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Fester US-Dollar lastet auf Edelmetallpreisen

25.09.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Preise an den Ölmärkten diesseits und jenseits des Atlantiks tendierten auch gestern uneinheitlich: Brentöl rutschte nach den vielen "guten" Nachrichten über ein steigendes Angebot in Libyen, Nigeria und Irak (siehe Tagesinfo von gestern) zwischenzeitlich unter 96 USD je Barrel und markierte damit ein neues 2-Jahrestief. WTI dagegen verteuerte sich um gut einen US-Dollar und verkürzte damit den Preisabschlag gegenüber Brent auf nur noch 4 USD. Für Preisauftrieb sorgten die US-Lagerdaten, welche die Tendenz der API-Daten am Vortag bestätigten.

Statt wie ursprünglich erwartet zu steigen sanken die US-Rohölvorräte in der Woche zum 19. September um knapp 4,3 Mio. Barrel. Ausschlaggebend war neben deutlich geringeren Importen die hohe Raffinerieverarbeitung. Die Auslastung lag mit 93,4% gut 7 Prozentpunkte höher als üblich zu dieser Jahreszeit. In absoluten Zahlen: mit 16,2 Mio. Barrel wurden pro Tag rund 1,3 Mio. Barrel mehr verarbeitet als in den letzten Jahren. Während der im Herbst üblichen Instandhaltungs- und Umrüstungsphase wird der Bedarf der Raffinerien aber nachlassen. Entsprechend dürfte das Potenzial für die Spreadeinengung zwischen Brent und WTI weitgehend ausgeschöpft sein.

Der Preis für US-Erdgas Henry Hub schwankt seit Mitte Juli zumeist in der Spanne zwischen 4 und 3,8 USD je mmBtu und ist damit gut 50 US-Cents niedriger als im Frühsommer. Nach dem kalten Winter, im Zuge dessen die US-Gasvorräte massiv gesunken waren, hat eine kräftig steigende Produktion begünstigt, dass sich der Lagerunterhang in den letzten Monaten deutlich verringert hat. Auch für heute erwartet der Markt einen überdurch-schnittlichen Aufbau. Erst mit der Heizperiode dürfte der Henry-Hub-Preis wieder anziehen.

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Edelmetalle

Der seit gestern Nachmittag deutlich festere US-Dollar - dieser durchbrach erstmals seit Mitte 2013 die Marke von 1,27 und notiert gegenüber dem Euro so fest wie zuletzt im November 2012 - lastet auf den Edelmetallpreisen. Diese geben ihre zuvor erzielten Gewinne fast gänzlich wieder ab. Gold handelt heute Morgen bei rund 1.210 USD je Feinunze, Silber notiert in etwa bei 17,5 USD je Feinunze. Wegen der starken US-Währung hält sich Gold in Euro gerechnet relativ gut bei knapp 950 EUR je Feinunze.

EZB-Präsident Mario Draghi äußerte sich in einem Zeitungsinterview dahingehend, dass die EZB bereit stehe, weitere unkonventionelle Instrumente zu nutzen sowie bisherige Maßnahmen anzupassen. Dies wurde von den Marktteilnehmern als ein weiterer Schritt in Richtung QE interpretiert und trägt zur Schwäche des Euro bei. Wasser auf die Mühlen derer innerhalb der EZB, denen ABS- und Pfandbriefkäufe noch nicht genug sind, gab auch der schwache ifo-Index, der die Abwärtsrisiken für die deutsche Wirtschaft verdeutlichte. Der US-Dollar dürfte auf absehbare Zeit ein Belastungsfaktor für die Edelmetallpreise bleiben.

Norilsk Nickel, der weltgrößte Palladiumproduzent, steht eigenen Angaben zufolge in Verhandlungen mit der russischen Zentralbank, für bis zu 2 Mrd. USD Palladium aus den Zentralbankreserven zu kaufen. Damit möchte Norilsk Nickel Lieferverträge für langjährige Kunden garantieren und zu mehr Markttransparenz beitragen. Im Gegenzug könnte Norilsk Nickel der Zentralbank Platinbestände übertragen.


