IEA schickt Ölpreise weiter auf Talfahrt
15.10.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise befinden sich weiter im Abwärtssog. Brent verlor gestern mehr als 4% und verzeichnete damit den größten prozentualen Tagesverlust seit mehr als drei Jahren. Ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht. Brent fällt heute auf ein neues 4-Jahrestief von 83,4 USD je Barrel. WTI gibt ebenfalls deutlich nach und markiert bei 80,4 USD je Barrel den tiefsten Stand seit 28 Monaten.
Gestern hat die Internationale Energieagentur IEA ihre Prognose für den Anstieg der globalen Ölnachfrage in diesem und im nächsten Jahr nach unten revidiert. Für 2014 erwartet die IEA nur noch einen Zuwachs um 650 Tsd. Barrel pro Tag. Im Jahr 2015 soll die Nachfrage um 1,1 Mio. Barrel pro Tag steigen. Der Bedarf an OPEC-Öl sinkt daraufhin im nächsten Jahr auf 29,3 Mio. Barrel pro Tag. Laut IEA produzierte die OPEC im September täglich 30,7 Mio. Barrel.
Ohne eine Produktionskürzung würden somit im kommenden Jahr jeden Tag 1,4 Mio. Barrel Rohöl mehr auf den Markt strömen als benötigt wird. Solange die OPEC keine Anstalten macht, diesem drohenden massiven Überangebot mit einer Produktionskürzung zu begegnen, dürften die Preise weiter fallen. Auf eine baldige Einschränkung der Schieferölproduktion in den USA können die OPEC-Produzenten nicht hoffen.
Laut US-Energiebehörde EIA dürfte die Ölproduktion in den drei wichtigsten Schieferölformationen Bakken, Eagle Ford und Permian Basin im November um 106 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber dem Vormonat steigen. Die für die Schieferölproduzenten relevanten Ölpreise (Bakken, WTI Midland) liegen inzwischen nur noch bei 75-76 USD je Barrel. Die IEA wies aber darauf hin, dass nur 4% der US-Schieferölproduktion Preise von mehr als 80 USD je Barrel benötigen, um rentabel zu sein.
Edelmetalle
Gold setzt seine Erholungsbewegung der letzten Tage heute Morgen zunächst nicht fort und fällt wieder unter 1.230 USD je Feinunze. Das gelbe Edelmetall profitiert damit nicht mehr vom weiteren Ölpreisverfall (siehe Energie) und auch nicht vom deutlichen Rückgang der Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen, die auf den tiefsten Stand seit 16 Monaten gefallen sind, da beides auf sinkende Inflationserwartungen hindeutet.
Silber, Platin und Palladium hängen einmal mehr stark an Gold und vollziehen die Preisentwicklung von Gold überproportional nach. Platin und Palladium geben im Zuge dessen ihre Gewinne von gestern wieder vollständig ab. Gestern noch erhielten diese beiden Edelmetalle, und hier vor allem Palladium, Unterstützung durch die Veröffentlichung chinesischer Autoabsatzzahlen. Gemäß Daten des chinesischen Verbands der Automobilproduzenten wurden im September 1,7 Mio. Autos verkauft, 6,4% mehr als im Vorjahr.
Allerdings hat die Wachstumsdynamik nun schon den vierten Monat in Folge nachgelassen, was auf eine sich abschwächende Wirtschaftsdynamik in China hindeutet. Die Absatzzahlen der ersten neun Monate des Jahres deuten aber noch darauf hin, dass in China in diesem Jahr erstmals überhaupt 19 Mio. Autos verkauft werden. Dies sollte grundsätzlich zu einer robusten Nachfrage nach Platin und insbesondere Palladium führen, welche die Preise mittelfristig unterstützen dürfte.
Industriemetalle
In China ist die Inflationsrate nochmals etwas gesunken und lag im September bei 1,6% gegenüber Vorjahr. Dies gibt der Regierung und der Zentralbank Spielraum, die Geldpolitik zu lockern und Stimulierungsmaßnahmen einzuführen, um die chinesische Wirtschaft zu beleben. Ende letzter Woche hatte Premierminister Li Keqiang abermals das Wachstumsziel von 7,5% für dieses Jahr bestätigt.
Ohne Stimulierungsmaßnahmen ist dieses Ziel unseres Erachtens aber nur schwer zu erreichen. Sollte es allerdings zu solchen Maßnahmen kommen, würde dies wohl auch zu einer höheren Nachfrage nach Metallen führen. Nächste Woche wird das BIP für das dritte Quartal veröffentlicht.
