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Weizenpreise fallen auf 4-Jahrestiefs

16.09.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Wie schon gestern angemerkt, ist der etwas höhere Brentölpreis heute Morgen lediglich dem Kontraktwechsel geschuldet. Der ab heute als „nächstfällig“ gehandelte November-Kontrakt notierte schon im Vorfeld über dem ausgelaufenen Oktober-Future. Etwas überraschend waren in diesem Zusammenhang die gestrigen Positionierungsdaten von der ICE. Diese zeigten, dass in der Woche zum 9. September die Anleger ihre Netto-Long-Positionen bei Brentöl sogar um 8% ausgeweitet hatten und damit nicht maßgeblich für den Preisrückgang in der Berichtswoche waren.

Es gibt eine Vielzahl von Belastungsfaktoren für den Ölpreis. Eine koordinierte "Befreiungsaktion" seitens der OPEC, um den Ölmarkt von den Überschüssen zu bereinigen, bleibt jedoch noch aus. Daran dürfte auch das heutige Treffen zwischen dem russischen Energieminister und der OPEC in Wien nichts ändern. Zwar soll das Treffen im Rahmen des jährlichen Dialogs zwischen Russland und der OPEC stattfinden. Allerdings werden sicherlich auch die jüngsten Ereignisse am Ölmarkt und eine mögliche Strategieabstimmung diskutiert.

Wir halten jedoch eine enge Zusammenarbeit zwischen den Parteien für unwahrscheinlich. Man sollte nicht vergessen, dass Russland gemeinsame Produktionskürzungen, wie von der OPEC Anfang 2009 vorgeschlagen, damals ablehnte. Die Rückkehr der libyschen Produktion - laut NOC ist sie zuletzt auf 870 Tsd. Barrel pro Tag gestiegen und liegt damit viermal so hoch wie im April - und die jüngsten Preissenkungen für die asiatischen Kunden seitens der OPEC-Länder zeigen vielmehr deren Bereitschaft, niedrigere Ölpreise zugunsten höherer Marktanteile, auch zulasten Russlands, hinzunehmen. Laut Reuters werden die russischen Ölexporte im 4. Quartal im Vergleich zum 3. Quartal um 6,2% auf 50,17 Mio. Tonnen fallen.


Edelmetalle

Der Goldpreis handelt heute Morgen wenig verändert bei rund 1.235 USD je Feinunze. In Indien, hinter China der weltweit zweitgrößte Goldkonsument, hat sich das Handelsbilanzdefizit im August im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 10,8 Mrd. USD ausgeweitet. Dies war unter anderem höheren Goldimporten geschuldet, die um 176% auf etwas über 2 Mrd. USD stiegen. Die indische Regierung hatte zuletzt mehr Banken und Händlern die Genehmigung für Goldimporte erteilt.

Zudem war die Vorjahresbasis außerordentlich niedrig. Das berichtete Handelsbilanzdefizit liegt im Einklang mit den Plänen der Regierung. Das heißt aber auch, dass die Goldimportrestriktionen vorerst wohl nicht gelockert werden. Dennoch dürften die Goldeinfuhren im Vorfeld der wichtigen religiösen Feiertage Dhanteras und Diwali, die im Oktober stattfinden, weiter anziehen.

Der Silberpreis erholt sich ebenfalls nur unwesentlich und notiert weiter unter 19 USD je Feinunze. Die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs verzeichneten gestern Zuflüsse von fast 100 Tonnen, so dass sich deren Bestände erstmals seit Mitte Oktober 2013 wieder auf über 20.000 Tonnen summieren. Sie liegen damit auch nur noch marginal unter ihrem Rekordhoch. Allein in diesem Quartal kam es bislang zu Zuflüssen von 491 Tonnen, was dem Silberpreis aber keinen Auftrieb gab. Im Gegenteil, dieser hat sich seit Quartalsbeginn um 11% verbilligt.


Industriemetalle

Solide US-Konjunkturdaten gaben den Metallpreisen gestern keinen Auftrieb. Steigende Preise wurden wohl durch den festen US-Dollar verhindert. Der LME-Industriemetallindex fiel auf den tiefsten Stand seit fast drei Monaten. Zu den größten Verlierern zählten dabei Nickel und Aluminium mit einem Minus von jeweils knapp 2%. Der Aluminiumpreis rutschte erstmals seit vier Wochen wieder unter die Marke von 2.000 USD je Tonne, kann sich heute Morgen aber leicht erholen. Vor einer Woche kostete Aluminium allerdings noch mehr als 2.100 USD je Tonne.

Wir hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass der hohe Preis aus fundamentaler Sicht unseres Erachtens nicht zu rechtfertigen ist. So ist der globale Aluminiummarkt weiterhin von einem Überangebot und hohen Lagerbeständen geprägt. Die hohen physischen Prämien von bis zu 470 USD je Tonne geben den Aluminiumherstellern Anreiz, ihre Produktion aufrecht zu erhalten bzw. auszuweiten. So wurden z.B. in China im Zuge des in den letzten Monaten stark gestiegenen Aluminiumpreises vorübergehend stillgelegte Produktionskapazitäten wieder aktiviert.

Der chinesische Datenanbieter SMM spricht in diesem Zusammenhang von 1 Mio. Tonnen. Daneben sollen zusätzlich neue Produktionskapazitäten im Umfang von 1,3 Mio. Tonnen in diesem Jahr in Betrieb gehen. Da die chinesischen Aluminiumschmelzen gemäß SMM seit wenigen Wochen im Durchschnitt auch wieder Gewinn machen - wenn auch einen sehr kleinen -, dürften diese Pläne wohl in die Tat umgesetzt werden.


Agrarrohstoffe

Erstmals seit Juli 2010 fiel der Weizenpreis in Chicago gestern zeitweise unter die Marke von 500 US-Cents je Scheffel und schloss nur marginal darüber. Das gleiche gilt für Weizen in Paris, der noch knapp über der Schwelle von 160 EUR je Tonne notiert. Tatsächlich besteht quantitativ kein Mangel an Weizen. Das bestätigte jüngst auch das USDA, indem es seine Schätzung für die weltweite Produktion 2014/15 nochmals kräftig auf den Rekordwert von 720 Mio. Tonnen erhöhte. Mit einem Plus von 3,1 Mio. Tonnen war die Änderung für die EU die größte, gefolgt von der Ukraine mit plus 2 Mio. Tonnen.

Ein anderes Thema ist aber die Qualität der Ernte 2014 in der EU. Auch in Deutschland gibt es regional Probleme, vor allem mit niedrigen Proteinwerten. Doch alles in allem haben Bundesministerium und Raiffeisenverband von durchschnittlichen bis guten Qualitäten bei der Getreideernte gesprochen. Besorgniserregend ist aber die Situation im größten EU-Produzentenland Frankreich.

Schätzungen zufolge dürfte in diesem Jahr weniger als die Hälfte des Weizens den hohen Qualitätsansprüchen vieler Importländer genügen. Die staatliche Behörde FranceAgrimer rechnet daher mit einem Rückgang der französischen Exporte in Nicht-EU-Länder um 35% auf 8 Mio. Tonnen und damit auf ein 7-Jahrestief. Die Exporttätigkeit der EU insgesamt läuft aber weiterhin auf hohem Niveau. Besonders Deutschland dürfte vom teilweisen Ausfall Frankreichs profitieren.

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