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Zunehmende Konjunktursorgen lasten auf Metallpreisen

17.10.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten gestern erstmals in dieser Woche und erst zum zweiten Mal seit Anfang letzter Woche einen Handelstag im Plus abschließen. Verantwortlich dafür war ein kräftiger Preisanstieg am Abend, welcher Brent und WTI innerhalb weniger Minuten um bis zu drei USD steigen ließ. Hierbei dürfte es sich im Wesentlichen um eine technische Korrekturbewegung gehandelt haben, welche durch Eindeckungen von Short-Positionen ausgelöst worden sein dürfte. Nach einem Preisrückgang um 15 USD innerhalb von 2½ Wochen ist eine derartige Gegenbewegung nicht ungewöhnlich, zumal sie im Falle von Brent mit dem Auslaufen des November-Kontraktes zusammenfiel.

Am Morgen bröckeln die Preise bereits wieder ab. Der seit heute maßgebliche Dezember-Kontrakt handelt am Morgen bei 86 USD je Barrel, nachdem er gestern Abend in der Spitze 88 USD erreichte. Die Ölpreise dürften ihren Abwärtstrend nach kurzer Unterbrechung wieder aufnehmen, da Marktteilnehmer das höhere Preisniveau dazu nutzen dürften, sich von Long-Positionen zu trennen.

Die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerdaten zeigten für die letzte Woche einen Anstieg der US-Rohölvorräte um knapp 9 Mio. Barrel. Dies war deutlich mehr als erwartet, lag aber etwas unter dem vom API am Vortag gemeldeten Lageraufbau. Der Ölpreis reagierte daher nicht mehr darauf, ebenso wenig auf den Anstieg der Ölvorräte in Cushing. Der Lageraufbau wurde durch eine geringere Rohölverarbeitung begünstigt. Zudem stieg die US-Rohölproduktion auf das höchste Niveau seit 29 Jahren. Die US-Benzinlagerbestände fielen dagegen unerwartet deutlich auf das niedrigste Niveau seit knapp zwei Jahren. Zu dieser Jahreszeit stellt dies aber kein Problem dar.


Edelmetalle

Unterstützt durch Konjunktursorgen der Marktteilnehmer hält sich Gold zum Wochenausklang bei rund 1.240 USD je Feinunze. Auch die Aussicht auf ein weiteres Hilfsprogramm für Griechenland (in Form einer vorsorglichen Kreditlinie des ESM) hat zu einer höheren Nachfrage nach Gold beigetragen. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten Zuflüsse von knapp zwei Tonnen.

Im Schlepptau der Industriemetalle standen die industriellen Edelmetalle spürbar unter Druck. Vor allem Palladium gab nach und rutschte zwischenzeitlich auf ein 7½-Monatstief von 730 USD je Feinunze. Dies führen wir auf technische Verkäufe zurück, nachdem es dem Preis letzte Woche nicht gelungen war, die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie wieder nachhaltig zu überschreiten. Die Palladium-ETFs verzeichneten gestern Zuflüsse von 17 Tsd. Unzen, welche fast ausschließlich auf die beiden noch relativ neuen ETFs in Südafrika zurückzuführen sind. Diese verhinderten möglicherweise einen noch stärkeren Preisrückgang.

Daten des europäischen Verbands der Automobilproduzenten zufolge wurden in der EU im letzten Monat 1,27 Mio. Autos neu zugelassen, gut 6% mehr als im Vorjahr. Die Dynamik hat somit wieder spürbar angezogen, wozu alle wichtigen Absatzmärkte in der EU beigetragen haben. Die robuste Nachfrage aus der Automobilindustrie sollte die Preise für Palladium und auch Platin unterstützen.


Industriemetalle

Gute US-Konjunkturdaten - die Industrieproduktion lag im September deutlich über den Erwartungen - gaben den Metallpreisen gestern keinen Auftrieb. Im Gegenteil, diese fielen gemessen am LME-Industriemetallindex auf 3.012 Punkte und damit den tiefsten Stand seit 6½ Monaten. Alle sechs an der Londoner Metallbörse gehandelten wesentlichen Industriemetalle verbilligten sich dabei, zu den größten Verlierern zählten Zink und Nickel, welche seit Jahresbeginn aber noch immer die beste Preisentwicklung aufweisen.

In den rückläufigen Preisen spiegeln sich unseres Erachtens die zunehmenden Befürchtungen der Marktteilnehmer hinsichtlich einer deutlichen Abschwächung der globalen Konjunktur wider. Wie es um China bestellt ist, werden neue Daten nächste Woche zeigen, die am Dienstag veröffentlicht werden. Für das BIP im dritten Quartal erwarten unsere Volkswirte eine Wachstumsrate von 7,2% gegenüber Vorjahr, nach +7,5% im zweiten Quartal.

Die International Nickel Study Group (INSG) hat ebenfalls ihre Prognosen zu Angebot und Nachfrage am globalen Nickelmarkt revidiert und erstmals Prognosen für 2015 veröffentlicht. Sie erwartet für 2014 nun nur noch einen marginalen Angebotsüberschuss von 10 Tsd. Tonnen. Im nächsten Jahr soll der Nickelmarkt dann erstmals seit fünf Jahren wieder in ein Angebotsdefizit drehen (20 Tsd. Tonnen). Vor allem das Angebot bleibt wegen des Exportverbots in Indonesien und technischen Problemen in Minen andernorts hinter den Erwartungen zurück. Die Aussicht auf eine angespannte Marktlage sollte u.E. den Nickelpreisen mittelfristig Unterstützung geben.

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Agrarrohstoffe

Die Preise für Getreide und Ölsaaten erwiesen sich in den letzten äußerst turbulenten Tagen an den Rohstoffmärkten als bemerkenswert robust. Während die Öl- und Metallpreise unter Druck standen, verzeichneten die Preise für Mais, Weizen und Sojabohnen Zuwächse. Nach dem massiven Preisrückgang in den letzten Monaten scheint eine Mehrheit der Marktteilnehmer bei Getreide und Ölsaaten inzwischen einen Boden zu sehen. Auch wir sehen die Preise nahe am Tief.

Das reichliche Angebot und die reinkommenden Ernten sollten merklich höheren Preisen vorerst aber noch entgegenstehen (siehe auch Rohstoffe kompakt Agrar: Lagerbestände werden weiter aufgebaut - Preise im Keller vom 16. Oktober).
Das französische Agrarberatungsunternehmen Strategie Grains erwartet für das nächste Jahr EU-weit eine unveränderte Weizenanbaufläche von 24 Mio. Hektar. Weizen ist damit die einzige Feldfrucht, welche keinen Flächenrückgang zu verzeichnen hat. Bei Mais erwartet Strategie Grains eine um 2% niedrigere Fläche, ebenso bei Wintergerste.

Die Rapsfläche soll sogar um 3% sinken. Die Schätzung für die diesjährige EU-Maisernte hat Strategie Grains um 2 Mio. auf 73,3 Mio. Tonnen nach oben revidiert, was einem neuen Rekordwert entspricht. Auch die Schätzung für die EU-Weizenernte 2014 wurde nochmals leicht auf 147,4 Mio. Tonnen erhöht.




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