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Deutliche Preisabschläge bei Öl und Edelmetallen

03.09.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise gerieten gestern im Schlepptau von Gold (siehe Edelmetalle unten) ebenfalls massiv unter Druck. Brent fiel um knapp 3 USD auf ein 16-Monatstief von etwas mehr als 100 USD je Barrel. WTI verlor sogar noch stärker als Brent, blieb aber knapp über dem August-Tief von 92,5 USD je Barrel. Damit ist die leichte Preiserholung abrupt zu Ende gegangen.

Neue ölmarktspezifische Nachrichten, welche den gestrigen Preisrutsch erklären können, gab es nicht. Im Gegenteil, das Buzzard-Ölfeld bleibt dem Betreiber Nexen zufolge noch für eine weitere Woche geschlossen. Damit "fehlen" dem Markt auf täglicher Basis 200 Tsd. Barrel an Forties-Öl, welches die wichtigste der vier Ölsorten im Brentkorb ist. Auch der besser als erwartet ausgefallene ISM-Index in den USA (siehe Industriemetalle auf Seite 2) gab den Ölpreisen keinen Rückhalt. Offensichtlich wird die Versorgung des Ölmarktes von den Marktteilnehmern weiterhin als reichlich erachtet.

So meldet Russland für August einen Anstieg der Ölproduktion um 1% auf 10,52 Mio. Barrel pro Tag. Die Sanktionen haben somit noch keinen unmittelbaren Einfluss auf das russische Ölangebot. Damit ist aber in den kommenden Jahren zu rechnen, da die russischen Ölfirmen aufgrund erschwerter Finanzierungsbedingungen ihre Investitionen kürzen dürften. Laut Schätzung des russischen Energieministeriums benötigt Russland jährlich ca. 150 Mrd. USD an Investitionen, um die Ölproduktion in alten Feldern aufrechtzuerhalten und neue Felder in Betrieb zu nehmen.


Edelmetalle

An den Edelmetallmärkten kam es gestern ausgehend von Gold zu einem breit angelegten Abverkauf. Offenbar haben die aus dem langen Wochenende zurückgekehrten Investoren in den USA die US-Dollar-Stärke der letzten Tage nachvollzogen und sich von Long-Positionen getrennt. Aufschluss hierüber werden die CFTC-Daten zur spekulativen Marktpositionierung am Freitagabend geben.

Der Goldpreis fiel daraufhin auf ein 2½-Monatstief von 1.261 USD je Feinunze und hat damit auch die Handelsspanne zwischen 1.270 USD und 1.330 USD nach unten verlassen, in der er auf Schlusskursbasis an fast 90% der Tage seit April notierte. Neben dem Rückzug der Investoren am Futures-Markt haben sich gestern auch die ETF-Anleger von Beständen getrennt.

Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten mit 4,5 Tonnen die höchsten Tagesabflüsse seit Ende Juni. Davon entfielen knapp 2 Tonnen auf den weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust. Wie Daten der US-Münzanstalt zeigen, wurden in den USA im August lediglich 25 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft. Dies waren knapp 17% weniger als im Vormonat. Seit Jahresbeginn liegen die Münzabsätze mit 321 Tsd. Unzen fast 54% unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau.

Auch die Verkäufe von Silbermünzen fielen zuletzt unterdurchschnittlich aus. Der Rückstand zum Vorjahr beträgt hier allerdings "nur" 15%. Der Silberpreis wurde gestern von Gold mit nach unten gezogen, gab aber nicht überproportional nach. Die ETF-Investoren haben hier im Gegensatz zu Gold den Preisrückgang zu Zukäufen genutzt, was sich in Zuflüssen von fast 60 Tonnen widerspiegelt. Am stärksten unter Druck steht Palladium, das seit gestern um gut 4% auf 870 USD je Feinunze fällt.

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Industriemetalle

Die Industriemetalle konnten sich gestern dem Abwärtssog der industriellen Edelmetalle sowie der Energieträger entziehen und legten mehrheitlich sogar zu. Unterstützt wurden sie dabei von positiven US-Konjunkturdaten. So hat der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe entgegen den Erwartungen im August von seinem bereits hohen Juli-Niveau aus weiter auf 59,0 zugelegt, den höchsten Stand seit Anfang 2011.

Vor allem der Auftragseingang ragte heraus, der das höchste Niveau seit zehn Jahren erreichte. Die konjunkturelle Erholung in den USA steht somit auf guter Basis, was auch für eine robuste Metallnachfrage spricht. Die USA sind hinter China der weltweit zweitgrößte Konsument von Metallen. Die guten US-Daten überlagern offensichtlich zugleich die zuletzt eher schwächeren Daten aus der Eurozone und China.

Wie die gestern veröffentlichten Daten zur Marktpositionierung der LME zeigen, haben die spekulativen Finanzinvestoren in der letzten Woche ihre Netto-Long-Positionen bei Aluminium, Kupfer und Nickel weiter ausgebaut. Außer bei Aluminium hat sich dies jedoch nicht in höheren Preisen widergespiegelt, obwohl der Anstieg der Netto-Long-Positionen bei Nickel mit +11% stark ausgeprägt war. Dagegen haben sich vor allem bei Zinn die spekulativen Finanzinvestoren deutlich zurückgezogen. In diesem Fall war der Abbau der Netto-Long-Positionen um 29% auch mit einem sichtbaren Preisrückgang verbunden.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Mais und Weizen gaben gestern nach. Auf Mais lastet die Aussicht auf eine rekordhohe Ernte in den USA. Laut US-Landwirtschaftsministerium USDA befanden sich Ende letzter Woche 74% der Maispflanzen in gutem oder sehr gutem Zustand. Das waren ein Prozentpunkt mehr als vor einer Woche und 18 Prozentpunkte mehr als zum entsprechenden Vorjahreszeitpunkt.

Der Rohstoffhändler INTL FCStone rechnet inzwischen mit einer US-Maisernte von 14,595 Mrd. Scheffel, was deutlich über der aktuellen USDA-Schätzung von 14,032 Mrd. Scheffel liegt. Der Weizenpreis gibt seine im Zuge des Ukraine-Russland-Konflikts erzielten Gewinne nach und nach wieder ab. Denn es zeigt sich, dass der Konflikt bislang nicht zu einer Beeinträchtigung der Getreidelieferungen aus der Schwarzmeerregion geführt hat.

Gestern hatten wir bereits von robusten Getreideexporten aus Russland berichtet. Jüngste Daten des ukrainischen Landwirtschaftsministeriums zeigen ähnliches auch für die Ukraine. Im Juli und August zusammen lagen die Getreidelieferungen der Ukraine bei 5 Mio. Tonnen, verglichen mit 3,3 Mio. Tonnen im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Davon entfielen 2,75 Mio. Tonnen auf Weizen. Aktuelle Nachrichtenmeldungen, wonach sich die Präsidenten der Ukraine und Russlands, Poroschenko und Putin, auf einen "permanenten Waffenstillstand" in der ostukrainischen Krisenregion verständigt haben sollen, dürften zu einem weiteren Preisrückgang bei Weizen führen.




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