"Schwach, schwächer, Rohstoffpreise ..."
11.09.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Die Talfahrt am Ölmarkt geht weiter. Allein gestern verbilligte sich Brentöl um fast 2 US-Dollar und notiert heute Morgen mit unter 98 USD je Barrel auf einem Niveau, was zuletzt im April 2013 unterschritten wurde und davor im Juli 2012 (Grafik des Tages).
Auch der Ölpreis für den OPEC-Rohölkorb dürfte auf den niedrigsten Stand seit Anfang Juli 2012 gefallen sein. Ob die OPEC immer noch der Ansicht ist, dass der Ölpreis für Produzenten "gut" ist und "alle glücklich sind", wie es noch im Juni beim OPEC-Treffen in Wien hieß, darf angezweifelt werden. Und scheinbar reagiert die OPEC bereits auf die drohende Überversorgung des Marktes und fallende Ölpreise.
Der gestrige OPEC-Bericht zeigt, dass anders als die sekundären Quellen ausgewiesen haben, Saudi-Arabien in der direkten Befragung angegeben hat, seine Rohölproduktion im August um 408 Tsd. Barrel pro Tag im Vergleich zum Vormonat gekürzt zu haben. Diese Kürzungen sind angesichts steigender Produktion in den USA und Libyen auch bitter nötig. Laut NOC ist die libysche Ölproduktion zuletzt auf 810 Tsd. Barrel pro Tag gestiegen, ein Anstieg von 600 Tsd. Barrel ggü. dem Tief im April. Allerdings wären für eine Herstellung des Gleichgewichts am Ölmarkt und eine langfristige Preiserholung weitere Kürzungen seitens der OPEC von Nöten.
Angesichts der hohen vom Budget geforderten Öleinnahmen und der Senkung der Verkaufspreise für sein Öl im Oktober ist es fraglich, ob Saudi-Arabien zu diesem Schritt schon bereit ist. Auch die neuen OPEC-Prognosen, die am Mittag veröffentlicht wurden, belasteten die Preise. Die OPEC folgte dabei der Einschätzung der US-Energiebehörde vom Vortag: die Perspektiven für die US-Rohölproduktion wurden angehoben, während gleichzeitig die Prognose für die globale Ölnachfrage, wenn auch nur geringfügig, nach unten revidiert wurde.
Edelmetalle
Der Goldpreis handelt heute Morgen unter 1.250 USD je Feinunze und damit nur marginal über seinem gestern verzeichneten 3-Monatstief. Die EU hat sich bislang noch nicht zur Umsetzung neuer Wirtschaftssanktionen gegen Russland durchringen können. Dies, gepaart mit dem vom ukrainischen Präsidenten Poroschenko bestätigten Rückzug russischer Truppen aus der Ostukraine, wird von den Marktteilnehmern offenbar als Entspannungszeichen im Ukraine-Russland-Konflikt angesehen.
Da es zuletzt auch rund um die anderen Krisenherde ruhiger geworden ist, ist Gold als sicherer Hafen weniger gefragt. Das niedrige Preisniveau wird aber anscheinend von manchen Investoren als attraktive Kaufgelegenheit erachtet. So berichtete der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, für gestern einen Zufluss von drei Tonnen. Damit sich dies jedoch stützend auf den Goldpreis auswirkt, bedarf es weiterer Zuflüsse über einen längeren Zeitraum hinweg. Solange der Goldpreis aber vor allem von der Investmentnachfrage keine Unterstützung erfährt, wird es unseres Erachtens nicht zu spürbaren Preissteigerungen kommen.
Im Fahrwasser von Gold stehen auch die anderen Edelmetalle unter Druck. Silber handelt unter 19 USD je Feinunze, Platin fällt auf ein 7-Monatstief von knapp 1.380 USD je Feinunze und Palladium notiert vorübergehend unter 850 USD je Feinunze.
Industriemetalle
Die Metallpreise haben ihre Abwärtsbewegung gebremst und handeln heute Morgen um die Schlusskursniveaus von gestern. In China ist die Inflationsrate im August stärker als erwartet auf 2,0% zurückgegangen, was bei manchen Marktteilnehmern offenbar zu der Hoffnung führt, dass die Regierung und die Zentralbank der heimischen Wirtschaft mit Stimulierungsmaßnahmen unter die Arme greifen wird.
Der chinesische Premierminister Li Keqiang hatte diese Woche aber gesagt, dass reichlich Liquidität im Finanzsystem sei und sich das Land nicht länger auf expansive monetäre Maßnahmen zum Wachstum verlassen könne. Der Premierminister schloss zugleich eine "harte Landung" aus und zeigte sich zuversichtlich, dass China dieses Jahr die wichtigsten Wirtschaftsziele erreichen kann.
