Mehrjährige Tiefstände bei Brent, Silber, Platin und Mais
01.10.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise sind gestern am späten Nachmittag kräftig unter Druck geraten, nachdem sie sich zunächst gegen den deutlich aufwertenden US-Dollar stemmen konnten. Brent fiel letztlich um knapp 3 USD auf 94,3 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit 2¼ Jahren. Der WTI-Preis gab sogar um knapp 4 USD auf 91 USD je Barrel nach und nähert sich damit wieder dem im September verzeichneten 17-Monatstief. Auslöser war eine Kombination aus schwächeren US-Konjunkturdaten, welche Nachfragesorgen schürten, und einem steigenden OPEC-Angebot.
Laut Umfragen von Reuters und Bloomberg produzierte die OPEC im September knapp 31 Mio. Barrel Rohöl pro Tag. Reuters zufolge waren dies 810 Tsd. Barrel pro Tag mehr als im September und das höchste Niveau seit November 2012. Nahezu alle OPEC-Mitglieder haben zum höheren Angebot beigetragen, insbesondere Libyen, welches seine Produktion um knapp 300 Tsd. Barrel pro Tag erhöhte. Auch der Irak, Angola und Nigeria weiteten ihr Angebot nennenswert aus.
Saudi-Arabien und die anderen arabischen Golfanrainerstaaten lassen bislang keine Bereitschaft erkennen, ihre Produktion zu drosseln, um das Gesamtangebot konstant zu halten. Saudi-Arabien hat sein Angebot sogar ebenfalls leicht erhöht. Das Signal, welches der größte OPEC-Produzent damit an den Markt sendet, ließ sich an der Preisreaktion ablesen. Solange die OPEC das Bild vermittelt, nichts gegen das Überangebot und den Preisrückgang zu unternehmen, dürfte der Preis weiter fallen. Die US-Lagerdaten dürften heute Nachmittag kaum zu einer Preiserholung beitragen, da mit einem Aufbau der Rohölvorräte gerechnet wird.
Edelmetalle
Der Goldpreis fiel gestern auf nur noch gut 1.200 USD je Feinunze und markierte damit den tiefsten Stand seit Anfang Januar. Nach einer kurzzeitigen Erholungsbewegung - Gerüchte über Kapitalverkehrskontrollen in Russland und schwächere US-Konjunkturdaten führten vorübergehend zu einer höheren Nachfrage - handelt Gold heute Morgen wieder auf dem 9-Monatstief. Grund für den Preisrückgang war der deutlich aufwertende US-Dollar, nachdem die Kerninflationsrate in der Eurozone im September überraschend auf 0,7% gesunken ist, was die Wahrscheinlichkeit von QE durch die EZB erhöht. In der Folge fiel EUR-USD erstmals seit gut zwei Jahren unter die Marke von 1,26.
Im Fahrwasser von Gold standen auch die anderen Edelmetalle stark unter Druck. Auf Schlusskursbasis verlor Silber 3% und rutschte erstmals seit März 2010 unter die Marke von 17 USD je Feinunze. Palladium verbilligte sich um über 2% auf rund 770 USD je Feinunze, den tiefsten Stand seit fast sechs Monaten. Platin hielt sich zwar etwas besser, vollzieht die Verluste aber heute nach und fällt auf ein 5-Jahrestief von 1.280 USD je Feinunze.
Da sich die ETF-Bestände in den letzten Tagen relativ stabil zeigten, ist der Verkaufsdruck wohl in erster Linie vom Futures-Markt ausgegangen. Bei Platin und vor allem Palladium bestanden jüngst noch hohe Netto-Long-Positionen, die mittlerweile aber wohl deutlich abgebaut wurden. Dennoch hat sich das charttechnische Bild deutlich verschlechtert, was zu kurzfristigen Anschlussverkäufen beitragen könnte.
Industriemetalle
In China verharrte der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) im September auf dem Niveau des Vormonats. Mit 51,1 bleibt er weiterhin im expansiven Bereich und auch über dem Wert des von HSBC erhobenen PMI. Die Metallpreise reagieren heute Morgen dennoch schwächer und vollziehen damit wohl den starken Rückgang der Ölpreise nach, nachdem sie sich gestern noch halbwegs behaupteten. In Japan spiegelt die heute veröffentlichte Tankan-Umfrage der Bank of Japan ein gemischtes Bild der Unternehmensstimmung wider.
Die Unternehmen beabsichtigen aber immerhin, mehr Investitionen durchzuführen, was perspektivisch zu einer höheren Nachfrage nach Metallen beitragen dürfte. Heute wird in den USA der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. Sollte dieser in der Nähe seines 3½-Jahreshochs verharren, könnte dies den Metallpreisen etwas Auftrieb geben.
