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Vom Herdentrieb und der Massenpsychologie 2.0

13.10.2014  |  Philip Hopf
Ich schätze, ca. 95% aller Analysten weltweit und fast 100% der globalen Anlegerschaft glauben in ihrem Marktverständnis an die sogenannte Trend- Extrapolation. Die Extrapolation beschreibt ein Hochrechnen oder Summieren von Daten aus der Vergangenheit, um damit eine Einschätzung für die Zukunft zu treffen, wie zum Beispiel den Rückschluss vom bisherigen Wachstum eines Kindes auf die spätere Körpergröße.

Investoren und Analysten beobachten gleichermaßen einen Markttrend und gehen durch ihr Marktverständnis unterbewusst davon aus, dass dieser Trend quasi unbefristet in die Zukunft fortgeführt wird. Nur wenige Menschen sind in der Lage, frühzeitig einen “Turning-Point“, also einen Wendepunkt im Trend, zu erkennen, bevor er sich nicht schon vollzogen hat. Oft fehlt es Analysten am mathematischen Rüstzeug und Grundverständnis der multidimensionalen Natur der Märkte, um auf kontinuierlicher Basis hohe Trefferquoten zu erzielen.

Immer wieder bekomme ich Zuschriften mit der Frage, wie wir bei unserer Analyse die Marktstimmungen (Sentiment) auf Edelmetallmärkten verfolgen, sie einschätzen und analysieren, um damit selbst mittel- bis kurzfristige Kursbewegungen dieser Märkte, sowie auch die großer Aktien-Indices, besser bestimmen zu können. Diese Methodik, Marktstimmung einzuschätzen, zu messen und Kursprognosen vorzunehmen, beruht auf einer mathematischen Basis und kann recht esoterisch wirken.

Sie wird bisher von der breiten Masse dieser Branche weder verstanden noch ernst genommen, weil sie einerseits sehr kompliziert und nicht in kurzer Zeit zu erlernen ist und andererseits einer massenpsychologischen Sichtweise entspricht, die viele Menschen so nicht für sich akzeptieren wollen. Dabei vergessen viele Investoren eine der Grundregeln der Börse schlechthin: "Die Masse (Mehrheit) behält niemals recht." Warum dies so ist, versuche ich nun zu erklären, ebenso die Grundlagen meiner Methodik.

Der ehemalige Vorsitzende der US-Notenbank, Alan Greenspan, war bekannt für seine Aussage, dass Finanzmärkte von "menschlicher Psychologie" und "Wellen des Optimismus und Pessimismus" getrieben werden. Wie Greenspan richtigerweise erkannt hat, werden Märkte von einer sogenannten "social mood", also einer gesellschaftlichen Stimmung, bewegt.

In anderen in der Vergangenheit von mir verfassten Artikeln zeigte ich bereits auf, dass aus demselben Grund fundamentale Daten nutzlos sind und nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen und habe somit die gesamte Fundamentalanalyse, die von Millionen von Investoren angewendet wird, ad absurdum geführt.

Medienberichterstattungen verändern den Trend der Märkte nicht, sofern die Marktstimmung diesen Trend nicht ohnehin schon vorher beeinflusst hat. Haben Sie sich jemals gefragt, warum Märkte steigen, nachdem schlechte Nachrichten veröffentlicht wurden und fallen, nachdem scheinbar gute Nachrichten veröffentlicht wurden? Haben Sie sich nicht gewundert, warum nach diversen Verkündungen der US-Notenbank (die die internationalen Finanzmärkte mit Geld flutet) Edelmetallmärkte in der Vergangenheit stark anstiegen, aber auch schon mehrmals kollabierten?

Aus diesem Grund stellte ein bestimmter Investor seine eigene Sichtweise sowohl über die der öffentlichen Medienberichterstattungen, als auch über allgemeine emotionale, gesellschaftliche Einschätzungen und identifizierte damit die "wirklichen" Trends und gesellschaftliche Stimmungen. Aus diesem Grund hatte er einen signifikanten Vorteil gegenüber dem Gros der restlichen Investoren, die oft wie Blinde über das Minenfeld der Finanzmärkte stolpern.

In den dreißiger Jahren stellte eben jener Investor namens Ralph Nelson Elliott die Erkenntnisse seiner Studien ins Licht der Öffentlichkeit. Diese zeigen, dass sich die Marktstimmung und damit auch die Massenpsychologie graphisch gesehen in einem Primärtrend in fünf Wellen aufwärts bewegt und anschließend immer in drei Wellen als Gegenbewegung abwärts.

Wenn sich einmal eine fünfwellige Bewegung in der Marktstimmung vollzogen hat, ändert sich unterbewusst die Stimmung der Gesellschaft und wechselt in die gegenteilige, abfallende Richtung. Dies ist ein natürlicher Vorgang in der menschlichen Psyche und hat nichts mit dem operativen Effekt von Berichterstattungen zu tun.

Der natürliche Ablauf von Progression und Regression, also Fortschritt und Rückschritt, scheint tief in der menschlichen Psyche verankert zu sein. Dieses Thema ist für viele nicht gerade einfach zu verstehen, also werde ich dies anhand der sogenannten "Herden-Theorie" veranschaulichen. Die Gesellschaft als "Herde" betrachtet, scheint sich an den sogenannten Fibonacci-Zahlen zu orientieren. Diese Theorie wird von vielen Studien unterstützt.

Zur Erläuterung: Die Fibonacci-Folge ist eine unendliche Folge von Zahlen, bei der die Summe zweier benachbarter Zahlen die unmittelbar folgende Zahl ergibt: 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, usw. Benannt ist sie nach Leonardo Fibonacci, der damit im Jahr 1202 das Wachstum einer Kaninchenpopulation beschrieb.

Ein kurzer Exkurs: Joseph Ledoux, Psychologe am neurowissenschaftlichen Zentrum der New York University, fand heraus, dass Emotionen und die Reaktion auf diese entstehen, noch bevor das Hirn in der Lage ist, den Grund für die Emotion herauszufinden. Warum das eine wichtige Rolle spielt, dazu werde ich noch kommen.




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