Der Eisenerzpreis setzt unterdessen seinen Abwärtstrend fort und fiel gestern auf 82,2 USD je Tonne. Wegen des Preisverfalls erwartet der Vorstandsvorsitzende von Rio Tino, Sam Walsh, dass in diesem Jahr Produktionskapazitäten im Umfang von 125 Mio. Tonnen stillgelegt werden dürften. Das würde annähernd dem Volumen entsprechen, das von Australien und Brasilien neu hinzukommen soll. 85 Mio. Tonnen seien demnach bereits vom Markt genommen worden.
Von den Kürzungen betroffen sind laut Aussagen von Walsh vor allem die sog. Junior-Produzenten und die teuer produzierenden chinesischen Eisenerzhersteller. Ob dies jedoch zu einer Stabilisierung der Preise führt, scheint im aktuellen Umfeld fraglich.
Agrarrohstoffe
Sojabohnen notieren im meistgehandelten Kontrakt derzeit erstmals seit August 2010 unterhalb der Marke von 1.000 US-Cents je Scheffel. Wie bei Mais sind auch die Sojabohnenpflanzen in den USA im besten Zustand seit 20 Jahren zu dieser Jahreszeit: 72% der Sojapflanzen wird vom US-Landwirtschaftsministerium USDA ein guter oder sogar sehr guter Zustand bescheinigt. Im Vorjahr hatten nur 52% der Pflanzen dieses Urteil erhalten.
Positive erste Ernteergebnisse aus den USA und der Ausblick auf eine Rekordernte drücken auf die Notierungen. Ebenso hat sich die Sorge der letzten Tage um frühen Frost in den nördlichen US-Anbaugebieten gelegt, da dieser nur örtlich begrenzt auftreten dürfte. Auch aus dem zweitgrößten Produzentenland Brasilien kommen preisbelastende Nachrichten: Die brasilianische Prognosebehörde Conab hat ihre Angabe für die zu Ende gegangene Sojabohnenernte 2013/14 von 85,7 Mio. auf 86,1 Mio. Tonnen erhöht.
Viele Beobachter rechnen damit, dass in der kommenden Saison die Fläche ausgedehnt und ausgehend von der jetzigen Rekordernte in der kommenden Saison ein weiteres Plus auf über 90 Mio. Tonnen erzielt werden dürfte. Das USDA hat in seinen Prognosen zur Saison 2014/15 für Brasilien bereits 91 Mio. Tonnen eingestellt. Heute veröffentlicht das USDA seine aktualisierten Prognosen. Am Markt gilt als sicher, dass die US-Produktion und die globalen Lagerendbestände 2014/15 bei Sojabohnen, aber auch bei Mais, angehoben werden.
Die Talfahrt am Ölmarkt geht weiter. Allein gestern verbilligte sich Brentöl um fast 2 US-Dollar und notiert heute Morgen mit unter 98 USD je Barrel auf einem Niveau, was zuletzt im April 2013 unterschritten wurde und davor im Juli 2012 (Grafik des Tages).
Auch der Ölpreis für den OPEC-Rohölkorb dürfte auf den niedrigsten Stand seit Anfang Juli 2012 gefallen sein. Ob die OPEC immer noch der Ansicht ist, dass der Ölpreis für Produzenten "gut" ist und "alle glücklich sind", wie es noch im Juni beim OPEC-Treffen in Wien hieß, darf angezweifelt werden. Und scheinbar reagiert die OPEC bereits auf die drohende Überversorgung des Marktes und fallende Ölpreise.
Der gestrige OPEC-Bericht zeigt, dass anders als die sekundären Quellen ausgewiesen haben, Saudi-Arabien in der direkten Befragung angegeben hat, seine Rohölproduktion im August um 408 Tsd. Barrel pro Tag im Vergleich zum Vormonat gekürzt zu haben. Diese Kürzungen sind angesichts steigender Produktion in den USA und Libyen auch bitter nötig. Laut NOC ist die libysche Ölproduktion zuletzt auf 810 Tsd. Barrel pro Tag gestiegen, ein Anstieg von 600 Tsd. Barrel ggü. dem Tief im April. Allerdings wären für eine Herstellung des Gleichgewichts am Ölmarkt und eine langfristige Preiserholung weitere Kürzungen seitens der OPEC von Nöten.
Angesichts der hohen vom Budget geforderten Öleinnahmen und der Senkung der Verkaufspreise für sein Öl im Oktober ist es fraglich, ob Saudi-Arabien zu diesem Schritt schon bereit ist. Auch die neuen OPEC-Prognosen, die am Mittag veröffentlicht wurden, belasteten die Preise. Die OPEC folgte dabei der Einschätzung der US-Energiebehörde vom Vortag: die Perspektiven für die US-Rohölproduktion wurden angehoben, während gleichzeitig die Prognose für die globale Ölnachfrage, wenn auch nur geringfügig, nach unten revidiert wurde.
