Gold und Silber im freien Fall
31.10.2014 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis fällt am Morgen auf 85 USD je Barrel und hat damit die in der ersten Wochenhälfte erzielten Gewinne nahezu vollständig wieder abgegeben. Gleiches gilt für WTI, welches deutlich unterhalb von 81 USD je Barrel handelt. Die Ölpreise werden neben einem festeren US-Dollar weiterhin von einem mehr als reichlichen Angebot belastet. Laut einer Bloomberg-Umfrage hat die OPEC ihre Ölproduktion im Oktober um 53 Tsd. auf 30,974 Mio. Barrel pro Tag gesteigert.
Insbesondere im Irak, Saudi-Arabien und Libyen wurde mehr Öl gefördert. Dem standen Rückgänge in Angola, Kuwait und Nigeria gegenüber. Der Produktionsrückgang in Kuwait dürfte auf die vorübergehende Schließung eines Ölfeldes aufgrund von Umweltproblemen zurückzuführen sein und nicht auf eine freiwillige und vor allem dauerhafte Produktionskürzung. Das Ölangebot in den beiden westafrikanischen Ländern schwankt häufig wegen Wartungsarbeiten, so dass im kommenden Monat mit einem Produktionsanstieg gerechnet werden muss.
Die wichtigen OPEC-Länder sind weiterhin nicht bereit, ihr Angebot zu reduzieren und damit Marktanteile aufzugeben. Eine Einigung auf eine Produktionskürzung bei der OPEC-Sitzung in vier Wochen wird somit immer unwahrscheinlicher. Dies spricht für weiteren Druck auf die Ölpreise. Anfang nächster Woche gibt Saudi-Arabien seine Verkaufspreise für Dezember bekannt. Marktteilnehmer rechnen mit einer Preiserhöhung, nachdem der größte OPEC-Produzent seine Preise für November noch deutlich gesenkt hatte. Dies könnte Sorgen vor einem Preiskrieg dämpfen und damit die Ölpreise stabilisieren.
Edelmetalle
Die Edelmetallpreise stehen heute gleich aus mehreren Gründen unter starkem Abgabedruck. Die überraschend starken US-BIP-Daten haben gestern den optimistischeren Konjunkturausblick der Fed am Vortag bestätigt und damit indirekt die Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen gedämpft. Dies zusammen mit der massiven Ausweitung der Bondkäufe durch die japanische Zentralbank hat den US-Dollar weiter aufwerten lassen und Gold dadurch zugesetzt.
Hinzu kommen charttechnische Faktoren. Gold ist nicht nur unter die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze gefallen, sondern auch unter das Vierjahrestief um 1.180 USD. Dies könnte weitere technisch bedingte Verkäufe über den Futuresmarkt auslösen. Die moderaten Abflüsse aus dem SPDR Gold Trust können das Ausmaß des jüngsten Preisrückgangs nicht erklären. Zudem ist die physische Nachfrage nach Gold bei Weitem nicht so schwach wie die der ETF-Anleger.
So wurden in den USA im Oktober bislang 59,5 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft. Der September war mit 58 Tsd. Unzen Goldmünzen bereits der zweitstärkste Monat nach Januar. Noch stärker als Gold traf es zuletzt Silber, welches seit Juli bereits über 20% verloren hat und mittlerweile mit rund 16 USD je Feinunze auf dem niedrigsten Stand seit Februar 2010 notiert.
Das vielbeachtete Gold-Silber-Verhältnis ist inzwischen auf 73,3 gestiegen. So günstig war Silber gegenüber Gold zuletzt vor 5½ Jahren. Erneut zeigt sich somit, dass Silber kaum Eigenleben hat und in Schwächephasen wesentlich stärker reagiert.
Industriemetalle
Die Preiserholung bei den Industriemetallen setzt sich heute nach kurzer Unterbrechung fort. Wir führen dies auf Konjunkturoptimismus und die neuen Liquiditätsmaßnahmen der japanischen Zentralbank zurück. Am Morgen hat Japan, einer der wichtigsten Metallimporteure, die Märkte mit der Ankündigung eines massiven monetären Stimulus überrascht. Der chinesische Aktienmarkt CSI 300, der stark mit den Industriemetallpreisen korreliert, hat heute daraufhin auf dem höchsten Stand seit Juni 2013 geschlossen. Man könnte aber auch die Ängste vor einer Angebotsverknappung als Erklärung für den jüngsten Preisanstieg anführen.
Laut dem chilenischen Statistikbüro INE ist die Kupferproduktion in Chile, dem mit Abstand weltweit wichtigsten Produzentenland, im September wegen Wartungsarbeiten und niedrigerer Mineralgehalte um 5% ggü. dem Vorjahr gefallen. Hinzu kommt die Angst, dass die bevorstehenden Lohnverhandlungen in der chilenischen Kupferindustrie die Produktion beeinträchtigen werden. Auch in Indonesien drohen Produktionsausfälle.
