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Sorgen über China belasten Preise

22.09.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt zum Wochenauftakt unter der Marke von 98 USD je Barrel und damit nur knapp unter dem in der letzten Woche verzeichneten 2-Jahrestief. Weiterhin belasten ein reichliches Angebot außerhalb der OPEC und hier insbesondere in den USA in Kombination mit Nachfragesorgen in Europa und China (siehe auch Industriemetalle). Zwar hat OPEC-Generalsekretär el-Badri für das nächste Jahr eine Reduktion des OPEC-Angebots in Aussicht gestellt.

Dies hilft kurzfristig aber nicht. Um das gegenwärtige Überangebot vom Markt zu nehmen, müsste die OPEC unverzüglich eine Kürzung der Produktionsmenge vornehmen, wofür innerhalb des Kartells derzeit offensichtlich keine Mehrheit besteht. Stattdessen ist die OPEC anscheinend eher auf die Verteidigung bzw. den Ausbau ihrer Marktanteile aus. Somit überwiegen für den Brentölpreis weiterhin Abwärtsrisiken.

Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 16. September ihre Netto-Long-Positionen bei WTI die zweite Woche in Folge ausgeweitet. Sie lagen zum Stichtag der Erhebung mit 208,8 Tsd. Kontrakten auf dem höchsten Niveau seit Mitte August. Die zuletzt eingestiegenen Anleger dürften damit auf dem falschen Fuß erwischt worden und inzwischen wieder ausgestiegen sein, was den Preisrückgang seit Mitte letzter Woche verstärkt haben dürfte. Die ICE veröffentlicht die entsprechenden Daten für Brent heute Mittag. Die negative Preisentwicklung in der Berichtswoche spricht hier für einen Abbau der spekulativen (Netto-)Long-Positionen.


Edelmetalle

Gold handelt am Morgen nur noch knapp oberhalb der Marke von 1.200 USD je Feinunze auf einem 8½-Monatstief. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten am Freitag mit 10,1 Tonnen den höchsten Tagesabfluss seit Dezember. Diese gingen größtenteils auf das Konto des weltgrößten Gold-ETFs, SPDR Gold Trust, dessen Bestände mit 776 Tonnen auf das niedrigste Niveau seit Dezember 2008 gefallen sind.

Gegenwind erhält der Preis aber nicht nur seitens der ETF-Investoren, sondern auch von den spekulativen Finanzanlegern. Denn diese haben in der Woche zum 16. September im großen Stil Short-Positionen aufgebaut, so dass die Netto-Long-Positionen auf ein 3-Monatstief von 40,3 Tsd. Kontrakten reduziert wurden. Deutlich stärker als Gold steht Silber unter Druck. Nachdem das weiße Edelmetall am Freitag schon fast 4% verloren hat, fällt es zum Wochenauftakt zwischenzeitlich auf 17,3 USD je Feinunze, den tiefsten Stand seit Juli 2010.

Die spekulativen Finanzinvestoren hatten sich schon vor dem jüngsten Preisrutsch sehr pessimistisch gezeigt - erstmals seit drei Monaten bestanden in der Beobachtungsperiode wieder Netto-Short-Positionen. Diese kamen überwiegend durch einen Aufbau von Short-Positionen zustande, die nur noch marginal unter dem Rekordhoch liegen. Mittlerweile dürften die (Netto-) Short-Positionen weiter aufgebaut worden sein. Durch den Preisverfall von Silber ist das viel beachtete Gold/Silber-Verhältnis auf 69 und somit das höchste Niveau seit Juni 2010 gestiegen.

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Industriemetalle

Deutlich nachgebende asiatische Aktienmärkte bescheren den Metallpreisen einen schwachen Wochenauftakt. Diese fallen zum Handelsstart wie im Falle von Nickel um bis zu 4%. Eisenerz notiert mit knapp 82 USD je Tonne auf einem 5-Jahrestief. Die Verluste sind wohl auf Aussagen des chinesischen Finanzministers Lou Jiwei zurückzuführen. Demnach sieht sich die lokale Wirtschaft Abwärtsdruck gegenüber. Zugleich betonte er, dass die Politik nicht auf einzelne Konjunkturindikatoren reagieren werde.

Der Markt interpretiert die Äußerungen offenbar dahingehend, dass es in China nicht zu umfangreichen Stimulierungsmaßnahmen kommen wird, um die Wirtschaft zu unterstützen. Damit gerät unseres Erachtens aber auch das Wachstumsziel der Regierung von 7,5% für dieses Jahr in Gefahr. Sollte der von HSBC erhobene vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China, der morgen veröffentlicht wird, erneut schwach ausfallen und im September erstmals seit vier Monaten wieder unter die Marke von 50 rutschen, dürfte dies zu weiterem Druck auf die Metallpreise führen.

Die spekulativen Finanzinvestoren zeigen sich im Falle von Kupfer weiterhin pessimistisch. Sie haben zwar in der Woche zum 16. September leicht Long-Positionen aufgebaut, dies war aber nicht ausreichend, um den Preis spürbar zu unterstützen. Solange der Pessimismus hoch bleibt, dürfte dies merklich steigenden Preisen entgegenstehen.


Agrarrohstoffe

Das Ebola-Virus ist dafür verantwortlich, dass die Kakaopreise trotz besser als erwarteter aktueller Marktversorgung ihren kurzfristigen Rückgang wieder mehr als wettgemacht haben. Kakao notiert nun in London mit 2.100 GBP je Tonne auf dem höchsten Stand seit März 2011. Ähnlich zeigt sich der Preisverlauf in New York.

Das Marktdefizit 2012/13 und die Erwartung künftiger struktureller Defizite am Kakaomarkt hatten seit Anfang 2013 die Preise um fast 50% steigen lassen. In ihrem Quartalsbericht von Ende August hatte die Internationale Kakaoorganisation ICCO dann den höher als erwarteten Anlieferungen in Westafrika seit Saisonbeginn im letzten Oktober Rechnung getragen und ihre Prognose für die Marktbilanz 2013/14 von einem Defizit in einen Überschuss gedreht.

Daraufhin war der Preis unter 2.000 GBP je Tonne zurückgegangen. Nun sorgt sich der Markt, dass die Anlieferungen von Kakaobohnen in die westafrikanischen Häfen, insbesondere die des wichtigsten Anbaulandes Elfenbeinküste, durch die Ausbreitung der Ebola-Seuche gefährdet werden könnte. Denn in den an die Elfenbeinküste angrenzenden Ländern Liberia und Guinea scheint die Ebola-Epidemie außer Kontrolle zu sein.

Auf erste Krankheitsfälle würde die Elfenbeinküste wohl mit Ausgangssperren und Quarantäne reagieren, die den Transport der Kakaobohnen aus den ländlichen Gebieten in die Häfen unterbrechen würden. Der Markt reagiert auf diese Gefahr derzeit mit einer Risikoprämie. Diese könnte noch weiter steigen, solange es nicht gelingt, die Seuche einzudämmen.




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