Talfahrt der Ölpreise hält an
08.10.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise sind in der Nacht auf neue Tiefstände gefallen. Brentöl fiel auf 90,76 USD je Barrel und damit auf den niedrigsten Stand seit Juni 2012. WTI erreichte mit 87,39 USD je Barrel ein 18-Monatstief. Ausschlaggebend für den neuerlichen Preisrutsch sind zunehmende Nachfragesorgen. Gestern hat der IWF seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft im nächsten Jahr gesenkt, was eine neuerliche Abwärtsrevision der Nachfrageprognose durch die Internationale Energieagentur IEA zur Folge haben dürfte.
Die US-Energiebehörde EIA senkte ihre Prognose für das Nachfragewachstum 2015 bereits gestern um 100 Tsd. auf 1,24 Mio. Barrel pro Tag, bleibt damit aber noch über der Prognose der IEA. Die US-Ölproduktion soll der EIA zufolge im nächsten Jahr um knapp 1 Mio. auf durchschnittlich 9,5 Mio. Barrel pro Tag steigen, das höchste Niveau seit 1970. Das Angebot ist weiterhin reichlich, was sich in steigenden Lagerbeständen zeigt.
Laut API stiegen die US-Rohölvorräte in der letzten Woche überraschend um 5,1 Mio. Barrel, weil gleichzeitig die Raffinerien ihre Verarbeitung zurückfahren. Dies spricht auch bei den offiziellen US-Lagerdaten heute Nachmittag für einen kräftigen Lageraufbau, welcher die Ölpreise weiter unter Druck setzen würde. Je stärker die Ölpreise nachgeben, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit einer OPEC-Produktionskürzung bei der Sitzung Ende November.
Die EIA geht von einer deutlichen Reduktion der OPEC-Ölproduktion im kommenden Jahr aus. Diese soll im Jahresdurchschnitt nur noch 29,24 Mio. Barrel pro Tag betragen. Zuletzt produzierte das Kartell knapp 31 Mio. Barrel pro Tag. Wir gehen davon aus, dass eine Produktionskürzung der OPEC zu einer Erholung der Ölpreise führen wird.
Edelmetalle
Der Goldpreis setzt seine seit Wochenbeginn laufende Erholung fort und steigt am Morgen auf 1.216 USD je Feinunze. Eine zunehmende Risikoaversion, welche sich in fallenden Aktienmärkten und sinkenden Anleiherenditen widerspiegelt, sorgt für eine steigende Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen. Zudem kehren die Markteilnehmer in China nach einer Woche Abstinenz zurück, was für eine anziehende physische Nachfrage spricht. Darauf deuten zumindest die gestiegenen Prämien an der Shanghai Gold Exchange gegenüber den Weltmarktpreisen hin.
Da die Aufwertung des US-Dollar vorerst zum Stehen gekommen ist, entfällt damit auch der wesentliche Belastungsfaktor für den Goldpreis der letzten Wochen. Ein falkenhaftes Fed-Protokoll heute Abend kann dies aber schnell wieder ändern und zu einem erneuten Test der Tiefstände von Anfang der Woche führen.
Deutlich stärker als Gold konnten sich zuletzt die Preise für Platin und Palladium erholen. Ein Teil davon ist sicherlich ein Aufholeffekt, da Platin und Palladium in den Wochen zuvor deutlich stärker gefallen waren. Wir erachten den jüngsten Preisrückgang angesichts der angespannten Marktlage bei Platin und Palladium für übertrieben und rechnen mit einer weiteren Erholung. Zusätzlichen Auftrieb gab gestern die Meldung, wonach Südafrika und Russland angeblich im kommenden Monat über eine Kooperation sprechen wollen. Beide Länder stellen zusammen ca. 80% der Reserven von Platinmetallen.
Industriemetalle
Viele Hoffnungen der Metallmarktteilnehmer basieren auf der Annahme, dass die chinesischen Händler nach der Rückkehr von der Goldenen Woche für Unterstützung sorgen werden. Auch wenn der erste Handelstag nach der einwöchigen Pause enttäuschend verlief und die Metallpreise an der Shanghaier Warenterminbörse SHFE in der Breite eher nachgegeben haben, gibt es durchaus Grund zur Hoffnung.
Denn der chinesische Aktienindex CSI 300 hat nach dem Anstieg heute nicht nur das 2014-Hoch erneuert, sondern auch den höchsten Stand seit 12 Monaten markiert. In den letzten Jahren haben der chinesische Aktienmarkt und die Industriemetalle häufig Parallelen aufgewiesen (Grafik des Tages).
Umso erstaunlicher ist die jüngste Diskrepanz: Während der CSI 300 in den letzten drei Monaten um über 13% gestiegen ist, ist der LMEX-Industriemetallindex im gleichen Zeitraum um rund 6% gefallen. Offensichtlich sind die Aktienmarktteilnehmer nach den jüngsten Maßnahmen zur Lockerung der Vorschriften bei Immobilien und den Liquiditätsmaßnahmen der Zentralbank zuversichtlicher geworden, dass eine "harte Landung" der chinesischen Wirtschaft ausbleiben wird.
