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Marktanalyse Februar 2006

09.02.2006  |  Claus Vogt
- Seite 2 -
Rohöl (WTI)

Auch dieser Chart zeigt einen makellosen Aufwärtstrend. Die von uns im September prognostizierte Korrektur in der Größenordnung von 20% bis 30% trat Ende letzten Jahres ein und führte die Kurse geradezu lehrbuchartig in die Unterstützungszone der steigenden 200-Tage-Durchschnittslinie. Hier kam es zu einer kleinen Bodenbildung, der ein erneuter Kursanstieg folgte. Zurzeit konsolidieren die Preise in der Nähe ihrer Höchstkurse des letzten Jahres. Ich rechne schon in Kürze mit einem Ausbruch nach oben. Unterstützung für diese bullishe Erwartung sehe ich im Kursverlauf der Ölaktien, die aus wohlproportionierten Konsolidierungsformationen nach oben ausgebrochen sind.

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DAX

Die mit Abstand größte Überraschung war aus meiner Sicht die Beschleunigung des Kursanstiegs an der deutschen Börse. Auch dieser Markt ist mehr als überfällig für eine größere Korrektur. Insbesondere die kräftigen Kurssprünge der letzten Tage betrachte ich als typisches Verhalten am Ende eines ausgedehnten Aufwärtstrends. Ich rechne zunächst mit einem Kursrückgang in den Bereich der 200-Tage-Durchschnittslinie, die zurzeit bei knapp 4.900 Punkten verläuft. Nur rund 100 Zähler tiefer verläuft eine potenziell sehr wichtige Unterstützungslinie. Sollte sie gebrochen werden, dann würde ich das als wichtiges Verkaufsignal ansehen, welches das Ende der zyklischen Hausse ankündigt.

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Dow Jones Industrial Average

Der Dow weist weiterhin die schwächste Entwicklung unter den amerikanischen Indizes auf. Die Kurse befinden sich auf demselben Niveau wie im Januar 2004. Trotz dieses für Bullen und Bären gleichermaßen frustrierenden Stillstands wurde diese 2-jährige Seitwärtsbewegung von außerordentlich hohem Börsenoptimismus begleitet. Der Sentimentindikator von Investors Intelligence, der die US-Börsenbriefe auswertet, zeigt seit über zwei Jahren Werte an, die in der Vergangenheit mit Topbildungen an den Aktienmärkten einhergingen. Aufgrund dieser extrem langen Zeit ungebremsten Optimismus’ sind natürlich auch die längerfristigen Durchschnitte dieses Indikators auf Rekordniveau. Eine bewährte und gängige Verwendung der Investor Intelligence Zahlen ist ein 10-Wochendurchschnitt, der die Anzahl der Börsenoptimisten ins Verhältnis setzt zur Anzahl der Bullen plus der Bären. Wenn diese Verhältniszahl über 70 liegt, dann wird eine Fortsetzung der Hausse unwahrscheinlich. In seltenen Fällen wird sogar eine Größe von über 80 erreicht. Laut Peter Eliades von Stockmarketcycles war das nur in den Jahren 1976, 1986 und 1987 der Fall. 1976 bildete der US-Aktienindex eine Topformation, und 1977 fiel er dann um rund 20%. Im August 1982, also sechs lange Jahre später, notierten die Aktien auf demselben Niveau wie 1976. An den beeindruckenden Börsenkrach von 1987 werden sich die meisten meiner Leser erinnern können, so dass ich diese Episode nicht näher beleuchten muss. Noch haben wir die 80er Marke nicht erreicht. Können wir uns deshalb entspannt zurücklehnen und auf eine Fortsetzung der schon sehr alt gewordenen zyklischen Hausse hoffen? Wird auch dieser Börsenaufschwung erst dann zu Ende gehen, wenn die Sentimentrekorde der Jahre 1976 und 1987 erreicht worden sind?

