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Preise von EZB-Maßnahmen weitgehend unbeeindruckt

05.09.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Brentöl notiert am Morgen bei knapp 102 USD je Barrel und zeigt sich damit von den gestrigen Ereignissen (siehe Edelmetalle) ziemlich unbeeindruckt. Die auf den ersten Blick überraschende Immunität erklärt sich zum einen damit, dass der Rutsch des Euro-Dollar-Kurses unter 1,30 eher einer Euroschwäche zuzuschreiben ist als einer Dollarstärke und damit das alte Korrelationsmuster "Stärkerer Dollar - billigeres Öl" nur bedingt greift. Zum anderen stützen die jüngsten Fundamentaldaten.

So sanken in den USA in der letzten August-Woche die Rohölvorräte um 910 Tsd. Barrel und damit etwas stärker als erwartet. Vor allem aber die Benzinvorräte sind massiv abgebaut worden: Mit 2,3 Mio. Barrel war der Rückgang fast 1 Mio. Barrel höher als erwartet. Die eigentlich positive Nachricht ist, dass dies einer kräftigen Benzinnachfrage zu verdanken war, die 3,6% höher war als im Vorjahr, was teilweise allerdings auch durch die frühe Lage des Labor-Day-Wochenendes bedingt war. Dennoch nährt dies Hoffnungen, dass die Ölnachfrage im weltgrößten Verbrauchsland doch noch vom Konjunkturaufschwung profitieren kann.

Gleichzeitig meldete gestern das Beratungsunternehmen Oil Movements, dass die Lieferungen der OPEC-Staaten ohne Angola und Ecuador in den vier Wochen zum 20. September nur noch etwas geringer sein werden als in den vier Wochen zuvor, was für eine Stabilisierung der Nachfrage spricht. Das „alte“ Dollar-Öl-Korrelationsmuster könnte im Übrigen schon heute Nachmittag getestet werden, denn ein positiver US-Arbeitsmarktbericht könnte „echte“ US-Dollarstärke auslösen.


Edelmetalle

Der Goldpreis fiel über Nacht zwischenzeitlich auf 1.255 USD je Feinunze und reagierte damit auf die starke Aufwertung des US-Dollar. Dieser stieg gegenüber dem Euro auf ein 13-Monatshoch. Gemessen am Ausmaß der Dollaraufwertung hielten sich die Preisabschläge bei Gold allerdings in Grenzen. Der feste US-Dollar sorgte folglich auch dafür, dass Gold in Euro gerechnet sogar wieder auf knapp 980 EUR je Feinunze zulegte. Die EZB hatte gestern überraschend ihre Leitzinsen um 10 Basispunkte gesenkt und angekündigt, im großen Umfang Kreditverbriefungen (ABS) und Pfandbriefe zu kaufen.

Die EZB hat sich zudem die Option für breitangelegte Käufe von Staatsanleihen (QE) offen gehalten. Unsere Volkswirte sehen dafür eine Wahrscheinlichkeit von 60%, wobei die Staatsanleihekäufe im nächsten Jahr erfolgen dürften. Die EZB dürfte ihre Geldpolitik auch deshalb weiter lockern, da die Konjunktur im Euroraum enttäuscht und die Inflation niedriger ausfällt. Dies wird wohl zu einer weiteren Aufwertung des US-Dollars führen, was gegen eine schnelle Erholung des Goldpreises spricht.

Die offiziellen US-Arbeitsmarktdaten, die heute Nachmittag veröffentlicht werden, könnten kurzfristig zu weiterem Abwärtsdruck führen. Einer merklichen Preiserholung stehen aktuell auch die ETF-Abflüsse entgegen. Gestern kam es bereits zum dritten Tagesabfluss in Folge. Im Wochenverlauf wurden die Bestände bislang um 13,1 Tonnen reduziert. Da hilft es derzeit offenbar auch nicht viel, dass in Indien mit der Feiertags- und Hochzeitssaison die nachfragestarke Zeit bevorsteht, während dieser die Goldimporte und Prämien anziehen dürften.


Industriemetalle

Die Metallpreise haben gestern dem stark aufwertenden US-Dollar nicht nur getrotzt, sondern selbst sogar merklich zugelegt. Der LME-Industriemetallindex stieg um 0,8% auf ein Wochenhoch von 3.279 Punkte. Die Lockerung der Geldpolitik der EZB führte bei einigen Marktteilnehmern offenbar zu der Ansicht, dass die Maßnahmen zu einer Wiederbelebung der Konjunktur im Euroraum beitragen. Erst heute Morgen kommt es im Metallsektor zu leichten Preisrückgängen.

Aluminium fällt dabei wieder unter die Marke von 2.100 USD je Tonne. In Japan haben sich die Konsumenten mit den Produzenten offenbar auf höhere physische Aluminiumprämien für das vierte Quartal geeinigt. Industriekreisen zufolge zahlen die japanischen Abnehmer zukünftig einen Aufschlag von 420 USD je Tonne auf den LME-Preis. Dies ist zwar mehr als im laufenden Quartal (400-408 USD je Tonne), aber weniger als zum Beispiel die von Rusal geforderten 460 USD je Tonne. Dennoch steigen die Prämien damit das vierte Quartal in Folge. Im vergleichbaren Vorjahresquartal lagen die Aufschläge noch bei 246 USD je Tonne.

In den USA haben die physischen Prämien gemäß Daten von Platts gestern mit 20,75 US-Cents je Pfund (entspricht knapp 460 USD je Tonne) wieder ihr Rekordhoch vom Januar erreicht. Eine Trendumkehr bei der Entwicklung der Prämien oder Katalysatoren für eine solche Veränderung können wir nach wie vor nicht erkennen. Die Prämien werden daher unseres Erachtens wohl auf absehbare Zeit hoch bleiben.


Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis ist gestern um mehr als 3% gefallen und handelt nur noch knapp über der Marke von 15 US-Cents je Pfund auf einem 7-Monatstief. Hinter dem Preisrückgang dürften technisch orientierte Verkäufe stehen, nachdem der Zuckerpreis nach einem anfänglichen Anstieg in dieser Woche daran scheiterte, den seit Ende Juni bestehenden Abwärtstrend zu durchbrechen und im gestrigen Handelsverlauf auch noch das August-Tief unterschritt.

Fundamentale Erklärungen für den neuerlichen Preisverfall gibt es nicht. Im Gegenteil, das auf Zucker spezialisierte Beratungsunternehmen Datagro aus Brasilien hat seine Schätzung für die Zuckerproduktion in der brasilianischen Hauptanbauregion Center-South im laufenden Erntejahr 2014/15 auf 32,8 Mio. Tonnen reduziert. Bislang ging Datagro von 33,2 Mio. Tonnen aus, nach 34,29 Mio. Tonnen im Vorjahr.

Laut Datagro hat der Markt die Auswirkungen der Dürre auf das wichtigste Zuckerrohrgebiet in Brasilien noch nicht voll berücksichtigt. Das Unternehmen Datagro rechnet außerdem damit, dass die diesjährige Dürre auch die Erträge und Produktion der Ernten 2015 und 2016 beeinflussen wird. Die Phase der niedrigen Zuckerpreise dürfte u.E. daher nicht mehr allzu lange anhalten. Dafür spricht auch, dass es für die Zuckermühlen derzeit profitabler ist, Ethanol zu produzieren. Damit die Zuckerproduktion wieder attraktiv wird, müssten die Preise Datagro zufolge auf 17,3 bis 17,6 US-Cents je Pfund steigen.

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