Ölpreise nach Preissenkung Saudi-Arabiens im freien Fall
02.10.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Der Anstieg der Ölpreise nach den US-Lagerdaten gestern erwies sich als äußerst kurzlebig. Der Brentölpreis befindet sich heute im freien Fall und markierte mit 92,6 USD je Barrel ein neues 2¼-Jahrestief. Der WTI-Ölpreis fällt erstmals seit April 2013 unter die psychologisch wichtige Marke von 90 USD je Barrel. Dabei sind laut US-Energieministerium die US-Rohölvorräte entgegen den Erwartungen zuletzt um 1,4 Mio. Barrel gefallen.
Auch die Benzin- und Destillatebestände gingen deutlich zurück. Das war allerdings auf eine geringere Auslastung der US-Raffinerien zurückzuführen, welche saisonübliche Wartungsarbeiten durchführen. Dies spricht in den kommenden Wochen für steigende Rohölvorräte und könnte teilweise erklären, warum der Preisanstieg gestern nicht von Dauer war. Den weitaus wichtigeren Grund für den anhaltenden Abwärtstrend sehen wir in der fehlenden Angebotsreaktion der OPEC. Ganz im Gegenteil: Saudi-Arabien hat die Preisdifferenzen für seine Ölsorten gegenüber den internationalen Benchmarks im November für alle Kunden noch einmal deutlich gesenkt. Sie liegen damit teilweise auf den Niveaus von Dezember 2008, also während der Zeit der Wirtschaftskrise 2008/09.
Solche Aktionen lassen Zweifel an der langjährigen Strategie der OPEC aufkommen, vor allem für Preisstabilität zu sorgen. Augenscheinlich scheint sich die OPEC auf einen Preiskampf einzulassen. Daher erwarten wir eine Stabilisierung der Preise erst, wenn dieser Eindruck verschwindet und die OPEC wieder zu einer koordinierten Produktionssenkung ansetzt.
Edelmetalle
Gold und Silber erholen sich von ihren mehrmonatigen bzw. mehrjährigen Tiefständen etwas und handeln heute Morgen bei rund 1.220 USD je Feinunze bzw. 17,3 USD je Feinunze. Hierzu trägt wohl der über Nacht etwas schwächere US-Dollar bei, nachdem die gestrigen US-Konjunkturdaten enttäuschten und die US-10-Jahresrendite kräftig fiel. In den USA wurden gemäß Daten der US-Münzanstalt im September 58 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft, mehr als in den beiden vorangegangenen Monaten zusammen.
Bei den Silbermünzen verhielt es sich genauso - die Absätze summierten sich hier auf 4,14 Mio. Unzen. Die australische Münzanstalt berichtet für September mit knapp 69 Tsd. Unzen sogar die höchsten Absätze an Goldmünzen seit elf Monaten. Die Goldmünzenverkäufe konnten allerdings bei weitem nicht die Abflüsse aus den Gold-ETFs aufwiegen. Denn die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten im September mit 42 Tonnen den höchsten Monatsabfluss seit Dezember. Heute richtet sich der Fokus der Marktteilnehmer auf die EZB-Sitzung und ob diese die Spekulationen über QE nach den zuletzt schwächeren Inflationsdaten weiter anfeuert.
In den USA sind die saisonbereinigten und annualisierten Fahrzeugverkäufe im September im Vergleich zum Vorjahr zwar um 6,5% auf 16,34 Mio. Einheiten gestiegen, dies waren aber gut eine Mio. Fahrzeuge weniger als im Vormonat und lag zugleich unter den Erwartungen. Platin und Palladium legen heute Morgen dennoch etwas zu. Offenbar werden die niedrigen Preise von einigen Marktteilnehmern als attraktive Kaufgelegenheiten erachtet.
Industriemetalle
Der Nickelpreis ist gestern erstmals seit Anfang April vorübergehend unter die Marke von 16.000 USD je Tonne gefallen. Damit hat Nickel innerhalb von knapp vier Wochen rund 20% verloren. Die Abwärtsbewegung wurde durch den Rückzug der spekulativen Finanzanleger zwar klar verstärkt - diese haben gemäß LME-Daten ihre Netto-Long-Positionen in den letzten drei Wochen nahezu halbiert -, kann aber auch auf fundamentale Daten zurückgeführt werden.
So sind die LME-Nickelvorräte heute auf ein neues Rekordhoch von über 359 Tsd. Tonnen gestiegen. Seit Jahresbeginn wurden die Bestände um 37% aufgebaut, wodurch sich ein Puffer gebildet hat. Auch die hohe Produktion an Nickelroheisen (NPI) in China trägt zur aktuell guten Verfügbarkeit von Nickel am Weltmarkt bei. Diese soll laut Einschätzung des staatlichen Research-Instituts Antaike im laufenden Jahr 450 Tsd. Tonnen betragen und damit nur 6,5% weniger als im Vorjahr. Allerdings bringen die gefallenen Nickelpreise mittlerweile auch die NPI-Produzenten in Bedrängnis, da deren Produktionskosten von SMM auf mindestens 16.000 USD je Tonne taxiert werden.
