Brent-Ölpreis fällt unter 100 USD je Barrel
09.09.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Gestern ist der Brentölpreis erstmals seit Juni 2013 unter die wichtige Marke von 100 USD je Barrel gefallen. Der Preis fiel zwischenzeitlich mit 99,36 USD sogar auf den tiefsten Stand seit 1. Mai 2013. Damit setzt sich der seit Mitte Juni anhaltende Abwärtstrend bei Brentöl trotzt geopolitischer Unruhen fort. Denn bislang haben diese Risiken wenig Einfluss auf die kurzfristige Versorgungssituation gehabt. Vielmehr scheint mit dem abermals brüchigen Waffenstillstand erstmals seit Monaten etwas Ruhe in den Konflikt in der Ukraine einzukehren.
Das irakische Parlament hat die neue Regierung des Ministerpräsidenten al-Abadi bestätigt, was die Situation im Lande etwas beruhigen sollte. Auch in Libyen erholt sich die Produktion trotz anhaltender Kämpfe rasch: Laut NOC liegt sie mittlerweile bei 740 Tsd. Barrel täglich, dem höchsten Stand seit Juli 2013. Die stetig steigende US-Rohölproduktion hat sicherlich auch die Versorgungsängste beruhigt: Im Juni ist sie laut DOE erstmals seit Juli 1986 über 8,5 Mio. Barrel täglich gestiegen, ein Anstieg um 1,3 Mio. Barrel bzw. 18% ggü. Vorjahr.
Gleichzeitig scheint nicht einmal Saudi-Arabien bereit, das steigende Angebot wieder zu "kompensieren", indem es die eigene Produktion kürzt. Zuletzt wurde bekannt, dass das Land die Preisaufschläge für die Oktober-Öllieferungen nach Asien auf den niedrigsten Stand seit November 2010 oder sogar Januar 2009 (Arab Heavy) reduziert hat, offensichtlich um seine Marktanteile zu behaupten.
Die OPEC hat sowieso ein Problem, weil der Preis für ihren Referenzölkorb bereits seit Mitte August überwiegend unter 100 USD je Barrel handelt. Es ist aber davon auszugehen, dass die OPEC im Falle weiterer Preisrückgänge zu Gegenmaßnahmen greift, weil die benötigten Ölpreise wegen steigender Staatsausgaben in den letzten Jahren massiv zugenommen haben.
Edelmetalle
Ein abermals starker US-Dollar hat gestern den gesamten Edelmetallsektor deutlich unter Druck gesetzt. Der Goldpreis gab auf Schlusskursbasis um 1% nach und fiel zwischenzeitlich auf ein 3-Monatstief von annähernd 1.250 USD je Feinunze. Silber rutschte erstmals seit Anfang Juni phasenweise wieder unter die Marke von 19 USD je Feinunze. Und Platin handelt zum ersten Mal seit Ende April wieder unter 1.400 USD je Feinunze.
Palladium gab zwar ebenfalls nach, die Verluste hielten sich hier aber in Grenzen. Die EU hat gestern neue Wirtschaftssanktionen gegen Russland beschlossen, diese sollen jedoch erst später in Kraft treten. Dadurch soll Zeit gewonnen werden, um die Umsetzung des Waffenstillstands und des Friedensplans für die Ostukraine zu bewerten. Je nach Situation könnten die Sanktionen dann ganz oder teilweise überprüft werden. Sollten sich hier Entspannungssignale andeuten, dürfte dies die Preise weiter belasten. Neben den spekulativen Finanzinvestoren ziehen sich bei Gold auch die ETF-Anleger zurück.
Gestern kam es bei den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs zu weiteren Abflüssen von 5,1 Tonnen. Allein seit Monatsbeginn wurden die ETF-Bestände damit um 18,4 Tonnen reduziert. Solange der Verkaufsdruck seitens der Investoren nicht nachlässt, dürfte es nicht zu einer Erholung des Goldpreises kommen.
Industriemetalle
China hat im August 390 Tsd. Tonnen Aluminium exportiert, soviel wie seit Juli 2011 nicht mehr. Mit 2,63 Mio. Tonnen liegen die Ausfuhren in diesem Jahr bislang 10,4% über dem vergleichbaren Vorjahresniveau. In China wurde die Aluminiumproduktion in den letzten Monaten kontinuierlich ausgeweitet – im Juli waren es gemäß Daten des International Aluminium Institute 1,98 Mio. Tonnen. Im Zuge des starken Preisanstiegs haben einige vorübergehend stillgelegte Schmelzen ihre Produktion wieder aufgenommen.
Darüber hinaus wird nach wie vor in einigen Provinzen des Landes der Strom subventioniert. Das Angebot übertrifft aber wohl mittlerweile die Nachfrage im Land. So deuteten die zuletzt schwächeren Einkaufsmanagerindizes auf eine eher verhaltene Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe hin. Und am Immobilienmarkt sind ebenfalls dunkle Wolken aufgezogen. Laut Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg, die sich auf Daten von Metal Bulletin beruft, handeln zudem die Aluminium-Futures in China seit bald drei Monaten mit einem Abschlag zu den LME-Preisen, was die Ausfuhr von Aluminium für chinesische Händler auch unter Arbitragegesichtspunkten attraktiv macht.
