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Ukraine-Russland-Krise wieder im Fokus

29.08.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis reagierte kaum auf die neuerliche Eskalation des Ukraine-Russland-Konflikts (siehe Edelmetalle) und handelt weiterhin unterhalb von 103 USD je Barrel. Denn es ist äußerst unwahrscheinlich, dass Russland im Falle weiterer Sanktionen mit einer Unterbrechung der Öllieferungen reagiert. Stattdessen könnte die ohnehin verhaltene Ölnachfrage weiter gebremst werden. Laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements gehen die OPEC-Lieferungen in den vier Wochen zum 13. September um 340 Tsd. Barrel pro Tag im Vergleich zu den vier vorherigen Wochen zurück.

Oil Movements führt dies auf eine geringere Nachfrage zurück, u.a. aufgrund anstehender Wartungsarbeiten in den europäischen und amerikanischen Raffinerien, einer wirtschaftliche Verlangsamung in Asien und geringerer US-Importe als Folge der steigenden US-Produktion. Auch auf der Angebotsseite gibt es aktuell keine Argumente, die für eine Preiserholung sprechen.

Laut Reuters-Umfrage stieg die OPEC-Ölproduktion im August um 90 Tsd. auf 30,15 Mio. Barrel pro Tag. Ausschlaggebend hierfür war eine höhere Ölproduktion in Libyen und Angola. Dem stand eine geringere Produktion im Irak gegenüber, was aber nicht auf die anhaltenden Kämpfe im Norden, sondern auf wetterbedingte Verzögerungen im Süden zurückzuführen war. Die ARA-Gasölvorräte setzten in dieser Woche ihren Aufwärtstrend fort und stiegen laut PJK International um weitere 11 Tsd. auf 2,752 Mio. Tonnen. Sie liegen damit auf dem höchsten Stand seit fast 2½ Jahren, was für eine reichliche Versorgung Westeuropas mit Mitteldestillaten spricht.


Edelmetalle

Angesichts der weiteren Eskalation im Ukraine-Russland-Konflikt waren die Edelmetalle gestern als sichere Häfen gefragt. Medienmeldungen zufolge sind russische Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge auf ukrainisches Territorium vorgedrungen. Führende westliche Politiker hatten auf die Nachrichten aus der Ukraine hin Russland mit weiteren Sanktionen gedroht.

Der Goldpreis stieg daraufhin zwischenzeitlich bis auf fast 1.300 USD je Feinunze, Palladium handelte vorübergehend über der Marke von 900 USD je Feinunze. Im Zuge der Preisrallye der letzten Monate hat sich Palladium nicht nur absolut betrachtet, sondern auch in Relation zu Platin merklich verteuert: Für eine Unze Platin erhält man derzeit 1,6 Unzen Palladium, so wenig wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Vor einem Jahr lag die Relation noch bei 2:1, in der Spitze im März 2009 bekam man für eine Unze Platin sogar 5,5 Unzen Palladium.

Neben der Krise in Osteuropa spricht zusätzlich die allgemein angespannte Marktlage u.E. für längerfristig höhere Palladiumpreise. Der weltgrößte Palladiumproduzent Norilsk Nickel rechnet damit, dass sich in diesem Jahr das weltweite Angebotsdefizit auf 2 Mio. Unzen verdoppeln dürfte. Dies sei sowohl dem fünfmonatigen Streik in Südafrika - wodurch dort in diesem Jahr die Palladiumproduktion um über 400 Tsd. Unzen sinken soll -, als auch den erschöpften russischen Lagerbeständen geschuldet. Ferner erwartet Norilsk Nickel, dass die globale Palladiumnachfrage 2014 um 2% auf 9,5 Mio. Unzen zunehmen sollte.


Industriemetalle

Im Zuge der höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer rund um die Ukraine-Russland-Krise gab der LME-Industriemetallindex gestern um knapp 1% nach und fiel auf ein 9-Tagestief. Einzig Zinn bewahrte sich ein marginales Plus. Der Zinnpreis fiel allerdings im Wochenverlauf erstmals seit sieben Wochen wieder merklich unter die Marke von 22.000 USD je Tonne.

Schon in der vergangenen Woche hatte das International Tin Research Institute (ITRI) seine Prognose eines Angebotsdefizits von rund 10 Tsd. Tonnen am globalen Zinnmarkt für 2014 revidiert. Das bislang erwartete Defizit soll sich nun nicht mehr materialisieren, da die Produktion in China und Indonesien, den beiden größten Produzentenländern, im zweiten Quartal deutlich höher als erwartet ausgefallen ist.

Hinzu kommt, dass die Nachfrage aus der Elektronikindustrie, dem mit einem Anteil von rund 50% wichtigsten Nachfragesektor, in den ersten sechs Monaten des Jahres nur verhalten gewesen sei. Für 2014 geht das ITRI nun von einem Anstieg der gesamten Zinnnachfrage von 2% aus, was etwas weniger ist als im letzten Jahr.

ITRI schätzt, dass die Nachfrage aus der Elektronikindustrie gegen Jahresende wieder anziehen wird, was mit einer nochmaligen Verschärfung der indonesischen Exportkontrollen zum 1. November zu dann höheren Zinnpreisen beitragen sollte. Auch dürfte Indonesien laut ITRI sein aktuelles Produktionsniveau nicht dauerhaft beibehalten, was ebenfalls wieder zu steigenden Preisen führen würde. Umfangreichere Investitionen in neue Minenkapazitäten würden gemäß ITRI darüber hinaus erst bei Preisen ab 25.000 USD je Tonne durchgeführt werden.

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Agrarrohstoffe

Die weitere Eskalation des Ukraine-Russland-Konflikts trieb den Weizenpreis an der CBOT gestern auf ein 3-Wochenhoch von 579 US-Cents je Scheffel. CBOT-Weizen steht damit vor seinem ersten monatlichen Preisanstieg seit April. Gleiches gilt für den Weizenpreis an der LIFFE in Paris, welcher gestern auf 177 Euro je Tonne stieg. Russland und die Ukraine stellen zusammen ein Fünftel der weltweiten Weizenexporte.

Eine Beeinträchtigung des Weizenangebots aus dieser Region würde daher die Nachfrage nach Weizen aus den USA und der EU merklich erhöhen. Im August hat die Ukraine dem Agrarberatungsunternehmen UkrAgroConsult zufolge bislang 2,17 Mio. Tonnen Getreide exportiert, davon 1,19 Mio. Tonnen Weizen. Kurzfristig sollen laut UkrAgroConsult weitere 1,35 Mio. Tonnen Getreide, darunter 1,16 Mio. Tonnen Weizen, zur Auslieferung anstehen.

Wir schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Lieferausfällen kommt, als sehr gering ein. Der gestrige Preisanstieg sollte sich daher als kurzlebig erweisen. Das weltweite Weizenangebot bleibt reichlich, was auch der Internationale Getreiderat in seinen neuen Prognosen heute Nachmittag bestätigen dürfte. Sorgen bereitet eher die Verschlechterung der Qualität des geernteten Weizens in Europa, was für höhere Preise spricht, als die Sorgen vor Lieferausfällen aus der Schwarzmeerregion.




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