Sollte es im Zuge dessen zu Produktionskürzungen kommen, dürfte dies einem weiteren deutlichen Verfall des Nickelpreises entgegenstehen. Auch wurde der Angebotsüberschuss abgebaut und lag in den ersten sieben Monaten des Jahres Daten der International Nickel Study Group zufolge noch bei 10,9 Tsd. Tonnen (nach 78,1 Tsd. Tonnen im Vorjahr).
Agrarrohstoffe
Der Weizenpreis reagierte mit einem Anstieg auf Nachrichten, dass Russland als Anbieter vom Weltmarkt verschwunden ist. Hintergrund sind deutlich gestiegene inländische Preise, welche russischen Weizen für ausländische Käufer nicht mehr attraktiv machen. Stattdessen kaufte der weltgrößte Weizenimporteur Ägypten gestern 120 Tsd. Tonnen Weizen aus Frankreich. Der Preisanstieg von Weizen in Russland ist auf einen höheren inländischen Verbrauch zurückzuführen, welcher wiederum eine indirekte Folge des russischen Einfuhrverbots von Nahrungsmitteln aus der EU und des Zustroms von Flüchtlingen aus der Ostukraine ist.
Das russische Agrarberatungsunternehmen SovEcon schätzt die Nachfrage nach Getreide in diesem Erntejahr daher vier Mio. Tonnen höher ein als im Vorjahr. Laut dem russischen Landwirtschaftsministerium sollen in diesem Erntejahr dennoch 27-30 Mio. Tonnen Getreide für den Export zur Verfügung stehen, darunter 70% Weizen.
Es ist daher wahrscheinlich, dass Russland zu einem späteren Zeitpunkt als Anbieter auf den Weltmarkt zurückkommt. Kurzfristig bedeutet das Ausscheiden Russlands eine willkommene Unterstützung für die Weizenpreise, welche nach wie vor nicht weit entfernt von einem 4-Jahrestief notieren. Das reichliche Angebot aus anderen Regionen wie bspw. der EU und den USA dürfte einem stärkeren Preisanstieg entgegenstehen.
Der Anstieg der Ölpreise nach den US-Lagerdaten gestern erwies sich als äußerst kurzlebig. Der Brentölpreis befindet sich heute im freien Fall und markierte mit 92,6 USD je Barrel ein neues 2¼-Jahrestief. Der WTI-Ölpreis fällt erstmals seit April 2013 unter die psychologisch wichtige Marke von 90 USD je Barrel. Dabei sind laut US-Energieministerium die US-Rohölvorräte entgegen den Erwartungen zuletzt um 1,4 Mio. Barrel gefallen.
Auch die Benzin- und Destillatebestände gingen deutlich zurück. Das war allerdings auf eine geringere Auslastung der US-Raffinerien zurückzuführen, welche saisonübliche Wartungsarbeiten durchführen. Dies spricht in den kommenden Wochen für steigende Rohölvorräte und könnte teilweise erklären, warum der Preisanstieg gestern nicht von Dauer war. Den weitaus wichtigeren Grund für den anhaltenden Abwärtstrend sehen wir in der fehlenden Angebotsreaktion der OPEC. Ganz im Gegenteil: Saudi-Arabien hat die Preisdifferenzen für seine Ölsorten gegenüber den internationalen Benchmarks im November für alle Kunden noch einmal deutlich gesenkt. Sie liegen damit teilweise auf den Niveaus von Dezember 2008, also während der Zeit der Wirtschaftskrise 2008/09.
Solche Aktionen lassen Zweifel an der langjährigen Strategie der OPEC aufkommen, vor allem für Preisstabilität zu sorgen. Augenscheinlich scheint sich die OPEC auf einen Preiskampf einzulassen. Daher erwarten wir eine Stabilisierung der Preise erst, wenn dieser Eindruck verschwindet und die OPEC wieder zu einer koordinierten Produktionssenkung ansetzt.
Edelmetalle
Gold und Silber erholen sich von ihren mehrmonatigen bzw. mehrjährigen Tiefständen etwas und handeln heute Morgen bei rund 1.220 USD je Feinunze bzw. 17,3 USD je Feinunze. Hierzu trägt wohl der über Nacht etwas schwächere US-Dollar bei, nachdem die gestrigen US-Konjunkturdaten enttäuschten und die US-10-Jahresrendite kräftig fiel. In den USA wurden gemäß Daten der US-Münzanstalt im September 58 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft, mehr als in den beiden vorangegangenen Monaten zusammen.
