Kräftiger Lageraufbau in den USA setzt Ölpreise unter Druck
23.10.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise sind gestern Abend erneut unter Druck geraten. Brentöl verbilligte sich um 2,5 US-Dollar und fällt am Morgen auf ein Wochentief von 84,1 USD je Barrel. Auslöser für den neuerlichen Preisrutsch waren die US-Lagerdaten, welche laut US-Energieministerium für die letzte Woche einen unerwartet kräftigen Anstieg der US-Rohöllagerbestände um gut 7 Mio. Barrel zeigten. Das API hatte am Vortag einen weitaus geringeren Lageraufbau von lediglich 1,2 Mio. Barrel berichtet, weshalb einige Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt wurden.
Hauptverantwortlich für den Lageraufbau war eine deutlich gesunkene Rohölverarbeitung, während gleichzeitig die US-Rohölproduktion nur knapp unter dem in der Vorwoche verzeichneten 29-Jahreshoch lag. Auch die Rohölvorräte in Cushing stiegen merklich um knapp 1 Mio. Barrel, was den WTI-Preis belastete. Ohne eine Produktionskürzung der OPEC bleibt der Ölmarkt überversorgt. Der libysche OPEC-Gouverneur bezifferte das Überangebot auf 1 Mio. Barrel pro Tag und forderte daher von der OPEC eine Kürzung um mindestens 500 Tsd. Barrel pro Tag.
Für sein Land beansprucht er eine Ausnahme, da Libyen nach einem Jahr Marktabstinenz aufgrund von Kämpfen und Protesten gerade erst dabei sei, seine Ölproduktion zu normalisieren. Diese Argumentation ist zwar nachvollziehbar, verdeutlicht aber das grundlegende Problem der OPEC. Keines der OPEC-Länder ist offensichtlich bereit, zur Produktionskürzung beizutragen. Der OPEC dürfte es somit schwer fallen, das Überangebot vom Markt zu nehmen.
Edelmetalle
Der Goldpreis ist gestern um 10 USD auf rund 1.240 USD je Feinunze gefallen. Grund hierfür waren die Inflationsdaten in den USA. Dort lag die Teuerungsrate im September leicht über den Erwartungen, was unter den Marktteilnehmern dazu führte, dass die zwischenzeitlich schon teilweise ausgepreisten Zinserhöhungserwartungen wieder mehr in den Vordergrund rückten. Im Zuge dessen wertete der US-Dollar wieder deutlich auf, was ebenfalls den Goldpreis belastete. Im Fahrwasser von Gold standen auch die anderen Edelmetalle unter Druck, welche allesamt überproportional verloren. Im Falle von Silber belief sich das Minus sogar auf 2%.
Gemäß Daten von Thomson Reuters GFMS und Société Générale zufolge ist das sog. globale Hedge-Buch im zweiten Quartal um 55 Tonnen gestiegen. Per Ende Juni hatten die Goldproduzenten demnach 146 Tonnen Gold auf Termin verkauft. Der Anstieg war aber im Wesentlichen auf einen Goldproduzenten zurückzuführen, so dass sich hieraus kein Trend für die Industrie ableiten lässt. Normalerweise verkaufen die Produzenten umso mehr Gold im Voraus, je niedriger ihre Preiserwartungen für das Edelmetall sind.
Für das Gesamtjahr erwarten Thomson Reuters GFMS und Société Générale Netto-Absicherungsgeschäfte von 40 Tonnen. Dies wäre das erste Mal seit 2011, dass die Goldproduzenten unter dem Strich wieder Gold auf Termin verkaufen.
Industriemetalle
Der von HSBC erhobene vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China ist im Oktober leicht auf 50,4 gestiegen. Erwartet wurde ein unveränderter Wert. Dies gibt den Metallpreisen heute Morgen allerdings kaum Auftrieb, denn die meisten asiatischen Aktienmärkte sind im Minus, was für eine anhaltend hohe Risikoaversion der Marktteilnehmer spricht. Der chinesische Premierminister Li Keqiang hatte kürzlich davor gewarnt, dass für die Wirtschaft nach wie vor Abwärtsrisiken bestehen. Zudem sagte er, dass die Reformmaßnahmen Zeit benötigen, bis sie wirken.