Die Aluminiumvorräte in den Lagerhäusern der SHFE sind von ihrem Zwischenhoch im Mai mittlerweile um fast 100 Tsd. Tonnen (knapp 24%) abgebaut worden. Mit den höheren Ausfuhren trägt China zur Ausweitung des Angebots am Weltmarkt bei. Der Aluminiumpreis von fast 2.100 USD je Tonne ist daher aus unserer Sicht nicht zu rechtfertigen.
Agrarrohstoffe
Immer mehr Umfragen bestätigen, dass an den Märkten für Getreide und Ölsaaten für Donnerstag mit einer deutlichen Anhebung der erwarteten Lagerendbestände 2014/15 durch das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) gerechnet wird. Bei Mais wird erwartet, dass das USDA seine Vorhersage für den weltweiten Endbestand von knapp 188 Mio. Tonnen in der August-Prognose auf nun rund 190 Mio. Tonnen anhebt.
Hier liegen die durchschnittlichen Schätzungen der von Bloomberg und Reuters befragten Marktteilnehmer recht nah beieinander. Größer ist die Diskrepanz bei Sojabohnen, wo der Durchschnitt der Schätzungen in der Reuters-Umfrage mit 87,2 Mio. Tonnen deutlich über dem Durchschnitt in der Bloomberg-Umfrage von 86,1 Mio. Tonnen liegt. Dies ist allerdings auf einen einzelnen Ausreißer zurückzuführen.
Bislang hat das USDA für Ende 2014/15 einen Endbestand an Sojabohnen von 85,6 Mio. Tonnen eingestellt. Sowohl bei Mais als auch bei Sojabohnen wird erwartet, dass das USDA seine Schätzung für den US-Ertrag und damit auch die US-Erntemengen anhebt. Diese erwarteten Rekordernten in den USA lassen die Preise in der Nähe eines 4-Jahrestiefs pendeln. Seit seiner ersten Prognose für 2014/15 im Mai hat das USDA seine Vorhersage für den weltweiten Endbestand an Weizen bereits von 187 auf 193 Mio. Tonnen angehoben. Nun erwarten die von Bloomberg ebenso wie die von Reuters befragten Marktbeobachter eine weitere leichte Anhebung auf knapp 194 Mio. Tonnen.
Gestern ist der Brentölpreis erstmals seit Juni 2013 unter die wichtige Marke von 100 USD je Barrel gefallen. Der Preis fiel zwischenzeitlich mit 99,36 USD sogar auf den tiefsten Stand seit 1. Mai 2013. Damit setzt sich der seit Mitte Juni anhaltende Abwärtstrend bei Brentöl trotzt geopolitischer Unruhen fort. Denn bislang haben diese Risiken wenig Einfluss auf die kurzfristige Versorgungssituation gehabt. Vielmehr scheint mit dem abermals brüchigen Waffenstillstand erstmals seit Monaten etwas Ruhe in den Konflikt in der Ukraine einzukehren.
Das irakische Parlament hat die neue Regierung des Ministerpräsidenten al-Abadi bestätigt, was die Situation im Lande etwas beruhigen sollte. Auch in Libyen erholt sich die Produktion trotz anhaltender Kämpfe rasch: Laut NOC liegt sie mittlerweile bei 740 Tsd. Barrel täglich, dem höchsten Stand seit Juli 2013. Die stetig steigende US-Rohölproduktion hat sicherlich auch die Versorgungsängste beruhigt: Im Juni ist sie laut DOE erstmals seit Juli 1986 über 8,5 Mio. Barrel täglich gestiegen, ein Anstieg um 1,3 Mio. Barrel bzw. 18% ggü. Vorjahr.
Gleichzeitig scheint nicht einmal Saudi-Arabien bereit, das steigende Angebot wieder zu "kompensieren", indem es die eigene Produktion kürzt. Zuletzt wurde bekannt, dass das Land die Preisaufschläge für die Oktober-Öllieferungen nach Asien auf den niedrigsten Stand seit November 2010 oder sogar Januar 2009 (Arab Heavy) reduziert hat, offensichtlich um seine Marktanteile zu behaupten.
Die OPEC hat sowieso ein Problem, weil der Preis für ihren Referenzölkorb bereits seit Mitte August überwiegend unter 100 USD je Barrel handelt. Es ist aber davon auszugehen, dass die OPEC im Falle weiterer Preisrückgänge zu Gegenmaßnahmen greift, weil die benötigten Ölpreise wegen steigender Staatsausgaben in den letzten Jahren massiv zugenommen haben.