Ab heute bleiben die chinesischen Märkte wegen der "Golden Week" bis einschließlich 7. Oktober geschlossen, was sich in einer geringeren Liquidität bemerkbar machen dürfte. Wie die LME-Statistik zur Positionierung spekulativer Marktteilnehmer zeigt, hat sich diese Anlegergruppe in der letzten Woche stark bei Aluminium, Kupfer und vor allem Nickel zurückgezogen. Dies hat sich entsprechend in den Preisen widergespiegelt. Die negative Marktstimmung spricht dafür, dass sich die spekulativen Finanzanleger zunächst weiter zurückziehen.
Agrarrohstoffe
Die Preise für Mais und Sojabohnen reagieren mit Abschlägen auf die gestern vom US-Landwirtschaftsministerium USDA veröffentlichten US-Lagerdaten. Der Maispreis rutschte auf ein neues 5-Jahrestief von 320 US-Cents je Scheffel ab, nachdem die Maisbestände am 1. September und damit zum Ende des Erntejahres 2013/14 leicht über den Erwartungen sowie 50% höher lagen als vor Jahresfrist.
Der Sojabohnenpreis konnte sich dem Abwärtsdruck nicht entziehen, sondern musste das Plus vom Vortag vollständig abgeben und liegt bei 910 US-Cents je Scheffel wieder so niedrig wie zuletzt im Juli 2010. Die Sojabohnenbestände zum Stichtag 1. September lagen um 35% unter dem Vorjahr. Das Lager-Verbrauchs-Verhältnis rutschte Ende 2013/14 auf unter 3% ab, den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen vor 50 Jahren. Dabei hatte das USDA gleichzeitig sogar die US-Sojabohnenernte 2013 flächen- und ertragsbedingt leicht nach oben korrigiert. Dies war notwendig, um eine Konsistenz zwischen den Verarbeitungsdaten ("Crushing") und Exporten einerseits sowie den gemeldeten Lagerbeständen andererseits herzustellen.
Das nach USDA-Veröffentlichungen öfter zu beobachtende große Feuerwerk oder Gewitter bei den Preisen blieb gestern aus. Dies dürfte an der Aussicht auf die rekordhohen Ernten an Sojabohnen und Mais in den USA liegen, angesichts derer der Blick "nach hinten" an Bedeutung verliert.
Die Ölpreise sind gestern am späten Nachmittag kräftig unter Druck geraten, nachdem sie sich zunächst gegen den deutlich aufwertenden US-Dollar stemmen konnten. Brent fiel letztlich um knapp 3 USD auf 94,3 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit 2¼ Jahren. Der WTI-Preis gab sogar um knapp 4 USD auf 91 USD je Barrel nach und nähert sich damit wieder dem im September verzeichneten 17-Monatstief. Auslöser war eine Kombination aus schwächeren US-Konjunkturdaten, welche Nachfragesorgen schürten, und einem steigenden OPEC-Angebot.
Laut Umfragen von Reuters und Bloomberg produzierte die OPEC im September knapp 31 Mio. Barrel Rohöl pro Tag. Reuters zufolge waren dies 810 Tsd. Barrel pro Tag mehr als im September und das höchste Niveau seit November 2012. Nahezu alle OPEC-Mitglieder haben zum höheren Angebot beigetragen, insbesondere Libyen, welches seine Produktion um knapp 300 Tsd. Barrel pro Tag erhöhte. Auch der Irak, Angola und Nigeria weiteten ihr Angebot nennenswert aus.
Saudi-Arabien und die anderen arabischen Golfanrainerstaaten lassen bislang keine Bereitschaft erkennen, ihre Produktion zu drosseln, um das Gesamtangebot konstant zu halten. Saudi-Arabien hat sein Angebot sogar ebenfalls leicht erhöht. Das Signal, welches der größte OPEC-Produzent damit an den Markt sendet, ließ sich an der Preisreaktion ablesen. Solange die OPEC das Bild vermittelt, nichts gegen das Überangebot und den Preisrückgang zu unternehmen, dürfte der Preis weiter fallen. Die US-Lagerdaten dürften heute Nachmittag kaum zu einer Preiserholung beitragen, da mit einem Aufbau der Rohölvorräte gerechnet wird.