Sogar eine Zinssenkung seitens der Zentralbank sei wahrscheinlich, wenn sich die Wirtschaftsaussichten eintrüben sollten. Übermorgen stehen die Zahlen zur Kreditvergabe und Geldmengen zur Veröffentlichung an, die in den letzten zwei Jahren enttäuscht haben. Der Konjunkturoptimismus in China könnte bereits kurzfristig auch die Metallmärkte stützen.
Agrarrohstoffe
Auch die Robusta-Preise profitieren von der Knappheit am Kaffeemarkt. Allerdings ist der Preisanstieg bei Robusta moderater als bei Arabica. Gerade hat der Preisabstand zwischen Arabica- und Robusta-Kaffee den höchsten Stand seit 2012 erreicht. Der gedämpftere Preisverlauf bei Robusta hat zum einen damit zu tun, dass die brasilianische Robustaernte von 10,9 Mio. Sack 2013 auf 13 Mio. Sack 2014 gesteigert werden konnte, während die Arabica-Produktion um 16% einbrach. Auch war die letzte Ernte im wichtigsten Produzentenland für Robusta-Kaffee, Vietnam, rekordhoch und der Ausblick für die bevorstehende Ernte hat sich verbessert.
Während die für eher pessimistische Einschätzungen bekannte Kaffee- und Kakaovereinigung Vietnams einen Ernterückgang um 10% erwartet, schätzen die Teilnehmer einer Bloomberg-Umfrage das Minus nur auf 1%.
In den beiden letzten Wochen hat der Kakaopreis einen Teil seines kräftigen Anstiegs von 30% seit Jahresbeginn korrigiert. Die Ankündigung höherer Auszahlungspreise für die Kakaobauern und günstige Witterung hatten für Optimismus beim Blick auf die nächsten Ernten in Westafrika gesorgt und die Sorgen vor einer Ausbreitung von Ebola in den Hintergrund gedrängt. Nun warnt der Kaffee- und Kakaorat der Elfenbeinküste, dass die Produktion im Land aufgrund einer verbreiteten Pflanzenkrankheit um 8% hinter der rekordhohen Vorjahresernte zurückbleiben könnte. Dies könnte den Preis wieder steigen lassen.
Die Ölpreise sind in der Nacht auf neue Tiefstände gefallen. Brentöl fiel auf 90,76 USD je Barrel und damit auf den niedrigsten Stand seit Juni 2012. WTI erreichte mit 87,39 USD je Barrel ein 18-Monatstief. Ausschlaggebend für den neuerlichen Preisrutsch sind zunehmende Nachfragesorgen. Gestern hat der IWF seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft im nächsten Jahr gesenkt, was eine neuerliche Abwärtsrevision der Nachfrageprognose durch die Internationale Energieagentur IEA zur Folge haben dürfte.
Die US-Energiebehörde EIA senkte ihre Prognose für das Nachfragewachstum 2015 bereits gestern um 100 Tsd. auf 1,24 Mio. Barrel pro Tag, bleibt damit aber noch über der Prognose der IEA. Die US-Ölproduktion soll der EIA zufolge im nächsten Jahr um knapp 1 Mio. auf durchschnittlich 9,5 Mio. Barrel pro Tag steigen, das höchste Niveau seit 1970. Das Angebot ist weiterhin reichlich, was sich in steigenden Lagerbeständen zeigt.
Laut API stiegen die US-Rohölvorräte in der letzten Woche überraschend um 5,1 Mio. Barrel, weil gleichzeitig die Raffinerien ihre Verarbeitung zurückfahren. Dies spricht auch bei den offiziellen US-Lagerdaten heute Nachmittag für einen kräftigen Lageraufbau, welcher die Ölpreise weiter unter Druck setzen würde. Je stärker die Ölpreise nachgeben, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit einer OPEC-Produktionskürzung bei der Sitzung Ende November.
Die EIA geht von einer deutlichen Reduktion der OPEC-Ölproduktion im kommenden Jahr aus. Diese soll im Jahresdurchschnitt nur noch 29,24 Mio. Barrel pro Tag betragen. Zuletzt produzierte das Kartell knapp 31 Mio. Barrel pro Tag. Wir gehen davon aus, dass eine Produktionskürzung der OPEC zu einer Erholung der Ölpreise führen wird.
Edelmetalle
Der Goldpreis setzt seine seit Wochenbeginn laufende Erholung fort und steigt am Morgen auf 1.216 USD je Feinunze. Eine zunehmende Risikoaversion, welche sich in fallenden Aktienmärkten und sinkenden Anleiherenditen widerspiegelt, sorgt für eine steigende Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen. Zudem kehren die Markteilnehmer in China nach einer Woche Abstinenz zurück, was für eine anziehende physische Nachfrage spricht. Darauf deuten zumindest die gestiegenen Prämien an der Shanghai Gold Exchange gegenüber den Weltmarktpreisen hin.