Gestern hat die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission den Bau von fünf Flughäfen und drei Eisenbahnprojekten im Wert von 150 Mrd. CNY (24,5 Mrd. USD) genehmigt. Schon letzte Woche wurden Projekte dieser Art genehmigt. Sie sollten zu einer soliden Nachfrage nach Metallen beitragen.
Daten des International Aluminium Institute zufolge hat die globale Aluminiumproduktion im September mit 145,9 Tsd. Tonnen pro Tag ein neues Rekordhoch erreicht. Vor allem in China wurde die Produktion weiter ausgeweitet. Das Land steht mittlerweile für fast 47% der weltweiten Aluminiumherstellung. Die hohen Produktionsraten deuten unseres Erachtens darauf hin, dass China auch in den kommenden Monaten große Mengen Aluminium exportieren und damit zur reichlichen Versorgungslage am Weltmarkt beitragen wird. Preise über 2.000 USD je Tonne halten wir daher für nicht gerechtfertigt.
Agrarrohstoffe
Die russische Getreideernte könnte im nächsten Jahr enttäuschen. Laut dem Agrarberatungsunternehmen SovEcon befinden sich die Wintergetreidepflanzen in einem schlechteren Zustand als im Jahr 2009. Grund hierfür ist die Trockenheit. In den letzten 45 Tagen fielen in einigen Teilen Russlands nur 20% der normalen Regenmenge. Dies hat zwar die Aussaat im Herbst begünstigt, gleichzeitig aber auch die Entwicklung der Pflanzen behindert. Damit sind die jungen Pflanzen anfälliger gegenüber Frostschäden während des Winters.
In weiten Teilen Russlands liegen die Temperaturen bereits nahe dem Gefrierpunkt. Im Jahr 2010 sank die Weizenernte Russlands um 33% auf 41,5 Mio. Tonnen, was die russische Regierung damals zu einem Exportstopp veranlasste. Einen ähnlichen Ernteeinbruch im nächsten Jahr zu prognostizieren, ist dennoch verfrüht. Denn vor 4½ Jahren kam noch eine extreme Dürre während der Sommermonate hinzu.
Die gegenwärtige Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums eines Anstiegs der russischen Weizenernte im kommenden Jahr um 13% auf 59 Mio. Tonnen dürfte sich dennoch als zu optimistisch erweisen. Dies spricht für höhere Weizenpreise im Jahr 2015.
Die Ölpreise sind gestern Abend erneut unter Druck geraten. Brentöl verbilligte sich um 2,5 US-Dollar und fällt am Morgen auf ein Wochentief von 84,1 USD je Barrel. Auslöser für den neuerlichen Preisrutsch waren die US-Lagerdaten, welche laut US-Energieministerium für die letzte Woche einen unerwartet kräftigen Anstieg der US-Rohöllagerbestände um gut 7 Mio. Barrel zeigten. Das API hatte am Vortag einen weitaus geringeren Lageraufbau von lediglich 1,2 Mio. Barrel berichtet, weshalb einige Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt wurden.
Hauptverantwortlich für den Lageraufbau war eine deutlich gesunkene Rohölverarbeitung, während gleichzeitig die US-Rohölproduktion nur knapp unter dem in der Vorwoche verzeichneten 29-Jahreshoch lag. Auch die Rohölvorräte in Cushing stiegen merklich um knapp 1 Mio. Barrel, was den WTI-Preis belastete. Ohne eine Produktionskürzung der OPEC bleibt der Ölmarkt überversorgt. Der libysche OPEC-Gouverneur bezifferte das Überangebot auf 1 Mio. Barrel pro Tag und forderte daher von der OPEC eine Kürzung um mindestens 500 Tsd. Barrel pro Tag.
Für sein Land beansprucht er eine Ausnahme, da Libyen nach einem Jahr Marktabstinenz aufgrund von Kämpfen und Protesten gerade erst dabei sei, seine Ölproduktion zu normalisieren. Diese Argumentation ist zwar nachvollziehbar, verdeutlicht aber das grundlegende Problem der OPEC. Keines der OPEC-Länder ist offensichtlich bereit, zur Produktionskürzung beizutragen. Der OPEC dürfte es somit schwer fallen, das Überangebot vom Markt zu nehmen.