Edelmetalle
Der Goldpreis handelt heute Morgen unter 1.250 USD je Feinunze und damit nur marginal über seinem gestern verzeichneten 3-Monatstief. Die EU hat sich bislang noch nicht zur Umsetzung neuer Wirtschaftssanktionen gegen Russland durchringen können. Dies, gepaart mit dem vom ukrainischen Präsidenten Poroschenko bestätigten Rückzug russischer Truppen aus der Ostukraine, wird von den Marktteilnehmern offenbar als Entspannungszeichen im Ukraine-Russland-Konflikt angesehen.
Da es zuletzt auch rund um die anderen Krisenherde ruhiger geworden ist, ist Gold als sicherer Hafen weniger gefragt. Das niedrige Preisniveau wird aber anscheinend von manchen Investoren als attraktive Kaufgelegenheit erachtet. So berichtete der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, für gestern einen Zufluss von drei Tonnen. Damit sich dies jedoch stützend auf den Goldpreis auswirkt, bedarf es weiterer Zuflüsse über einen längeren Zeitraum hinweg. Solange der Goldpreis aber vor allem von der Investmentnachfrage keine Unterstützung erfährt, wird es unseres Erachtens nicht zu spürbaren Preissteigerungen kommen.
Im Fahrwasser von Gold stehen auch die anderen Edelmetalle unter Druck. Silber handelt unter 19 USD je Feinunze, Platin fällt auf ein 7-Monatstief von knapp 1.380 USD je Feinunze und Palladium notiert vorübergehend unter 850 USD je Feinunze.
Industriemetalle
Die Metallpreise haben ihre Abwärtsbewegung gebremst und handeln heute Morgen um die Schlusskursniveaus von gestern. In China ist die Inflationsrate im August stärker als erwartet auf 2,0% zurückgegangen, was bei manchen Marktteilnehmern offenbar zu der Hoffnung führt, dass die Regierung und die Zentralbank der heimischen Wirtschaft mit Stimulierungsmaßnahmen unter die Arme greifen wird.
Der chinesische Premierminister Li Keqiang hatte diese Woche aber gesagt, dass reichlich Liquidität im Finanzsystem sei und sich das Land nicht länger auf expansive monetäre Maßnahmen zum Wachstum verlassen könne. Der Premierminister schloss zugleich eine "harte Landung" aus und zeigte sich zuversichtlich, dass China dieses Jahr die wichtigsten Wirtschaftsziele erreichen kann.
Der Eisenerzpreis setzt unterdessen seinen Abwärtstrend fort und fiel gestern auf 82,2 USD je Tonne. Wegen des Preisverfalls erwartet der Vorstandsvorsitzende von Rio Tino, Sam Walsh, dass in diesem Jahr Produktionskapazitäten im Umfang von 125 Mio. Tonnen stillgelegt werden dürften. Das würde annähernd dem Volumen entsprechen, das von Australien und Brasilien neu hinzukommen soll. 85 Mio. Tonnen seien demnach bereits vom Markt genommen worden.
Von den Kürzungen betroffen sind laut Aussagen von Walsh vor allem die sog. Junior-Produzenten und die teuer produzierenden chinesischen Eisenerzhersteller. Ob dies jedoch zu einer Stabilisierung der Preise führt, scheint im aktuellen Umfeld fraglich.
Agrarrohstoffe
Sojabohnen notieren im meistgehandelten Kontrakt derzeit erstmals seit August 2010 unterhalb der Marke von 1.000 US-Cents je Scheffel. Wie bei Mais sind auch die Sojabohnenpflanzen in den USA im besten Zustand seit 20 Jahren zu dieser Jahreszeit: 72% der Sojapflanzen wird vom US-Landwirtschaftsministerium USDA ein guter oder sogar sehr guter Zustand bescheinigt. Im Vorjahr hatten nur 52% der Pflanzen dieses Urteil erhalten.
Positive erste Ernteergebnisse aus den USA und der Ausblick auf eine Rekordernte drücken auf die Notierungen. Ebenso hat sich die Sorge der letzten Tage um frühen Frost in den nördlichen US-Anbaugebieten gelegt, da dieser nur örtlich begrenzt auftreten dürfte. Auch aus dem zweitgrößten Produzentenland Brasilien kommen preisbelastende Nachrichten: Die brasilianische Prognosebehörde Conab hat ihre Angabe für die zu Ende gegangene Sojabohnenernte 2013/14 von 85,7 Mio. auf 86,1 Mio. Tonnen erhöht.
Viele Beobachter rechnen damit, dass in der kommenden Saison die Fläche ausgedehnt und ausgehend von der jetzigen Rekordernte in der kommenden Saison ein weiteres Plus auf über 90 Mio. Tonnen erzielt werden dürfte. Das USDA hat in seinen Prognosen zur Saison 2014/15 für Brasilien bereits 91 Mio. Tonnen eingestellt. Heute veröffentlicht das USDA seine aktualisierten Prognosen. Am Markt gilt als sicher, dass die US-Produktion und die globalen Lagerendbestände 2014/15 bei Sojabohnen, aber auch bei Mais, angehoben werden.