Edelmetalle
Ein abermals starker US-Dollar hat gestern den gesamten Edelmetallsektor deutlich unter Druck gesetzt. Der Goldpreis gab auf Schlusskursbasis um 1% nach und fiel zwischenzeitlich auf ein 3-Monatstief von annähernd 1.250 USD je Feinunze. Silber rutschte erstmals seit Anfang Juni phasenweise wieder unter die Marke von 19 USD je Feinunze. Und Platin handelt zum ersten Mal seit Ende April wieder unter 1.400 USD je Feinunze.
Palladium gab zwar ebenfalls nach, die Verluste hielten sich hier aber in Grenzen. Die EU hat gestern neue Wirtschaftssanktionen gegen Russland beschlossen, diese sollen jedoch erst später in Kraft treten. Dadurch soll Zeit gewonnen werden, um die Umsetzung des Waffenstillstands und des Friedensplans für die Ostukraine zu bewerten. Je nach Situation könnten die Sanktionen dann ganz oder teilweise überprüft werden. Sollten sich hier Entspannungssignale andeuten, dürfte dies die Preise weiter belasten. Neben den spekulativen Finanzinvestoren ziehen sich bei Gold auch die ETF-Anleger zurück.
Gestern kam es bei den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs zu weiteren Abflüssen von 5,1 Tonnen. Allein seit Monatsbeginn wurden die ETF-Bestände damit um 18,4 Tonnen reduziert. Solange der Verkaufsdruck seitens der Investoren nicht nachlässt, dürfte es nicht zu einer Erholung des Goldpreises kommen.
Industriemetalle
China hat im August 390 Tsd. Tonnen Aluminium exportiert, soviel wie seit Juli 2011 nicht mehr. Mit 2,63 Mio. Tonnen liegen die Ausfuhren in diesem Jahr bislang 10,4% über dem vergleichbaren Vorjahresniveau. In China wurde die Aluminiumproduktion in den letzten Monaten kontinuierlich ausgeweitet – im Juli waren es gemäß Daten des International Aluminium Institute 1,98 Mio. Tonnen. Im Zuge des starken Preisanstiegs haben einige vorübergehend stillgelegte Schmelzen ihre Produktion wieder aufgenommen.
Darüber hinaus wird nach wie vor in einigen Provinzen des Landes der Strom subventioniert. Das Angebot übertrifft aber wohl mittlerweile die Nachfrage im Land. So deuteten die zuletzt schwächeren Einkaufsmanagerindizes auf eine eher verhaltene Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe hin. Und am Immobilienmarkt sind ebenfalls dunkle Wolken aufgezogen. Laut Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg, die sich auf Daten von Metal Bulletin beruft, handeln zudem die Aluminium-Futures in China seit bald drei Monaten mit einem Abschlag zu den LME-Preisen, was die Ausfuhr von Aluminium für chinesische Händler auch unter Arbitragegesichtspunkten attraktiv macht.
Die Aluminiumvorräte in den Lagerhäusern der SHFE sind von ihrem Zwischenhoch im Mai mittlerweile um fast 100 Tsd. Tonnen (knapp 24%) abgebaut worden. Mit den höheren Ausfuhren trägt China zur Ausweitung des Angebots am Weltmarkt bei. Der Aluminiumpreis von fast 2.100 USD je Tonne ist daher aus unserer Sicht nicht zu rechtfertigen.
Agrarrohstoffe
Immer mehr Umfragen bestätigen, dass an den Märkten für Getreide und Ölsaaten für Donnerstag mit einer deutlichen Anhebung der erwarteten Lagerendbestände 2014/15 durch das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) gerechnet wird. Bei Mais wird erwartet, dass das USDA seine Vorhersage für den weltweiten Endbestand von knapp 188 Mio. Tonnen in der August-Prognose auf nun rund 190 Mio. Tonnen anhebt.
Hier liegen die durchschnittlichen Schätzungen der von Bloomberg und Reuters befragten Marktteilnehmer recht nah beieinander. Größer ist die Diskrepanz bei Sojabohnen, wo der Durchschnitt der Schätzungen in der Reuters-Umfrage mit 87,2 Mio. Tonnen deutlich über dem Durchschnitt in der Bloomberg-Umfrage von 86,1 Mio. Tonnen liegt. Dies ist allerdings auf einen einzelnen Ausreißer zurückzuführen.
Bislang hat das USDA für Ende 2014/15 einen Endbestand an Sojabohnen von 85,6 Mio. Tonnen eingestellt. Sowohl bei Mais als auch bei Sojabohnen wird erwartet, dass das USDA seine Schätzung für den US-Ertrag und damit auch die US-Erntemengen anhebt. Diese erwarteten Rekordernten in den USA lassen die Preise in der Nähe eines 4-Jahrestiefs pendeln. Seit seiner ersten Prognose für 2014/15 im Mai hat das USDA seine Vorhersage für den weltweiten Endbestand an Weizen bereits von 187 auf 193 Mio. Tonnen angehoben. Nun erwarten die von Bloomberg ebenso wie die von Reuters befragten Marktbeobachter eine weitere leichte Anhebung auf knapp 194 Mio. Tonnen.