Edelmetalle
Der Goldpreis ist gestern um 10 USD auf rund 1.240 USD je Feinunze gefallen. Grund hierfür waren die Inflationsdaten in den USA. Dort lag die Teuerungsrate im September leicht über den Erwartungen, was unter den Marktteilnehmern dazu führte, dass die zwischenzeitlich schon teilweise ausgepreisten Zinserhöhungserwartungen wieder mehr in den Vordergrund rückten. Im Zuge dessen wertete der US-Dollar wieder deutlich auf, was ebenfalls den Goldpreis belastete. Im Fahrwasser von Gold standen auch die anderen Edelmetalle unter Druck, welche allesamt überproportional verloren. Im Falle von Silber belief sich das Minus sogar auf 2%.
Gemäß Daten von Thomson Reuters GFMS und Société Générale zufolge ist das sog. globale Hedge-Buch im zweiten Quartal um 55 Tonnen gestiegen. Per Ende Juni hatten die Goldproduzenten demnach 146 Tonnen Gold auf Termin verkauft. Der Anstieg war aber im Wesentlichen auf einen Goldproduzenten zurückzuführen, so dass sich hieraus kein Trend für die Industrie ableiten lässt. Normalerweise verkaufen die Produzenten umso mehr Gold im Voraus, je niedriger ihre Preiserwartungen für das Edelmetall sind.
Für das Gesamtjahr erwarten Thomson Reuters GFMS und Société Générale Netto-Absicherungsgeschäfte von 40 Tonnen. Dies wäre das erste Mal seit 2011, dass die Goldproduzenten unter dem Strich wieder Gold auf Termin verkaufen.
Industriemetalle
Der von HSBC erhobene vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China ist im Oktober leicht auf 50,4 gestiegen. Erwartet wurde ein unveränderter Wert. Dies gibt den Metallpreisen heute Morgen allerdings kaum Auftrieb, denn die meisten asiatischen Aktienmärkte sind im Minus, was für eine anhaltend hohe Risikoaversion der Marktteilnehmer spricht. Der chinesische Premierminister Li Keqiang hatte kürzlich davor gewarnt, dass für die Wirtschaft nach wie vor Abwärtsrisiken bestehen. Zudem sagte er, dass die Reformmaßnahmen Zeit benötigen, bis sie wirken.
Gestern hat die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission den Bau von fünf Flughäfen und drei Eisenbahnprojekten im Wert von 150 Mrd. CNY (24,5 Mrd. USD) genehmigt. Schon letzte Woche wurden Projekte dieser Art genehmigt. Sie sollten zu einer soliden Nachfrage nach Metallen beitragen.
Daten des International Aluminium Institute zufolge hat die globale Aluminiumproduktion im September mit 145,9 Tsd. Tonnen pro Tag ein neues Rekordhoch erreicht. Vor allem in China wurde die Produktion weiter ausgeweitet. Das Land steht mittlerweile für fast 47% der weltweiten Aluminiumherstellung. Die hohen Produktionsraten deuten unseres Erachtens darauf hin, dass China auch in den kommenden Monaten große Mengen Aluminium exportieren und damit zur reichlichen Versorgungslage am Weltmarkt beitragen wird. Preise über 2.000 USD je Tonne halten wir daher für nicht gerechtfertigt.
Agrarrohstoffe
Die russische Getreideernte könnte im nächsten Jahr enttäuschen. Laut dem Agrarberatungsunternehmen SovEcon befinden sich die Wintergetreidepflanzen in einem schlechteren Zustand als im Jahr 2009. Grund hierfür ist die Trockenheit. In den letzten 45 Tagen fielen in einigen Teilen Russlands nur 20% der normalen Regenmenge. Dies hat zwar die Aussaat im Herbst begünstigt, gleichzeitig aber auch die Entwicklung der Pflanzen behindert. Damit sind die jungen Pflanzen anfälliger gegenüber Frostschäden während des Winters.
In weiten Teilen Russlands liegen die Temperaturen bereits nahe dem Gefrierpunkt. Im Jahr 2010 sank die Weizenernte Russlands um 33% auf 41,5 Mio. Tonnen, was die russische Regierung damals zu einem Exportstopp veranlasste. Einen ähnlichen Ernteeinbruch im nächsten Jahr zu prognostizieren, ist dennoch verfrüht. Denn vor 4½ Jahren kam noch eine extreme Dürre während der Sommermonate hinzu.
Die gegenwärtige Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums eines Anstiegs der russischen Weizenernte im kommenden Jahr um 13% auf 59 Mio. Tonnen dürfte sich dennoch als zu optimistisch erweisen. Dies spricht für höhere Weizenpreise im Jahr 2015.