In der weltweit drittgrößten Kupfermine, Grasberg, fordern die Gewerkschaften massive Managementänderungen nach einem tödlichen Vorfall im September. Nachdem zahlreiche Minenarbeiter in den letzten Wochen nicht zur Arbeit erschienen sind, war die Produktion bereits im Oktober wohl rückläufig. Die Gewerkschaften, die fast die Hälfte aller Minenarbeiter von Grasberg auf sich vereinen, drohen nun mit einem einmonatigen Streik ab dem 6. November, sollte der Minenbetreiber ihren Forderungen nicht Folge leisten.
Agrarrohstoffe
Der Internationale Getreiderat IGC hat gestern neue Ernteschätzungen veröffentlicht. Diese deuten allesamt auf eine reichlicher Versorgung hin. Die globale Weizenernte soll im laufenden Erntejahr 2014/15 auf ein Rekordniveau von 718 Mio. Tonnen steigen. Da sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageschätzung um jeweils 1 Mio. Tonnen erhöht wurde, ändert sich an der Erwartung eines globalen Angebotsüberschusses von 8 Mio. Tonnen nichts. Für 2015/16 rechnet der IGC mit einer Ausdehnung der weltweiten Weizenanbaufläche um 1%.
Noch deutlicher fielen die Revisionen bei Mais aus. Die globale Produktion soll 980 Mio. Tonnen betragen. Das sind 6 Mio. Tonnen mehr als bislang erwartet und nur noch 3 Mio. Tonnen weniger als die Rekordernte im Vorjahr. Obwohl der globale Maisverbrauch laut IGC auf ein Rekordniveau von 961 Mio. Tonnen steigen soll, resultiert daraus noch immer ein Angebotsüberschuss von 19 Mio. Tonnen. Die weltweiten Maisbestände zum Ende des Erntejahres 2014/15 sollen daraufhin auf ein 27-Jahreshoch von 194 Mio. Tonnen steigen.
Bei Sojabohnen revidierte der IGC seine Schätzung für die weltweite Produktion 2014/15 aufgrund von Ausaatverzögerungen in Südamerika zwar um 3 Mio. Tonnen nach unten. Dennoch soll mit 307 Mio. Tonnen noch immer ein neuer Ernterekord erzielt werden. Den globalen Marktüberschuss taxiert der IGC weiterhin auf 10 Mio. Tonnen.
Der Brentölpreis fällt am Morgen auf 85 USD je Barrel und hat damit die in der ersten Wochenhälfte erzielten Gewinne nahezu vollständig wieder abgegeben. Gleiches gilt für WTI, welches deutlich unterhalb von 81 USD je Barrel handelt. Die Ölpreise werden neben einem festeren US-Dollar weiterhin von einem mehr als reichlichen Angebot belastet. Laut einer Bloomberg-Umfrage hat die OPEC ihre Ölproduktion im Oktober um 53 Tsd. auf 30,974 Mio. Barrel pro Tag gesteigert.
Insbesondere im Irak, Saudi-Arabien und Libyen wurde mehr Öl gefördert. Dem standen Rückgänge in Angola, Kuwait und Nigeria gegenüber. Der Produktionsrückgang in Kuwait dürfte auf die vorübergehende Schließung eines Ölfeldes aufgrund von Umweltproblemen zurückzuführen sein und nicht auf eine freiwillige und vor allem dauerhafte Produktionskürzung. Das Ölangebot in den beiden westafrikanischen Ländern schwankt häufig wegen Wartungsarbeiten, so dass im kommenden Monat mit einem Produktionsanstieg gerechnet werden muss.
Die wichtigen OPEC-Länder sind weiterhin nicht bereit, ihr Angebot zu reduzieren und damit Marktanteile aufzugeben. Eine Einigung auf eine Produktionskürzung bei der OPEC-Sitzung in vier Wochen wird somit immer unwahrscheinlicher. Dies spricht für weiteren Druck auf die Ölpreise. Anfang nächster Woche gibt Saudi-Arabien seine Verkaufspreise für Dezember bekannt. Marktteilnehmer rechnen mit einer Preiserhöhung, nachdem der größte OPEC-Produzent seine Preise für November noch deutlich gesenkt hatte. Dies könnte Sorgen vor einem Preiskrieg dämpfen und damit die Ölpreise stabilisieren.
Edelmetalle
Die Edelmetallpreise stehen heute gleich aus mehreren Gründen unter starkem Abgabedruck. Die überraschend starken US-BIP-Daten haben gestern den optimistischeren Konjunkturausblick der Fed am Vortag bestätigt und damit indirekt die Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen gedämpft. Dies zusammen mit der massiven Ausweitung der Bondkäufe durch die japanische Zentralbank hat den US-Dollar weiter aufwerten lassen und Gold dadurch zugesetzt.
