Überall Bubbles (Teil 1/2)
10.09.2014 | John Mauldin
- Seite 3 -
Diese geldpolitische “Durchriesel-Ansatz“ (trickle down) ist dahingehend erfolgreich gewesen, dass er denjenigen mehr Vermögen beschert hat, die ohnehin schon reich waren (darunter fallen auch Banken und Vermögensverwalter, die ihnen dafür zu Dienste stehen). Was die Schaffung guter Arbeitsplätze und hohen Wirtschaftswachstums angeht, ist diese Politik allerdings gänzlich gescheitert. Das letzte Quartal wird, soweit wir jetzt wissen, im Bereich von 1% BIP liegen.Den mehrheitlichen Äußerungen der Mitglieder des Fed-Offenmarktausschusses nach zu urteilen, soll es im Grunde kein neues Rezept geben, sondern nur mehr vom Alten. Als Bernanke diesen Sommer dann einfach nur anmerkte, dass QE irgendwann enden könnte (was im Grunde ja schon jeder weiß), erlitt der Markt einen Schwächeanfall, woraufhin sich ein halbes Dutzend Offenmarktausschussmitglieder gleich verpflichtet fühlte, in der darauf folgenden Woche Stellungnahmen abzugeben und Reden zu halten - alle mit dem Tenor: “Alles bitte nicht ganz so ernst nehmen, wir werden schon noch ein Weilchen so weitermachen.“
Eigentlich ist es ein alter Hut! Im Buch “Das Ende des Geldes“ zitiert Adam Fergusson aus dem Tagebuch Anna Eisenmengers, einer österreichischen Witwe. Anfang der 1920er schrieb Frau Eisenmenger:
“Die Spekulation an der Börse hat alle Ränge der Gesellschaft erfasst. Die Kurse steigen wie Heißluftballons in unendliche Höhen. […] Mein Bankberater gratuliert mir bei jedem neuen Anstieg, aber er kann mir nicht das Unbehagen austreiben, das mein wachsender Wohlstand in mir auslöst. Mein Depot ist schon Millionen wert.“
Ähnliches passierte auch in den USA in den 1970ern, nach dem anfänglichen Nixon-Schock, die Währung schwächte sich ab und das Geldangebot wuchs. Dass in den 1970er dann Blasen im Rohstoffsektor entstanden, überrascht eigentlich nicht.
In diesem Kapitel werden wir zeigen, wie man Blasen in der Entstehungsphase ausfindig macht, wie man von ihnen profitiert und wie man die üblen Konsequenzen des Platzens vermeidet.
Blasen entstehen mit Überschussliquidität
Während wir unser Buch “Code Red“ verfassen, ziehen die Aktienmarktkurse kräftig an. Von unseren billigen Plätzen aus betrachtet, sehen in der Tat viele Anlagen aus wie Blasen. (Obwohl wir zu gegebener Zeit mit einer Korrektur rechnen, so dürfte auch klar sein, dass das von der Fed und der Bank of Japan geschöpfte Geld irgendwohin fließen muss.)
Ein Bereich, der als besonders “bubblig“ hervorsticht, sind die Unternehmensanleihen. Hier werden die Anleger werden kaum für die eingegangenen Risiken entschädigt. 2007 warf ein dreimonatiges Einlagezertifikat mehr Zinsen ab, als heute eine Ramschanleihe bringt.
Während wir dieses Buch schreiben, ist die Durchschnittsverzinsung investmentfähiger Schuldscheine im Vergleich zum Vorjahr von 3,4% auf ein Rekordtief von 2,45% gesunken, unter Berufung auf den Global Coporate Index der Bank of America Merrill Lynch. Erfahrene Anleger, die seit Langem in hochverzinsliche Anleihen und Bankschulden investieren, sehen hier eine Blase entstehen.
Wilbur L. Ross Jr., Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender von WL Ross & Co. macht in diesem Zusammenhang auf eine "tickende Zeitbombe" in den Schuldenmärkten aufmerksam. Ross zufolge besäßen ein Drittel der neuemittierten Papier nur eine CCC-Kreditbewertung oder darunter, zudem waren im vergangenen Jahr mehr als 60% der hochverzinsten Anleihen Refinanzierungen.
Dieses Kapital wird also überhaupt nicht für unternehmerische Expansion oder als Geschäftskapital eingesetzt, mit ihm werden allein die betreffenden Schuldenbilanzen refinanziert. Manche sind der Meinung, dass keine Neuverschuldung doch an und für sich gut sei; in Wirklichkeit ist aber alles noch viel schlimmer. Denn eigentlich bedeutet das nur, dass viele Unternehmen kein Geld zur Hand haben, um alte Schulden zurückzuzahlen und deswegen refinanzieren mussten.
Eines Tages wird aber jede Schuld fällig, und das endet mit einem großen Knall. “Wir bauen an einer noch größeren Zeitbombe“, die sich aus 500 Mrd. $ Schulden zusammensetzt, welche zwischen 2018 und 2020 Jahr für Jahr fällig werden, und das zu einer Zeit, in der sich Anleihen möglicherweise nicht mehr so einfach refinanzieren lassen werden wie heute noch, so Mr. Ross.
Staatsanleihen sind auch kein sicherer Hafen, weil der Wert einer 10-Jahre-US-Staatsanleihe - wenn wir wieder die Durchschnittsverzinsung der Jahre 2000-2010 erreichen würden - mit ganzen 23 Prozent im Minus liegen würden. “Wenn es schon bei den normalen Staatsanleihen so große Wertverlustrisiken gibt“, dann unterliegen die riskanteren hochverzinslichen Anleihen noch viel stärker verzerrten Kursniveaus, so Ross. “Vielleicht werden wir rückblickend sagen, die eigentliche Blase sind Schulden.“