Edelmetalle
Der Goldpreis fiel gestern auf nur noch gut 1.200 USD je Feinunze und markierte damit den tiefsten Stand seit Anfang Januar. Nach einer kurzzeitigen Erholungsbewegung - Gerüchte über Kapitalverkehrskontrollen in Russland und schwächere US-Konjunkturdaten führten vorübergehend zu einer höheren Nachfrage - handelt Gold heute Morgen wieder auf dem 9-Monatstief. Grund für den Preisrückgang war der deutlich aufwertende US-Dollar, nachdem die Kerninflationsrate in der Eurozone im September überraschend auf 0,7% gesunken ist, was die Wahrscheinlichkeit von QE durch die EZB erhöht. In der Folge fiel EUR-USD erstmals seit gut zwei Jahren unter die Marke von 1,26.
Im Fahrwasser von Gold standen auch die anderen Edelmetalle stark unter Druck. Auf Schlusskursbasis verlor Silber 3% und rutschte erstmals seit März 2010 unter die Marke von 17 USD je Feinunze. Palladium verbilligte sich um über 2% auf rund 770 USD je Feinunze, den tiefsten Stand seit fast sechs Monaten. Platin hielt sich zwar etwas besser, vollzieht die Verluste aber heute nach und fällt auf ein 5-Jahrestief von 1.280 USD je Feinunze.
Da sich die ETF-Bestände in den letzten Tagen relativ stabil zeigten, ist der Verkaufsdruck wohl in erster Linie vom Futures-Markt ausgegangen. Bei Platin und vor allem Palladium bestanden jüngst noch hohe Netto-Long-Positionen, die mittlerweile aber wohl deutlich abgebaut wurden. Dennoch hat sich das charttechnische Bild deutlich verschlechtert, was zu kurzfristigen Anschlussverkäufen beitragen könnte.
Industriemetalle
In China verharrte der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) im September auf dem Niveau des Vormonats. Mit 51,1 bleibt er weiterhin im expansiven Bereich und auch über dem Wert des von HSBC erhobenen PMI. Die Metallpreise reagieren heute Morgen dennoch schwächer und vollziehen damit wohl den starken Rückgang der Ölpreise nach, nachdem sie sich gestern noch halbwegs behaupteten. In Japan spiegelt die heute veröffentlichte Tankan-Umfrage der Bank of Japan ein gemischtes Bild der Unternehmensstimmung wider.
Die Unternehmen beabsichtigen aber immerhin, mehr Investitionen durchzuführen, was perspektivisch zu einer höheren Nachfrage nach Metallen beitragen dürfte. Heute wird in den USA der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. Sollte dieser in der Nähe seines 3½-Jahreshochs verharren, könnte dies den Metallpreisen etwas Auftrieb geben.
Ab heute bleiben die chinesischen Märkte wegen der "Golden Week" bis einschließlich 7. Oktober geschlossen, was sich in einer geringeren Liquidität bemerkbar machen dürfte. Wie die LME-Statistik zur Positionierung spekulativer Marktteilnehmer zeigt, hat sich diese Anlegergruppe in der letzten Woche stark bei Aluminium, Kupfer und vor allem Nickel zurückgezogen. Dies hat sich entsprechend in den Preisen widergespiegelt. Die negative Marktstimmung spricht dafür, dass sich die spekulativen Finanzanleger zunächst weiter zurückziehen.
Agrarrohstoffe
Die Preise für Mais und Sojabohnen reagieren mit Abschlägen auf die gestern vom US-Landwirtschaftsministerium USDA veröffentlichten US-Lagerdaten. Der Maispreis rutschte auf ein neues 5-Jahrestief von 320 US-Cents je Scheffel ab, nachdem die Maisbestände am 1. September und damit zum Ende des Erntejahres 2013/14 leicht über den Erwartungen sowie 50% höher lagen als vor Jahresfrist.
Der Sojabohnenpreis konnte sich dem Abwärtsdruck nicht entziehen, sondern musste das Plus vom Vortag vollständig abgeben und liegt bei 910 US-Cents je Scheffel wieder so niedrig wie zuletzt im Juli 2010. Die Sojabohnenbestände zum Stichtag 1. September lagen um 35% unter dem Vorjahr. Das Lager-Verbrauchs-Verhältnis rutschte Ende 2013/14 auf unter 3% ab, den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen vor 50 Jahren. Dabei hatte das USDA gleichzeitig sogar die US-Sojabohnenernte 2013 flächen- und ertragsbedingt leicht nach oben korrigiert. Dies war notwendig, um eine Konsistenz zwischen den Verarbeitungsdaten ("Crushing") und Exporten einerseits sowie den gemeldeten Lagerbeständen andererseits herzustellen.
Das nach USDA-Veröffentlichungen öfter zu beobachtende große Feuerwerk oder Gewitter bei den Preisen blieb gestern aus. Dies dürfte an der Aussicht auf die rekordhohen Ernten an Sojabohnen und Mais in den USA liegen, angesichts derer der Blick "nach hinten" an Bedeutung verliert.