Der Zinnpreis ist gestern deutlich um 2,5% gefallen und erstmals seit über 14 Monaten wieder unter die Marke von 20.000 USD je Tonne gerutscht. Indonesien hat im September gemäß Daten des Handelsministeriums noch 5.442 Tonnen Zinn exportiert, 51% mehr als im Vormonat - obwohl eine Gruppe von Zinnproduzenten im August eine Verlangsamung der Exporte beschlossen hatte.
Nun erwägt die Regierung, offiziell Produktionsobergrenzen und Exportquoten einzuführen, um den Preis zu unterstützen. Das Bergbauministerium zitiert dabei in seinen Überlegungen eine Studie, wonach ein Produktionslimit von 35-45 Tsd. Tonnen zu Preisanstiegen beitragen würde. In diesem Jahr wird Indonesien voraussichtlich rund 80 Tsd. Tonnen Zinn produzieren.
Agrarrohstoffe
Heftige Regenfälle in wichtigen US-Baumwollgebieten verzögern derzeit die Erntearbeiten. Noch liegt der Anteil der bereits eingebrachten Ernte nahe dem mehrjährigen Durchschnitt. Ein direkter Vergleich mit der Vorjahreswoche ist derzeit allerdings nicht möglich, da vor Jahresfrist die Erntefortschrittsberichte für einige Wochen dem Haushaltsstreit zum Opfer fielen.
Bisher profitiert der Baumwollpreis nicht von den Verzögerungen. Dies könnte sich ändern, wenn Ertrag und Qualität weiter unter der Nässe leiden sollten. In seinen jüngsten Prognosen hat das US-Landwirtschaftsministerium USDA seine Erwartung an den durchschnittlichen Ertrag bei Baumwolle bereits nach unten korrigiert und entsprechend auch die US-Produktion leicht gesenkt. Dennoch bleibt es bei einem beeindruckenden Produktionsplus von über 25%, auch wenn dieses einem sehr schwachen Vorjahr folgt.
Die Weltbaumwollproduktion soll deswegen 2014/15 das Vorjahresniveau halten, statt wie in den beiden Vorjahren zu sinken. Zwar sorgen die niedrigeren Preise für eine Ausweitung der Nachfrage, doch bleibt das USDA bei seiner Prognose eines weiteren Überschusses am globalen Baumwollmarkt 2014/15 in Höhe von knapp 6 Mio. Ballen. Dies, gemeinsam mit einem weiteren Schnitt bei der Prognose für die chinesischen Importe um 1 Mio. auf 7 Mio. Ballen, macht wenig Hoffnung für eine baldige deutliche Erholung des Baumwollpreises.
Die Ölpreise befinden sich weiter im Abwärtssog. Brent verlor gestern mehr als 4% und verzeichnete damit den größten prozentualen Tagesverlust seit mehr als drei Jahren. Ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht. Brent fällt heute auf ein neues 4-Jahrestief von 83,4 USD je Barrel. WTI gibt ebenfalls deutlich nach und markiert bei 80,4 USD je Barrel den tiefsten Stand seit 28 Monaten.
Gestern hat die Internationale Energieagentur IEA ihre Prognose für den Anstieg der globalen Ölnachfrage in diesem und im nächsten Jahr nach unten revidiert. Für 2014 erwartet die IEA nur noch einen Zuwachs um 650 Tsd. Barrel pro Tag. Im Jahr 2015 soll die Nachfrage um 1,1 Mio. Barrel pro Tag steigen. Der Bedarf an OPEC-Öl sinkt daraufhin im nächsten Jahr auf 29,3 Mio. Barrel pro Tag. Laut IEA produzierte die OPEC im September täglich 30,7 Mio. Barrel.
Ohne eine Produktionskürzung würden somit im kommenden Jahr jeden Tag 1,4 Mio. Barrel Rohöl mehr auf den Markt strömen als benötigt wird. Solange die OPEC keine Anstalten macht, diesem drohenden massiven Überangebot mit einer Produktionskürzung zu begegnen, dürften die Preise weiter fallen. Auf eine baldige Einschränkung der Schieferölproduktion in den USA können die OPEC-Produzenten nicht hoffen.
Laut US-Energiebehörde EIA dürfte die Ölproduktion in den drei wichtigsten Schieferölformationen Bakken, Eagle Ford und Permian Basin im November um 106 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber dem Vormonat steigen. Die für die Schieferölproduzenten relevanten Ölpreise (Bakken, WTI Midland) liegen inzwischen nur noch bei 75-76 USD je Barrel. Die IEA wies aber darauf hin, dass nur 4% der US-Schieferölproduktion Preise von mehr als 80 USD je Barrel benötigen, um rentabel zu sein.
Edelmetalle
Gold setzt seine Erholungsbewegung der letzten Tage heute Morgen zunächst nicht fort und fällt wieder unter 1.230 USD je Feinunze. Das gelbe Edelmetall profitiert damit nicht mehr vom weiteren Ölpreisverfall (siehe Energie) und auch nicht vom deutlichen Rückgang der Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen, die auf den tiefsten Stand seit 16 Monaten gefallen sind, da beides auf sinkende Inflationserwartungen hindeutet.
