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Aktien und US-Dollar geben Rückenwind

29.10.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen am Morgen ihre Erholung fort, nachdem sie bereits gestern leicht zulegen konnten. Brent steigt auf 86,5 USD je Barrel und hat sich damit vom am Montag verzeichneten Tief um 2 USD entfernt. WTI notiert bei knapp 82 USD je Barrel, nachdem der Preis vor zwei Tagen noch kurzzeitig unter 80 USD gefallen war und dabei ein 28-Monatstief markierte.

Die jüngste Preiserholung dürfte vor allem mit externen Faktoren wie einem schwächeren US-Dollar, festeren Aktienmärkten und einem gestiegenen US-Verbrauchervertrauen zu tun haben als mit einer Verbesserung der Fundamentaldaten. Letztere deuten weiter auf eine reichliche Versorgung des Marktes hin, wie der gestern nach Handelsschluss vom US-Branchenverband API berichtete Anstieg der US-Rohölvorräte um 3,2 Mio. Barrel zeigt.

Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Auch hier wird ein Lageraufbau um gut 3 Mio. Barrel erwartet, nachdem die Lagerbestände in den vorherigen drei Wochen bereits um 21 Mio. Barrel gestiegen waren. Angesichts dieser Tatsachen ist ein weiterer Preisanstieg nur schwer zu rechtfertigen.

Sollte der US-Dollar nach der Fed-Sitzung wieder zur Stärke neigen, dürfte es mit der Preiserholung bei Rohöl schnell wieder vorbei sein. Unterdessen droht das Überangebot auf dem globalen Ölmarkt sogar noch größer zu werden. Denn Irakisch-Kurdistan will laut Industriekreisen seine Ölieferungen in die Türkei bis zum Jahresende auf 400 Tsd. Barrel pro Tag erhöhen. Die Pipelinekapazität soll derselben Quelle zufolge in wenigen Wochen sogar auf 700 Tsd. Barrel pro Tag steigen.


Edelmetalle

Während Silber, Platin und Palladium gestern von den Industriemetallen mit nach oben gezogen wurden, tritt Gold auf Schlusskursbasis weiter auf der Stelle. Im gestrigen Handelsverlauf stieg Gold im Zuge schwächerer US-Konjunkturdaten zwar mal kurzfristig Richtung 1.240 USD je Feinunze, gab diese Gewinne aber kurze Zeit später wieder ab. Einem nachhaltigen Preisanstieg standen wohl weitere ETF-Abflüsse entgegen.

Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden um 1,8 Tonnen reduziert - der dritte Tagesabfluss in Folge -, was auf den SPDR Gold Trust zurückzuführen war. Das Hauptaugenmerk der Marktteilnehmer wird sich heute auf die Sitzung der US-Notenbank Fed richten. Sie wird wohl ihre Anleihekäufe im Rahmen von QE3 komplett einstellen. Der Markt hat mittlerweile die Erwartung einer ersten Zinserhöhung weit nach hinten verschoben. Sollte es zu überraschenden Aussagen der Fed kommen, dürfte sich dies über den EUR-USD-Wechselkurs wohl auch auf die Edelmetallpreise auswirken.

Gemäß Daten des Internationalen Währungsfonds hat Russland im September seine Goldreserven um gut 37 Tonnen auf knapp 1.150 Tonnen aufgestockt. Das Land hat damit seine Bestände bereits den sechsten Monat in Folge aufgebaut. Größere Goldkäufer waren auch die Türkei (12 Tonnen), Aserbaidschan (4 Tonnen) sowie Mauritius und Kasachstan (jeweils rund 2 Tonnen). Die Goldkäufe der Zentralbanken dürften im letzten Monat ein noch stärkeres Abrutschen des Goldpreises verhindert haben.


Industriemetalle

Feste Aktienmärkte rund um den Globus gaben gestern den Industriemetallen Auftrieb. Der LME-Industriemetallindex stieg um 1,2% auf 3.122 Punkte und erreichte damit den höchsten Stand seit fünf Wochen. Schwächere US-Konjunkturdaten - die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter blieben hinter den Erwartungen zurück - wurden dabei weitgehend ignoriert.

Heute Morgen legen die Preise allerdings erstmal eine Verschnaufpause ein, trotz teilweise merklich steigender asiatischer Aktienmärkte. Mit einem Plus von über 5% war Nickel gestern klar das Metall mit der besten Preisentwicklung. Die Aufwärtsbewegung setzt sich heute Morgen fort, so dass Nickel fast wieder bei 16.000 USD je Tonne und somit knapp 1.300 USD höher als zu Wochenbeginn notiert.

Wir führen den Preissprung in erster Linie auf die Eindeckung von Short-Positionen spekulativer Finanzinvestoren zurück, da sich diese zuletzt bei Nickel pessimistischer gezeigt hatten. Gemäß neuester Daten der LME zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer wurden die Netto-Long-Positionen per Freitag im Wochenvergleich um 24% auf 17 Tsd. Kontrakte reduziert.

Wir sehen beim Nickelpreis kurzfristig weiteres Aufwärtspotenzial, da der Preisrückgang der letzten Wochen u.E. zum einen übertrieben war. Zum anderen arbeiten die meisten NPI-Produzenten in China Daten von SMM zufolge aktuell mit Verlusten, so dass es hier bald zu Produktionskürzungen kommen sollte. NPI machte im letzten Jahr ungefähr 25% der weltweiten Nickelproduktion aus.


Agrarrohstoffe

Der Kakaopreis in London ist in den letzten fünf Handelstagen um insgesamt 6,5% gefallen und hat gestern erstmals seit fünf Monaten unter der Marke von 1.900 GBP je Tonne geschlossen. Auch der Kakaopreis in New York ist mit 2.923 USD je Tonne so niedrig wie zuletzt vor fünf Monaten. Von ihren vor einem Monat verzeichneten Mehrjahreshochs haben sich beide Preise um ca. 13% entfernt. Offensichtlich wird die Ebola-Gefahr für die westafrikanischen Produzentenländer Elfenbeinküste und Ghana nicht mehr so groß gesehen. Bislang ist es nicht zu Beeinträchtigungen bei den Lieferungen gekommen.

Beide Länder stellen zusammen 60% des weltweiten Kakaoangebots. Ohne die Risikoprämie wegen Ebola wird der Blick frei auf einen reichlich versorgten Markt, was Preise deutlich über 2.000 GBP je Tonne bzw. deutlich über 3.000 USD je Tonne kaum rechtfertigt.

Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben inzwischen begonnen, ihre Wetten auf steigende Kakaopreise zu reduzieren. An der LIFFE lagen die Netto-Long-Positionen bei Kakao am 21. Oktober 28% unter dem Niveau von Ende September, an der ICE zum selben Stichtag 29% darunter. Der Preisrückgang der letzten Tage legt nahe, dass sich der Rückzug dieser Gruppe von Marktteilnehmern fortgesetzt hat. Wir rechnen daher kurzfristig mit weiter fallenden Kakaopreisen.

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