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Ölpreise nach Preissenkung Saudi-Arabiens unter Druck

04.11.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind in der Nacht stark unter Druck geraten. Brentöl kostet am Morgen nur noch etwas mehr als 83 USD je Barrel und damit 3 US-Dollar weniger als gestern. Der Preis nähert sich damit wieder dem Mitte Oktober verzeichneten 4-Jahrestief. WTI gab sogar noch stärker nach und ist mit gut 77 USD je Barrel so billig wie zuletzt im Oktober 2011. Die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten beträgt somit wieder 6 USD je Barrel, was zuletzt Mitte September der Fall war.

Auslöser für den Preisrutsch war die Senkung der offiziellen Verkaufspreise durch Saudi-Arabien für die USA. Die Rücknahme der jüngsten Preissenkung für Asien geriet dagegen in den Hintergrund. Offensichtlich konzentriert sich Saudi-Arabien inzwischen stärker auf die Verteidigung von Marktanteilen auf dem US-Markt, was insbesondere für die anderen wichtigen US-Lieferanten Kanada, Mexiko und Venezuela sowie für die US-Schieferölproduzenten zu einem Problem werden könnte. Insbesondere Venezuela dürfte dies als Affront auffassen, welches hauptsächlich den US-Markt beliefert und als eines der wenigen OPEC-Mitglieder Maßnahmen zur Unterstützung der Ölpreise gefordert hat.

Saudi-Arabien scheint aber 3½ Wochen vor der OPEC-Sitzung nicht bereit zu, sein Angebot zu reduzieren. Dies macht eine Einigung auf eine gemeinsame Produktionskürzung am 27. November wenig wahrscheinlich und spricht für einen anhaltenden Druck auf die Ölpreise. Der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate sagte gestern, dass die OPEC wegen des Ölpreisrückgangs zwar besorgt sei, aber nicht in Panik verfalle. Diese Aussage dürfte auch nicht dazu geeignet sein, den Preisverfall zu stoppen. Ähnlich hatte sich zuletzt auch der OPEC-Generalsekretär geäußert.

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Edelmetalle

Gold und Silber handeln weiterhin nur knapp über den am letzten Freitag verzeichneten 4-Jahrestiefs. Es besteht weiterhin das Risiko neuer Tiefstände, insbesondere sollten die US-Aktienmärkte ihren Höhenflug fortsetzen und der US-Dollar weiter aufwerten. Die starken US-Wirtschaftsdaten lieferten gestern dafür neue Argumente. So stieg der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe im Oktober auf den höchsten Stand seit Anfang 2011.

Palladium konnte sich dem Abwärtssog bei Gold und Silber zuletzt entziehen und gegen den Trend zulegen. Gestern erreichte der Palladiumpreis mit 808 USD je Feinunze ein 3½-Wochenhoch. Palladium erhält aktuell von mehreren Seiten Unterstützung. Zum einen ist die Autokonjunktur weltweit derzeit sehr robust. Der europäische Automarkt sollte in diesem Jahr erstmals seit 2011 wieder höhere Autozulassungen zeigen. China ist mit geschätzen 20 Mio. verkauften PKWs auf dem Weg zu einem neuen Weltrekord.

Auch haben die US-Autoverkaufszahlen gestern positiv überrascht. In diesem Jahr sollen in den USA soviele Autos verkauft werden wie zuletzt im Jahr 2007. Natürlich helfen dabei auch die niedrigeren Benzinpreise, die laut US-Autoverband AAA seit Ende Juni um 20% gefallen sind und erstmals seit fast vier Jahren unter 3 USD je Gallone liegen. Auf der anderen Seite gibt es weiterhin Produktionsprobleme in Südafrika und die sanktionsbedingten Risiken in Bezug auf die russische Palladiumproduktion.


Industriemetalle

Trotz der Produktionsüberschüsse zählte Aluminium mit einem Preisanstieg von 15% seit Jahresbeginn zu den "besten" Industriemetallen. Ob die fallenden LME-Vorräte, das Exportverbot Indonesiens für unbehandelte Erze oder die Angst vor Lieferausfällen aus dem Ebola-geplagten Guinea - alles schien den Preis zu unterstützen. Diese Probleme sind aus unserer Sicht eher psychologischer Natur. Denn die Lagerbestände sind trotz des Rückgangs weiter sehr hoch.

Das Exportverbot Indonesiens erfreut die Produzenten aus Malaysia, die ihre Lieferungen nach China vervielfacht hatten, wobei diese allein im September mit 566 Tsd. Tonnen höher waren als in den letzten vier Jahren zusammen. Auch hat Guinea, einer der führenden Bauxitproduzenten weltweit, bislang keine Lieferausfälle gemeldet. Berücksichtigt man die massiven Überkapazitäten in China, scheint es nur eine Frage der Zeit, bis die extrem hohen physischen Prämien von nahezu 500 USD je Tonne und die LME-Preise selbst unter Druck kommen.

In China werden in diesem Jahr laut SMM neue Produktionskapazitäten in Höhe von 2 Mio. Tonnen entstehen. Auch werden wohl viele Schmelzen, die zwischen Juni 2013 und Juni 2014 stillgelegt wurden, reaktiviert. Deshalb rechnet SMM im 4. Quartal mit einem Anstieg der chinesischen Produktion um 500 Tsd. Tonnen bzw. 7% im Vergleich zum Vorquartal. Einen Beweis für die aktuelle Überproduktion in China liefern auch die Netto-Exporte für Aluminium und Produkte, die im September mit 341 Tsd. Tonnen auf Allzeithoch stiegen.


Agrarrohstoffe

In der Woche zum 30. Oktober wurden in den USA 2,77 Mio. Tonnen Sojabohnen nach den notwendigen Inspektionen für den Export freigegeben. Dies war die höchste jemals gemeldete Menge und 23% mehr als in der gleichen Woche des Vorjahres. Offensichtlich sind die Probleme der mangelnden Verfügbarkeit inzwischen behoben. 77% dieser Exporte hat China als Ziel. Dort ist die Nachfrage nach Sojabohnen hoch und die Verarbeitungsmargen derzeit attraktiv.

Die starken US-Sojabohnenexporte spiegeln aber auch die jahreszeitliche Verschiebung der Lieferungen auf dem Weltmarkt wider. Nach den jüngsten Daten des US-Landwirtschaftsministeriums sind bereits 83% der Sojabohnen geerntet. Nach anfänglichen Verzögerungen liegt der Erntefortschritt damit im langfristigen Durchschnitt. Seit Beginn des neuen Wirtschaftsjahres im September liegen die kumulierten US-Sojabohnenexporte bei 11 Mio. Tonnen, 17% über der entsprechenden Vorjahresmenge.

Die Kautschukpreise konnten im Oktober einen Monatsgewinn verzeichnen. Zuvor waren die Preise auf 5-Jahrestief gefallen. Dies hat die größten Anbieter Thailand, Indonesien und Malaysia dazu veranlasst, für die zweite Novemberhälfte ein Treffen anzusetzen. Dabei soll über angebotsbeschränkende Maßnahmen und Möglichkeiten zur Preisgestaltung diskutiert werden. Alleine die Ankündigung zeigt bereits Wirkung.




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