Silber, Platin und Palladium hängen einmal mehr stark an Gold und vollziehen die Preisentwicklung von Gold überproportional nach. Platin und Palladium geben im Zuge dessen ihre Gewinne von gestern wieder vollständig ab. Gestern noch erhielten diese beiden Edelmetalle, und hier vor allem Palladium, Unterstützung durch die Veröffentlichung chinesischer Autoabsatzzahlen. Gemäß Daten des chinesischen Verbands der Automobilproduzenten wurden im September 1,7 Mio. Autos verkauft, 6,4% mehr als im Vorjahr.
Allerdings hat die Wachstumsdynamik nun schon den vierten Monat in Folge nachgelassen, was auf eine sich abschwächende Wirtschaftsdynamik in China hindeutet. Die Absatzzahlen der ersten neun Monate des Jahres deuten aber noch darauf hin, dass in China in diesem Jahr erstmals überhaupt 19 Mio. Autos verkauft werden. Dies sollte grundsätzlich zu einer robusten Nachfrage nach Platin und insbesondere Palladium führen, welche die Preise mittelfristig unterstützen dürfte.
Industriemetalle
In China ist die Inflationsrate nochmals etwas gesunken und lag im September bei 1,6% gegenüber Vorjahr. Dies gibt der Regierung und der Zentralbank Spielraum, die Geldpolitik zu lockern und Stimulierungsmaßnahmen einzuführen, um die chinesische Wirtschaft zu beleben. Ende letzter Woche hatte Premierminister Li Keqiang abermals das Wachstumsziel von 7,5% für dieses Jahr bestätigt.
Ohne Stimulierungsmaßnahmen ist dieses Ziel unseres Erachtens aber nur schwer zu erreichen. Sollte es allerdings zu solchen Maßnahmen kommen, würde dies wohl auch zu einer höheren Nachfrage nach Metallen führen. Nächste Woche wird das BIP für das dritte Quartal veröffentlicht.
Der Zinnpreis ist gestern deutlich um 2,5% gefallen und erstmals seit über 14 Monaten wieder unter die Marke von 20.000 USD je Tonne gerutscht. Indonesien hat im September gemäß Daten des Handelsministeriums noch 5.442 Tonnen Zinn exportiert, 51% mehr als im Vormonat - obwohl eine Gruppe von Zinnproduzenten im August eine Verlangsamung der Exporte beschlossen hatte.
Nun erwägt die Regierung, offiziell Produktionsobergrenzen und Exportquoten einzuführen, um den Preis zu unterstützen. Das Bergbauministerium zitiert dabei in seinen Überlegungen eine Studie, wonach ein Produktionslimit von 35-45 Tsd. Tonnen zu Preisanstiegen beitragen würde. In diesem Jahr wird Indonesien voraussichtlich rund 80 Tsd. Tonnen Zinn produzieren.
Agrarrohstoffe
Heftige Regenfälle in wichtigen US-Baumwollgebieten verzögern derzeit die Erntearbeiten. Noch liegt der Anteil der bereits eingebrachten Ernte nahe dem mehrjährigen Durchschnitt. Ein direkter Vergleich mit der Vorjahreswoche ist derzeit allerdings nicht möglich, da vor Jahresfrist die Erntefortschrittsberichte für einige Wochen dem Haushaltsstreit zum Opfer fielen.
Bisher profitiert der Baumwollpreis nicht von den Verzögerungen. Dies könnte sich ändern, wenn Ertrag und Qualität weiter unter der Nässe leiden sollten. In seinen jüngsten Prognosen hat das US-Landwirtschaftsministerium USDA seine Erwartung an den durchschnittlichen Ertrag bei Baumwolle bereits nach unten korrigiert und entsprechend auch die US-Produktion leicht gesenkt. Dennoch bleibt es bei einem beeindruckenden Produktionsplus von über 25%, auch wenn dieses einem sehr schwachen Vorjahr folgt.
Die Weltbaumwollproduktion soll deswegen 2014/15 das Vorjahresniveau halten, statt wie in den beiden Vorjahren zu sinken. Zwar sorgen die niedrigeren Preise für eine Ausweitung der Nachfrage, doch bleibt das USDA bei seiner Prognose eines weiteren Überschusses am globalen Baumwollmarkt 2014/15 in Höhe von knapp 6 Mio. Ballen. Dies, gemeinsam mit einem weiteren Schnitt bei der Prognose für die chinesischen Importe um 1 Mio. auf 7 Mio. Ballen, macht wenig Hoffnung für eine baldige deutliche Erholung des Baumwollpreises.