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Öl und Gold weiter in der Defensive

03.11.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit leichten Verlusten in die neue Handelswoche, nachdem sie im Oktober den stärksten monatlichen Rückgang seit Mai 2012 verzeichneten und erstmals seit dem Jahr 2008 an vier aufeinander folgenden Monaten fielen. Brent notiert wieder deutlich unter der Marke von 86 USD je Barrel, WTI nähert sich der Marke von 80 USD je Barrel. Russland hat im Oktober laut Angaben des russischen Energieministeriums 10,6 Mio. Barrel Öl und Ölkondensate produziert. Das war nur etwas weniger als im September und lag zudem nur knapp unter dem Rekordhoch in Nach-Sowjetzeiten.

Die Sanktionen des Westens und der Preisverfall der letzten Monate hatten somit keinerlei Auswirkungen auf die russische Ölproduktion. Dies ist wohl erst langfristig zu erwarten. Die weiterhin hohe Ölproduktion in Russland trägt mit zum Überangebot auf dem weltweiten Ölmarkt bei und setzt die OPEC-Länder unter Druck, ihr Angebot zu reduzieren. Laut einer Reuters-Umfrage ging die OPEC-Ölproduktion im Oktober zwar um 120 Tsd. auf 30,72 Mio. Barrel pro Tag zurück. Dies ist aber noch immer deutlich mehr als benötigt.

Der Bedarf an OPEC-Öl im vierten Quartal liegt laut Schätzung der Internationalen Energieagentur bei 30,3 Mio. Barrel pro Tag, im nächsten Jahr nur noch bei 29,3 Mio. Barrel pro Tag. Der Großteil des Produktionsrückgangs war auf Nigeria und Angola zurückzuführen, deren Ölproduktion häufig Schwankungen unterworfen ist, so dass hier nicht von einer dauerhaften Reduktion ausgegangen werden kann. In den beiden Krisenländern Libyen und Irak ist die Ölproduktion dagegen leicht gestiegen. Es spricht wenig dafür, dass sich die OPEC bei der Sitzung am 27. November auf eine gemeinsame Kürzung der Ölfördermenge einigen wird.


Edelmetalle

Gold und Silber stehen auch zu Beginn der neuen Handelswoche unter Druck. Gold nähert sich dem am Freitag bei 1.161 USD je Feinunze verzeichneten 4-Jahrestief. Für Abgabedruck sorgt weiterhin ein fester US-Dollar. Allein am Freitag hat Gold in der Spitze bis zu 40 USD verloren, nachdem die wichtige Unterstützung bei 1.180 USD durchbrochen wurde. Der Verkaufsdruck ging dabei vom Futuresmarkt aus. Das Handelsvolumen an der Comex erreichte am Freitag mit 325,7 Tsd. Kontrakten ein 3-Monatshoch und lag damit mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt in diesem Jahr.

Die CFTC-Daten zur spekulativen Marktpositionierung zeigen dies noch nicht, weil der Preisrutsch erst nach dem Stichtag der Erhebung am vergangenen Dienstag einsetzte. Die Gold-ETFs verzeichneten am Freitag leichte Zuflüsse. Die Münzabsätze in den USA stiegen im Oktober mit 67,5 Tsd. Unzen auf das höchste Niveau seit Januar, wobei das Kaufinteresse in den letzten Tagen merklich zunahm. Die ersten Goldanleger nutzen das niedrige Preisniveau offensichtlich zum Einstieg.

Die wesentlich wichtigere physische Nachfrage in Asien ist dagegen auch nach dem Preisrutsch verhalten. In China liegen die Preise sogar unter den Preisen auf dem Weltmarkt, was als Indiz für eine schwache Nachfrage gelten kann. Offensichtlich halten sich die Käufer in Erwartung weiter fallender Preise zurück. Somit fehlt dem Preis derzeit eine dringend benötigte Unterstützung, was kurzfristig für einen weiteren Rückgang spricht.

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Industriemetalle

Die am Wochenende und in der Nacht veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes (PMI) aus China waren wenig erfreulich. Der offizielle PMI für das Verarbeitende Gewerbe war mit 50,8 schwächer als erwartet, wobei die Komponente für Exportaufträge erstmals seit Mai unter die wichtige Marke von 50 gerutscht ist, die eine Schwelle zwischen Ab- und Aufschwung darstellt. Die Beschäftigungskomponente liegt seit Juni 2012 durchgehend unter 50. Zwar wurde der vorläufige Wert beim HSBC-PMI für das Verarbeitende Gewerbe bestätigt, dieser liegt jedoch mit 50,4 nur knapp über 50.

Ungeachtet dessen steigt der Aktienmarkt in China weiter, was im Gegensatz zur Vergangenheit den Industriemetallpreisen noch keine Unterstützung verleiht. Die jüngste Reaktion der Preise deutet auf eine übertrieben negative Marktstimmung bei den Metallen hin. Dies kann einen Preisanstieg begünstigen, weil viele negative Faktoren für den Preis bereits eskomptiert sind.

Wie man in der jüngsten CFTC-Statistik sieht, war der Preisanstieg bei Kupfer vor einer Woche einem Stimmungsumschwung der Anleger geschuldet, die ihre Netto-Shorts bei Kupfer an der COMEX zum 28.10. fast vollständig zurückgeführt haben. Für eine nachhaltige Trendwende wären jedoch fundamentale Verbesserungen von Nöten. Die Unterstützung könnte aber auch von der Angebotsseite kommen. Während der einmonatige Streik bei der Kupfermine Grasberg in Indonesien vorerst abgesagt wurde, wollen die Arbeiter in der größten Kupfermine in Peru Antamina am 10. November in einen unbefristeten Streik treten.


Agrarrohstoffe

Seit einigen Tagen ist der Preis für Arabica-Kaffee im Dezember-Kontrakt in New York wieder unter die Marke von 200 US-Cents je Pfund gefallen, die er Ende September genommen hatte. Bereits seit Mitte Oktober waren es günstige Wettervorhersagen für das wichtigste Anbauland Brasilien, die den Impuls nach unten gaben. Noch immer besteht aber Unklarheit darüber, ob sich die Regenfälle als ausreichend erweisen, die Entwicklung der Kaffeekirschen nach der noch laufenden Blütephase gut verlaufen zu lassen.

Während einige Wetterdienste signifikante Erleichterung ausmachen, geben andere schon wieder einen Ausblick auf heißes Wetter in den nächsten Tagen. Bei der hohen Unsicherheit dürfte die Volatilität der Kaffeepreise anhalten. Zusätzlichen Druck auf die Preise übte die schwache Landeswährung Real aus. Bei den bis Mitte Oktober hohen Dollar-Preisen war begünstigt durch die Real-Schwäche der brasilianische Kaffeepreis auf ein Rekordniveau gestiegen.

Dies hatte eine Verkaufswelle der Produzenten ausgelöst, die in der zweiten Monatshälfte dämpfend auf den Preisverlauf wirkte. Die Währungsverluste, die im Zusammenhang mit der Wiederwahl von Präsidentin Rousseff stehen, drückten auch auf den Zuckerpreis an der New Yorker Börse. Angeblich wird die Schwäche des Real von brasilianischen Produzenten dazu genutzt, um die derzeit gute chinesische Nachfrage mit günstigen Dollar-Peisen von konkurrierenden Anbietern, vor allem aus Thailand, abzuwerben.




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