Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Paradigmenwechsel am Ölmarkt

24.10.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stiegen gestern Nachmittag kräftig und machten die Verluste des Vortages damit wieder wett. Brent handelte am Morgen bei knapp 87 USD je Barrel, WTI bei knapp 82 USD je Barrel. Auslöser für den Preisanstieg waren Meldungen, wonach Saudi-Arabien im September deutlich weniger Öl am Markt angeboten hat als im August. Industriekreisen zufolge sank die abgesetzte Ölmenge (bestehend aus Exporten und heimischer Nachfrage) um 328 Tsd. auf 9,36 Mio. Barrel pro Tag.

Gleichzeitig wurde aus derselben Quelle bekannt, dass Saudi-Arabien seine Ölproduktion im September leicht auf 9,7 Mio. Barrel pro Tag gesteigert hat. Wenn Saudi-Arabien trotz einer steigenden Produktion weniger Öl am Markt anbietet, deutet dies auf eine schwächere Nachfrage hin. Dies lässt sich kaum als Argument für steigende Ölpreise interpretieren.

Wir haben unsere Ölpreisprognose gesenkt und erwarten nur noch einen durchschnittlichen Brentölpreis von 85 USD je Barrel im nächsten Jahr (bislang 105 USD). Grund hierfür ist die Verhaltensänderung der OPEC, welche ihren Fokus auf die Verteidigung von Marktanteilen legt und nicht mehr wie in der Vergangenheit auf die Verteidigung bestimmter Preisniveaus. Dieser Paradigmenwechsel macht eine hinreichende Produktionskürzung der OPEC unwahrscheinlich, um das im nächsten Jahr zu erwartende Überangebot vom Markt zu nehmen (siehe auch Woche im Fokus vom 24. Oktober).

Die gestrigen Beschlüsse des EU-Klimagipfels, den Treibhausgasausstoß bis 2030 um mindestens 40% gegenüber 1990 reduzieren sowie zur Zielerreichung ein reformiertes EU-Emissionshandelssystem nutzen zu wollen, dürften die von uns erwartete weitere Preiserholung am CO2-Markt unterstützen.

Open in new window


Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern auf ein Wochentief von weniger als 1.230 USD je Feinunze gefallen, nachdem neue Konjunkturdaten die Rezessionsängste im Euroraum etwas zurückgedrängt haben. So ist der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Euroraum im Oktober entgegen den Erwartungen gestiegen, was immerhin für ein leichtes Wachstum der Wirtschaft in der Eurozone im zweiten Halbjahr spricht. Auch solide US-Konjunkturdaten belasteten den Preis.

Dagegen hat Silber sein Preisniveau verteidigt und handelt heute Morgen bei knapp 17,3 USD je Feinunze. Das Silver Institute hat jüngst einen Bericht veröffentlicht, wonach Investoren über verschiedene Anlagevehikel im nächsten Jahrzehnt bis zu einer Milliarde Unzen Silber kaufen könnten. Das Silber soll dabei aufgrund einer schwachen Weltwirtschaft, zum Kapitalerhalt und sowie seiner Eigenschaft als führendes Industriemetall erworben werden.

Seit dem Jahr 2006 wurden laut Angaben des Silver Institutes mehr als 860 Mio. Unzen Silber zu Investmentzwecken gekauft. Ende 2013 waren demnach mindestens 2,3 Mrd. Unzen Silber in Form von Barren und Münzen weltweit im Umlauf. Die Investmentnachfrage bleibt laut Einschätzung des Silver Institutes der bedeutendste Einflussfaktor für den Silberpreis.


Industriemetalle

Die Metallpreise zeigen sich zum Wochenausklang gegenüber den Schlusskursen von gestern weitgehend unverändert - trotz eher schwächerer Konjunkturindikatoren aus China. Wie das Nationale Statistikbüro heute Morgen mitteilte, sind im September in 69 von 70 erfassten Städten die Preise für Neubauten im Monatsvergleich gesunken. Auch haben die Immobilienentwickler im letzten Monat deutlich weniger Land von der Regierung gekauft, da sie auf einem hohen Bestand an unverkauften Grundstücken und sich im Bau befindlichen Projekten sitzen. Die Daten deuten auf eine andauernde Abkühlung des Immobilienmarktes hin, was negative Konsequenzen für die chinesische Wirtschaft haben könnte.

Als einziges Industriemetall legte Kupfer gestern gegen Trend im Sektor zu und verteuerte sich um 1% auf rund 6.700 USD je Tonne. Dies führen wir unter anderem auf die Eindeckung von Short-Positionen zurück. Die CFTC-Statistik, die heute Abend veröffentlicht wird, kann darüber allerdings noch keine Auskunft geben, da sie nur die Woche bis einschließlich Dienstag erfasst. Unterdessen hat sich die Lage am globalen Kupfermarkt im Juli etwas entspannt.

Gemäß Daten der International Copper Study Group (ICSG) gab es im Juli dank einer höheren Produktion erstmals seit sieben Monaten wieder einen Angebotsüberschuss. Für das Gesamtjahr erwartet die ICSG aber ein hohes Angebotsdefizit (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 16. Oktober). Dies dürfte zu mittelfristig höheren Kupferpreisen beitragen, sofern die globale Wirtschaft nicht einbricht.


Agrarrohstoffe

Der Novemberkontrakt für Sojabohnen stieg gestern um mehr als 3% und handelte erstmals seit Mitte September kurzzeitig wieder bei 10 USD je Scheffel. Vom Tief Anfang des Monats haben sich Sojabohnen somit um 10% verteuert. Preistreibend war gestern die Nachricht unerwartet robuster US-Exporte. Laut US-Landwirtschaftsministerium wurden in der letzten Woche 2,2 Mio. Tonnen Sojabohnen für den Export verkauft, davon allein 1,7 Mio. Tonnen nach China. Einzelaufträge von mehr als 100 Tsd. Tonnen müssen normalerweise unverzüglich gemeldet werden.

Anhand dieser Meldungen hatte sich ein so großes wöchentliches Exportvolumen nicht angekündigt, weshalb der Markt davon überrascht wurde. Bei Mais lagen die wöchentlichen Exportverkäufe mit 1,03 Mio. Tonnen ebenfalls über den Markterwartungen. Mais verteuert sich daher um 2% und erreichte am Morgen ein 7-Wochenhoch von 3,62 USD je Scheffel. In den kommenden Tagen ist im Mittleren Westen der USA trockenes Wetter vorhergesagt. Dies sollte es den Landwirten erlauben, den bislang bestehenden Ernterückstand aufzuholen. Mit der voranschreitenden Ernte sollte sich der Fokus wieder stärker auf das reichliche Angebot richten. Dies spricht insbesondere bei Sojabohnen in den kommenden Wochen wieder für niedrigere Preise.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"