Hinzu kommen charttechnische Faktoren. Gold ist nicht nur unter die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze gefallen, sondern auch unter das Vierjahrestief um 1.180 USD. Dies könnte weitere technisch bedingte Verkäufe über den Futuresmarkt auslösen. Die moderaten Abflüsse aus dem SPDR Gold Trust können das Ausmaß des jüngsten Preisrückgangs nicht erklären. Zudem ist die physische Nachfrage nach Gold bei Weitem nicht so schwach wie die der ETF-Anleger.
So wurden in den USA im Oktober bislang 59,5 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft. Der September war mit 58 Tsd. Unzen Goldmünzen bereits der zweitstärkste Monat nach Januar. Noch stärker als Gold traf es zuletzt Silber, welches seit Juli bereits über 20% verloren hat und mittlerweile mit rund 16 USD je Feinunze auf dem niedrigsten Stand seit Februar 2010 notiert.
Das vielbeachtete Gold-Silber-Verhältnis ist inzwischen auf 73,3 gestiegen. So günstig war Silber gegenüber Gold zuletzt vor 5½ Jahren. Erneut zeigt sich somit, dass Silber kaum Eigenleben hat und in Schwächephasen wesentlich stärker reagiert.
Industriemetalle
Die Preiserholung bei den Industriemetallen setzt sich heute nach kurzer Unterbrechung fort. Wir führen dies auf Konjunkturoptimismus und die neuen Liquiditätsmaßnahmen der japanischen Zentralbank zurück. Am Morgen hat Japan, einer der wichtigsten Metallimporteure, die Märkte mit der Ankündigung eines massiven monetären Stimulus überrascht. Der chinesische Aktienmarkt CSI 300, der stark mit den Industriemetallpreisen korreliert, hat heute daraufhin auf dem höchsten Stand seit Juni 2013 geschlossen. Man könnte aber auch die Ängste vor einer Angebotsverknappung als Erklärung für den jüngsten Preisanstieg anführen.
Laut dem chilenischen Statistikbüro INE ist die Kupferproduktion in Chile, dem mit Abstand weltweit wichtigsten Produzentenland, im September wegen Wartungsarbeiten und niedrigerer Mineralgehalte um 5% ggü. dem Vorjahr gefallen. Hinzu kommt die Angst, dass die bevorstehenden Lohnverhandlungen in der chilenischen Kupferindustrie die Produktion beeinträchtigen werden. Auch in Indonesien drohen Produktionsausfälle.
In der weltweit drittgrößten Kupfermine, Grasberg, fordern die Gewerkschaften massive Managementänderungen nach einem tödlichen Vorfall im September. Nachdem zahlreiche Minenarbeiter in den letzten Wochen nicht zur Arbeit erschienen sind, war die Produktion bereits im Oktober wohl rückläufig. Die Gewerkschaften, die fast die Hälfte aller Minenarbeiter von Grasberg auf sich vereinen, drohen nun mit einem einmonatigen Streik ab dem 6. November, sollte der Minenbetreiber ihren Forderungen nicht Folge leisten.
Agrarrohstoffe
Der Internationale Getreiderat IGC hat gestern neue Ernteschätzungen veröffentlicht. Diese deuten allesamt auf eine reichlicher Versorgung hin. Die globale Weizenernte soll im laufenden Erntejahr 2014/15 auf ein Rekordniveau von 718 Mio. Tonnen steigen. Da sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageschätzung um jeweils 1 Mio. Tonnen erhöht wurde, ändert sich an der Erwartung eines globalen Angebotsüberschusses von 8 Mio. Tonnen nichts. Für 2015/16 rechnet der IGC mit einer Ausdehnung der weltweiten Weizenanbaufläche um 1%.
Noch deutlicher fielen die Revisionen bei Mais aus. Die globale Produktion soll 980 Mio. Tonnen betragen. Das sind 6 Mio. Tonnen mehr als bislang erwartet und nur noch 3 Mio. Tonnen weniger als die Rekordernte im Vorjahr. Obwohl der globale Maisverbrauch laut IGC auf ein Rekordniveau von 961 Mio. Tonnen steigen soll, resultiert daraus noch immer ein Angebotsüberschuss von 19 Mio. Tonnen. Die weltweiten Maisbestände zum Ende des Erntejahres 2014/15 sollen daraufhin auf ein 27-Jahreshoch von 194 Mio. Tonnen steigen.
Bei Sojabohnen revidierte der IGC seine Schätzung für die weltweite Produktion 2014/15 aufgrund von Ausaatverzögerungen in Südamerika zwar um 3 Mio. Tonnen nach unten. Dennoch soll mit 307 Mio. Tonnen noch immer ein neuer Ernterekord erzielt werden. Den globalen Marktüberschuss taxiert der IGC weiterhin auf 10 Mio. Tonnen.