Industriemetalle

Die staatliche australische Prognosebehörde BREE (Bureau of Resources and Energy Economics) hat gestern ihren neuen Quartalsbericht zur Lage an den für Australien wichtigsten Rohstoffmärkten präsentiert. Im Falle von Eisenerz hat sie ihre vorherigen Prognosen abermals revidiert. So sollen vor allem in diesem Jahr die australischen Eisenerzexporte deutlich um 22% auf 707 Mio. Tonnen steigen. Für 2015 wird ein weiterer Anstieg auf 768 Mio. Tonnen erwartet. Grund hierfür ist die starke Ausweitung der Minenproduktion der großen Eisenerzproduzenten. Vor drei Monaten hatte BREE für 2014 noch Ausfuhren von 680 Mio. Tonnen erwartet.

Auch aus Brasilien, dem weltweit zweitgrößten Eisenerzexporteur, soll mehr Material an den Weltmarkt gelangen. Für 2014 und 2015 werden 362 Mio. bzw. 388 Mio. Tonnen unterstellt. Damit übertrifft das Angebotswachstum klar den Nachfragezuwachs. Wegen dieses Angebotsüberhangs hat BREE auch seine Preisprognosen nach unten angepasst. Sowohl für dieses als auch für nächstes Jahr erwartet die Behörde einen durchschnittlichen Eisenerzpreis von 94 USD je Tonne. Aktuell kostet nach China geliefertes Eisenerz mit einem Eisengehalt von 62% 79,4 USD je Tonne.

Die unterstellte Preiserholung soll durch die Schließung unrentabler Minen zustande kommen. In den nächsten fünf Jahren dürfte Eisenerz laut BREE durchschnittlich zwischen 90 und 95 USD je Tonne kosten und damit deutlich weniger als noch in den letzten Jahren.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Arabica-Kaffee ist seit Wochenbeginn um 3% gestiegen. Arabica notiert damit wieder über 180 US-Cents je Pfund. Wieder ist es die Sorge vor zu geringen Niederschlägen, die Auftrieb gibt. Diese sind in manchen Regionen Brasiliens derzeit zu gering, um eine reibungslose Blüte der Kaffeesträucher zu ermöglichen. Nach der Dürre im ersten Quartal, die die diesjährige Ernte hart traf und deren Auswirkungen auch noch 2015 spürbar sein dürften, reagiert der Markt besonders sensibel.

Bei dem unsicheren Ausblick für Brasilien hilft es wenig, dass die kolumbianische Kaffeevereinigung optimistisch ins nächste Jahr blickt: Nachdem sich in den beiden letzten Jahren die Erntemengen auf 10 bzw. 11,5 Mio. Sack erholt haben, soll im Kalenderjahr 2015 sogar ein Anstieg auf 13 Mio. Sack möglich sein.

Auch bei Robusta-Kaffee ist der Ausblick uneinheitlich: Vicofa, die Kaffee- und Kakaovereinigung des größten Produzentenlandes Vietnam, erwartet nach regional übermäßigem Regen einen Rückgang der Erntemenge 2014/15 um 10%. Allerdings hat Vicofa in den letzten Jahren wiederholt zu pessimistische Prognosen abgegeben.

So konnte das Land 2013/14 eine Rekordernte einbringen, obwohl von Vicofa im Vorfeld ein dramatischer Einbruch erwartet worden war. Andere Beobachter gehen denn auch eher davon aus, dass die im Oktober beginnende vietnamesische Ernte 2014/15 ähnlich hoch wie zuvor ausfällt (1,7 Mio. Tonnen bzw. gut 28 Mio. Sack) oder nur moderat in der Größenordnung um 3% fällt.




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