Im Anschluss an den Crash von 1987 - auch hierauf weist Peter Eliades in seinem Januar-Börsenbrief hin - erreichte dieser langfristige Sentimentindikator die 70% Gefahrenzone nicht mehr wieder - auch nicht in den von wilder Spekulation geprägten späten 1990ern. Erst im Juni 2003, fast 16 Jahre später, wurde diese Marke wieder gesehen.
Einen neuen Rekord stellt der Sentimentindikator seit einiger Zeit allerdings wöchentlich aufs Neue auf: Seit nunmehr 173 Wochen in Folge übersteigt die Anzahl der Bullen die der Bären. Der niedrigste Wert im 10-Wochendurchschnitt während dieser langen Zeitspanne betrug übrigens 62,5. Im Januar 2000, als der Dow sein Allzeithoch markierte, betrug dieser Wert 63,9. Am Top der größten Aktienblase aller Zeiten war der Optimismus also nur unwesentlich höher als der niedrigste Wert der letzten drei Jahre. Wir leben in wahrhaft ungewöhnlichen Zeiten. Eine bullishe Interpretation dieses extremen Stimmungsbildes ist angesichts der Funktionsweise von Märkten und der überlieferten massenpsychologischen Phänomene an den Finanzmärkten schlicht nicht möglich. Der Dow zeigt weiterhin das charttechnische Bild einer sehr großen und wohl proportionierten potenziellen oberen Umkehrformation. Selbst ein harmloser 10-prozentiger Kursrückgang würde das technische Bild extrem eintrüben. Einen Bruch der kurzfristigen Aufwärtstrendlinie, die die Tiefpunkte der Jahre 2004 und 2005 verbindet und aktuell bei rund 10.300 verläuft, würde ich als ernstes Warnsignal betrachten. Ein Unterschreiten der 10.000er Marke wäre ein weiteres deutliches Schwächezeichen, und ein Bruch der Tiefs des Jahres 2004 bei rund 9.800 Zählen würde den Beginn einer zyklischen Baisse bzw. die Wiederaufnahme des langfristigen Abwärtstrends signalisieren.


S&P500

Der S&P 500 konnte im Rahmen der im Oktober begonnenen Jahresendrallye seine bisherigen zyklischen Hochs des Jahres 2005 um 4% überbieten. Dabei erwies sich die Trendlinie, die durch die Verbindung der Hochs der Jahre 2004 und 2005 entsteht, als Widerstand. Wir hängen derzeit also unterhalb einer schräg nach oben verlaufenden Widerstandslinie, während die wichtigsten Indikatoren einen deutlich übergekauften Markt anzeigen und zahlreiche technischen Divergenzen aufweisen. Eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung aus dieser technischen Situation heraus halte ich für sehr unwahrscheinlich. Einen Bruch der bei 1.220 Zählern verlaufenden kurzfristigen Aufwärtstrendlinie würde ich als erstes Warnsignal interpretieren. Ich rechne zumindest mit einer größeren Korrektur von etwa 10%, die sich problemlos als der Start einer zyklischen Baisse erweisen könnte.


NASDAQ

Auch an der Nasdaq wurden die Hochs der Jahre 2003, 2004 und 2005 in den vergangenen Wochen überboten, immerhin um 5%. Das ist zwar kein dynamischer Kursanstieg, aber es ist eine Fortsetzung des sehr zähen Kursanstiegs der vergangenen 2 ½ Jahre. Auch dieser Index ist sehr deutlich übergekauft, und die gängigen Indikatoren zeigen negative Divergenzen. Auch hier rechne ich zunächst mit einer Korrektur in der Größenordnung von mindestens 10%. Ein Unterschreiten der Oktober 2005 Tiefs bei 2.025 Zählern würde ich als Ausbruch aus einer immerhin 9-monatigen oberen Umkehrformation interpretieren, der ich durchaus das Potenzial zutraue, das Ende der großen Bearmarketrallye, die im März 2003 begann, anzuzeigen.


Nikkei

Der japanische Markt war einer der dynamischsten des vergangenen Jahres. Hier wurde ich dankenswerterweise nicht überrascht, sondern riet bereits im Lauf des Jahres 2004 zum Kauf. Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass in Japan die langfristige Baisse der Jahre 1990 bis 2003 vorüber ist, und eine langfristige Hausse begonnen hat. Kurzfristig sehe ich auch an der japanischen Börse dringenden Korrekturbedarf, ein mögliches Ende der Hausse kann ich aber nicht erkennen. Folglich bleibe ich bei meiner Empfehlung, Kurskorrekturen als Kaufgelegenheiten zu nutzen.


© Claus Vogt
Leiter Research der Berliner Effektenbank



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