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Reichliches Angebot

24.09.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis notiert mit knapp 97 USD je Barrel nur geringfügig über seinem 2-Jahrestief von Mitte September; das Contango am vorderen Ende der Kurve hat sich wieder ausgeweitet, weil sich für die nahe Zukunft eine sehr reichliche Versorgungslage am Ölmarkt abzeichnet. Die Wiederaufnahme der Förderung im Sharara-Ölfeld ließ die Ölproduktion Libyens auf 800 Tsd. Barrel pro Tag klettern.

Die irakischen Ölexporte aus dem Süden des Landes lagen laut Reuters-Angaben seit Anfang September mit 2,58 Mio. Barrel pro Tag 200 Tsd. Barrel höher als durchschnittlich im August. Außerdem will Nigeria im November mit 1,9 Mio. Barrel soviel Rohöl exportieren wie zuletzt vor einem Jahr.

Bei gleichzeitig schwacher Nachfrage in Europa setzt all dies vor allem die Brentöl-Kontrakte mit naher Fälligkeit unter Druck. In den USA dagegen bleibt die Raffinerienachfrage hoch: laut Daten des American Petroleum Instituts wurden die Rohölvorräte Mitte September um 6,5 Mio. Barrel abgebaut. Entsprechend ist die WTI-Kurve auch am kurzen Ende in Backwardation; WTI notiert nur 5 USD niedriger als Brent, zu Jahresbeginn waren es noch mehr als 12 USD.

Unbeeindruckt von der globalen Klimakonferenz in New York standen die Preise im europäischen Emissionshandel zuletzt wieder unter Druck. Mit knapp 5,70 Euro ist das Recht zur Emission einer Tonne CO2 mehr als 10% billiger als zu Monatsbeginn. Ausschlaggebend dürften Abverkäufe aus der Industrie sein, die noch auf hohen Überschüssen aus den letzten Jahren sitzt.

Wir bleiben aber überzeugt, dass ein knapperes Angebot an Emissionsrechten in den Versteigerungen ("Backloading") und die Aussicht auf langfristige Reformen die Preise mittelfristig weiter steigen lassen. Die Diskussion über deren Herzstück, die Marktstabilitätsreserve, dürfte spätestens Anfang November mit dem Workshop im Umweltausschuss des Europäischen Parlaments wieder Fahrt aufnehmen.

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Edelmetalle

Gestern haben sich die Edelmetalle nach den zuweilen starken Verlusten der Wochen zuvor etwas erholt. Dies dürfte auf den zwischenzeitlich schwächeren US-Dollar und die fallenden Aktienmärkte zurückzuführen sein. Auch die von uns bereits gestern erwähnte Eskalation der Lage im Nahen Osten hat wohl dazu beigetragen. Darüber hinaus ist die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen wieder etwas gefallen, was die Opportunitätskosten der Goldhaltung reduziert. Der Goldpreis handelte auf die Daten und Nachrichten hin zwischenzeitlich klar über 1.230 USD je Feinunze.

Ein stärkerer Preisanstieg dürfte durch die anhaltenden ETF-Abflüsse verhindert worden sein. Denn mit 1,3 Tonnen verzeichneten die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs den achten Tagesabfluss in Folge. Im Fahrwasser von Gold legten auch die anderen Edelmetalle zu - allen voran Palladium, das sich um knapp 2% auf rund 820 USD je Feinunze verteuerte.

Die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie hat damit vorerst gehalten. Allerdings werden auch hier seit Wochen die ETF-Bestände abgebaut, welche gestern auf den tiefsten Stand seit Anfang Juni gefallen sind. Dies könnte zunächst den Palladiumpreis weiter belasten bzw. einer deutlichen Preiserholung entgegenstehen. Mittel- bis langfristig gehen wir aber nach wie vor von höheren Preisen aus.


Industriemetalle

Die spekulativen Finanzinvestoren haben sich gemäß gestern veröffentlichter LME-Daten zur Positionierung der Marktteilnehmer bei den Metallen in der letzten Woche überwiegend zurückgezogen. So auch bei Aluminium, wo die Netto-Long-Positionen um knapp 5% reduziert wurden. Damit waren die Finanzinvestoren mitverantwortlich für den Preisrückgang in der Beobachtungsperiode. Dennoch hält sich der Aluminiumpreis mit rund 1.970 USD je Tonne weiter auf hohem Niveau. Inklusive der physischen Prämien, die in Europa und den USA bei bis zu 480 USD je Tonne liegen, ist der Preis noch höher. Dies ist unseres Erachtens aus fundamentaler Sicht jedoch nicht gerechtfertigt.

So wurden Daten des International Aluminium Institute zufolge im August auf globaler Ebene 4,424 Mio. Tonnen Aluminium produziert, soviel wie nie zuvor in einem Monat und 3,2% mehr als im Vorjahr. China hat dabei erstmals überhaupt mehr als 2 Mio. Tonnen hergestellt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um 8,8%. Die hohe Produktion macht sich auch in steigenden Exporten Chinas bemerkbar, die im August mit knapp 390 Tsd. Tonnen das höchste Niveau seit über drei Jahren erreichten.

Außerhalb Chinas war die Produktion leicht rückläufig (-1% ggü. Vorjahr). Zwar wurden die LME-Aluminiumvorräte mittlerweile auf 4,64 Mio. Tonnen und damit den tiefsten Stand seit Dezember 2011 reduziert, eine besonders ausgeprägte Knappheit besteht unseres Erachtens aber nicht. Wir sehen weiteres Korrekturpotenzial für den Aluminiumpreis.


Agrarrohstoffe

Der Zuckerpreis kommt nicht auf die Beine: Im nächstfälligen Oktober-Kontrakt kostet Rohzucker rund 14 US-Cents je Pfund, und auch im inzwischen meistgehandelten Kontrakt mit Fälligkeit März 2015 ist der Preis seit Mitte September unter die 16-Cent-Marke gesunken. Es sind vor allem die positiven Angebotssignale, die auf die Preise drücken. Diese kommen aus vielen Regionen der Welt: Indiens Zuckerproduktion 2014/15 soll von 24,3 Mio. Tonnen im Vorjahr auf 25-25,5 Mio. Tonnen steigen.

In Australien wird die größte Menge an Zuckerrohr seit 2006 erwartet. Und in der EU stehen für die beiden größten Produzenten Frankreich und Deutschland die Zeichen auf einen kräftigen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Selbst in Brasilien, dessen Dürre im ersten Quartal den Markt lange beunruhigt hatte, besteht keine Einigkeit mehr darüber, dass es zu Ernteeinbußen gegenüber der Vorsaison kommt. Jedenfalls hat die staatliche Prognosebehörde Conab zuletzt für Brasilien insgesamt sogar ein kleines Plus eingestellt.

Aus dem wichtigsten Anbaugebiet Center-South wird tatsächlich kumuliert seit Saisonbeginn im April noch immer ein Anstieg der Verarbeitung gegenüber dem Vorjahr gemeldet - allerdings bei deutlich nachlassender Dynamik. Wir erwarten, dass sich die jüngste Entwicklung fortsetzt und der Vergleich mit dem Vorjahr noch in negatives Terrain rutscht. Dies dürfte die Erwartung einer reichlichen Marktversorgung nicht ändern - für leichten Aufwind bei den Preisen sollte es aber reichen.




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