Bei den Silbermünzen verhielt es sich genauso - die Absätze summierten sich hier auf 4,14 Mio. Unzen. Die australische Münzanstalt berichtet für September mit knapp 69 Tsd. Unzen sogar die höchsten Absätze an Goldmünzen seit elf Monaten. Die Goldmünzenverkäufe konnten allerdings bei weitem nicht die Abflüsse aus den Gold-ETFs aufwiegen. Denn die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten im September mit 42 Tonnen den höchsten Monatsabfluss seit Dezember. Heute richtet sich der Fokus der Marktteilnehmer auf die EZB-Sitzung und ob diese die Spekulationen über QE nach den zuletzt schwächeren Inflationsdaten weiter anfeuert.
In den USA sind die saisonbereinigten und annualisierten Fahrzeugverkäufe im September im Vergleich zum Vorjahr zwar um 6,5% auf 16,34 Mio. Einheiten gestiegen, dies waren aber gut eine Mio. Fahrzeuge weniger als im Vormonat und lag zugleich unter den Erwartungen. Platin und Palladium legen heute Morgen dennoch etwas zu. Offenbar werden die niedrigen Preise von einigen Marktteilnehmern als attraktive Kaufgelegenheiten erachtet.
Industriemetalle
Der Nickelpreis ist gestern erstmals seit Anfang April vorübergehend unter die Marke von 16.000 USD je Tonne gefallen. Damit hat Nickel innerhalb von knapp vier Wochen rund 20% verloren. Die Abwärtsbewegung wurde durch den Rückzug der spekulativen Finanzanleger zwar klar verstärkt - diese haben gemäß LME-Daten ihre Netto-Long-Positionen in den letzten drei Wochen nahezu halbiert -, kann aber auch auf fundamentale Daten zurückgeführt werden.
So sind die LME-Nickelvorräte heute auf ein neues Rekordhoch von über 359 Tsd. Tonnen gestiegen. Seit Jahresbeginn wurden die Bestände um 37% aufgebaut, wodurch sich ein Puffer gebildet hat. Auch die hohe Produktion an Nickelroheisen (NPI) in China trägt zur aktuell guten Verfügbarkeit von Nickel am Weltmarkt bei. Diese soll laut Einschätzung des staatlichen Research-Instituts Antaike im laufenden Jahr 450 Tsd. Tonnen betragen und damit nur 6,5% weniger als im Vorjahr. Allerdings bringen die gefallenen Nickelpreise mittlerweile auch die NPI-Produzenten in Bedrängnis, da deren Produktionskosten von SMM auf mindestens 16.000 USD je Tonne taxiert werden.
Sollte es im Zuge dessen zu Produktionskürzungen kommen, dürfte dies einem weiteren deutlichen Verfall des Nickelpreises entgegenstehen. Auch wurde der Angebotsüberschuss abgebaut und lag in den ersten sieben Monaten des Jahres Daten der International Nickel Study Group zufolge noch bei 10,9 Tsd. Tonnen (nach 78,1 Tsd. Tonnen im Vorjahr).
Agrarrohstoffe
Der Weizenpreis reagierte mit einem Anstieg auf Nachrichten, dass Russland als Anbieter vom Weltmarkt verschwunden ist. Hintergrund sind deutlich gestiegene inländische Preise, welche russischen Weizen für ausländische Käufer nicht mehr attraktiv machen. Stattdessen kaufte der weltgrößte Weizenimporteur Ägypten gestern 120 Tsd. Tonnen Weizen aus Frankreich. Der Preisanstieg von Weizen in Russland ist auf einen höheren inländischen Verbrauch zurückzuführen, welcher wiederum eine indirekte Folge des russischen Einfuhrverbots von Nahrungsmitteln aus der EU und des Zustroms von Flüchtlingen aus der Ostukraine ist.
Das russische Agrarberatungsunternehmen SovEcon schätzt die Nachfrage nach Getreide in diesem Erntejahr daher vier Mio. Tonnen höher ein als im Vorjahr. Laut dem russischen Landwirtschaftsministerium sollen in diesem Erntejahr dennoch 27-30 Mio. Tonnen Getreide für den Export zur Verfügung stehen, darunter 70% Weizen.
Es ist daher wahrscheinlich, dass Russland zu einem späteren Zeitpunkt als Anbieter auf den Weltmarkt zurückkommt. Kurzfristig bedeutet das Ausscheiden Russlands eine willkommene Unterstützung für die Weizenpreise, welche nach wie vor nicht weit entfernt von einem 4-Jahrestief notieren. Das reichliche Angebot aus anderen Regionen wie bspw. der EU und den USA dürfte einem stärkeren Preisanstieg entgegenstehen.