-Abadi gestern vom Präsidenten des Irak mit der Regierungsbildung beauftragt. Der bisherige Regierungschef al-Maliki, ebenfalls ein Schiite, lehnt einen Rücktritt weiterhin ab, obwohl er für die Spaltung des Landes und das Erstarken des IS verantwortlich gemacht wird.

Unterdessen ziehen sich die Finanzanleger weiter aus dem Ölmarkt zurück und verstärken damit die Abwärtsbewegung beim Preis. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent sind in der Woche zum 5. August erneut kräftig um 23,7 Tsd. Kontrakte gefallen. Verglichen mit dem Rekordhoch vor sechs Wochen haben sie sich mehr als halbiert und liegen mit 106,5 Tsd. Kontrakten mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit sechs Monaten.

Der Verkaufsdruck von dieser Seite dürfte allmählich nachlassen. Denn die Netto-Long-Positionen liegen inzwischen bereits leicht unter dem langfristigen Durchschnitt. Angesichts der weiterhin bestehenden beträchtlichen Angebotsrisiken ist ein Rückgang deutlich unter den langfristigen Durchschnitt unwahrscheinlich. Bei Gasöl sind die Netto-Long-Positionen zuletzt nicht weiter gefallen und der Gasöl-Brent-Spread hat sich auf 14 USD je Barrel ausgeweitet. Wir erachten das derzeitige Preisniveau bei Brent als zu niedrig und rechnen mit einer baldigen Preiserholung.

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Edelmetalle

Der Goldpreis zeigt sich angesichts starker Aktienmärkte, des festen US-Dollar sowie einer zuletzt eher verhaltenen physischen Nachfrage vergleichsweise robust und handelt am Morgen weitgehend unverändert bei knapp 1.310 USD je Feinunze. Gold in Euro notiert inzwischen bei 980 EUR je Feinunze und damit deutlich höher als zu Monatsbeginn. Unterstützung erhält der Preis offenbar von den zahlreichen geopolitischen Spannungsherden, die einem merklichen Preisrückgang unseres Erachtens auch entgegenstehen sollten.

Silber übersteigt zumindest vorerst wieder die Marke von 20 USD je Feinunze. Den größten Preiszuwachs unter den Edelmetallen verzeichnete gestern Palladium, das um 1,9% auf rund 875 USD je Feinunze zulegte. Wie der chinesische Verband der Automobilhersteller Ende letzter Woche bekannt gab, wurden in China im Juli 1,36 Mio. Autos verkauft. Dies waren zwar 13% weniger als im Vormonat, aber 10% mehr als im Vorjahr.

Die Sommermonate gelten wegen des heißen Wetters als verkaufsschwache Zeit. Mit wieder stärker anziehenden Autoabsätzen im Herbst sollte China aber weiter auf gutem Weg sein, in diesem Jahr insgesamt mehr als 19 Mio. Autos zu verkaufen. Da der chinesische Automarkt benzinlastig ist, dürfte sich dies in einer robusten Nachfrage nach Palladium widerspiegeln.


Industriemetalle

In Indonesien hat gestern der Wirtschaftsminister Tanjung klar gestellt, dass das Land keine Pläne hat, das Exportverbot für unbehandelte Nickelerze und Bauxit zurückzudrehen. Die Ausnahmen, die z.B. im Falle von Kupferkonzentrat jüngst einigen Unternehmen gewährt wurden, gelten demnach nicht für Nickelerze und Bauxit. Derartige Nachrichten wirken sich unterstützend auf den Nickelpreis aus. Sollte es allerdings doch zu einer Lockerung des Exportverbots in Indonesien kommen, erwarten wir merklich sinkende Nickelnotierungen.

Die Nachfrage nach Nickel wiederum scheint derzeit recht robust zu sein, worauf die hohen Produktionsraten der Edelstahlhersteller - vor allem in Asien - hindeuten. Wie der Edelstahlverband der Vereinigung der chinesischen Spezialstahlhersteller kürzlich veröffentlichte, ist die Edelstahlproduktion in China im ersten Halbjahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 21,2% auf 10,69 Mio. Tonnen gestiegen. Zwar wurden mit 1,95 Mio. Tonnen auch 54,5% mehr Edelstahl exportiert und die augenscheinliche inländische Nachfrage legte um 13,5% auf 7,91 Mio. Tonnen zu.

Dies heißt aber auch, dass der chinesische Edelstahlmarkt - ähnlich wie der Markt für Rohstahl - deutlich überversorgt bleibt. Das auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierte Research-Institut MEPS schätzt, dass auf globaler Ebene die Edelstahlproduktion 2014 einen neuen Rekordwert von 40,2 Mio. Tonnen erreichen wird. Dies wären 5,7% mehr als im Vorjahr. Neben dem Anstieg der chinesischen Produktion erwartet MEPS hohe Wachstumsraten auch in der EU und den USA.


Agrarrohstoffe

Heute Abend gibt das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) aktuelle Ernteschätzungen bekannt. Das USDA dürfte seine Schätzung für die US-Maisernte deutlich nach oben revidieren. Laut Umfragen von Bloomberg und Reuters liegt die Markterwartung bei 14,25 Mrd. Scheffel. Vor einem Monat ging das USDA noch von 13,86 Mrd. Scheffel aus.

Unterstützt wird diese Erwartung vom ausgezeichneten Zustand der Maispflanzen auf dem Feld. Laut gestern veröffentlichtem Erntefortschrittsbericht befanden sich letzte Woche 73% der US-Maispflanzen in gutem bzw. sehr gutem Zustand. Das ist der beste Wert für diese Jahreszeit seit 10 Jahren. In den beiden wichtigsten Anbaustaaten Iowa und Illinois lag die Bewertung sogar bei 76% bzw. 82%. Eine kräftige Aufwärtsrevision der US-Maisernte könnte die Maispreise nochmals unter Druck setzen.

Im Falle von Weizen könnte das USDA aufgrund der starken Regenfälle im Juli Abschläge bei den Ernteschätzungen für die EU und die Ukraine vornehmen. Bislang liegt die Schätzung bei 148 Mio. Tonnen für die EU und 21 Mio. Tonnen für die Ukraine. In der Ukraine liegen die Getreideexporte laut Agrarministerium zwischen dem 1. Juli und dem 8. August 60% über dem Vorjahresniveau, was die Weizenpreise zuletzt wieder unter Druck setzte. Grund hierfür ist ein früher Start in die Ernte. Zudem sorgen Finanzierungsschwierigkeiten dafür, dass die ukrainischen Landwirte ihre Ernte vorzeitig verkaufen.




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