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Palladium stiehlt allen anderen die Show

06.09.2014  |  Eugen Weinberg
- Seite 4 -
Seit nunmehr sechs Wochen in Folge werden die Netto-Long-Positionen abgebaut; mit 14,1 Tsd. Kontrakten liegen sie aktuell unter dem Durchschnitt seit Beginn der Datenreihe Mitte 2006.

Von der von uns erwarteten Erholung des Goldpreises sollte auch Silber profitieren und verlorenes Terrain wieder zurückgewinnen. Aufwind könnte der Preis dabei seitens der spekulativen Finanzinvestoren erhalten, sollte sich deren aktuell eher pessimistische Stimmung wieder aufhellen. Ein Anziehen der Weltwirtschaft sollte sich daneben positiv auf die Industrienachfrage auswirken. Zum Jahresende erwarten wir weiterhin einen Silberpreis von 20 USD je Feinunze. Bis Ende 2015 dürfte Silber auf 23 USD je Feinunze steigen.

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Platin / Palladium

Der Platinpreis war im Juli auf ein 10-Monatshoch von gut 1.520 USD je Feinunze gestiegen, hat dieses Niveau jedoch nicht gehalten und handelt aktuell rund 100 USD tiefer. Seit Jahresbeginn steht damit noch ein Plus von 4% zu Buche. Platin wurde zuletzt offenbar in den Abwärtssog von Gold gezogen, welches merklich nachgab (siehe Seite 1). Seit April letzten Jahres ist Platin nahezu ununterbrochen teurer als Gold, der Aufschlag betrug wie zuletzt im Juni zeitweise über 220 USD je Feinunze. Da Platin in den letzten Wochen nicht nur mit, sondern auch stärker als Gold gefallen ist, beläuft sich die "Prämie" aktuell wieder auf gut 130 USD. Dies sollte Platin im Vergleich zu Gold auch bei der Schmucknachfrage wieder attraktiver machen.

Der Palladiumpreis hat sich dagegen von der Goldpreisschwäche abgekoppelt und auch deutlich besser entwickelt als Platin. Mitte August wurde erstmals seit Ende Februar 2001 zwischenzeitlich wieder das Niveau von 900 USD je Feinunze überschritten (Grafik 10). Aktuell notiert Palladium nur knapp unterhalb dieser Marke und hat somit seit Jahresbeginn 24% zugelegt. Damit weist Palladium zugleich unter allen von uns beobachteten Rohstoffen nach Kaffee Arabica und Nickel die bislang drittbeste Entwicklung in diesem Jahr auf.

Palladium hat sich nicht nur absolut betrachtet, sondern auch in Relation zu Platin merklich verteuert. Für eine Unze Platin erhält man derzeit 1,6 Unzen Palladium, so wenig wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Vor einem Jahr lag die Relation noch bei 2:1, in der Spitze im März 2009 bekam man für eine Unze Platin sogar 5,5 Unzen Palladium (Grafik 11).

Von der Angebots-Nachfrage-Situation her betrachtet sehen beide Märkte sehr angespannt aus. Wie wir bereits Ende Juni im letzten "Rohstoffe kompakt Edelmetalle" berichteten, erwartet Johnson Matthey 2014 am globalen Platinmarkt ein rekordhohes Angebotsdefizit von 1,22 Mio. Unzen. Bei Palladium soll das Defizit mit 1,61 Mio. Unzen ebenfalls den höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen vor 34 Jahren erreichen. Sowohl latente Angebotsrisiken als auch eine robuste Nachfrage tragen hierzu bei.

Auch nach dem Ende des fünfmonatigen Streiks in der südafrikanischen Platinminenindustrie im Juni scheint sich die Lage dort nicht vollends beruhigt zu haben. So hat der weltgrößte Platinproduzent, Anglo American Platinum, angekündigt, sich von mehreren Minen und Joint Ventures trennen zu wollen, nachdem der Gewinn im ersten Halbjahr 2014 Unternehmensangaben zufolge um fast 90% eingebrochen war. Sollte dies mit einem umfangreichen Abbau von Arbeitsplätzen einhergehen, birgt dies neuerliches Konfliktpotenzial mit den Gewerkschaften.

Bei Impala Platinum, der Nummer zwei, kam es Anfang Juli zu einem überraschenden kurzfristigen Streik von 2.000 Arbeitern. Und Lonmin, dem drittgrößten Platinproduzenten, werden ebenfalls umfangreiche Abbaupläne von Arbeitsplätzen nachgesagt. Darüber hinaus musste in Simbabwe die größte Mine des Landes aus Sicherheitsgründen auf unbestimmte Zeit schließen, was umfangreiche Produktionsausfälle zur Folge haben dürfte. Laut Industriekreisen könnte dies zum Verlust von bis zu 70 Tsd. Unzen Platin und 50 Tsd. Unzen Palladium führen.

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Da Palladium zumeist als Nebenprodukt von Platin gefördert wird, betreffen die eben genannten Risiken auch Palladium. Zusätzlich kommt bei Palladium aber noch die Ukraine-Russland-Krise hinzu. Medienmeldungen zufolge plant Russland, der weltgrößte Palladiumproduzent, im Falle von weiteren Wirtschaftssanktionen des Westens ein Importverbot für Autos aus Westeuropa und den USA. Denkbar wäre jedoch auch, dass Russland seine Palladiumlieferungen reduziert und somit zu einer weiteren Anspannung der Marktsituation beiträgt.




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