Da die Aufwertung des US-Dollar vorerst zum Stehen gekommen ist, entfällt damit auch der wesentliche Belastungsfaktor für den Goldpreis der letzten Wochen. Ein falkenhaftes Fed-Protokoll heute Abend kann dies aber schnell wieder ändern und zu einem erneuten Test der Tiefstände von Anfang der Woche führen.
Deutlich stärker als Gold konnten sich zuletzt die Preise für Platin und Palladium erholen. Ein Teil davon ist sicherlich ein Aufholeffekt, da Platin und Palladium in den Wochen zuvor deutlich stärker gefallen waren. Wir erachten den jüngsten Preisrückgang angesichts der angespannten Marktlage bei Platin und Palladium für übertrieben und rechnen mit einer weiteren Erholung. Zusätzlichen Auftrieb gab gestern die Meldung, wonach Südafrika und Russland angeblich im kommenden Monat über eine Kooperation sprechen wollen. Beide Länder stellen zusammen ca. 80% der Reserven von Platinmetallen.
Industriemetalle
Viele Hoffnungen der Metallmarktteilnehmer basieren auf der Annahme, dass die chinesischen Händler nach der Rückkehr von der Goldenen Woche für Unterstützung sorgen werden. Auch wenn der erste Handelstag nach der einwöchigen Pause enttäuschend verlief und die Metallpreise an der Shanghaier Warenterminbörse SHFE in der Breite eher nachgegeben haben, gibt es durchaus Grund zur Hoffnung.
Denn der chinesische Aktienindex CSI 300 hat nach dem Anstieg heute nicht nur das 2014-Hoch erneuert, sondern auch den höchsten Stand seit 12 Monaten markiert. In den letzten Jahren haben der chinesische Aktienmarkt und die Industriemetalle häufig Parallelen aufgewiesen (Grafik des Tages).
Umso erstaunlicher ist die jüngste Diskrepanz: Während der CSI 300 in den letzten drei Monaten um über 13% gestiegen ist, ist der LMEX-Industriemetallindex im gleichen Zeitraum um rund 6% gefallen. Offensichtlich sind die Aktienmarktteilnehmer nach den jüngsten Maßnahmen zur Lockerung der Vorschriften bei Immobilien und den Liquiditätsmaßnahmen der Zentralbank zuversichtlicher geworden, dass eine "harte Landung" der chinesischen Wirtschaft ausbleiben wird.
Sogar eine Zinssenkung seitens der Zentralbank sei wahrscheinlich, wenn sich die Wirtschaftsaussichten eintrüben sollten. Übermorgen stehen die Zahlen zur Kreditvergabe und Geldmengen zur Veröffentlichung an, die in den letzten zwei Jahren enttäuscht haben. Der Konjunkturoptimismus in China könnte bereits kurzfristig auch die Metallmärkte stützen.
Agrarrohstoffe
Auch die Robusta-Preise profitieren von der Knappheit am Kaffeemarkt. Allerdings ist der Preisanstieg bei Robusta moderater als bei Arabica. Gerade hat der Preisabstand zwischen Arabica- und Robusta-Kaffee den höchsten Stand seit 2012 erreicht. Der gedämpftere Preisverlauf bei Robusta hat zum einen damit zu tun, dass die brasilianische Robustaernte von 10,9 Mio. Sack 2013 auf 13 Mio. Sack 2014 gesteigert werden konnte, während die Arabica-Produktion um 16% einbrach. Auch war die letzte Ernte im wichtigsten Produzentenland für Robusta-Kaffee, Vietnam, rekordhoch und der Ausblick für die bevorstehende Ernte hat sich verbessert.
Während die für eher pessimistische Einschätzungen bekannte Kaffee- und Kakaovereinigung Vietnams einen Ernterückgang um 10% erwartet, schätzen die Teilnehmer einer Bloomberg-Umfrage das Minus nur auf 1%.
In den beiden letzten Wochen hat der Kakaopreis einen Teil seines kräftigen Anstiegs von 30% seit Jahresbeginn korrigiert. Die Ankündigung höherer Auszahlungspreise für die Kakaobauern und günstige Witterung hatten für Optimismus beim Blick auf die nächsten Ernten in Westafrika gesorgt und die Sorgen vor einer Ausbreitung von Ebola in den Hintergrund gedrängt. Nun warnt der Kaffee- und Kakaorat der Elfenbeinküste, dass die Produktion im Land aufgrund einer verbreiteten Pflanzenkrankheit um 8% hinter der rekordhohen Vorjahresernte zurückbleiben könnte. Dies könnte den Preis wieder steigen lassen.