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Ölpreise steigen trotz schwächerer Nachfrageprognosen

12.09.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Zwar konnten die Ölpreise gestern im Handelsverlauf die Verluste wieder wettmachen, von einer Trendwende zu sprechen ist jedoch noch zu früh. Denn der jüngste Preisrückgang war vor allem einem schwächeren Nachfrageausblick geschuldet. Nach den niedrigeren Prognosen der EIA und der OPEC hat die Internationale Energieagentur IEA ebenfalls ihren Wachstumsausblick gekürzt. Für dieses Jahr erwartet die IEA ein globales Nachfragewachstum von weniger als 1 Mio. Barrel pro Tag. Im nächsten Jahr dürfte die Ölnachfrage auch nur um 1,2 Mio. Barrel täglich wachsen.

Ob der Auslöser für die kurzfristige Trendwende die EU-Sanktionen gegen Russland waren, die ab heute in Kraft treten, oder der Ölmarkt schlichtweg "überverkauft" war, lässt sich nur schwer ausmachen. Klar ist, dass die Sanktionen trotz anderweitiger Beteuerungen den russischen Energiesektor direkt und indirekt durch den erschwerten Zugang zu den Finanzmärkten durchaus empfindlich treffen. Kein Wunder also, dass sich die Terminkurve bei Brentöl weiter verflacht und dreht (engl. twist).

Besonders auffällig war zuletzt die Wiederentstehung von Super-Contango am vorderen Ende der Terminkurve, einer Situation, in der die Kontrakte mit Fälligkeit in den kommenden Monaten deutlich höher gepreist sind als die nächstfälligen und der Aufschlag höher ist als Lager- und Finanzierungskosten: Erstmals seit vier Jahren ist ein Brentöl-Kontrakt mit Fälligkeit in sechs Monaten rund drei US-Dollar teurer als im Oktober. In der Vergangenheit hatten solche Konstellationen zum Aufbau "schwimmender Vorräte", also der Vorratshaltung in Tankern, geführt. Jenseits des Atlantiks bleibt aufgrund der hohen Nachfrage der Raffinierien die WTI-Kurve in Backwardation.

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Edelmetalle

Der Goldpreis ist aus seiner seit sechs Monaten geltenden Handelsspanne zwischen 1.240 USD und 1.330 USD je Feinunze herausgefallen. Mit gut 1.230 USD notiert er heute Morgen auf dem tiefsten Stand seit fast acht Monaten. Anscheinend setzen einige Marktteilnehmer darauf, dass die US-Notenbank Fed auf ihrer Sitzung nächste Woche eine baldige Zinserhöhung signalisiert und so dem US-Dollar weiteren Auftrieb gibt.

Sollten die US-Einzelhandelsumsätze, die am Nachmittag veröffentlicht werden, besser als erwartet ausfallen, könnte dies einen solchen Schritt wahrscheinlicher machen. Der Abwärtsdruck der Goldpreise in den letzten Tagen ging offensichtlich vom Futures-Markt aus, da die Gold-ETFs zuletzt wieder Zuflüsse verzeichneten: Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden in den letzten drei Handelstagen um 6,8 Tonnen aufgebaut.

Platin und vor allem Palladium gaben gestern ebenfalls deutlich nach. Platin handelt mit knapp 1.360 USD je Feinunze auf dem Niveau zu Jahresbeginn, während Palladium unter 830 USD je Feinunze und damit auf den tiefsten Stand seit Ende Juni fällt. In China wurden gemäß Daten des Verbands der Automobilhersteller im August zwar 1,47 Mio. Autos verkauft, 8,6% mehr als im Vorjahr. Allerdings hat sich die Wachstumsdynamik in den vergangenen drei Monaten spürbar abgeschwächt. Die Regierung führt derzeit umfangreiche kartellrechtliche Untersuchungen im Automobilsektor durch, was bei den Kunden offenbar in Erwartung fallender Preise zu Kaufzurückhaltung führt.


Industriemetalle

Nach einer kurzen Atempause gestern Morgen setzte sich die Abwärtsbewegung der Industriemetalle im weiteren Tagesverlauf fort. Der LME-Industriemetallindex rutschte auf den tiefsten Stand seit 2½ Monaten. Heute Morgen kommt es zunächst zu einer moderaten Gegenbewegung. In China hat sich die Neukreditvergabe im August gemäß Daten der Nationalen Statistikbehörde von ihrem sehr niedrigen Vormonatsniveau wieder auf einen eher "normalen" Wert von rund 700 Mrd. CNY (gut 114 Mrd. USD) erholt.

Ob die heutige Preisbewegung nachhaltig ist, bleibt abzuwarten. Denn morgen werden in China zum Beispiel Daten zur Industrieproduktion und zu den Investitionen in Sachanlagen veröffentlicht. Sollten diese unter Erwartungen liegen, dürfte es am Montag zu einem schwachen Start in die neue Handelswoche kommen.

In den USA sind die physischen Aluminiumprämien gemäß Daten von Platts gestern auf ein neues Allzeithoch von 21,25 US-Cents je Pfund (fast 470 USD je Tonne) nach oben gesprungen. Auch in Europa müssen höhere Aufschläge auf den LME-Preis gezahlt werden (380-400 USD je Tonne exklusive Zölle bzw. 450-470 USD je Tonne inklusive Zölle). Die Forward-Kurve von Aluminium hat sich am vorderen Ende jüngst wieder versteilert, was zu den höheren Prämien beigetragen haben dürfte. Eine Trendumkehr ist u.E. weiterhin nicht in Sicht.


Agrarrohstoffe

Die Vorhersage einer sehr reichlichen Versorgung mit Mais und Ölsaaten durch das US-Landwirtschaftsministerium USDA schickte die Preise für Mais und Sojabohnen gestern zunächst auf Talfahrt. Der Preiseinbruch wurde vielfach zum Schließen von Short-Positionen genutzt. Auch tritt wieder stärker ins Bewusstsein, dass bei aller Euphorie die rekordhoch erwarteten US-Ernten noch nicht eingebracht sind und früher Frost noch Schäden anrichten könnte. Daher haben sich die Preise inzwischen wieder erholt.

Wie erwartet hob das USDA den geschätzten Durchschnittsertrag bei Mais bei der angelaufenen US-Ernte deutlich an. Mit rekordhohen 171,7 Scheffel je Morgen übertraf das USDA sogar noch die in Umfragen geäußerten Erwartungen. Die US-Produktion soll sich dadurch auf 365,7 Mio. Tonnen belaufen, 9 Mio. Tonnen mehr als bislang angenommen und ein Plus von 3,4% gegenüber der bereits rekordhohen Vorjahresernte. Da sich das USDA aber für China und Argentinien weniger optimistisch zeigt und auch der Verbrauch bei den niedrigeren Preisen höher geschätzt wird, bleibt der erwartete Überschuss unverändert bei 17 Mio. Tonnen.

Auch die US-Sojabohnenproduktion wird bei leicht angehobenem Durchschnittsertrag mit 106,5 Mio. Tonnen um 2,6 Mio. Tonnen höher geschätzt als im Vormonat. Da die relativen Preise eher für Sojabohnen als für Mais sprechen, wird auch in Südamerika eine höhere Produktion angesetzt. Die weltweit kräftig steigende Produktion soll die Lagerendbestände 2014/15 statt um 28% nun sogar um 35% auf 90,2 Mio. Tonnen steigen lassen.




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